Gehirnentzündung (Enzephalitis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Gehirnentzündung oder Enzephalitis entzündet sich das Gehirn aufgrund von Bakterien, Viren, Pilzen oder anderen Krankheitserregern. Je nach Ursache und Schweregrad können Lähmungserscheinungen, Bewusstlosigkeit und Halluzinationen auftreten. Meist ist eine schnelle intensivmedizinische Behandlung der Enzephalitis notwendig.
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Was ist eine Gehirnentzündung?
Der Name Enzephalitis setzt sich zusammen aus dem altgriechischen Wort für Gehirn und der Endung -itis, die für entzündliche Erkrankungen steht. Es handelt sich also um eine Entzündung des Gehirns, und diese hat oft schwere Folgen.
Je nach Grad der Entzündung reichen die Symptome von Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit bis hin zu Seh- oder Sprechstörungen, Lähmungen, Halluzinationen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit. Auch Nackensteife, Orientierungslosigkeit, Fieber und Übelkeit können auftreten. Von der Entzündung können auch das Rückenmark oder die Hirnhäute betroffen sein.
Patienten mit Enzephalitis fühlen sich meist sehr krank und brauchen so schnell wie möglich (intensiv-)medizinische Behandlung! Die bekannteste Enzephalitis ist die von Zecken übertragbare Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), es gibt aber noch viele weitere Formen der Gehirnentzündung.
Ursachen
Eine Enzephalitis ist in den häufigsten Fällen durch Viren bedingt. Beispielsweise können Grippe-, Mumps-, Masern-, Röteln-, Tollwut- und Herpesviren Gehirnentzündungen auslösen. Auch Zecken übertragen Viren, die zu einer Enzephalitis führen können. Diese Form heißt Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Aber auch andere Erreger können die Entzündungen im Gehirn auslösen: Bakterien (zum Beispiel die von Typhus, Syphilis, Listeriose und Borreliose), Pilze und in seltenen Fällen Parasiten (zum Beispiel Würmer).
Und schließlich können auch Prozesse bei einer Autoimmunkrankheit oder bei Multiple Sklerose eine Gehirnentzündung auslösen. Menschen mit einem gestörten oder geschwächten Immunsystem sind besonders gefährdet, außerdem sind oft Säuglinge und alte Menschen von der Enzephalitis betroffen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptomatik einer Enzephalitis richtet sich danach, welche Region des Gehirns erkrankt ist. In vielen Fällen heilt die Erkrankung vollständig aus. Es sind jedoch auch Todesfälle oder chronische Verläufe mit lang andauernden neurologischen Ausfällen möglich. Bei einer viralen Infektion beginnt die Erkrankung mit unspezifischen Symptomen, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen können.
Dazu zählen unter anderem Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und Übelkeit. Danach treten die spezifisch für eine Gehirnentzündung typischen Symptome in Erscheinung. So kommt es plötzlich zu Bewusstseinsstörungen und Verwirrtheitszuständen. Konzentration und Gedächtnis sind stark beeinträchtigt.
Besonders auffällig sind Verhaltensänderungen, die sich in ständigen Stimmungsschwankungen, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Orientierungslosigkeit äußern. Erbrechen tritt ebenfalls häufig auf. Gleichzeitig kommt es zu neurologischen Ausfällen wie Störungen beim Sprechen sowie Lähmungserscheinungen an Armen, Beinen oder Augenmuskeln. Manchmal werden Krampfanfälle beobachtet.
Wenn die Hirnhäute beteiligt sind, tritt zusätzlich auch Nacken- oder Rückensteifigkeit auf. Als Komplikationen werden dauerhafte Krampfanfälle (Status epilepticus) oder Hirnödeme beobachtet. Im Rahmen eines Hirnödems kommt es zusätzlich zu Schwindel, ständigen Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen.
In Abhängigkeit von der Lokalisation des Ödems sind Bewusstseinsstörungen bis zum Koma, Sehstörungen, Atembeschwerden, Verlangsamung aller Bewegungen oder auch ständiger Schluckauf möglich. Da beide Komplikationen potenziell lebensgefährlich sind, ist bei Auftreten dieser Symptome eine intensive medizinische Notfallhilfe erforderlich.
Diagnose & Verlauf
Da die Symptome einer Enzephalitis recht typisch sind, hat ein Arzt meist schon nach Beschreibung der Beschwerden einen Verdacht und weist den Patienten in die Klinik ein. Dort müssen andere Krankheiten ausgeschlossen und der Verdacht bestätigt werden.
Eine Blutuntersuchung gibt erste Hinweise auf entzündliche Prozesse und Abwehrreaktionen im Körper. Eine Untersuchung des Hirnwassers (Liquorpunktion) gibt genaueren Aufschluss über die Art der Enzephalitis. Mit der Kernspin- oder Computertomographie kann der behandelnde Arzt Tumoren oder Hirnblutungen ausschließen. Außerdem erkennt er dabei Hirnschwellungen, die im Zusammenhang mit einer Gehirnentzündung fast immer auftreten.
Trotz schneller medizinischer Behandlung ist der Verlauf der Enzephalitis teils tragisch: Bei manchen Arten der bakteriellen Gehirnentzündung liegt die Sterblichkeit der Patienten bei 50%. Bei anderen Arten, zum Beispiel bei FSME, sterben immerhin noch 2% der Betroffenen. Abgesehen davon sind schwere Komplikationen möglich. Im schlimmsten Fall können von der Enzephalitis geistige Behinderungen, Lähmungen oder Krampfanfälle zurückbleiben.
Komplikationen
Durch die Gehirnentzündung kann es zu schwerwiegenden Komplikationen und im schlimmsten Falle auch zum Tode kommen. In der Regel werden Bereiche des Gehirns irreversibel geschädigt und es kommt zu Lähmungen oder zu Halluzinationen. Bei einer fortschreitenden Krankheit kann der Betroffene auch das Bewusstsein verlieren oder in ein Koma fallen. Die Lebenserwartung wird bei einer unbehandelten Gehirnentzündung drastisch verringert.
Es treten ebenfalls starke Kopfschmerzen und Fieber auf. Der Patient leidet an einem allgemeinen Schwächegefühl. Auch die Konzentration und Koordination sind geschwächt, es kommt häufig zu Bewusstseinsstörungen oder Orientierungsstörungen. Die Lebensqualität des Patienten wird extrem verringert und ein gewöhnlicher Alltag ist in der Regel nicht mehr möglich.
Die Diagnose der Gehirnentzündung ist relativ einfach, sodass die Behandlung schon frühzeitig beginnen kann. Dabei werden Antibiotika verabreicht, die in den meisten Fällen zu einem positiven Krankheitsverlauf führen. Komplikationen treten dann auf, wenn die Gehirnentzündung über einen längeren Zeitraum nicht behandelt wurde und es zu irreversiblen Schäden des Gehirns gekommen ist. Dabei können Lähmungen bestehen bleiben oder der Patient in ein Koma fallen. In den meisten Fällen ist ein längerer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Menschen, die über eine plötzliche Minderung der Leistungsfähigkeit klagen, sollten einen Arzt aufsuchen. Bei Kopfschmerzen, einem Druckgefühl im Kopfinneren oder allgemeinem Schmerzempfinden im Körper sollte ein Arzt konsultiert werden. Dasselbe gilt bei Fieber, Schwindel oder Übelkeit.
Kommt es zu Erbrechen, Übelkeit oder Störungen des Verdauungsprozesses sollte ebenfalls ärztlicher Rat eingeholt werden. Setzen Funktionsstörungen ein, muss ein Arzt aufgesucht werden. Probleme des Sehens, Hörens oder Schmeckens gelten als ungewöhnlich und sollten ärztlich abgeklärt werden. Halten die Beschwerden über mehrere Tage an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt.
Bei einem allgemeinen Unwohlsein, einer inneren Schwäche, Abgeschlagenheit oder Unruhe sollte ein Arztbesuch stattfinden. Kommt es zu Störungen des Bewusstseins oder gibt es einen Ausfall der Wahrnehmungen, wird ein Notarzt benötigt. Bis zu dessen Eintreffen sind Erste Hilfe Maßnahmen erforderlich. Es besteht ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem ein sofortiges Handeln notwendig ist.
Stimmungsschwankungen oder Probleme der Orientierung machen eine Untersuchung erforderlich. Bei Krämpfen, Lähmungen oder Problemen des Muskelapparates sollte ein Arzt aufgesucht werden. Kommt zu auffälligen Änderungen des Verhaltens, einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder psychischen Auffälligkeiten, ist ein Arztbesuch zur Abklärung der Ursache erforderlich.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung einer Gehirnentzündung ist stark davon abhängig, welcher Erreger die Krankheit verursacht hat. Bei einer bakteriellen Enzephalitis werden Antibiotika eingesetzt, um die Bakterien an der Ausbreitung zu hindern und abzutöten. Auch gegen Pilze gibt es abtötende Medikamente, sogenannte Antimykotika.
Bei Viren können nur zum Teil gezielte Medikamente eingesetzt werden. Für viele Arten von Viren gibt es noch keine abtötenden Mittel. Neben der Bekämpfung der Ursachen müssen die Symptome der Enzephalitis behandelt werden. Schmerzen werden gelindert, Fieber gesenkt und der Kreislauf möglichst stabilisiert.
Gehirnschwellungen werden oft mit Kortison behandelt. Ist ein Patient bewusstlos und/oder sind Atmung und Kreislauf stark beeinträchtigt, muss eine künstliche Beatmung erfolgen. Kann die Ursache der Gehirnentzündung nicht aufgeklärt werden oder handelt es sich um Viren, gegen die es keine effektiven Medikamente gibt, können oft nur die Symptome behandelt werden.
Die Behandlung erfolgt im Krankenhaus, weil auf Lähmungen, Krämpfe und andere Symptome schnell reagiert werden muss. Oft ist eine intensivmedizinische Behandlung und ein mehrwöchiger stationärer Klinikaufenthalt notwendig. Je schneller die Diagnose gestellt wird und die Therapie beginnt, umso größer sind die Chancen, die Enzephalitis zu besiegen.
Aussicht & Prognose
Die Prognose für Patienten mit einer Enzephalitis variiert je nach Alter der betroffenen Person. Kleinkinder und Senioren gelten als besonders gefährdet. Je nach Art des Virus, welches die Krankheit verursacht und dem Ausmaß der betroffenen Hirnareale, tendiert die Erkrankung in ihrer Gravidität.
Während viele Menschen sich vollständig erholen, kann die Krankheit in schweren Fällen tödlich sein oder zu bleibenden Hirnschäden führen. Das Ergebnis hängt ebenso davon ab, wie schnell die Behandlung erfolgt. In den meisten Fällen können Menschen mit sehr leichter Enzephalitis oder Meningitis eine vollständige Genesung erfahren, obwohl der Prozess langsam sein kann.
Patienten, die nur Kopfschmerzen, Fieber und Nackenstarre haben, können sich in 2-4 Wochen erholen. Bei einer bakteriellen Meningitis zeigen Betroffene in der Regel 48-72 Stunden nach der ersten Behandlung bereits Erleichterungen. Hierbei sind jedoch eher Komplikationen durch die Krankheit möglich.
In besonders schwerwiegenden Fällen kann diese Krankheitsform zu Hör- und / oder Sprachverlust, Erblindung, bleibendem Hirn- und Nervenschaden, Verhaltensänderungen, kognitiven Behinderungen, fehlender Muskelkontrolle, Krampfanfällen und Gedächtnisverlust führen. Jene Patienten benötigen möglicherweise eine Langzeittherapie, Medikamente und unterstützende Maßnahmen.
Vorbeugung
Gegen manche Erreger der Enzephalitis gibt es effektive Impfungen. Die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln zum Beispiel wird in der Regel schon bei Kleinkindern durchgeführt. Auch gegen FSME kann man sich impfen lassen. Vor Borreliose kann man sich schützen, indem man durch lange Kleidung und Abwehrmittel Zeckenbisse möglichst vermeidet. Manche Erreger, zum Beispiel die der Syphilis, sind sexuell übertragbar. Hier schützen Kondome.
Nachsorge
Die Nachsorge einer Gehirnentzündung sollte unter jedem Umstand eingehalten werden. Ist die betroffene Person bereits in ärztlicher Behandlung, sollten die Anweisungen des Arztes strengstens eingehalten werden. Es ist wichtig, dass sich der Patient bei solch einer Entzündung ausruht. Es sollte keine körperlichen Anstrengungen betrieben werden. Auch die Einnahme von Medikamenten sollte stets eingehalten werden.
Oftmals wird das starke Schmerzmittel Cortison verschrieben, dieses sollte auch nach Linderung der Symptome weiter eingenommen werden. Immunglobuline werden angewandt, um die Antikörper aus dem Blut der betroffenen Person herauszufiltern. Die Gabe dieses Medikaments kann über Tage erfolgen.
Außerdem sollte bei der Nachsorge einer Gehirnentzündung die Bildung neuer Antikörper möglichst vermieden oder vorgebeugt werden. Das ist möglich, indem das Immunsystem gestärkt und abgehärtet wird. Diese Art von Abhärtung des Immunsystems geschieht durch eine leicht Chemo-Therapie, die die zu behandelnden Person durchleben sollten.
Jeder Patient äußert unterschiedliche Symptome einer Gehirnentzündung auf und wird deshalb individuell behandelt. Auch die Nachsorge sollte dementsprechend angepasst werden. Auch wenn die Symptome nicht mehr all zu stark erscheinen, sollte die Ruhe und weitere medikamentöse Behandlung zwingend eingehalten werden. Werden diese Richtlinien beachtet, dann ist die perfekte Nachsorge in dem Fall gewährleistet.
Das können Sie selbst tun
Eine Gehirnentzündung ist eine schwere Erkrankung, die keinesfalls selbst behandelt werden sollte. Bei Verdacht auf eine Enzephalitis muss sofort ein Arzt zugezogen werden. Eine Gehirnentzündung kann im Frühstadium mit einer beginnenden Erkältung verwechselt werden. Typische Anzeichen sind Fieber, Übelkeit und Abgeschlagenheit.
Häufig treten noch andere Symptome wie Nackensteife, Verwirrtheit, Lähmungen und Krämpfe sowie Bewusstlosigkeit hinzu. Wer solche Symptome an sich bemerkt, sollte nicht mit freiverkäuflichen Medikamenten experimentieren, sondern sofort das nächste Krankenhaus aufsuchen.
Am bekanntesten ist die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis. Gegen diese Form der Gehirnentzündung sind spezifische Selbsthilfemaßnahmen möglich. Zum einen sollten Zeckenbisse, insbesondere in Risikogebieten, vermieden werden. Dazu werden am besten einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Insektenschutzmittel können Zecken abschrecken.
Das Tragen langer Hosen und langärmliger Oberteile macht es für die Insekten schwieriger, sich festzubeißen. Nach der Rückkehr von draußen sollte der eigene Körper sowie der etwaiger Haustiere nach Zecken abgesucht werden. Gegen die Krankheit gibt es eine Impfung, die vor allem Personen empfohlen wird, die sich regelmäßig in Risikogebieten aufhalten.
Eine starkes Immunsystem kann dazu beitragen, dass eine Enzephalitis gar nicht erst ausbricht, schneller ausheilt oder milder verläuft. Die körpereigenen Abwehrkräfte werden am besten durch eine gesunde Lebensweise, insbesondere eine weitestgehend pflanzliche, vitaminreiche Ernährung sowie durch ausreichend Schlaf und den Verzicht auf Genussmittel wie Tabak oder Alkohol gestärkt.
Quellen
- Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Berlin 2007
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013