Flurbiprofen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Flurbiprofen ist ein medizinischer Wirkstoff aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika. Wegen seiner schmerzstillenden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Eigenschaften lässt sich Flurbiprofen auf einer breiten Basis einsetzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Flurbiprofen?

Flurbiprofen kann als Lutschtablette bei Entzündungen im Rachenbereich eingesetzt werden.

Dem Chemiker ist das weiße bis cremefarbene Pulver Flurbiprofen unter verschiedenen Namen bekannt, die häufigste Bezeichnung ist 2-Fluoro-alpha-methyl-4-biphosphenylacetyl-Säure.

Wie der bekanntere Wirkstoff Ibuprofen, gehört es zur Gruppe der Propionsäurederivate. 1978 wurde der Wirkstoff auch in Deutschland zugelassen.

Gegenwärtig wird Flurbiprofen in rezeptfreien Lutschtabletten gegen Halsschmerzen bei Rachenentzündungen verwendet, sie sind unter den Namen Dobendan Direkt® und Strepsils Direkt® in Apotheken erhältlich. Weiterhin enthalten die verschreibungspflichtigen Augentropfen Ocuflur O.K. den Wirkstoff Flurbiprofen.

Pharmakologische Wirkung

Flurbiprofen ist ein Antiphlogistikum, das heißt, es wirkt entzündungshemmend. Um diese Wirkung zu erreichen, hemmt Flurbiprofen bestimmte Enzyme, sogenannte Cyclooxygenasen. Diese Enzyme wiederum sind hauptsächlich am Aufbau von körpereigenen Botenstoffen, den Prostaglandinen, beteiligt.

Prostaglandine verstärken Entzündungen und reizen die Nervenenden, diese senden Schmerzsignale an das Gehirn. Hier erfolgt die eigentliche Schmerzwahrnehmung und Verarbeitung. Wird durch Flurbiprofen die Prostaglandinsynthese aus der Arachidonsäure – sie gehört zu den ungesättigten Fettsäuren - gehemmt, werden auch die Entzündungen gelindert und die Schmerzwahrnehmung verringert.

Außerdem beeinflusst Flurbiprofen die Temperaturregelung im Gehirn und wirkt deshalb fiebersenkend. Meist wird Flurbiprofen oral aufgenommen, es wird im Dünndarm fast vollständig resorbiert. In der Leber wird der Wirkstoff durch das Enzym CYP-2C9 verarbeitet und anschließend renal, das heißt über die Nieren, ausgeschieden.

Daraus ergibt sich auch eine Kontraindikation bei Funktionsstörungen der Leber und der Niere. Weitere Kontraindikationen sind Allergien auf nichtsteroidale Antirheumatika, Magengeschwüre und Blutungen. Auch an Morbus Parkinson Erkrankte sollten auf Flurbiprofen verzichten.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Meist wird Flurbiprofen als rezeptfreie Lutschtablette bei Entzündungen im Rachenbereich eingesetzt. Das Medikament lindert die durch die Entzündung hervorgerufenen Schmerzen und verringert Schwellungen.

Allerdings werden nur die Symptome bekämpft, eine antibakterielle Wirkung ist nicht zu erwarten. Weiterhin kann der Arzt bei einer Bindehautentzündung Augentropfen mit Flurbiprofen verordnen. Hier kommen ebenfalls die entzündungshemmenden Eigenschaften zum Einsatz. Auch vor und nach Augenoperation werden diese Augentropfen im klinischen Bereich verwendet.

Vor der Operation werden die Tropfen in das Auge geträufelt, um eine Pupillenverengung während der Operation zu vermeiden. Nach der Operation ist eine prophylaktische Gabe üblich, um Entzündungen vorzubeugen. Außerdem wird nach einer Staroperation am Auge durch die Gabe von Ocuflur Augentropfen eine Wasseransammlung am Augenhintergrund verhindert.

Bei der Behandlung rheumatoider Arthritis und juveniler Arthritis, also bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, spielt der Wirkstoff ebenfalls eine Rolle. Schleimbeutelentzündungen und Sehnenentzündungen sprechen gleichfalls auf die Behandlung mit Flurbiprofen an.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung von Flurbiprofen, einem nichtsteroidalen Antirheumatikum (NSAR), sind mehrere Aspekte zu beachten, um eine sichere und wirksame Anwendung zu gewährleisten. Flurbiprofen wird in verschiedenen Formen wie Tabletten, Lutschtabletten, Salben oder Augentropfen verwendet, je nach Anwendungsgebiet, das von der Schmerzlinderung bis zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen reicht.

Die Dosierung richtet sich nach der jeweiligen Indikation und dem Alter des Patienten. Bei Erwachsenen liegt die übliche Dosis oral zwischen 50 und 100 mg, ein- bis dreimal täglich. Die maximale Tagesdosis sollte 300 mg nicht überschreiten. Bei Lutschtabletten zur Behandlung von Halsschmerzen beträgt die Einzeldosis üblicherweise 8,75 mg, wobei maximal fünf Dosen innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden sollten.

Bei Kindern sollte Flurbiprofen nicht ohne ärztliche Anweisung verwendet werden, da die Dosierung sorgfältig an das Körpergewicht und Alter angepasst werden muss. Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen benötigen möglicherweise eine angepasste Dosis.

Es ist wichtig, Flurbiprofen nach den Mahlzeiten einzunehmen, um das Risiko von Magen-Darm-Nebenwirkungen zu verringern. Die gleichzeitige Einnahme anderer NSAR oder gerinnungshemmender Medikamente sollte vermieden werden, da dies das Risiko von Blutungen erhöhen kann. Auch bei älteren Menschen ist besondere Vorsicht geboten, da sie anfälliger für Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Blutungen und Nierenfunktionsstörungen sind.

Risiken & Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen ergeben sich aus der Wirkungsweise von Flurbiprofen. Da die Prostaglandine nicht nur verstärkend auf Entzündungen wirken, sondern andererseits auch die Magenschleimhaut schützen, kann ihre Verminderung zu Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Durchfall oder Verstopfung führen.

Selten treten Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüre auf. Müdigkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Juckreiz und Kopfschmerzen zählen zu den häufigen Nebenwirkungen. Auch über Seh- und Hörstörungen sowie Ohrgeräusche wird häufig berichtet. Manche Menschen reagieren auf nichtsteroidale Antirheumatika mit Überempfindlichkeit. Dies kann verschiedene allergische Reaktionen von einer leichten Hautrötung bis hin zum Analgetikaasthma auslösen.

Allerdings ist diese Komplikation selten. Zu den seltenen Nebenwirkungen gehören auch Schlafstörungen und Depressionen sowie Nierenfunktionsstörungen, Darmgeschwüre und Magen-Darm-Blutungen. Sehr selten treten Leberfunktionsstörungen auf. Auch Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen sind bekannt. Enthalten Medikamente die Wirkstoffe Digoxin, Lithium, Methotrexat oder Phenytoin, wird bei der gleichzeitigen Einnahme von Flurbiprofen deren Konzentration im Blut erhöht.

Medikamente zur Entwässerung und zur Senkung des Blutdrucks werden dagegen abgeschwächt. Werden Blutgerinnungshemmer wie ASS eingenommen, ist eine ärztliche Kontrolle des Gerinnungsstatus empfehlenswert, da eine erhöhte Blutungsgefahr besteht.

Während einer Schwangerschaft und der Stillzeit sollte auf Flurbiprofen verzichtet werden, auch bei Kindern unter zwölf Jahren liegen noch keine gesicherten Untersuchungen über die Unbedenklichkeit des Wirkstoffs vor. Wie bei allen Medikamenten gilt auch bei der Einnahme von Flurbiprofen: Tritt keine deutliche Besserung oder sogar eine Verschlechterung ein, sollte sofort ein Arzt konsultiert werden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Flurbiprofen betreffen Patienten, bei denen die Einnahme ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen birgt. Zu den Hauptkontraindikationen gehört eine bekannte Überempfindlichkeit gegen Flurbiprofen oder andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), insbesondere wenn es in der Vergangenheit zu allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Atemnot oder schweren allergischen Reaktionen (Anaphylaxie) gekommen ist.

Flurbiprofen sollte nicht bei Patienten mit aktiven Magen-Darm-Geschwüren oder einer Vorgeschichte von Magen-Darm-Blutungen oder Perforationen angewendet werden, die im Zusammenhang mit der Verwendung von NSAR stehen. Auch Menschen mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sowie solchen mit schwerer Herzinsuffizienz sollten das Medikament nicht einnehmen, da NSAR das Risiko von Nierenversagen und Herzerkrankungen erhöhen können.

Patienten, die an Asthma leiden, sollten Flurbiprofen ebenfalls meiden, da NSAR bei einigen Asthmatikern bronchiale Krämpfe auslösen können (sogenannte Aspirin-induzierte Asthmaanfälle). Schwangere, insbesondere im dritten Trimester, sollten Flurbiprofen nicht einnehmen, da es das Risiko für Komplikationen bei der Geburt und für das ungeborene Kind erhöht. Ebenso ist Vorsicht bei Patienten geboten, die Gerinnungshemmer einnehmen, da Flurbiprofen die Blutungsneigung verstärken kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Flurbiprofen weist mehrere wichtige Interaktionen mit anderen Medikamenten auf, die bei der Anwendung berücksichtigt werden müssen. Die gleichzeitige Einnahme von Flurbiprofen mit anderen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder Acetylsalicylsäure (Aspirin) erhöht das Risiko von Magen-Darm-Blutungen und Geschwüren. Auch die Kombination mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie Warfarin oder neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs) verstärkt das Risiko von Blutungen, da Flurbiprofen die Thrombozytenfunktion beeinträchtigen kann.

Flurbiprofen kann die blutdrucksenkende Wirkung von Antihypertensiva wie ACE-Hemmern, Angiotensin-II-Rezeptorblockern oder Diuretika verringern, was zu einem erhöhten Blutdruck führen kann. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Diuretika kann zudem das Risiko einer Nierenfunktionsstörung steigen, besonders bei Patienten mit bereits eingeschränkter Nierenfunktion.

Eine Interaktion mit Lithium ist ebenfalls möglich, da NSAR wie Flurbiprofen die Lithiumkonzentration im Blut erhöhen und damit das Risiko einer Lithiumtoxizität steigern können. Ähnliches gilt für Methotrexat, da Flurbiprofen dessen Ausscheidung hemmen kann und dadurch die toxischen Wirkungen des Medikaments verstärkt.

Corticosteroide, wie Prednison, erhöhen in Kombination mit Flurbiprofen das Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen. Vorsicht ist auch geboten bei der gleichzeitigen Einnahme mit bestimmten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), da diese das Risiko für Blutungen erhöhen können, insbesondere im Magen-Darm-Trakt.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Flurbiprofen nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der Art der Beschwerden und der individuellen Verträglichkeit des Patienten. Eine häufige Alternative zu Flurbiprofen sind andere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen, die ebenfalls entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Diese können bei einer Unverträglichkeit gegenüber Flurbiprofen jedoch ähnliche Nebenwirkungen hervorrufen, insbesondere im Magen-Darm-Trakt.

Für Patienten, die NSAR generell nicht vertragen, bieten sich Paracetamol oder Metamizol als Schmerzmittel an. Paracetamol ist gut verträglich und hat keine entzündungshemmende Wirkung, wirkt jedoch effektiv gegen Schmerzen und Fieber. Metamizol, auch als Novaminsulfon bekannt, hat schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften und ein geringeres Risiko für Magen-Darm-Nebenwirkungen, wird jedoch aufgrund der seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkung der Agranulozytose mit Vorsicht eingesetzt.

In Fällen von chronischen Schmerzen, bei denen entzündliche Komponenten eine Rolle spielen, könnten Corticosteroide wie Prednison oder Dexamethason als entzündungshemmende Medikamente in Betracht gezogen werden, insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen wie Arthritis.

Neben medikamentösen Ansätzen können auch physikalische Therapien wie Wärmeanwendungen, Massagen oder Physiotherapie hilfreich sein, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern. Auch pflanzliche Präparate wie Teufelskralle oder Weidenrindenextrakt können als entzündungshemmende Alternativen in Erwägung gezogen werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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