Bromocriptin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Bromocriptin handelt es sich um einen Wirkstoff, der zur Gruppe der Mutterkornalkaloide gerechnet wird. Zum Einsatz kommt der Wirkstoff in erster Linie dann, falls eine Erkrankung vorhanden ist, die auf einen zu hohen Prolaktinspiegel im Blut zurückzuführen ist.
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Was ist Bromocriptin?
Per Definition ist Bromocriptin ein spezieller Wirkstoff, der in die Kategorie der Dopamin-Agonisten eingeordnet wird. Aufgrund seiner speziellen Eigenschaften wird Bromocriptin vor allen Dingen bei gesundheitlichen Problemen und Erkrankungen eingesetzt, die auf eine zu hohe Konzentration von Prolaktin im Blut zurückzuführen sind.
Bei Prolaktin handelt es sich um ein bestimmtes Hormon, welches unter anderem dafür verantwortlich ist, dass im Zuge einer Schwangerschaft die Brustdrüse anwächst und die Produktion von Muttermilch stattfindet. Durch den Wirkstoff Bromocriptin wird erreicht, dass die Herstellung des Hormons gehemmt wird.
Diese Wirkung führt unter anderem dazu, dass der Arzneistoff häufig nach Ende der Stillzeit, also zum Abstillen, verwendet wird. In den meisten Fällen wird Bromocriptin in Form von Salz, nämlich als Bromocriptinmesilat, angewendet. Vor allem aufgrund von möglichen Nebenwirkungen ist der Wirkstoff Bromocriptin verschreibungspflichtig.
Pharmakologische Wirkung
Als so bezeichneter Dopamin-Agonist wird Bromocriptin in die Gruppe der Mutterkornalkaloide eingeordnet und entfaltet seine Wirkung an verschiedenen Stellen im Bereich des Gehirns.
Eine direkte Wirkung wird zum Beispiel an den Dopamin-Rezeptoren erreicht, sodass eine ähnliche Wirkung eintritt, wie sie auch durch das körpereigene Hormon auftritt. Konkret beinhaltet die Wirkung an diesen Rezeptoren, die sich im Bereich der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) befinden, dass die Produktion bzw. vielmehr die Freisetzung von Prolaktin gehemmt wird. Aufgrund dieser Wirkungsweise kann durch Bromocriptin erreicht werden, dass sich Regelstörungen oder ein nicht erwünschter Milchfluss verbessern.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Wirkung auch dann anhält, falls der Wirkstoff über einen relativ langen Zeitraum hinweg angewendet wird. Somit hält die Wirkung ebenso im Zuge einer Langzeitanwendung unvermindert an. Eine weitere Wirkung besteht darin, dass nicht nur die Freisetzung des Prolaktins gehemmt wird, sondern gleichzeitig auch des Wachstumshormon Somatotropin.
Aufgrund dieser Wirkung kommt Bromocriptin unter anderem zur Behandlung von Akromegalie (Hirnanhangdrüse produziert viel zu hohe Mengen an Wachstumshormonen) zum Einsatz.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Ein Vorteil des Wirkstoffs Bromocriptin besteht unter anderem darin, dass es verschiedene Einsatzgebiete in der Medizin gibt. Aufgrund der bereits dargestellten Wirkung wird Bromocriptin zum Beispiel bei Parkinson, auch als Schüttellähmung bezeichnet, angewendet.
Typisch für die Parkinson-Krankheit ist, dass der Botenstoff Dopamin im Gehirn nicht verfügbar ist bzw. die Produktion deutlich vermindert ist. Da der Abbau des Botenstoffs jedoch gleich bleibt, kommt es nach einiger Zeit zu einem Mangel. Der Wirkstoff Bromocriptin kann sich dann aufgrund seiner Eigenschaften positiv auf die Erkrankung auswirken. Eine weitere häufige Anwendung besteht darin, den natürlichen Milchfluss nach einer Schwangerschaft zu verhindern.
Ein weiteres Einsatzgebiet sind Stoffwechselstörungen, die im Erwachsenenalter auftreten und sich durch eine zu hohe Produktion des körpereigenen Wachstumshormons auszeichnen. Diese Störungen werden auch als Akromegalie bezeichnet und machen sich vor allem durch ein überdurchschnittliches Wachstum im Bereich der Nase, des Kinns oder der Ohren bemerkbar. Aber auch bei einer Stoffwechselstörung, die sich durch eine erhöhte Produktion des Hormons Prolaktin auszeichnet, wird Bromocriptin erfolgreich angewendet.
Verabreichung & Dosierung
Bromocriptin ist ein Medikament, das zur Behandlung verschiedener Gesundheitszustände wie Parkinson-Krankheit, Hyperprolaktinämie (erhöhte Prolaktinspiegel) und Akromegalie verwendet wird. Es wirkt, indem es Dopamin-Rezeptoren im Gehirn stimuliert, was die Produktion von Prolaktin verringert und die Dopamin-Aktivität erhöht. Bei der Verabreichung und Dosierung von Bromocriptin sind einige wichtige Punkte zu beachten:
Dosierung: Die Dosierung von Bromocriptin muss individuell angepasst werden, je nach der zu behandelnden Krankheit, dem Alter des Patienten und seiner Reaktion auf das Medikament. Die Behandlung beginnt in der Regel mit einer niedrigen Dosis, die allmählich erhöht wird, um Nebenwirkungen zu minimieren.
Einnahme: Bromocriptin sollte mit Nahrung eingenommen werden, um Magenbeschwerden zu vermeiden. Es wird normalerweise täglich zur gleichen Zeit eingenommen, um eine gleichmäßige Wirkung zu erzielen.
Nebenwirkungen: Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit. Patienten sollten ihren Arzt informieren, wenn diese oder andere ungewöhnliche Symptome auftreten.
Vorsichtsmaßnahmen: Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie Herzerkrankungen, psychischen Störungen oder Magen-Darm-Erkrankungen sollten vor Beginn der Behandlung mit ihrem Arzt sprechen, da Bromocriptin bestimmte Zustände verschlimmern kann.
Interaktionen: Bromocriptin kann mit anderen Medikamenten interagieren, darunter bestimmte Antidepressiva, Antipsychotika und Antiemetika. Es ist wichtig, dass der Arzt über alle Medikamente, die der Patient einnimmt, informiert ist, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden.
Die korrekte Einhaltung der Dosierungsanweisungen und die regelmäßige medizinische Überwachung sind entscheidend für eine effektive und sichere Behandlung mit Bromocriptin. Patienten sollten eng mit ihrem Gesundheitsdienstleister zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass das Medikament korrekt verwendet wird.
Risiken & Nebenwirkungen
Es gibt einige Nebenwirkungen, die während der Einnahme von Bromocriptin relativ häufig auftreten können. Dazu zählen unter anderem Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Schwindelgefühle, Erbrechen, sonstige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Müdigkeit oder auch Depressionen.
Darüber hinaus gibt es noch gelegentlich auftretende Nebenwirkungen, wie zum Beispiel allergische Hautreaktionen, Angst, Nervosität, Muskelkrämpfe, Durchblutungsstörungen, Schlafstörungen, Sehstörungen oder Mundtrockenheit.
Ferner können in seltenen Fällen Gesichtsblässe, Bluthochdruck, Kurzatmigkeit oder sogar ein Herzinfarkt sowie ein Schlaganfall als Nebenwirkungen auftreten. Allerdings kommen diese Nebenwirkungen relativ selten vor. Sehr selten auftretende Nebenwirkung sind unter anderem Magen-Darm-Blutungen, Herzrhythmusstörungen und ebenfalls Störungen im Sprachbereich.
Kontraindikationen
Bromocriptin, ein Dopaminagonist, wird zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Parkinson's, Hyperprolaktinämie und Akromegalie verwendet. Doch nicht für jeden Patienten ist Bromocriptin geeignet. Hier sind einige typische Kontraindikationen, die bei der Verwendung von Bromocriptin beachtet werden sollten:
Unkontrollierter Bluthochdruck: Bromocriptin kann den Blutdruck beeinflussen. Bei Patienten mit unkontrolliertem Hypertonus könnte die Einnahme von Bromocriptin zu gefährlichen Blutdruckspitzen führen.
Schwangerschaftshochdruck (Eklampsie/Präeklampsie): Bei schwangeren Frauen, die an Eklampsie oder Präeklampsie leiden, ist die Verwendung von Bromocriptin kontraindiziert, da es potenziell schwerwiegende kardiovaskuläre Nebenwirkungen haben kann.
Koronare Herzkrankheit und andere schwere kardiovaskuläre Erkrankungen: Patienten mit schweren Herzerkrankungen sollten Bromocriptin meiden, da es die Herzlast erhöhen und bestehende Bedingungen verschlimmern kann.
Psychiatrische Erkrankungen: Bei Patienten mit einer Geschichte schwerer psychischer Erkrankungen, insbesondere Psychosen, sollte Bromocriptin mit Vorsicht verwendet oder ganz vermieden werden, da es psychotische Symptome auslösen oder verschlimmern kann.
Lebererkrankungen: Da Bromocriptin in der Leber metabolisiert wird, sollten Patienten mit schweren Lebererkrankungen dieses Medikament meiden oder nur unter strenger ärztlicher Überwachung einnehmen.
Überempfindlichkeit: Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Bromocriptin oder einen der Bestandteile des Medikaments sollten dieses nicht einnehmen.
Die Beachtung dieser Kontraindikationen ist wesentlich, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Es ist wichtig, dass Ärzte eine vollständige medizinische Anamnese und eine sorgfältige Beurteilung durchführen, bevor sie eine Behandlung mit Bromocriptin beginnen.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bromocriptin, ein Dopaminagonist, kann eine Reihe von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweisen, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen. Hier sind einige wichtige Interaktionen:
Antipsychotika: Da Bromocriptin die Dopaminaktivität im Gehirn erhöht, kann es die Wirkung von Antipsychotika, die Dopaminrezeptoren blockieren, entgegenwirken. Dies könnte die Wirksamkeit von Antipsychotika reduzieren und sollte daher vermieden oder unter engmaschiger Überwachung erfolgen.
Antihypertensiva: Bromocriptin kann den Blutdruck beeinflussen. Die gleichzeitige Verwendung mit blutdrucksenkenden Medikamenten kann zu einer unvorhersehbaren Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung führen, was eine sorgfältige Überwachung des Blutdrucks erforderlich macht.
Makrolidantibiotika (wie Erythromycin): Diese können den Metabolismus von Bromocriptin über das Cytochrom P450-Enzymsystem hemmen, was zu erhöhten Bromocriptin-Plasmaspiegeln und einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen führen kann.
Ergot-Alkaloide: Da Bromocriptin selbst ein Ergot-Derivat ist, kann die Kombination mit anderen Ergot-Alkaloiden, wie Ergotamin, das Risiko für Ergotismus erhöhen, einer schweren Reaktion, die durch Vasokonstriktion und Durchblutungsstörungen gekennzeichnet ist.
Hemmstoffe des Cytochrom P450-Enzymsystems: Medikamente, die dieses System beeinflussen, können ebenfalls die Plasmaspiegel von Bromocriptin beeinflussen, was zu einer erhöhten oder verringerten Wirkung führen kann.
Neuroleptika und Antidepressiva: Bestimmte Medikamente aus diesen Kategorien können die Wirkung von Bromocriptin beeinträchtigen, indem sie entweder dessen Effektivität verringern oder das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
Patienten, die Bromocriptin einnehmen, sollten alle aktuellen Medikationen mit ihrem Arzt besprechen, um potenzielle Wechselwirkungen und deren Management zu klären. Dies ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Behandlung sowohl sicher als auch effektiv ist.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Bromocriptin, ein Dopaminagonist, der zur Behandlung von Krankheiten wie Parkinson, Hyperprolaktinämie und Akromegalie verwendet wird, nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten, die in Betracht gezogen werden können:
Cabergolin: Ein weiterer Dopaminagonist mit einer ähnlichen Wirkungsweise wie Bromocriptin, aber mit einer längeren Halbwertszeit, was bedeutet, dass es seltener eingenommen werden muss. Cabergolin wird oft besser vertragen und ist besonders effektiv bei der Behandlung von Hyperprolaktinämie.
Quinagolid: Dieser Dopaminagonist wird ebenfalls zur Behandlung von Hyperprolaktinämie eingesetzt und kann eine Option für Patienten sein, die Bromocriptin nicht vertragen.
Levodopa/Carbidopa: Bei Parkinson-Patienten, die Bromocriptin nicht vertragen, kann die Umstellung auf Levodopa in Kombination mit Carbidopa, welches die periphere Umwandlung von Levodopa verhindert, eine wirksame Alternative darstellen.
Pramipexol und Ropinirol: Diese Medikamente sind ebenfalls Dopaminagonisten und werden häufig zur Behandlung von Parkinson verwendet. Sie können bei Patienten, die Bromocriptin nicht gut vertragen, eingesetzt werden.
Octreotid und Lanreotid: Bei Patienten mit Akromegalie, die Bromocriptin nicht vertragen, können diese Somatostatin-Analoga eine effektive Alternative bieten. Sie helfen, die Hormonproduktion zu regulieren und die Symptome zu kontrollieren.
Somatostatin-Analoga und GH-Rezeptor-Antagonisten: Für die Behandlung der Akromegalie können auch andere Medikamente wie Somatostatin-Analoga (Octreotid, Lanreotid) und Wachstumshormon-Rezeptor-Antagonisten (Pegvisomant) in Betracht gezogen werden, die auf unterschiedliche Weise wirken, um die Hormonspiegel zu regulieren.
Es ist wichtig, dass Patienten alle verfügbaren Behandlungsoptionen mit ihrem Arzt besprechen, um die beste Alternative basierend auf ihrem spezifischen Gesundheitszustand und ihren medizinischen Bedürfnissen zu finden.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor