Transanale Endoskopische Mikrochirurgie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zur Entfernung kleinerer Karzinome oder Adenome (Polypen) wird die schonende transanale endoskopische Mikrochirurgie, kurz TEM, eingesetzt. Bei dieser minimal-invasiven Operationstechnik im unteren Mastdarm wird der Patient entweder in eine Voll- oder eine Rückenmarksnarkose versetzt.
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Was ist die Transanale Endoskopische Mikrochirurgie?
Die transanale endoskopische Mikrochirurgie (TEM) ist ein modernes Operationsverfahren, das bei kleinen Tumoren oder Adenomen, auch Polypen genannt, im Enddarm in Betracht kommt. Der Begriff Mikrochirurgie weist darauf hin, dass es sich um ein Verfahren handelt, bei dem kein Hautschnitt notwendig ist. Insofern gehört der TEM-Eingriff in den Bereich der minimal-invasiven, und damit äußerst schonenden Operationstechnik.
Diese Technik ist bis heute auch die einzige in der endoskopischen Chirurgie, die einen direkten Zugang zum Operationsorgan ermöglicht. Der Patient wird in der sogenannten Steinschnittlage operiert. Er liegt dabei auf dem Rücken, die Beine sind um 90 Grad gewinkelt, die Unterschenkel auf Stützen gelagert. Der Eingriff erfolgt durch ein Endoskop, auch Rektoskop genannt, das in den Enddarm geschoben wird. Die eigens dafür entwickelten chirurgischen Instrumente, wie Kamera und Lupe werden ebenfalls auf diesem Weg zum Operationsort eingeführt. Bis zu drei chirurgische Instrumente können über das Rektoskop eingebracht werden.
Das etwa 50 Millimeter dicke Endoskop ist durch eine Haltefunktion mit dem Operationstisch verbunden, um eine stabile Konstruktion zu gewährleisten. Der Eingriff wird per Video überwacht. Wichtig für ein präzises Arbeiten des Chirurgen, ist eine gute Sicht auf das Operationsfeld. Daher wird der Enddarm mit Kohlendioxid (CO2) gedehnt. Dieses Vorgehen garantiert einen umfassenden Überblick während der Operation. Bevor sich der Arzt für die TEM entscheidet, werden eine Koloskopie und eine Biopsie (Gewebeprobe) durchgeführt.
Funktion, Wirkung & Ziele
Konsequente Vorsorgeuntersuchungen sind daher eine wirksame Krebsprophylaxe, um Adenome rechtzeitig zu erkennen, und ihre Entfernung in Angriff zu nehmen. Das Risiko, dass sie sich zu einem bösartigen Tumor entwickeln, liegt zwischen 20 und 50 Prozent, und ist vom Gewebetyp abhängig. Daher ist vor einem Eingriff eine umfassende präoperative Diagnostik erforderlich. Dazu gehören Biopsie, Koloskopie und Rektoskopie, sowie eine Endosonographie des Rektums. Da der Eingriff nur unter einer Voll- oder Rückenmarksnarkose durchgeführt werden kann, wird ein EKG gemacht und es ist eine anästhesiologische Abklärung des Patienten erforderlich.
Wie groß die Ausdehnung eines rektalen Tumors ist, lässt sich entweder anhand einer endorektalen Sonografie feststellen. Genügt diese nicht, empfiehlt sich zusätzlich eine Magnetresonanztomografie des Beckens. Bis zu einer Größe von zwei Zentimetern können die Adenome noch bei einer Darmspiegelung mittels einer sogenannten Diathermieschlinge entfernt werden. Die moderne transanale endoskopische Mikrochirurgie ermöglicht hingegen die Abtragung großer Polypen im Frühstadium. Dadurch entfällt auch ein Bauchschnitt oder das Anlegen eines künstlichen Darmausganges (Anus präter). Denn ein wesentlicher Vorteil der TEM-Methode ist, dass die Erhaltung des Schließmuskels im Vordergrund steht.
Dadurch kann der von den Patienten gefürchtete Anus präter verhindert werden. Mit dem Operationsrektoskop lassen sich Polypen und Karzinome entfernen, die bis zu 24 Zentimeter vom Anus entfernt liegen. Das Rektoskop ermöglicht sehr gute Sichtbedingungen, so dass selbst hochsitzende Mastdarmtumoren exakt und zuverlässig operiert werden können. Handelt es sich um Polypen, wird eine Mukosektomie vorgenommen.
Hierbei wird nur die innere Schicht der Schleimhaut entfernt. Liegt ein Karzinom vor, wird sich der Chirurg für eine Vollwandexzision entscheiden, bei der der Tumor selbst und ein dünner Saum von gesundem Gewebe herausgeschnitten werden. Das dazugehörige Lymphgewebe bleibt unangetastet. Der Eingriff selbst verläuft nahezu unblutig, da die Tumore mit einer Hochfrequenzstrom-Nadel herausgeschnitten werden. Anschließend wird die Darmwand wieder vernäht.
Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren
Nach etwa einer Woche wird er in der Regel nach Hause entlassen. In den seltenen Fällen, in denen Probleme auftreten, kann es zu einer Darmperforation kommen, einer Nahtinsuffizienz oder einer Fistelbildung. Auch Entzündungen im Operationsgebiet sind schon vorgekommen, die mit Fieber einhergehen. Dagegen verordnet der Arzt Antibiotika. Eine erneute Operation ist allerdings nicht erforderlich. Wieder zuhause kann sich der Operierte ganz normal ernähren. Sehr scharfe Speisen sollten allerdings zu Beginn vermieden werden.
Nach spätestens zwei Wochen ist der Patient wieder voll einsatzfähig. Eine Nachkontrolle wird nach etwa drei Monaten empfohlen. Nachteile sind von einem transanal-endoskopischen Eingriff nicht zu erwarten. Das während der Operation entfernte Adenom wird zur Pathologie eingeschickt, um zu prüfen, ob der Tumor komplett entfernt wurde. Bei der TEM handelt es sich um ein komplexes Verfahren, das Erfahrung und Fingerspitzengefühl des Operateurs verlangen. Danach sollte sich der Patient im Vorfeld eines Eingriffs erkundigen.
Quellen
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Messmann, H.: Lehratlas der Koloskopie: Das Referenzwerk zur Untersuchungstechnik und Befundinterpretation. Thieme, Stuttgart 2014
- Winkler, R., Otto, P., Schiedeck, T.: Proktologie. Thieme, Stuttgart 2011