Skleritis
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Skleritis ist eine Entzündung der Lederhaut (Sklera) des Auges, die untherapiert einen Visusverlust bedingen kann. Der Altersgipfel der Erkrankung liegt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, wobei Frauen bedeutend häufiger betroffen sind als Männer.
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Was ist Skleritis?
Als Skleritis wird eine diffus oder lokal begrenzt auftretende Entzündung der Lederhaut bezeichnet, die in vielen Fällen einen chronischen Verlauf mit Rezidiven (40 Prozent) aufweist. In Abhängigkeit von Lokalisation und Verlauf werden verschiedene Formen der Skleritis differenziert.
Liegt die Entzündung im vorderen Bereich bzw. vor dem Augapfeläquator handelt es sich um eine Skleritis anterior, während ein Entzündungsherd im hinterem Bereich bzw. hinter dem Augapfeläquator als Skleritis posterior bezeichnet wird. Zudem wird die Skleritis anterior unterteilt in nekrotisierende Formen mit weißlichen Nekrosebezirken, diffuse Skleritiden, die den Augapfel in aller Regel sektorenförmig beeinträchtigen, sowie noduläre Subtypen mit verschiebbaren rötlich-blauen Knoten.
Infolge der Entzündung manifestieren sich ödematöse (Flüssigkeit einlagernd) Schwellungen der Lederhaut mit ausgeprägtem Druckschmerz des betroffenen Auges, die in Kombination mit Lidödem und Chemosis eine Visusbeeinträchtigung bedingen können. Der für eine Skleritis charakteristische Druckschmerz kann bis in die jeweils betroffene Gesichtshälfte ausstrahlen.
Ursachen
Insbesondere eine Scleromalacia perforans (nekrotisierende Skleritis) wird oftmals mit einer ausgeprägten rheumatoiden Arthritis in Verbindung gebracht. Ebenso können Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Herpes Zoster oder Syphilis eine Skleritis bedingen.
In einigen Fällen kann ferner eine Keratitis (Hornhautentzündung) oder Iridozyklitis (Regenbogenhautentzündung mit Beteiligung des Ziliarkörpers) eine sekundäre Entzündung der Lederhaut hervorrufen. Selten wird eine Skleritis iatrogen durch ärztliche Intervention verursacht.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Skleritis äußert sich zunächst durch typische Entzündungszeichen wie Rötung, Schmerzen und Juckreiz im Bereich des betroffenen Auges. Charakteristisch ist das konstante Tränen des betroffenen Auges, verbunden mit Sehstörungen wie etwa Schleiersehen oder Doppelsehen, wobei die Störungen nicht stark ausgeprägt sind und meist rasch vorübergehen.
Als Folge der Entzündung und das anhaltenden Tränenflusses bildet sich eine Schwellung, welche äußerlich zu erkennen ist. Daneben kann es zu rötlich-blauen Knoten im Bereich des Auges kommen. Außerdem kann die Sehschärfe zeitweilig abnehmen, wenn die Beschwerden mit einem Lidödem oder einer Chemosis in Verbindung stehen.
In schweren Fällen kann die Skleritis zur Entstehung von Staphylomen führen. Oft bilden sich Narben oder es kommt zu bleibenden Einschränkungen der Sehkraft. Die Symptome der Skleritis treten innerhalb einiger Stunden bis Tage auf. Typischerweise kommt es bereits kurz nach dem auslösenden Ereignis zu einer sichtbaren Rötung.
Anschließend stellt sich die charakteristische Schwellung ein, begleitend von einer plötzlichen Abnahme der Sehkraft. Wird die Erkrankung direkt behandelt, klingen die Symptome normalerweise schnell wieder ab. Eine unbehandelte Skleritis kann chronisch verlaufen und im schlimmsten Fall zur Erblindung des betroffenen Auges führen.
Diagnose & Verlauf
Die Diagnose erfolgt bei einer Skleritis in aller Regel anhand der für die Erkrankung charakteristischen Symptome, insbesondere anhand des ausgeprägten Druckschmerzes. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung mit der Spaltlampe kann infolge des geschwollenen skleritischen Bereichs eine Verdickung der Sklera im Spaltbild festgestellt werden.
Darüber hinaus können mithilfe des Spaltbildes das Ausmaß der Entzündung sowie die klinische Form der Skleritis bestimmt werden. Sonographisch (Ultraschall) ist eine Darstellung der Skleraveränderungen möglich. Differenzialdiagnostisch sind Skleritiden von Binde- und Hornhautentzündungen sowie Episkleritiden abzugrenzen.
Ferner sollte bei einer gesicherten Skleritis auf eine mögliche systemische Grunderkrankung geprüft werden. Prognose und Verlauf hängen bei Skleritiden stark von der spezifisch vorliegenden Form ab. So weisen Betroffene mit einer anterioren diffusen Skleritis (9 Prozent) ein weitaus geringeres Risiko für einen Visusverlust auf als Betroffene mit nodulären (25 Prozent), nekrotisierenden (75 Prozent) oder posterioren Skleritiden (80 Prozent). Zugrundeliegende autoimmunologische Erkrankungen wirken sich zudem ungünstig auf die Prognose aus.
Komplikationen
Sehr selten – etwa, wenn der Patient bereits aufgrund einer anderen Erkrankung geschwächt ist – kann es zu einer Blutvergiftung kommen, die unter Umständen tödlich endet. Bei länger andauernden Erkrankungen können die Augenschmerzen auch psychische Probleme hervorrufen. Selbiges gilt für Sehstörungen, die oft gerade junge Patienten extrem belasten. Die Skleritis-Therapie verläuft in der Regel beschwerdefrei.
Allerdings können Antirheumatika, Antiphlogistika und andere Medikamente, die üblicherweise verordnet werden, Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen. Gelegentlich kommt es zu allergischen Reaktionen oder eine vorhandene Unverträglichkeit verursacht Beschwerden. Im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs können die üblichen Komplikationen auftreten: Blutungen, Nachblutungen und Infekte.
Bei einem schweren Verlauf kann es in seltenen Fällen zu einem Verlust der Sehkraft kommen. Nach der Operation können Wundheilungsstörungen auftreten. Außerdem entstehen häufig Narben, die mit Schmerzen und einem Druckgefühl im Bereich des Eingriffs verbunden sein können.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Skleritis muss eine ärztliche Behandlung erfolgen. Im schlimmsten Fall erleidet der Betroffene durch diese Krankheit unbehandelt einen vollständigen Sehverlust, welcher in der Regel irreversibel. Aus diesem Grund sollte bei der Skleritis immer sofort ein Arzt aufgesucht werden. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an einer starken Rötung oder an einem starken Juckreiz am Auge leidet. Dabei kommt es zu einer heftigen Entzündung am Auge, welche nicht wieder von alleine verschwindet.
Im Allgemeinen weisen plötzliche Sehbeschwerden auf eine Skleritis hin und sollte durch einen Arzt untersucht werden, falls sie ohne einen besonderen Grund auftreten. In vielen Fällen leiden die Betroffenen auch an einem Doppelsehen oder an einem Schleiersehen und kommen in ihrem Alltag nicht mehr zurecht.
Treten diese Beschwerden auf, sollte der Betroffene einen Augenarzt aufsuchen. Die weitere Behandlung richtet sich nach der Ausprägung der Skleritis, sodass hierbei keine allgemeine Prognose gegeben werden kann.
Behandlung & Therapie
Die therapeutischen Maßnahmen orientieren sich bei einer Skleritis an der spezifisch vorliegenden Grunderkrankung und zielen auf eine Reduzierung der Beschwerden. Systemisch kommen zur Symptomreduzierung in aller Regel nichtsteroidale Antirheumatika bzw. Antiphlogistika wie Flurbiprofen oder Indometacin zum Einsatz, die oral appliziert und im Rahmen einer mehrmonatigen Therapie sukzessiv ausgeschlichen (schrittweise Reduzierung der medikamentösen Dosis) werden.
Die individuell vorliegenden Schmerzen können hierbei die Bestimmung der geeigneten Dosis unterstützen, da diese als Indikator für das Ausmaß der Entzündungsaktivitäten dienen. Akute Entzündungen können bei ausgeprägten Schmerzen mit Corticosteroiden (u.a. Prednisolon) systemisch therapiert werden. Bei Wirkungslosigkeit dieser Medikation bzw. Vorliegen ausgeprägter Nebenwirkungen kann die Therapie angepasst und auf nichtsteroidale Immunsuppressiva wie Cyclosporin A, Methotrexat oder Azathioprin ausgewichen werden.
Bei nekrotisierender Skleritis werden standardmäßig Immunsuppressiva (v.a. Cyclophosphamid) und initial gegebenenfalls peroral oder intravenös applizierte Steroide angewandt. Bei Betroffenen mit rheumatoider Arthritis und diffuser oder nodulärer Skleritis werden nichtsteroidale Antirheumatika empfohlen, wobei bei nodulären Skleritiden gegebenenfalls auf Methotrexat umgestellt wird.
Liegt eine fortschreitende Nekrotisierung der Sklera mit erhöhtem Risiko für eine Bulbusperforation vor, ist ein chirurgischer Eingriff (Skleratransplantation) mit peri- bzw. postoperativer immunsuppressiver Therapie angezeigt. Darüber hinaus sollten mögliche Begleitinfektionen der Skleritis durch Antibiotika (bakteriell induziert) bzw. kalte Auflagen und/oder synthetische Tränen (viral induziert) therapiert werden.
Vorbeugung
Einer Skleritis kann durch eine konsequente und adäquate Therapie der rheumatischen, autoimmunologischen oder infektiösen Grunderkrankungen vorgebeugt werden. Gegen idiopathische Skleritiden existieren hingegen aufgrund der unbekannten Ätiologie keine prophylaktischen Maßnahmen.
Nachsorge
Betroffenen stehen bei der Skleritis in der Regel nur wenige und auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Patient schon bei den ersten Symptomen und Anzeichen der Erkrankung einen Arzt aufsuchen, damit weitere Komplikationen verhindert werden können. Es kann dabei in der Regel auch nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass der Betroffene dabei in der Regel immer auf eine medizinische Untersuchung und Behandlung angewiesen ist.
Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung. Diese Krankheit muss nicht permanent behandelt werden, wobei regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt dennoch sehr wichtig sind. Dabei sollten vor allem die Nieren und die Harnwege regelmäßig kontrolliert werden.
Ebenso sollten regelmäßige Blutanalysen durchgeführt werden. In einigen Fällen kann es durch die Skleritis zu Infektionen oder zu Entzündungen an den Harnwegen oder an den Nieren kommen, sodass dabei die Behandlung mit Hilfe von Antibiotika notwendig ist. Dabei sind auch regelmäßige ärztliche Kontrollen sehr wichtig. Falls die Krankheit durch einen operativen Eingriff behandelt wird, sollte sich der Betroffene nach dem Eingriff schonen und besonders die betroffene Region schützen.
Das können Sie selbst tun
Bei einer Skleritis ist zunächst eine ärztliche Behandlung vonnöten. Daneben können eine ganze Reihe von Selbsthilfemaßnahmen ergriffen werden, um die medikamentöse oder operative Behandlung zu unterstützen und dadurch zu einer raschen Genesung beizutragen.
Zunächst gilt es, die einzelnen Symptome für sich zu behandeln. Bei Hautrötungen und Infektionen helfen Auflagen und Kühlung. Gegebenenfalls kann durch eine Diät die Belastung für die Haut reduziert werden. Es empfiehlt sich, auf Milchprodukte und scharfe Speisen zu verzichten. Auch Alkohol und Nikotin gelten als schädlich und sollten gemieden werden. Etwaige Begleitinfektionen werden mittels kalter Auflagen behandelt. In Rücksprache mit dem Arzt können zudem sogenannte synthetische Tränen eingesetzt werden. Die Behandlung mit dem starken Wirkstoff muss in jedem Fall unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden und Rückfragen zügig klären zu können.
Die Skleritis ist eine schwere Erkrankung, die mit verschiedenen Symptomen und Beschwerden verbunden ist. Hausmittel und Selbsthilfemaßnahmen können die ärztliche Therapie unterstützen, nicht aber ersetzen. Sollten die genannten Tipps keine Besserung bringen, muss der Hausarzt informiert werden, damit die ärztliche Behandlung angepasst werden kann.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014