Antiandrogene

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Antiandrogene werden als Wirkstoff gegen den männlichen Sexualtrieb eingesetzt. Die Anwendung ist demgegenüber aber ebenso bei Frauen möglich. Neben der Behandlung akuter Symptome können sich durch einen langfristigen Einsatz dauerhafte Wirkungen und Nebenwirkungen einstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Antiandrogene?

Die Antiandrogene werden als Wirkstoff gegen den männlichen Sexualtrieb eingesetzt. Die Anwendung ist demgegenüber aber ebenso bei Frauen möglich.

In einigen Fällen weisen Frauen und Männer einen zu hohen Gehalt an männlichen Sexualhormonen auf. Warum es zu dieser vermehrten Produktion der Estrogene und Gestagene kommt, ist nicht abschließend erforscht.

Meist treten bei den Betroffenen aber bereits in der Pubertät die ersten Symptome auf. Bei männlichen Jugendlichen können diese in einem verstärkten Sexualtrieb liegen. Nicht selten geht damit ein unkontrollierbarer Wesenszug einher, der auf sinnliche Reize reagiert. Frauen dagegen klagen beim Vorliegen dieser erhöhten Hormonzahl zumeist über eine leichte Bartbildung, eine Neigung zur Akne sowie erkennbar männliche Charakteristika.

In diesen Fällen wird über den Zeitraum mehrerer Monate oder sogar Jahre das Antiandrogen eingesetzt. Dieses soll eine Hemmung der Hormonproduktion erzielen. In der Folge löst das Präparat vielfach aber auch Nebenwirkungen aus, weswegen seine Anwendung umstritten ist und nur durch ärztliche Anweisung vorgenommen werden darf.

Pharmakologische Wirkung

Bei den Betroffenen entwickelt sich das Mengenverhältnis der Sexualhormone ungleich. Im Vergleich zu den weiblichen Hormonen liegen die männlichen in einer erhöhten Anzahl vor. Daraus ergeben sich die vorgenannten Symptome. In diesen Fällen wird das Antiandrogen verabreicht.

Meist erfolgt das im Zuge der oralen Einnahme per Tablette oder Kapsel. In wenigen Fällen ist auch die Injektion eines Serums möglich. Sobald das Mittel in den Blutkreislauf gelangt, blockiert es den Androgenrezeptor im zentralen Nervensystem. Die nunmehr besetzten Rezeptoren können in der Folge für einige Stunden nicht mehr durch das Testosteron gebunden werden. Damit wird eine Vielzahl biochemischer Prozesse vermieden.

Aus ihnen würde sich ohne Verabreichung der Antiandrogene die erhöhte Produktion bestimmter Proteine im Organismus ergeben. Sie wiederum sind an der zunehmenden Menge an Sexualhormonen beteiligt. Das Gleichgewicht der männlichen und weiblichen Hormone wird durch das Medikament hergestellt und kann bei langfristiger Anwendung auch dauerhaft positiv beeinflusst werden. Allerdings gestaltet sich die Verabreichung nicht ganz unbedenklich.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Antiandrogene werden heutzutage bei vergleichsweise geringen Symptomen angewendet. Hierbei handelt es sich einerseits um den erhöhten Sexualtrieb bei Männern. Andererseits wird die Neigung zur Akne und verstärkten Talgproduktion sowie das Vorliegen einer Gesichtsbehaarung bei Frauen auf diese Weise behandelt.

Weitergehend wäre bei Männern ebenso eine Verabreichung im Rahmen des Prostatakarzinoms denkbar, wird tatsächlich aber nur bei bestimmten medizinischen Indikationen vorgenommen. Durch die Hemmung des Sexualhormons hat sich das Antiandrogen aber ebenso den Ruf erworben, erfolgreich bei Kastrationen eingesetzt werden zu können. Dieses Image bildet die Basis dafür, dass das Präparat gegenwärtig umstritten ist.

In einigen Nationen wird es weiterhin bei Triebtätern injiziert. Bei ihnen soll langfristig eine chemische Kastration erfolgen. Dieses Vorgehen ist in Deutschland jedoch nicht legitimiert. In einigen europäischen Ländern kann es freiwillig durch die Betroffenen beim Vorliegen nicht therapierbarer Sexualtriebe gewählt werden. Einzig in den Vereinigten Staaten von Amerika wird es auch zwangsweise in den Körper des Täters gebracht.


Verabreichung & Dosierung

Antiandrogene sind Medikamente, die die Wirkung von Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen, blockieren oder reduzieren. Sie werden häufig zur Behandlung von Bedingungen wie Prostatakrebs, androgenetischer Alopezie (Haarausfall), Akne, Hirsutismus (übermäßiger Haarwuchs) und in der Hormontherapie für Transgender-Personen eingesetzt.

Bei der Verabreichung und Dosierung von Antiandrogenen ist es wichtig, die spezifischen Anweisungen des Herstellers und die Anweisungen des verschreibenden Arztes genau zu befolgen. Die Dosierung kann je nach Art des Antiandrogens, dem Gesundheitszustand, der zu behandelnden Bedingung und individuellen Faktoren wie Alter, Gewicht und Nierenfunktion variieren.

Es ist ebenfalls essentiell, das Medikament konsequent zur gleichen Tageszeit einzunehmen, um einen stabilen Hormonspiegel im Körper zu gewährleisten. Die Patienten sollten regelmäßig medizinisch überwacht werden, um die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten und mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen. Solche Nebenwirkungen können unter anderem verminderte Libido, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen umfassen.

Einige Antiandrogene können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, daher ist es wichtig, dass Ärzte und Patienten alle anderen Medikamente und Ergänzungsmittel, die der Patient einnimmt, überprüfen.

Zusammenfassend erfordert die Verwendung von Antiandrogenen eine sorgfältige ärztliche Überwachung und eine strikte Einhaltung der Verschreibungsrichtlinien, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Aus dem Vorgenannten ergibt sich eine erheblich Zahl an Nebenwirkungen. So kann der Fehlgebrauch in wenigen Situationen sogar die Unfruchtbarkeit des Betroffenen auslösen. Diese Fälle werden zwar selten registriert, lassen sich aber nicht gänzlich vermeiden.

Die erwünschte Wirkung der Hemmung der männlichen Sexualhormone ist zudem in einigen Konstellationen mit der vermehrten Produktion weiblicher Hormone verbunden. In diesen Sachlagen können selbst Männer ein Brustwachstum nach weiblichem Muster aufweisen. Allgemein berichten die Patienten über eine abnehmende Lust, aus der sich vielfach auch eine weiterreichende Antriebsschwäche ergibt.

Das Wesen des Betroffenen beruhigt sich. Krankhafte und getriebene Züge nehmen ab. Mit dem gelinderten Sexualtrieb ist folglich auch in bestimmten Fällen eine Veränderung der Persönlichkeit möglich. Die Anwendung sollte daher eher dezent erfolgen und muss stets der ärztlichen Begutachtung und Empfehlung folgen.

Kontraindikationen

Antiandrogene sind Medikamente, die zur Blockierung der Wirkungen von Androgenhormonen verwendet werden und spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung verschiedener Gesundheitszustände. Doch wie bei allen Medikamenten gibt es auch hier Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.

Eine wichtige Kontraindikation ist die Schwangerschaft. Antiandrogene können teratogene Wirkungen haben, was bedeutet, dass sie die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen können. Insbesondere können sie die Geschlechtsentwicklung männlicher Föten beeinflussen. Daher sollten Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung mit Antiandrogenen zuverlässige Verhütungsmethoden verwenden.

Eine weitere Kontraindikation ist das Vorliegen einer schweren Lebererkrankung. Da viele Antiandrogene in der Leber metabolisiert werden, kann ihre Anwendung bei bestehenden Leberproblemen das Risiko von Lebertoxizität erhöhen. Ähnlich verhält es sich bei Nierenerkrankungen, da die Ausscheidung der Medikamente beeinträchtigt sein kann.

Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder anderen Bestandteilen des Medikaments sollten ebenfalls keine Antiandrogene erhalten, da dies zu schweren allergischen Reaktionen führen kann.

Für spezifische Antiandrogene wie Spironolacton sollten Patienten mit Hyperkaliämie oder anderen Elektrolytstörungen vorsichtig sein, da das Medikament die Kaliumspiegel im Blut erhöhen kann.

Es ist wichtig, dass die Verschreibung von Antiandrogenen unter Berücksichtigung aller vorhandenen Gesundheitszustände und möglichen Kontraindikationen erfolgt, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu maximieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Antiandrogene können verschiedene Interaktionen mit anderen Medikamenten aufweisen, die ihre Wirksamkeit beeinflussen oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen können. Es ist wichtig, solche potenziellen Wechselwirkungen zu verstehen und zu managen, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu gewährleisten.

Einige Antiandrogene, wie Spironolacton, sind auch Kalium-sparende Diuretika. Die gleichzeitige Anwendung mit anderen kaliumsparenden Diuretika, Kaliumergänzungen oder ACE-Hemmern, die den Kaliumspiegel im Blut erhöhen können, sollte vermieden werden, da dies zu gefährlich hohen Kaliumspiegeln führen kann (Hyperkaliämie).

Antiandrogene wie Cyproteronacetat, die in der Leber metabolisiert werden, können die Wirkung von Medikamenten, die ebenfalls über hepatische Enzyme verarbeitet werden, beeinträchtigen. Dies betrifft vor allem Medikamente, die durch Cytochrom P450 Enzyme abgebaut werden, einschließlich bestimmter Antiepileptika und Antimykotika. Die Kombination dieser Medikamente kann die Plasmaspiegel eines oder beider Medikamente verändern, was die Dosierung und Überwachung beeinflusst.

Auch die Interaktion mit oralen Antikoagulantien ist relevant, da Antiandrogene die Wirkung dieser Medikamente verstärken und das Blutungsrisiko erhöhen können. Ärzte müssen möglicherweise die Dosis der Antikoagulanzien anpassen.

Generell ist es für Patienten, die Antiandrogene einnehmen, ratsam, jegliche neue Medikation oder Änderungen in der bestehenden Medikation mit ihrem Arzt zu besprechen. Eine sorgfältige Überwachung und mögliche Anpassungen der Therapie können notwendig sein, um Interaktionen zu vermeiden und eine sichere Behandlung zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Patienten Antiandrogene nicht vertragen, gibt es mehrere alternative Behandlungsoptionen und Wirkstoffe, die in Betracht gezogen werden können, abhängig von der spezifischen Erkrankung oder dem Zustand, der behandelt wird.

Bei der Behandlung von hormonabhängigen Zuständen wie Prostatakrebs können andere hormonelle Therapien wie Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) Agonisten oder Antagonisten eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken, indem sie die Produktion von Testosteron reduzieren, ohne direkt als Antiandrogene zu fungieren. Beispiele hierfür sind Leuprorelin und Degarelix.

Für die Behandlung von Hauterkrankungen wie Akne oder Hirsutismus können topische Behandlungen oder andere systemische Medikamente eine Alternative bieten. Zum Beispiel können topische Retinoide bei Akne verwendet werden, während orale Kontrazeptiva, die eine Kombination aus Östrogen und einem Progestin enthalten, bei der Behandlung von Hirsutismus helfen können, indem sie die Androgenproduktion in den Eierstöcken unterdrücken.

Bei Transgender-Personen, die eine Hormontherapie zur Geschlechtsumwandlung durchführen, könnten andere Formen der Östrogentherapie oder die Verwendung von Medikamenten wie Finasterid, das die Umwandlung von Testosteron in sein aktiveres Derivat Dihydrotestosteron blockiert, als Alternativen zu Antiandrogenen dienen.

Es ist wichtig, dass diese Alternativen unter Aufsicht eines qualifizierten Gesundheitsdienstleisters in Betracht gezogen werden, um sicherzustellen, dass sie angemessen auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind und die möglichen Risiken und Nebenwirkungen minimiert werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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