Antitussiva
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Antitussiva werden eingesetzt um Erkrankungen mit reizendem Husten zu behandeln. Sie sorgen für einen Stillung des Hustens, umgangssprachlich werden Antitussiva deshalb auch als Hustenstiller bezeichnet. Husten ist ein häufiges Symptom bei Erkältungen oder grippalen Infekten und kann den Patienten sehr belasten.
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Was sind Antitussiva?
Antitussiva sind in der Regel ein gutes Mittel gegen trockenen Reizhusten. Ein solcher Husten kann mit vielen Erkrankungen auftreten, häufig sind es solche Infekte, die eine Grippe oder Erkältung auslösen. Der Husten ist dabei ein Symptom der Krankheit.
Besonders sehr trockener Reizhusten, bei dem keinerlei Schleim abtransportiert wird, belastet den Betroffenen häufig sehr im Alltag. Vor allem in der Nacht, wenn der Husten dem Patienten den Schlaf raubt, sind Antitussiva ein gutes Mittel der Wahl. Sie unterdrücken den Hustenreiz zuverlässig und der Patient kann zur Ruhe kommen. Auch wenn der Reizhusten Schmerzen bereitet, sollte der Einsatz eines Antitussiva in Erwägung gezogen werden.
Antitussiva sind in vielen verschiedenen Formen und Typen erhältlich, neben pharmazeutischen Mitteln existieren auch zahlreiche pflanzliche und homöopathische Wirkstoffe.
Geschichte & Entwicklung
Die Geschichte der Antitussiva, also hustenstillender Mittel, reicht bis in die Antike zurück. Schon in frühen Zivilisationen wurden pflanzliche Heilmittel verwendet, um den Husten zu lindern. Zu den bekannten pflanzlichen Mitteln gehörten Extrakte aus Honig, Thymian, Eibisch und Süßholzwurzel. Diese natürlichen Substanzen wurden oft als Sirupe oder Tees verabreicht.
Ein bedeutender Fortschritt in der Entwicklung moderner Antitussiva erfolgte im 19. Jahrhundert mit der Entdeckung des Codeins, eines Alkaloids, das aus Opium gewonnen wird. Der französische Chemiker Pierre Jean Robiquet isolierte Codein 1832 erstmals aus Opium. Codein erwies sich als wirksames Mittel zur Unterdrückung von Husten, indem es das Hustenzentrum im Gehirn dämpfte. Aufgrund seiner sedierenden Wirkung und seiner Wirksamkeit wurde Codein lange Zeit als Hauptbestandteil von Hustenmitteln verwendet.
Im 20. Jahrhundert folgten weitere Entwicklungen. Mit dem Wissen um die Nebenwirkungen von opioidhaltigen Mitteln wie Codein wurden nicht-opioide Alternativen wie Dextromethorphan entwickelt, das in den 1950er Jahren populär wurde. Dextromethorphan wirkt ebenfalls auf das Hustenzentrum im Gehirn, verursacht jedoch keine suchtfördernde Wirkung wie Codein.
Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Antitussiva, sowohl auf pflanzlicher als auch auf chemischer Basis, die weltweit zur Behandlung von Husten eingesetzt werden.
Medizinische Anwendung & Wirkung & Gebrauch
In den meisten Fällen sind Antitussiva in so genannten Hustensäften enthalten. Leidet der Patient an Husten, der sehr reizend und auch trocken sein kann, verschafft ein Hustensaft mit Antitussiva eine erhebliche Linderung.
Aber auch in Form von Tabletten oder Tropfen sind Antitussiva erhältlich. Antitussiva entfalten ihre Wirkung im zentralen Nervensystem, wo sie im Stammhirn das Zentrum für den Hustenreiz lähmen. Daneben haben sie auch einen beruhigenden Effekt.
Viele Antitussiva sollten allerdings nicht länger als einige Tage angewandt werden, da die Suchtgefahr bei diesen bestimmten Wirkstoffen enorm erhöht ist. Es gibt allerdings auch Antitussiva, bei denen kein Suchtrisiko besteht. Der Beipackzettel sollte aus diesem Grund immer aufmerksam gelesen und alle Anweisungen darin strikt befolgt werden.
Grundsätzlich sollten Antitussiva nur Anwendung finden, wenn es sich um unproduktiven Husten handelt. So wird Husten bezeichnet, der sehr reizend ist, durch den aber keinerlei Schleim abtransportiert wird, so genannter trockener Husten oder trockener Reizhusten. Meistens führt solcher Husten auch zu Schmerzen im Bereich der Bronchien. Bei anderen Hustenarten wirken Antitussiva kontraproduktiv, da der Schleim durch den unterdrückten Hustenreiz nicht abtransportiert wird, was zu einer vermehrten Verschleimung der Lungen und Bronchien führt.
Auch sollten schleimlösende Mittel nicht in Kombination mit Antitussiva eingenommen werden. Denn der dabei gelöste Schleim wird nicht abtransportiert.
Pflanzliche, natürliche, homöopathische & pharmazeutische Antitussiva
Antitussiva sind in der Regel als Säfte erhältlich, es gibt jedoch auch Tropfen oder Tabletten mit denselben Wirkstoffen. Bei Kindern werden eigentlich immer Säfte angewandt, weil diese am einfachsten anzuwenden sind. Tropfen können entweder oral eingenommen werden, oder werden einem Inhalationsgerät als Zusatz beigegeben.
Es sind chemische und pharmazeutische Antitussiva erhältlich, wie z.B. Codein, Clobutinol, Pentoxyverin, Dextromethorphan, Oxeladin, Pipazetat oder Theobromin. Daneben existiert eine Reihe von pflanzlichen Mitteln, die ebenfalls hustenstillende Eigenschaften haben. Hierbei ist vor allem Spitzwegerich zu nennen, aber auch Thymian, Huflattich und isländisches Moos.
Diese Pflanzen besitzen alle einen großen Anteil an Pflanzenschleim, der sich beruhigend im Rachen verteilt und somit den Hustenreiz stillt. Aber auch homöopathische Mittel erzielen bei manchen Menschen eine gute Wirkung. Vor allem bei kleineren Kindern können diese unbedenklicher angewandt werden als die chemischen und pharmazeutischen Antitussiva.
Um das richtige homöopathische Mittel zu finden, sollte man sich von einem Arzt mit Zusatzausbildung, einem Homöopathen oder in der Apotheke von geschultem Fachpersonal beraten lassen. Eine Selbstmedikation, egal mit welcher Art von Mittel, ist in der Regel immer mit Risiken verbunden.
Risiken & Nebenwirkungen
Die Einnahme von Antitussiva kann verschiedene Nebenwirkungen auslösen und auch mit Risiken behaftet sein. Sollte es sich bei dem Präparat um ein sedierendes Antitussiva handeln, sollte von der Bedienung von Maschinen und der Teilnahme am Straßenverkehr abgesehen werden. Durch die sedierende Wirkung wird auch die Reaktionszeit erheblich geschwächt, was das Unfallrisiko steigert.
Liegt beim Patienten eine chronische Lungenerkrankung vor, dürfen bestimmte Antitussiva nicht eingenommen werden. Im schlimmsten Fall droht sonst eine Atemlähmung. Einer dieser Wirkstoffe ist z.B. Codein, der ohnehin nur bei sehr schweren Hustenerkrankungen eingesetzt werden sollte. Daneben besteht bei manchen Antitussiva ein erhöhtes Suchtrisiko. Manche Wirkstoffe, die den Antitussiva angehören, sollten deshalb nur über einen sehr begrenzten Zeitraum eingenommen werden. Andernfalls kann es zu Suchterscheinungen kommen.
Die meisten pflanzlichen und homöopathischen Antitussiva haben dagegen keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Trotzdem sollte grundsätzlich bei allen Medikamenten immer der Beipackzettel strengste Berücksichtigung finden.
Anwendung & Sicherheit
Die Anwendung von Antitussiva erfolgt zur Linderung von trockenem Reizhusten, der keinen Auswurf verursacht. Sie wirken, indem sie das Hustenzentrum im Gehirn dämpfen, wodurch der Hustenreflex unterdrückt wird. Antitussiva wie Codein oder Dextromethorphan sollten genau nach Anweisung des Arztes oder der Packungsbeilage eingenommen werden, da eine übermäßige Anwendung zu Nebenwirkungen führen kann. Sie sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich, wie Sirup, Tabletten oder Tropfen.
Die Sicherheit der Anwendung von Antitussiva hängt von der richtigen Dosierung und der Anwendungsdauer ab. Bei langfristiger oder übermäßiger Einnahme können opioidhaltige Antitussiva wie Codein zu Abhängigkeit oder Atemdepression führen, weshalb sie nur kurzfristig und bei starkem Husten eingesetzt werden sollten. Dextromethorphan gilt als sicherer, kann aber in hohen Dosen ebenfalls Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit oder Halluzinationen verursachen.
Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Antitussiva ist streng reguliert, um Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten. Arzneimittelhersteller unterliegen strengen Vorschriften der GMP (Good Manufacturing Practice), die sicherstellen, dass alle Schritte der Produktion, von der Rohstoffbeschaffung bis zur Abfüllung, kontrolliert werden. Darüber hinaus wird jede Charge auf Reinheit, Wirkstoffgehalt und mikrobiologische Sicherheit getestet, bevor sie in den Handel gelangt.
Alternativen
Zu Antitussiva gibt es mehrere alternative Medikamente und Therapieformen, die je nach Art des Hustens angewendet werden können. Ein häufiger Ersatz für hustenstillende Mittel sind Expektoranzien, die den Auswurf fördern. Sie werden bei produktivem Husten eingesetzt, um den Schleim zu verflüssigen und das Abhusten zu erleichtern. Wirkstoffe wie Guaifenesin oder Acetylcystein helfen dabei, den Schleim in den Atemwegen zu lösen, im Gegensatz zu Antitussiva, die den Hustenreflex unterdrücken.
Eine weitere Alternative sind antihistaminische Präparate, wie Diphenhydramin, die bei Husten durch Allergien oder postnasalem Tropfen angewendet werden. Sie trocknen die Schleimhäute aus und reduzieren den Hustenreiz, indem sie die Histaminwirkung blockieren.
Bei Husten, der durch Entzündungen verursacht wird, können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Kortikosteroide helfen. Diese Medikamente bekämpfen die Entzündung, die den Hustenreiz auslöst, und reduzieren so die Symptome indirekt.
Im Vergleich zu Antitussiva, die gezielt den Husten unterdrücken, zielen diese Alternativen darauf ab, die Ursache des Hustens zu behandeln, sei es Schleimproduktion, Allergien oder Entzündungen. Nicht-medikamentöse Therapieformen wie Inhalationen, Honig oder pflanzliche Mittel wie Thymian oder Efeuextrakte können ebenfalls den Husten lindern, indem sie die Atemwege beruhigen und den Heilungsprozess unterstützen.
Forschung & Zukunft
Aktuelle Trends in der Forschung zu Antitussiva konzentrieren sich auf die Entwicklung von zielgerichteteren und sichereren Behandlungsansätzen. Da viele herkömmliche Antitussiva wie Codein Nebenwirkungen wie Abhängigkeitspotenzial oder Sedierung haben, suchen Forscher nach neuen, nicht-opioiden Wirkstoffen, die den Husten effektiv unterdrücken, ohne diese Risiken mit sich zu bringen.
Ein vielversprechender Ansatz ist die Erforschung von P2X3-Rezeptor-Antagonisten. Diese Medikamente blockieren spezifische Rezeptoren in den Atemwegen, die den Hustenreflex auslösen, ohne das zentrale Nervensystem zu beeinflussen. Gefapixant, ein solcher Antagonist, hat in klinischen Studien gezeigt, dass es bei chronischem Reizhusten wirksam sein kann, ohne die sedierende Wirkung herkömmlicher Antitussiva. Es befindet sich in fortgeschrittenen klinischen Studien und könnte eine neue, sicherere Option für Patienten mit chronischem Husten darstellen.
Darüber hinaus wird an der Entwicklung von Immuntherapien gearbeitet, die gezielt die Entzündungsprozesse in den Atemwegen bekämpfen, die zu chronischem Husten führen. Diese Therapien könnten besonders bei Patienten mit Asthma oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) wirksam sein, bei denen der Husten oft auf zugrunde liegende Entzündungen zurückzuführen ist.
Auch die Erforschung von pflanzlichen und natürlichen Antitussiva, die entzündungshemmende oder schleimlösende Eigenschaften haben, nimmt zu, da viele Patienten nach schonenderen Alternativen zu synthetischen Medikamenten suchen.
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Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor