Babesiose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Babesiose ist die Bezeichnung für eine weltweit auftretende Infektionskrankheit. Sie wird von Babesien verursacht, die zu den Parasiten zählen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Babesiose?

Verursacher der Babesiose sind Babesien, die zu den einzelligen Sporentierchen zählen. Die Übertragung der Parasiten auf den Menschen erfolgt durch Zecken.
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Bei der Babesiose handelt es sich um eine relativ seltene Infektionskrankheit, die auf der ganzen Welt vorkommt. Ihre Übertragung erfolgt durch Zecken, durch die die eigentlichen Verursacher, die Babesien, in den Körper des Menschen oder von Tieren gelangen. Diese intrazellulären kleinen Parasiten, die zur Gattung Babesia gehören, befallen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) der betroffenen Personen.

Die Bezeichnung Babesiose geht auf den rumänischstämmigen Pathologen Victor Babes (1854-1926) zurück, der die Babesien im Jahr 1888 zum ersten Mal beschrieb, als sie bei rumänischen Rindern eine Hämoglobinurie auslösten. Die Infektion führte zu zehntausenden toten Rindern. 1889 wurde die Gattung Babesia bigemina von dem amerikanischen Pathologen Theobald Smith (1859-1934) als Verursacher der Rinderkrankheit Texasfieber identifiziert. Später fand er heraus, dass die Übertragung des Protozoons durch Zecken erfolgte.

Bis der erste Erkrankungsfall durch Babesien beim Menschen registriert wurde, dauerte es bis 1956. In diesem Jahr verstarb in Jugoslawien ein Patient, der keine Milz mehr hatte und unter einer Infektion mit fulminantem Verlauf litt. Da sich weitere Erkrankungsfälle mit Babesien bei Menschen wiederholten, die keine Milz mehr besaßen, nahmen die Mediziner zunächst an, dass nur für solche Patienten ein Erkrankungsrisiko bestand.

Während auf dem europäischen Kontinent in erster Linie die Gattung Babesia divergens für Erkrankungen verantwortlich ist, kommt es in den USA zumeist durch Babesia microti zu Infektionen. Insgesamt zählt die Babesiose zu den seltenen Erkrankungen. Als besonders gefährlich gilt sie für Menschen, die unter Immundefekten wie AIDS leiden oder sich einer Milzentfernung (Splenektomie) unterziehen mussten. Weil Verlauf und Symptome der Babesiose Malaria ähneln, wird die Krankheit auch kleine Schwester der Malaria genannt.

Ursachen

Verursacher der Babesiose sind Babesien, die zu den einzelligen Sporentierchen zählen. Die Übertragung der Parasiten auf den Menschen erfolgt durch Zecken, die der Gattung Ixodes angehören, wie der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus). Diese Zeckenart ist besonders in Mitteleuropa weit verbreitet. In einigen Fällen fand die Übertragung der Babesien allerdings auch durch Bluttransfusionen statt.

Diese waren mit den Babesien infiziert. So besteht die Gefahr, dass Menschen, die unter einer Babesiose litten, den Erreger über eine Blutspende auch nach der Heilung ihrer Krankheit noch in sich tragen und an andere Menschen auf diesem Wege weitergeben.

Mehrere Jahrzehnte wurde irrtümlicherweise von Ärzten angenommen, dass eine Babesiose lediglich bei Personen ausbrechen kann, denen die Milz operativ entfernt wurde.

Daher gelten Menschen ohne eine Milz als anfälliger für Infektionen. Allerdings zeigten sich im Laufe der Jahre auch Infektionen bei Menschen, die noch eine Milz besaßen. Normalerweise besteht jedoch eine Resistenz gegenüber Babesien, wenn die Milz noch vorhanden ist.

Genau wie die Erreger der Malaria gehören die Babesien zu den Protozoen. Sie befallen die roten Blutkörperchen im Organismus des Menschen, was zu einer Hämolyse führt, deren Ausprägung von der Dichte der Parasiten abhängt. Innerhalb der Erythrozyten können sich die Babesien asexuell vermehren. Dabei kommt es jedoch nur zu Zweiteilungen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome, die bei der Babesiose auftreten, weisen Ähnlichkeiten mit den Beschwerden der Malaria auf. So halten sie eine gewisse Zeit an, gehen dann langsam wieder zurück und zeigen sich später wieder. Die Inkubationszeit der Babesiose liegt zwischen ein und vier Wochen.

Als typische erste Anzeichen gelten Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Unwohlsein sowie der Verlust von Gewicht. Nach wenigen Tagen leiden die Patienten unter kontinuierlich ansteigenden hohem Fieber, starken Schweißausbrüchen, Schüttelfrost, intensiven Kopfschmerzen und Gliederschmerzen. Außerdem sind Gelbsucht, eine schwere Blutarmut und sogar Nierenversagen möglich.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Babesiose findet durch den Nachweis der Erreger statt. Zu diesem Zweck entnimmt der Arzt dem Patienten einen Blutausstrich, der anschließend mikroskopisch untersucht wird. Innerhalb der befallenen roten Blutkörperchen lassen sich die Babesien sichtbar machen. Aufgrund der hohen Erregeranzahl wird die Diagnose nicht als schwierig eingestuft.

Als Alternative ist auch eine Anzucht der Parasiten möglich. Mit diesem Verfahren lassen sich Infektionen nachweisen, die im Blutausstrich aufgrund einer zu niedrigen Erregerdichte oft unerkannt bleiben. Wegen der niedrigen Fallzahlen beim Menschen ist eine genaue Vorhersage des Verlaufs der Babesiose nicht möglich.

So ließen sich bislang keine systematischen Untersuchungen durchführen. Schwere oder sogar tödliche Verläufe zeigen sich nur selten und betreffen vorwiegend Menschen, deren Abwehrsystem geschwächt ist.

Komplikationen

Die Komplikationen bei einer Babesiose ähneln den Symptomen einer Malaria-Erkrankung. Hierbei kann es im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten kommen, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Daher ist bei der Babesiose eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig, damit es nicht zu Folgeschäden und schwerwiegenden Komplikationen kommt.

In den meisten Fällen kommt es nach der Übertragung der Babesiose zu einem sehr hohen Fieber. Die Temperatur des Patienten kann dabei bis zu 42 Grad Celsius erreichen und steigt somit in einen lebensgefährlichen Zustand. Neben dem hohen Fieber kommt es zu einer Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Durchfall und Kopfschmerzen.

Oft kommt es ebenso zu einem starken Gewichtsverlust, welcher sich allgemein negativ auf die Gesundheit des Körpers auswirkt. Neben diesen Symptomen kommt es auch zu Entzündungen auf der Haut, welcher schmerzhaft verlaufen und sich über den gesamten Körper ausbreiten können. Dabei werden Gliedmaßen gelähmt, sodass der Patient stark eingeschränkt ist und sich in vielen Fällen nicht mehr bewegen kann.

Bei der Behandlung werden Antibiotika verwendet. Diese führen zu keinen weiteren Beschwerden und die Behandlung verläuft in den meisten Fällen ohne Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Betroffene sollten mit einer Babesiose umgehend zum Arzt gehen. Eine medizinische Abklärung empfiehlt sich hierbei schon bei ersten Anzeichen der Infektionskrankheit. Wer beispielsweise unter Appetitlosigkeit, Übelkeit oder einem unerklärlichen Gewichtsverlust leidet, sollte diese Beschwerden mit dem Hausarzt besprechen. Nach wenigen Tagen hinzukommende Fiebersymptome deuten auf eine Infektion hin, die behandelt werden muss. Ein umgehender Arztbesuch ist erforderlich, wenn schwere Symptome wie Gelbsucht, Blutarmut oder Nierenversagen auftreten.

Je nach Schwere der Symptome muss ein Notarzt alarmiert werden. Zwar verläuft die Erkrankung selten tödlich, Folgesymptome lassen sich allerdings nur durch eine rasche Behandlung verhindern. Menschen, die nach einem Zeckenbiss unter genannten Symptomen leiden, sollten ebenfalls zum Arzt gehen.

Die Babesiose wird üblicherweise durch Zecken und andere Parasiten übertragen. Sollten die Beschwerden also kurz nach einem Spaziergang im Grünen oder dem Kontakt mit Tieren auftreten, handelt es sich womöglich um Babesiose. Ein Arzt muss die Erkrankung diagnostizieren und gegebenenfalls direkt eine Behandlung einleiten.

Behandlung & Therapie

In den ersten Jahren fand eine Behandlung der Babesiose mit gängigen Anti-Malariamitteln statt. Da diese jedoch keinen Erfolg erzielten, kamen sie nicht mehr zur Anwendung. Später wurde mit Erfolg eine Kombination aus Cindamycin und Chinin versucht, die die Anzahl der Erreger deutlich zurückdrängten. Neuere Studien ergaben allerdings eine Unwirksamkeit des Chinins gegenüber Babesia divergens.

Eingenommen werden die Medikamente gegen die Babesiose sieben Tage lang, wobei eine genaue Überwachung durch den Arzt erfolgt. Aber auch nach der Behandlung kann der Patient noch einige Wochen oder Monate unter Symptomen wie leichtem Fieber, Müdigkeit und Unwohlsein leiden. Fällt die Anzahl der Babesien im Blut hoch aus oder liegt eine Immunschwäche vor, empfiehlt sich eine Austauschtransfusion.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Babesiose richtet sich nach dem Gesundheitszustand des Patienten, der Diagnosestellung sowie dem frühstmöglichen Behandlungsbeginn. Ohne eine medizinische Behandlung breiten sich die Krankheitserreger kontinuierlich im Körper aus.

Sie schwächen den Organismus unaufhaltsam und lösen verschiedene Beschwerden aus. Das Risiko eines Organversagens oder tödlichen Krankheitsverlaufs steigt an. In schweren Fällen kommt es zu einem Nierenversagen oder einem Zusammenbruch des Immunsystems. Bei beiden ist das Sterberisiko sehr hoch.

Mit einer ärztlichen Behandlung ist im Normalfall innerhalb weniger Tage oder Wochen eine Linderung der Symptome gegeben. Die Nachwirkungen der Erkrankung können noch einige Monaten vorhanden sein. Der Patient erholt sich meist nur langsam, bis anschließend eine Beschwerdefreiheit eintritt. In der Zeit der Genesung muss sich der Erkrankte ausreichend vor einer Überanstrengungen oder neuen Krankheiten schonen. Er riskiert einen Rückfall und eine Verlängerung des Heilungswegs.

Die Aussicht einer Heilung verschlechtert sich insgesamt bei Menschen mit Vorerkrankungen sowie einem geschwächten Organismus. Besteht eine Medikamentenunverträglichkeit wird der Heilungsprozess ebenfalls deutlich verlängert. Die alternativen Wirkstoffe sind weniger effizient, was zu einer Verzögerung der Genesung führt. Zur Verbesserung der Aussichten hilft ein gesunder Lebenswandel. Ausreichender Schlaf, die Nutzung von Entspannungstechniken und die Vermeidung von Schadstoffen gelten als besonders unterstützend.


Vorbeugung

Als beste Vorbeugemaßnahme gegen eine Babesiose gilt der Schutz vor Zeckenbefall. So rufen in der Regel Zeckenbisse die Infektion hervor.

Nachsorge

Nach der Behandlung der Babesiose ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Der Erkrankte muss in den ersten Wochen nach dem Ende der Therapie alle zwei bis vier Wochen zum Hausarzt gehen. Der Mediziner kann den Heilungsverlauf überwachen, indem er eine Anamnese durchführt und gegebenenfalls Blut abnimmt.

Bei einem positiven Verlauf kann der Turnus der ärztlichen Untersuchungen reduziert werden. Nach drei Monaten ist keine Nachsorge mehr notwendig, insofern die Babesiose ohne weitere Komplikationen abklingt. Dennoch sollte auch noch in den ersten Monaten nach dem Ende Behandlung der Hausarzt zu Routine-Untersuchungen in Anspruch genommen werden.

Vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen, die oft auch mit bleibenden Haut- und Organschäden verbunden sind, muss zweimonatlich eine umfassende körperliche Untersuchung stattfinden. Die Babesiose bedarf einer langwierigen Antibiotika-Therapie. Während der Nachsorge muss das verordnete Medikament langsam ausgeschlichen werden.

Insofern keine Komplikationen auftreten und die Babesiose vollkommen abgeklungen ist, dauert die Nachsorge zwischen einem und drei Monaten an. Der Patient sollte sich während der Therapie mit dem Arzt beraten und die notwendigen Kontrolltermine frühzeitig vereinbaren. Die Babesiose kann vereinzelt zu bleibenden Hautveränderungen führen. Um Auswirkungen auf die psychische Verfassung zu vermeiden, empfiehlt sich begleitend dazu eine therapeutische Beratung.

Das können Sie selbst tun

Die Babesiose des Menschen wird hauptsächlich mit Antibiotika behandelt. Begleitend dazu empfehlen sich Entspannung, viel trinken und ausreichend Schlaf. Im frühen Stadium kann die Erkrankung durch körperliche Schonung und die Gabe von Arzneimitteln gut behandelt werden.

Gegen Kopfschmerzen und Muskelschmerzen helfen einige Heilpflanzen aus der Natur. Bewährt hat sich etwa die antiseptische Angelika, die am besten direkt nach der Infektion angewendet wird, oder das abschwellende Johanniskraut, das im späteren Stadium angewendet werden kann. Der Einsatz alternativer Heilmittel sollte immer mit dem zuständigen Arzt abgesprochen werden. Verantwortungsvoll eingesetzt, können auch Rosmarin, Wacholder und Lavendel zu einer schnellen Linderung der Beschwerden beitragen.

Leichtes Fieber, Übelkeit und Ermüdung können allerdings noch Wochen oder Monate nach der Behandlung auftreten. Wirksame Gegenmittel sind Sport, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt. Im Rahmen der medizinischen Beratung wird nicht nur über die Risiken der Babesiose aufgeklärt.

Auch praktische Vorsorgetipps gegen Insektenstiche kann der Arzt meistens geben. Tritt die Babesiose in Verbindung mit einer Borreliose auf, sind mitunter weitere Beratungsgespräche sinnvoll. Bei starken körperlichen oder seelischen Beschwerden ist die Teilnahme an Selbsthilfegruppen zu empfehlen.

Quellen

  • Darai, G., Handermann, M., Sonntag, H.-G., Zöller, L. (Hrsg.): Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Springer, Berlin 2012
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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