Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Galaktorrhoe – dem krankhaften Brustmilchausfluss – handelt es sich um eine Erkrankung der Brustdüse, bei der zu es zu einer Absonderung von milchigem Sekret aus der Brustdrüse kommt. Die Krankheit kann ein- oder auch beidseitig auftreten und ist oft unterschiedlich stark ausgeprägt. Zwar ist die Galaktorrhoe eigentlich eine schmerzlose Krankheit, allerdings kann die Brust spannen, was Patienten unter Umständen als schmerzhaft empfinden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Galaktorrhoe?

Eine Galaktorrhoe äußert sich durch milchige oder klare Absonderungen aus der Brustwarze. Die Absonderungen sind meist weiß bis bernsteinfarben und relativ geruchlos.
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Galaktorrhoe, also der krankhafte Brustmilchausfluss, ist eine Erkrankung der Brustdrüse, bei der Milchsekret aus der Mamille (Brustwarze) austritt. In Schwangerschaft und Stillzeit ist der Austritt von Milch normal, weshalb die Galaktorrhoe erst außerhalb dieser Zeiten als Krankheit angesehen wird.

Das milchige Sekret kann bei einer Galaktorrhoe entweder auf leichten Druck oder sogar spontan austreten. Im Gegensatz zu einer krankhaften Brustdrüsensekretion (Absonderung anderer Sekrete) ist die Galaktorrhoe nur eine Form von krankhafter Flüssigkeitsabsonderung, bei der Milch austritt.

Die Krankheit ist meist auf hormonelle Störungen sowie Schwankungen des Hormonhaushaltes zurückzuführen und hat somit kein wirklich eigenständiges Krankheitsbild. Das Hormon Prolaktin, welches von der Hirnanhangdrüse gebildet wird, spielt bei der Entstehung der Erkrankung eine bedeutende Rolle.

Ursachen

Die Ursachen für eine Galaktorrhoe sind sehr unterschiedlich. In der Regel entsteht die Erkrankung aufgrund einer Überproduktion des Hormons Prolaktin. Dieses Hormon ist milchbildungsfördernd, was eine Galaktorrhoe natürlich begünstigt.

Die Hauptursache für eine Galaktorrhoe sind deshalb auch Hormonstörungen, aber auch andere Ursachen sind ebenso denkbar. So kann sich in der Hirnanhangdrüse, welche für die Bildung von Prolaktin zuständig ist, auch ein Prolaktinom – also ein Tumor, der Prolaktin produziert – befinden. In den meisten Fällen ist ein solcher Tumor gutartig.

Auch eine Mastitis (Entzündung der Brustdrüse), ein gutartiger Brusttumor (Milchgangspapillom) oder ein Frühstadium von Brustkrebs können Ursachen für eine Galaktorrhoe darstellen. Als weitere Ursache körperlicher Natur kann eine Galaktorrhoe als Folge einer Schilddrüsenunterfunktion auftreten.

Nicht körperliche Ursachen für eine Galaktorrhoe sind oft Medikamente wie Blutdruckmittel, Psychopharmaka oder Magen-Darm-Präparate sowie die Antibabypille. Auch Drogen wie Heroin und andere Opiate können zu dieser Krankheit führen.

Nicht krankhafte Ursachen, die ebenfalls eine Galaktorrhoe hervorrufen können, sind unter anderem die Stimulation der Brustwarze, Stress und körperliche Anstrengung oder auch Geschlechtsverkehr.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Galaktorrhoe äußert sich durch milchige oder klare Absonderungen aus der Brustwarze. Die Absonderungen sind meist weiß bis bernsteinfarben und relativ geruchlos. Die Milch kann einseitig oder aus beiden Brüsten austreten. Meist werden wenige Tropfen bis einige Milliliter Milch pro Tag ausgeschieden. Die Galaktorrhoe ruft meist keine weiteren Symptome hervor.

Einige Patienten leiden allerdings an Menstruationsbeschwerden, wie zum Beispiel einer verspäteten oder verfrühten Regelblutung, starken Regelschmerzen oder Krämpfen im Unterleib. Gelegentlich geht der krankhafte Brustmilchausfluss mit einem Spannungsgefühl in den Brüsten einher. Die Galaktorrhoe wird in drei Grade eingeteilt.

Grad 1 ist mit einem geringen Ausfluss von wenigen Tropfen sowie leichten Regelschmerzen verbunden. Eine Galaktorrhoe des zweiten Grades bedeutet meist einen merklichen Ausfluss, oft einhergehend mit einem Spannungsgefühl in den Brüsten und anhaltenden Menstruationsbeschwerden. Beim dritten Grad kommt es zu einer spontanen Sekretion und verschiedenen Begleitsymptomen wie einem Krankheitsgefühl oder sogar Fieber.

Unabhängig vom Grad des Ausflusses kann es zu Entzündungen im Bereich der Brustwarzen, Spannungsschmerzen und einer Überwärmung der Brüste kommen. Die Symptome klingen nach einigen Tagen bis Wochen von selbst wieder ab und bedürfen meist keiner ärztlichen Behandlung.

Diagnose & Verlauf

Galaktorrhoe kann im Normalfall nur von einem Arzt diagnostiziert werden. Dieser wird sich zuerst nach den genauen Beschwerden erkundigen und erstellt eine Anamnese. Für eine sichere Diagnose sind Farbe und Konsistenz des austretenden Sekrets wichtig, auch der Menstruationszyklus sowie mögliche Medikamenteneinnahme sind für eine genaue Diagnose von Bedeutung.

Oft sind bei der Abtastung der Brust auch fühlbare Veränderungen des Brustgewebes zu spüren. Um die Diagnose der Galaktorrhoe zu sichern, wird in der Regel eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der die Konzentration der Hormone Prolaktin, Gestagen und Östrogen bestimmt wird. Auch die Schilddrüsenwerte spielen in die Diagnose mit hinein. Zusätzlich wird zur Diagnose auch der Ultraschall eingesetzt. Auch eine Mammographie ist sinnvoll.

Im Vorfeld zu dieser wird eine so genannte Galaktographie durchgeführt, bei der in den Milchgang ein Kontrastmittel mit einem dünnen Schlauch gespritzt wird. Mit der Mammographie kann der Arzt dann erkennen, ob die Milchgänge verschlossen oder auch geweitet sind. Besteht der Verdacht auf einen Tumor, wird durch den Arzt entweder ein MRT oder ein CT angeordnet.

In der Regel ist der Verlauf einer Galaktorrhoe gutartig, weshalb auch die Prognosen recht positiv sind. Oft lassen sich die Beschwerden gut behandeln und sind im Anschluss an eine Therapie verschwunden. Die Milchsekretion kann meist durch Medikamente gestoppt werden. Ist die Ursache für eine Galaktorrhoe Brustkrebs, hängt der weitere Verlauf immer vom Krebsstadium sowie dessen Therapie ab.

Komplikationen

Galaktorrhoe entsteht durch ein Übermaß des Hormons Prolaktin. Häufiger Grund für diese Erscheinung ist die Einnahme bestimmter Psychopharmaka, die eine Hormonumstellung im Körper bewirken (zum Beispiel bestimmte Neuroleptika). Krankhafter Brustmilchausfluss geht mit zahlreichen Komplikationen einher. Die Brust vergrößert sich unnatürlich, außerdem haben Betroffene häufig Spannungsschmerzen in der Brust. Es handelt sich also nicht nur um ein ästhetisches Problem.

Ein Zuviel des Hormons Prolaktin kann zudem Zyklusstörungen hervorrufen: Dies bedeutet, dass die natürliche Monatsblutung nur unregelmäßig auftritt oder ganz ausbleibt. Auf Dauer kann dies in mittleren oder reiferen Jahren zu Osteoporose führen. Außerdem bleibt ein möglicher Kinderwunsch häufig unerfüllt, da Eierstöcke und Gebärmutter sozusagen "schlafen".

Ein Übermaß des Hormons Prolaktin gaukelt dem Körper nämlich eine permanente Schwangerschaft vor, so dass kein Einsprung mehr stattfindet. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit für Krebserkrankungen wie Brustkrebs und Gebärmutterkrebs erhöht, wenn eine Galaktorrhoe nicht behandelt wird. Betroffene sollten die Hormonabweichungen im Körper aufgrund der mölicherweise drastischen Folgen behandeln lassen.

Dabei existieren bestimmte Medikamente auf dem Markt, die den Prolaktinspiegel regeln können. Scheitern diese Versuche, müssen zusätzliche Hormone abgegeben werden, die aber wiederum nicht frei von Risiken wie einer erhöhten Krebsgefahr sind. Im Idealfall können die Medikamente, die krankhaften Brustmilchausfluss verursachen, abgesetzt oder durch andere ersetzt werden, die diese Begleiterscheinungen nicht haben.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Frauen, bei denen Sekret aus der Brust austritt, ohne dass sie schwanger waren und vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht haben, sollten einen Arzt aufsuchen. Die Produktion von Brustmilch außerhalb einer Gestation gilt als ungewöhnlich und ist ärztlich untersuchen zu lassen. Treten Spannungsgefühle der Brust ein, die nicht mit dem baldigen Einsetzen oder Vorhandensein der Menstruationsblutung sowie einer Schwangerschaft in Verbindung stehen, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Bei Störungen des Hormonhaushaltes, Schwankungen der Stimmung und Veränderungen der Libido ist ein Arztbesuch ratsam. Kommt es ohne nachvollziehbare Gründe zu einer anhaltenden weinerlichen Gemütsverfassung, aggressiven Verhaltenstendenzen oder melancholischen Phasen, ist ein Arzt aufzusuchen. Unregelmäßigkeiten des weiblichen Zyklus, ein starkes Stresserleben sowie Veränderungen der Lebensumstände können die Galaktorrhoe auslösen. Eine ärztliche Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, sobald für die Bewältigung der Geschehnisse eine ärztliche Unterstützung vonnöten ist.

Tritt wiederholt sowie sporadisch Brustmilch aus oder nimmt die Flüssigkeitsmenge zu, sind die Beschwerden von einem Arzt abklären zu lassen. Bei Schmerzen der Brust, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, einer inneren Unruhe oder einem Unwohlsein sollte ein Arzt konsultiert werden. Leidet die Frau unter dem ästhetischen Problem, entwickeln sich Schamgefühle oder setzen emotionale Probleme ein, ist es ratsam, wenn die Beschwerden mit einem Arzt besprochen werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Galaktorrhoe richtet sich stark nach der Ursache für die Erkrankungen. Bei Hormonstörungen und –schwankungen wird der Arzt vermutlich eine medikamentöse Behandlung mit Bromocriptin anstreben. Dieser Wirkstoff hemmt die Wirkung des Hormons Prolaktin.

Auch bei einem Prolaktinom wird dieses Präparat oft verwendet. Nur wenn die Behandlung mit Medikamenten keinen Erfolg zeigt, wird die Entfernung des Prolaktins notwendig – dies ist allerdings nur sehr selten der Fall.

Handelt es sich bei der Galaktorrhoe nur ein begleitendes Symptom zu einer anderen Krankheit, muss zuerst die Grunderkrankung zielgerichtet behandelt werden. Ist die Galaktorrhoe in Folge einer Brustentzündung entstanden, ist es sinnvoll, Entzündungshemmer oder auch Antibiotika zu verordnen.

Bei einer Galaktorrhoe, die durch die Einnahme von Medikamenten hervorgerufen wurde, kann davon ausgegangen werden, dass sie mit Absetzen der entsprechenden Medikamente auch wieder verschwindet. Die Absetzung von Medikamenten sollte bei Verdacht allerdings erst nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Notfall gibt es auch Alternativen zum bisherigen Präparat.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Galaktorrhoe ist abhängig von der vorliegenden Ursache. Tritt der Milchaustritt bei Frauen während der Laktationsphase auf, gilt er als natürlich und wird nicht als Erkrankung oder Störung angesehen. Mit dem Prozess des Abstillens kommt es im Normalfall zu einer automatischen Rückbildung der Beschwerden, bis eine vollständige Genesung stattfindet.

Bei einer Hormonstörung wird ohne eine Behandlung nur selten eine Linderung der Beschwerden dokumentiert. Sie Symptome bleiben über eine längere Zeit konstant oder nehmen an Intensität und Umfang zu. Der Hormonhaushalt sollte medikamentös behandelt werden, damit es zu einer gesundheitlichen Verbesserung des Patienten kommt. Mit einer optimalen Therapie erleben die meisten Patienten eine Heilung.

Darüber hinaus ist auch ein chronischer Krankheitsverlauf möglich. Sobald die Behandlung unterbrochen wird, ist mit einem Rückfall der Beschwerden zu rechnen. Patienten, bei denen ein entzündlicher Prozess als Ursache festgestellt wird, haben eine gut Aussicht auf eine Genesung. Sobald die Krankheitserreger abgetötet und aus dem Organismus transportiert wurden, stellt sich eine Rückbildung der Beschwerden ein. Je gesünder das körpereigene Abwehrsystem ist, desto schneller ist der Heilungsweg.

Bei einer stressbedingten Galaktorrhoe ist eine Umstellung der Lebensgewohnheiten maßgeblich für eine Heilung. Sobald die emotionalen und seelischen Belastungen abgebaut werden, lindern sich die Beschwerden.


Vorbeugung

Einer Galaktorrhoe kann nicht wirksam vorgebeugt werden. Allgemeine Maßnahmen zu Vorbeugung sind nicht bekannt, da der krankhafte Brustmilchausfluss auf die verschiedensten Ursachen zurückgeführt werden kann.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Möglichkeiten oder Maßnahmen einer Nachsorge bei Galaktorrhoe sehr stark eingeschränkt. Dabei ist der Betroffene in aller erster Linie auf eine schnelle und vor allem frühzeitige Diagnose angewiesen, damit weitere Komplikationen und Beschwerden nicht eintreten. Nur durch eine frühzeitige Erkennung dieser Beschwerde können weitere Einschränkungen an der Lebensqualität vermieden werden.

Daher steht im Vordergrund die frühzeitige Diagnose von Galaktorrhoe. Die Behandlung selbst erfolgt in der Regel durch die Einnahme von Medikamenten, wobei es nicht zu einer Selbstheilung kommen kann. Da in den meisten Fällen auch Antibiotika eingenommen werden, sollten die Betroffenen auf eine regelmäßige Einnahme und auch auf eine richtige Dosierung achten.

Dabei müssen die Antibiotika meistens auch noch nach dem Abklingen der Beschwerden weiterhin eingenommen werden. Sie sollten auch nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da sonst ihre Wirkung abgeschwächt wird. Die Brustwarzen sollten bei Galaktorrhoe auch regelmäßig auf Entzündungen kontrolliert werden, um solche ebenfalls früh zu erkennen und zu behandeln.

Sollten die Beschwerden abgeklungen sein, ist keine weitere Nachsorge notwendig. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit nicht negativ beeinflusst.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Galaktorrhoe sollten Patienten zur Vermeidung von unangenehmen Situationen im Alltag darauf achten, dass sie eine geschützte Kleidung tragen. Diese ist so zu wählen, dass ein Milchausfluss für die Menschen des Umfeldes nicht gesehen werden kann und folglich ein Durchnässen vermieden wird. Es eignet sich die Nutzung von Stilleinlagen, die in Drogerien erworben werden können.

Da sich durch die Erkrankung ein Spannungsgefühl in der Brust einstellt, ist das Tragen von sehr engen Kleidungsstücken zu meiden. Dies erhöht den inneren Druck und die vorhandene Anspannung um ein weiteres. Mit einer locker sitzenden Kleidung hat der Patient oftmals das Gefühl, besser durchatmen zu können und sich wohler zu fühlen.

Zum Abbau von Sorgen und Ängsten helfen Gespräche mit Angehörigen, Ärzten sowie anderen Erkrankten. Im Internet gibt es verschiedene digitale Anlaufstellen, in denen sich Betroffene untereinander austauschen und gegenseitige Hilfestellungen für die Bewältigung der Beschwerden im Alltag geben.

Die dort beschriebenen Tipps können selbständig ausprobiert werden und stärken das Wohlbefinden des Patienten. Zusätzlich haben sich Entspannungsverfahren für einen Stressabbau im Alltag bewährt. Über Techniken wie Yoga oder Meditation können Betroffene eigenverantwortlich und nach individuellen Vorlieben Übungen durchführen, um ihre mentale Stärke aufzubauen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013

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