Avitaminose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trotz der Überversorgung mit Nahrungsmitteln nimmt die Anzahl der Menschen stetig zu, die an Vitaminmangel oder gar einer Avitaminose leiden. In Deutschland ist vor allem der Vitamin D-Mangel besonders ausgeprägt. Eine der Hauptursachen von Avitaminose oder Hypovitaminose sind Fehlernährung und ein übermäßig hoher Anteil an denaturierten Lebensmitteln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Avitaminose?

Avitaminose beziehungsweise Hypovitaminose können viele Ursachen haben. In den meisten Fällen sind Fehlernährung (Junkfood, Tütensuppen) oder Mangelernährung (überwiegend in Dritte-Welt-Ländern) Schuld.
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Avitaminose ist ein vollständiges Nicht-Vorhandensein eines oder mehrerer Vitamine im Körper. Damit unterscheidet sich die Mangelkrankheit von der so genannten Hypovitaminose, bei der das Vitamin wenigstens noch in geringer Menge vorhanden ist. Da der Körper Vitamine nur in sehr geringem Umfang selbst herstellen kann, ist er auf die tägliche Zufuhr über Nahrungsmittel angewiesen.

Die Vitamin-Reserven reichen je nach Vitamin unterschiedlich lange. Nimmt der Betreffende beispielsweise 2 bis 4 Monate überhaupt kein Vitamin C zu sich (der Vitalstoff kann vom Körper nicht gespeichert werden), kommt es zu Folgeschäden wie der Skorbut. Vitamin B1 reicht für etwa ein bis zwei Wochen.

Folgen bestimmter Avitaminosen sind beispielsweise Anämie (Blutarmut) bei Vitamin-B2, B6- und B9-Mangel, Beriberi (Vitamin-B1-Mangel), Nachtblindheit (Vitamin-A-Mangel) und Neuralrohrdefekte beim Fötus („Offener Rücken“) durch eine Vitamin B9-Unterversorgung.

Ursachen

Avitaminose beziehungsweise Hypovitaminose können viele Ursachen haben. In den meisten Fällen sind Fehlernährung (Junkfood, Tütensuppen) oder Mangelernährung (überwiegend in Dritte-Welt-Ländern) Schuld. Auch eine andauernde Antibiotika-Einnahme kann zu einer Avitaminose führen, nämlich dann, wenn sie eine Schädigung der Darmflora verursacht.

Durch chronische oder akute Erkrankungen oder operative Eingriffe (Darmresektion) kann es ebenfalls zu einer verringerten Aufnahme der Vitamine kommen. Häufige Infektionen, die Einnahme mancher Medikamente und angeborene Defekte sind für wieder andere Avitaminosen verantwortlich. Menschen, die körperlich stark arbeiten, Leistungssport betreiben, Schwangere und Stillende benötigen grundsätzlich mehr Vitamine und bekommen Mangelerscheinungen, wenn der erhöhte Bedarf nicht ausreichend gedeckt wird.

Dasselbe gilt für Raucher und Menschen mit bestehender Alkoholabhängigkeit. Alte Menschen, die „vergessen“, genügend Vitalstoffe zu sich zu nehmen und solche, die an Appetitlosigkeit leiden, sind ebenfalls besonders gefährdet, an einer Avitaminose zu erkranken. Langanhaltender Durchfall kann mitunter auch zur Avitaminose führen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei Avitaminosen/Hypovitaminosen treten unspezifische Symptome wie beispielsweise mangelnde Konzentrationsfähigkeit, nervöse Erschöpfung und Schlafstörungen auf. Darüber hinaus kann der Mangel an Vitaminen Haarausfall, Blutarmut, brüchige Knochen, ausfallende Zähne begünstigen.

Herz-Kreislauf-Störungen und rissige Fingernägel können ebenfalls Anzeichen länger anhaltender extremer Vitaminmangel-Zustände sein. Hinzu kommen die für die spezielle Vitaminmangel-Erkrankung typischen Symptome. Bei der Anämie sind das Gesichtsblässe, helle Schleimhäute und Abgeschlagenheit.

Diagnose & Verlauf

Die häufig angebotene Haar-Mineral-Analyse ist zur Feststellung des akuten Vitaminmangels gänzlich ungeeignet, da sie lediglich den Zustand wiedergibt, der zwei bis drei Monate zuvor herrschte. Ein genaueres Bild vermitteln das große Blutbild und die Feststellung aller Vitamin-Werte. Meist reicht es jedoch aus, bestimmte Blutwerte zu kontrollieren.

Dazu gehören die Vitamine B6, B9 und B12 (durch Homocystein-Anteil ermittelbar), C, D, E und die Mineralstoffe Selen und Zink. Veganer und Vegetarier leiden besonders häufig an einer B12-Avitaminose/Hypovitaminose. Der Gehalt dieses Vitalstoffs im Blut ist mithilfe der Holo-TC Methode genauer zu bestimmen als mit einer herkömmlichen Blutserum-Analyse.

Ein sofortiger Arztbesuch ist erforderlich, wenn es zu Sehstörungen, Muskelkrämpfen, lang anhaltenden Durchfällen, Verwirrtheit und Lähmungen kommt. Bei einem Spezialisten für Orthomolekulare Medizin ist der Patient mit seinem Vitaminmangel in den besten Händen.

Komplikationen

Eine Avitaminose führt bei Nichtbehandlung unweigerlich zu diversen Komplikationen. Typische Beschwerden in Folge einer Avitaminose sind Sehstörungen, Muskelkrämpfe und länger andauernde Magen-Darm-Beschwerden. Dazu kommen Verwirrtheit und Lähmungen, aber auch Sprach- und Bewegungsstörungen. In Folge einer unbehandelten Avitaminose nimmt auch das Wohlbefinden stark ab.

Betroffene leiden unter den diversen Symptomen eines Vitaminmangels und sind dadurch oft auch psychisch angeschlagen. Abhängig vom fehlenden Vitamin, kann die Erkrankung etwa Skorbut (C-Avitaminose), Rachitis oder Osteomalazie (D-Avitaminose) auslösen. Bleibt der Vitaminmangel über einen längeren Zeitraum bestehen, wird die Entstehung eingangs erwähnter Krankheiten begünstigt.

Die Avitaminose kann in der Folge zu Haarausfall, Blutarmut und brüchigen Knochen führen. Außerdem kann es zu ausfallenden Zähnen, rissigen Fingernägeln und Herz-Kreislauf-Störungen kommen. Hinzu kommen die für die jeweilige Folgeekrankung typischen Komplikationen.

Bei einer Anämie kann es etwa zu Abgeschlagenheit und Gesichtsblässe kommen, während Skorbut langfristig zu verschiedenen Knochenerkrankungen führt. Die Behandlung der Avitaminose verläuft in aller Regel ohne Komplikationen. Lediglich bei Fehldiagnosen oder einem unerkannten Grundleiden können in der Folge weitere Probleme auftreten, welche dann individuell behandelt werden müssen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Symptome einer Mangelernährung (Abgeschlagenheit, Gesichtsblässe, rissige Fingernägel, u.a.) sollten mit dem Hausarzt besprochen werden. Ein Arztbesuch empfiehlt sich spätestens bei zunehmenden körperlichen oder seelischen Beschwerden.

Wenn Schlafstörungen, Haarausfall und Herz-Kreislauf-Störungen im Zusammenhang mit einer einseitigen Ernährung auftreten, handelt es sich womöglich um Avitaminose. Der Betroffene kann zunächst versuchen, die Mangelerscheinungen durch diätetische Maßnahmen zu beheben. Gelingt dies nicht, weil der Nährstoffmangel beispielsweise krankheitsbedingt ist, muss ein Arzt konsultiert werden.

Wenn zu den genannten Symptomen Sehstörungen, Muskelkrämpfe, Verwirrtheit oder Lähmungen hinzukommen, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich. Bei einem Kreislaufkollaps oder Herzanfall muss der Notarzt gerufen werden. Bleibt die Erkrankung weiter unbehandelt, kann es zu schweren Komplikationen und Folgeerkrankungen wie Skorbut, Knochenbrüchen und Depressionen kommen.

Werden wackelnde Zähne, brüchige Knochen oder depressive Verstimmungen bemerkt, gilt: sofort zum Arzt und die Ursache feststellen lassen. Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Patienten mit einer Vorerkrankung des Herz-Kreislauf-Systems oder des Verdauungstraktes sollten bei ersten Anzeichen einer Avitaminose zum Arzt gehen.

Behandlung & Therapie

Avitaminosen/Hypovitaminosen werden meist durch Zufuhr der entsprechenden Menge des fehlenden Vitamins erfolgreich behandelt. Dazu reicht es oft schon aus, es in Form von frischem Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Auch frisch gepresste Säfte sind gut geeignet. Gemüse sollte nicht lange erhitzt werden, um einige Vitamine nicht zu zerstören.

Auch eine Kur mit dem entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel kann helfen, die Vitamin-Reserven wieder aufzufüllen. Vitamin C muss täglich zugeführt werden, da der Körper es nicht speichern kann. Andere Vitamine werden am besten mit anderen Vitalstoffen zusammen aufgenommen, damit der Körper sie besser verwerten kann. Die Vitamine A, D, E und K dürfen unter keinen Umständen überdosiert werden.

Es empfiehlt sich, sie mit fetthaltigen Nahrungsmitteln zuzuführen, da sie dann besser vom Körper aufgenommen werden können. Bei schweren Vitaminmangel-Erscheinungen, die durch chronische Erkrankungen verursacht werden (Krebs, HIV/AIDS), erhält der Patient vom Arzt seine Multivitamin-Präparate auf Rezept. Säuglingen, die unter einer Vitamin D-Avitaminose leiden, wird zur Rachitis Vorbeugung ab der zweiten Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres Vitamin D3 in Form von Tropfen oder Tabletten verabreicht.

Sind die Vitaminmangel-Symptome durch Erkrankungen bedingt, müssen natürlich auch die Krankheiten vom Arzt behandelt werden. Gehen sie trotz Zufuhr der ausreichenden Menge des fehlenden Vitamins nicht zurück, so muss der behandelnde Arzt bei seinem Patienten nach einer Malresorption suchen.

Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Darm bestimmte Vitalstoffe nicht gut aufnehmen oder an den Blutkreislauf weiterleiten kann. Nimmt der Patient mit Avitaminose/Hypovitaminose Nahrungsergänzungsmittel zu sich, so sollte er jedoch stets bedenken, dass sie kein Ersatz für eine ausgewogene vitaminreiche Ernährungsweise sein können.

Aussicht & Prognose

Die Prognoseaussichten einer Avitaminose sind als sehr gut zu bezeichnen. Sobald der Mangel der entsprechenden Vitamine nachgewiesen und gemessen wurde, kann eine umfassende Behandlung beginnen. Der Erfolg ist meist bereits innerhalb weniger Wochen deutlich spürbar. Der Patient gilt im Normalfall bereits innerhalb kurzer Zeit als geheilt und seine Beschwerden sind verschwunden.

Die Mitarbeit des Patienten und eine Umstellung der Lebensweise sind notwendig, um zusätzlich eine dauerhafte Genesung zu erleben. Eigenverantwortlich sind die analysierten Punkte in der Zukunft einzuhalten und zu verbessern, damit die Gesundheit auch langfristig erhalten bleibt. Alternativ droht ein Rückfall und die Avitaminose bricht erneut aus.

Für eine möglichst schnelle Heilung ist es hilfreich, bei einem Arzt einen Bluttest durchführen zu lassen. Die Laboruntersuchung zeigt detailliert auf, welche Unregelmäßigkeiten im Organismus vorhanden sind. Dies ist hilfreich, um gezielt die Mangelversorgung ausgleichen zu können. Mit einer anschließenden Ernährungsberatung sollte unverzüglich begonnen werden.

Um keine Überversorgung oder weitere Problematiken zu bewirken, ist es ratsam, den Konsum von zusätzlichen Vitaminaufbaupräparaten mit einem Arzt abzusprechen. Nach einigen Wochen oder Monaten sollte ein erneuter Kontrolltest durchgeführt werden, um die Ergebnisse der Veränderungen zu dokumentieren. Sofern notwendig, können weitere Anpassungen erfolgen. Ratsam ist ein Kontrolltest nach Ablauf mehrerer Monate zur Dokumentation der langfristigen Veränderung.


Vorbeugung

Um einer Avitaminose bzw. Unterversorgung mit bestimmten Vitaminen vorzubeugen, sollte der Verbraucher auf eine gesunde ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse achten. Gemüse wird am besten vitaminschonend verarbeitet. Wer viel arbeitet, achtet idealerweise auf genügend Ausgleich in der Freizeit (Sport, Entspannungsbäder).

Nachsorge

Nach einer diagnostizierten Avitaminose ist es die Angelegenheit des Patienten, eine erneute Erkrankung zu verhindern. Er hat keine Immunität aufgebaut. Das vollständige Fehlen bestimmter Vitamine kann wieder eintreten. Die beste Vorbeugung stellt eine ausgewogene Ernährung dar. Viel frisches Obst und Gemüse gehören auf den Speiseplan.

Entstehen Ernährungsfragen, kann man sich an seinen Hausarzt wenden. Er steht beratend zur Seite. Auch kann er eine fachkundliche Unterweisung veranlassen. Durch das Überangebot an Nährstoffen kommt die Avitaminose in der westlichen Welt kaum vor. Betroffen sind meist alkohol- und nikotinabhängige Personen sowie Senioren. Einem Verdacht kann der Arzt durch eine Blutentnahme nachgehen.

Wird die ungesunde Ernährungsweise fortgesetzt, begünstigt diese Verhaltensweise andere Erkrankungen. Der Körper ist dauerhaft geschwächt. Ein Patient befindet sich in einem Teufelskreislauf, aus dem er nicht mehr herauskommt. Langzeitschäden an unterschiedlichen Körperorganen sind die Folge.

Dem Patienten kommt nach einer festgestellten Avitaminose die Hauptverantwortung zu, eine erneute Erkrankung zu verhindern. Er sollte bedacht mit seinem Lebensmittelkonsumverhalten umgehen. Der Arzt kann lediglich begleitende Therapien anordnen, weitere Organschäden verhindern und durch Blutuntersuchungen den Ist-Zustand dokumentieren. Obst und Gemüse gibt es demgegenüber nicht auf Rezept.

Das können Sie selbst tun

Wenn ein Vitamin völlig fehlt ist das in der westlichen Welt in aller Regel auf eine fortgesetzte Fehlernährung zurückzuführen, die unterschiedliche Ursachen haben kann.

Bei Reduktionsdiäten ist unbedingt darauf zu achten, dass der Körper trotz verminderter Energiezufuhr mit ausreichend Vitaminen und Mikronährstoffen versorgt wird. Da Obst und Gemüse vitaminreich und kalorienarm sind, stehen diese beiden Ziele nicht im Konflikt zueinander.

Vorsicht ist aber bei einseitigen Diäten geboten, bei denen nur bestimmte Lebensmittel gegessen werden dürfen. Solche Diäten sollten keinesfall über einen längeren Zeitraum oder in regelmäßigen, kurz aufeinanderfolgenden Intervallen durchgeführt werden.

In bestimmten Lebenssituationen werden außerdem mehr Vitamine benötigt als sonst. Das gilt insbesondere während der Schwangerschaft und im Wochenbett, während anderer großer körperlicher Anstrengungen sowie während einer schweren Krankheit und der anschließenden Rekonvaleszenz. In solchen Situationen kann die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein, was aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen soll.

Besonders weit verbreitet ist in Deutschland ein Mangel an Vitamin D. Da der Körper Sonnenlicht benötigt, um dieses selbst zu bilden, kann einem Mangel durch regelmäßigen Aufenthalt im Freien vorgebeugt werden. In den Wintermonaten reicht die Intensität der Sonnenstrahlung in unseren Breitengraden aber meist nicht aus. Dann kann ein gelegentlicher Besuch im Solarium hilfreich sein.

Vegan lebende Menschen dürfen nicht vergessen, Vitamin B12 zu substituieren, da dieser Stoff über rein pflanzliche Nahrung nicht zugeführt wird.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Pietrzik, K., Golly, I., Loew, D.: Handbuch Vitamine. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
  • von Thernes, W.: Naturwissenschaftliche Grundlagen der Lebensmittelzubereitung. Behr, Hamburg 2008

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