Ertapenem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Ertapenem

Bei Ertapenem handelt es sich um einen medizinischen Wirkstoff der Gruppe der Carbapeneme. Präparate, welche den Arzneistoff enthalten, werden u. a. zur Behandlung von intraabdominellen Infektionen, akuten gynäkologischen Infektionen, einer ambulant erworbenen Lungenentzündung sowie zur Therapie eines diabetischen Fußes eingesetzt. Darüber hinaus wird Ertapenem präventiv verwendet, um bereits vor einer Operation eine Infektion des Bauchbereichs zu verhindern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ertapenem?

Ertapenem wird verabreicht, um Infektionskrankheiten bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 3 Monaten zu bekämpfen.
© peterschreiber.media – stock.adobe.com

Ertapenem wird der Wirkstoffgruppe der Carbapeneme zugerechnet. Unter diesem Begriff werden verschiedene Antibiotika zusammengefasst, die wegen ihrer breiten antimikrobiellen Wirkung als Medikamente verabreicht werden. Neben Ertapenem gehören auch Meropenem, Imipenem, Doripenem und Tebipenem zu dieser Gruppe.

Innerhalb der Europäischen Union und der Schweiz wird Ertapenem unter dem Handelsnamen Invanz® vertrieben. In der Pharmakologie und Chemie wird der Wirkstoff mit der Summenformel C22-H25-N3-O7-S beschrieben, was einer moralen Masse von 475,516 g/mol entspricht.

Ertapenem wird verabreicht, um Infektionskrankheiten zu behandeln, die durch Anaerobier oder gramnegative bzw. grampositive Erreger ausgelöst werden. Grampositiv ist eine Bakterie, wenn sie bei Durchführung einer Differentialfärbung blau wird. Gramnegativ sind solche, die sich rot färben.

Die Verabreichung von Ertapenem erfolgt in der Regel als Infusionslösung und damit parenteral.

Pharmakologische Wirkung

Ertapenem wirkt – was für frühe Vertreter der Carbapeneme typisch ist – ausgesprochen zügig. Das heißt Bakterien werden durch den Wirkstoff schnell abgetötet. Allerdings muss eine minimal wirksame Menge an Ertapenem im Körper dauerhaft überschritten werden, um Erfolge zu erzielen. In der Fachwelt wird deshalb von einer zeitabhängigen Tötungskenetik gesprochen.

Ertapenem ist den meisten Betalactasmasen gegenüber stabil. Bei Betalactasmasen handelt es sich um bestimmte Enzyme, die von Bakterien gebildet werden, um Angriffe von außen zu verhindern. Betalactasmasen sind somit mit den Antikörpern vergleichbar und verhindern die Wirksamkeit von Antibiotika. Weil Ertapenem gegenüber fast allen Betalactasmasen stabil ist, kann der Arzneistoff gegen zahlreiche Bakterien effektiv eingesetzt werden.

Außerdem wird Ertapenem nicht durch die Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL) einer Bakterie angegriffen. Auch diese können die Wirksamkeit von Antibiotika erheblich beeinträchtigen. Ertapenem ist jedoch gegen Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa wirkungslos.

Der Arzneistoff tötet Bakterien, indem er sich an penicillinbindende Proteine anbindet. Hierdurch wird die Bakterie nachhaltig daran gehindert, ihre Zellwand zu erneuern, was schließlich zum Tod derselben führt.

Ausgeschieden wird Ertapenem zu 10 % über den Stuhl. Die weitere Eliminierung des Wirkstoffs erfolgt renal, also durch die Niere.

In medizinischen Studien konnte kein Kausalzusammenhang zwischen der Behandlung mit Ertapenem und direkten oder indirekten Schädigungen des Embryos festgestellt werden. Dennoch sollte eine Einnahme nur nach Durchführung einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse erfolgen. Weil Ertapenem in die Muttermilch übergehen kann, darf während und kurz nach der Behandlung nicht gestillt werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Ertapenem wird verabreicht, um Infektionskrankheiten bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 3 Monaten zu bekämpfen. Es besteht eine Indikation bei akuten gynäkologischen Infektionen, einer ambulant erworbenen Lungenentzündung (Pneumonie), bei intraabdominellen Infektionen sowie beim diabetischen Fuß, sofern dieser zu einer Hautinfektion führt.

Daneben kann Ertapenem auch präventiv, d. h. vorbeugend angewandt werden. Häufig erfolgt deshalb eine Verschreibung, um postoperative Infektionen des Bauchraums zu verhindern. Derartige Infektionen können sich nach elektiven kolorektalen Eingriffen einstellen.

Ertapenem wird als Pulver vertrieben. Dieses wird üblicherweise als Konzentrat geliefert. Es dient dazu, eine Infusionslösung herzustellen. Die Verabreichung erfolgt also parenteral.


Risiken & Nebenwirkungen

Ertapenem darf nicht verabreicht werden, wenn eine Kontraindikation vorliegt. Mit dem Begriff der Kontraindikation wird ein Umstand bezeichnet, der zu einer medizinischen Gegenanzeige führt. Das bedeutet, eine Behandlung hat aufgrund tatsächlicher Umstände aus ärztlicher Sicht zwingend zu unterbleiben. Eine derartige Kontraindikation liegt vor, wenn Überempfindlichkeiten bzw. Allergien gegen Ertapenem oder andere Medikamente der Carbapenem-Gruppe bestehen.

Überempfindlichkeiten konnten aber auch bei Behandelten festgestellt werden, die mit Beta-Laktam-Antibiotika therapiert wurden. Darüber hinaus besteht auch bei einer Nierenfunktionsstörung eine Kontraindikation, da der Abbau des Wirkstoffs vorwiegend renal, also über die Nieren erfolgt.

Ferner können im Zuge der Behandlung mit Ertapenem unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Bisher konnte beobachtet werden, dass Pilzinfektionen (insbesondere Kandidose), Hypoglykämien (Absenkung des Blutzuckers unter 60 mg/gl), Schnupfen, Husten und Pharyngitis (Entzündung der Rachenschleimhaut) auftraten.

Zu den weiteren unerwünschten Nebenwirkungen gehören Schlaflosigkeit, allgemeine Ermüdungszustände und Schwächegefühle, Schwindel, Unruhe, depressive Verstimmungen sowie Panikzustände.

Ebenfalls möglich sind allergische Reaktionen der Haut. Diese äußern sich in der Regel durch Ausschlag, Urtikaria (Quaddeln), Dermatitis oder Juckreiz. Ferner können eine Anorexie sowie Störungen des Gastrointestinaltrakts (Durchfall, Erbrechen, Übelkeit etc.) auftreten.

In einigen Fällen kam es auch zu Herzrhythmusstörungen. Zudem zählen Schmerzen (insbesondere im Kopf-, Muskel-, Bauch, Brust- oder Schulterbereich) zu den möglichen Nebenwirkungen. Auch eine Hyper- oder Hypotonie sind während und kurz nach der Behandlung denkbar.

Das könnte Sie auch interessieren