Trypanasoma cruzi

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trypanasoma cruzi ist ein einzelliger Parasit und gehört zusammen mit den Leishmanien zur Familie der Trypanosomatidae. Er gilt als Erreger der sogenannten Chagas-Krankheit und ist vor allem in Lateinamerika zu finden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Trypanasoma cruzi?

Der Trypanosoma cruzi kommt vor allem in Mittel- und Südamerika vor. Der Parasit durchläuft bei der Verbreitung einen einzigartigen Lebenszyklus. Sein Endwirt ist dabei die Raubwanze, die vor allem als Ungeziefer in den Slums lebt.
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Der Trypanosoma cruzi gehört mit dem Trypanosoma brucei zur Gattung der Trypanosomen. Diese zählen zur Familie der Protozoen, also einer Gruppe verschiedener einzelliger eukaryonter Organismen. Die Protozoen unterteilt man anhand ihrer Bewegungsorgane. So gehören die Trypanosomen zu den Flagellaten, welche sich mit Hilfe einer Geißel fortbewegen.

Während der vor allem in Afrika vorkommende Trypanosoma brucei für die durch die Tsetse-Fliege übertragene Schlafkrankheit verantwortlich ist, ist der Trypanosoma cruzi für die Chagas-Krankheit maßgeblich, die durch Raubwanzen verbreitet wird. Beim Trypanosoma cruzi handelt es sich um einen Parasiten, das heißt er befällt einen Wirt und zieht Nutzen aus dessen Schaden. Dabei ist der Mensch nur ein Zwischenwirt.

Der Parasit wurde zuerst 1909 von Carlos Chagas beschrieben, einem brasilianischen Arzt, nach dem auch die ausgelöste Krankheit benannt wurde. Auch der Einzeller nach einem Arzt benannt - Oswaldo Cruz.

Aufgrund der verschiedenen molekularen Eigenschaften werden zwei Subtypen des Trypanosoma cruzi unterschieden.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Der Trypanosoma cruzi kommt vor allem in Mittel- und Südamerika vor. Der Parasit durchläuft bei der Verbreitung einen einzigartigen Lebenszyklus. Sein Endwirt ist dabei die Raubwanze, die vor allem als Ungeziefer in den Slums lebt. Zwischenwirte bilden hierbei der Mensch, aber auch Haustiere wie Hund und Katze, sowie einige Nagetiere.

Kurz bevor der Parasit von der Raubwanze aufgenommen wird, befindet sich dieser im Trypomastigotenstadium. Dieses Stadium ist gekennzeichnet durch eine gewundene, lang gezogene Form mit einer langen Geißel, dessen Basis nahe am Zellkern liegt. Die Trypomastigote hat zudem ein spitzes Hinterende und ist ca 20 µm groß. Wird der Trypomastigot von der Raubwanze aufgenommen, wandelt sich dieser in einen Epimastigoten um. Diese Form ist dem eines Trypomastigoten sehr ähnlich, nur befindet sich die Geißelbasis an einer anderen Stelle. Zudem kann sich der Epimastigot im Darm der Wanze teilen. Kommt der Epimastigot nun in den Enddarm, wandelt sich dieser wieder in das Stadium eines Trypomastigoten um.

Saugt die Raubwanze an einem Wirt das Blut aus, so setzen die Wanzen die Trypanosomen mit ihrem Kottropfen unmittelbar nach der Blutmahlzeit aus. Da die Stichwunde juckt, kratzt sich der Betroffene und kontaminiert hierbei die Wunde mit dem trypomastigotenhaltigen Kot und infiziert sich dabei. Die Trypomastigoten kommen so in das Blut des Betroffenen und verbreiten sich. Kommen sie in das Innere von Körperzellen, wandelt sich die Trypomastigote in das Amastigotenstadium um. Dabei befallen sie primär die Makrophagen und die glatte Muskulatur.

Die Amastigote ist viel kleiner als die Trypomastigote (ca. 4 µm) und ihre Geißel ist so gut wie nicht zu sehen. Außerdem können sich die Amastigoten wiederum in der Zelle teilen und sich so vermehren. Nachdem sich genügend Amastigoten gebildet haben, wandeln sich diese wieder in Trypomastigoten um und zerstören so die Zelle, um danach wieder in den Blutstrom zu gelangen. Dort können sie weitere Zellen des Wirtes befallen oder die Trypomastigoten werden wieder durch blutsaugende Raubwanzen aufgenommen, in der sie sich dann erneut vermehren können.

Eine weitere Möglichkeit sich zu infizieren ist die Infusion von infiziertem Blut oder auch Transplantationen. Eine Übertragung über die Muttermilch oder durch die Plazenta von der Mutter auf das Kind ist ebenfalls denkbar. Der Trypanosoma cruzi gehört zu den Flagellaten, das heißt, sie bewegen sich mit einer Geißel fort, die in den unterschiedlichen Stadien eine unterschiedliche Form annehmen kann.


Krankheiten & Beschwerden

Der Trypanosoma cruzi ist vor allem für die in Mittel- und Südamerika vorherrschende Chagas-Krankheit verantwortlich. Eine erste Infektion trägt in ca. 60 - 70 Prozent der Fälle keine Symptome. Zu den ersten klinischen Zeichen einer Infektion zählt das sogenannte Romana-Zeichen, wobei es sich um ein Lidödem handelt, welches aufgrund einer Übertragung durch die Bindehaut des Auges zustande kommt. Denn die Raubwanze saugt vor allem nachts im Bereich des Kopfes Blut, da dies meist nicht bemerkt wird und der Kopf nicht durch eine Decke geschützt ist. Befindet sich die Schwellung an einem anderen Ort als dem Lid, wird dies als Chagom bezeichnet.

Nach mehreren Wochen beginnt das akute Stadium, welches mit hohem immer wieder kehrendem Fieber gekennzeichnet ist. Zudem kommt es zu Lymphknotenschwellungen, einer Vergrößerung von Leber und Milz, sowie einer Anämie. Weiter können auch Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen auftreten. Bereits jetzt kann es zu einer Tachykardie, also einem erhöhten Puls kommen, aufgrund der eine Myokarditis entstehen kann. Diese ist häufig das Resultat einer autoimmunen Reaktion. Der Parasit induziert die Bildung von Autoantikörpern, die gegen das Herzmuskelgewebe gerichtet sind.

Meistens erholen sich die Patienten innerhalb von 1 bis 2 Monaten, der Erreger kann jedoch 10 bis 20 Jahre weiterhin asymptomatisch persistieren (latente Phase) und kann jederzeit wieder ausbrechen.

Typisch für eine Infektion mit Trypanosoma cruzi ist die chronische Phase. Sie manifestiert sich durch eine Vergrößerung innerer Organe (Enteromegalie), sowie einer Beteiligung des Zentralen Nervensystems.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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