Kardiomyopathie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Kardiomyopathie ist der Fachbegriff für akute und chronische Erkrankungen des Herzmuskels. Für den Laien schier unüberschaubar sind die Ursachen der Kardiomyopathie.
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Was ist Kardiomyopathie?
Unter Kardiomyopathie versteht der Mediziner eine großes Spektrum von Herzmuskelerkrankungen. Der Begriff schließt die ursächliche Beteiligung eines Herzklappenfehlers oder des Herzbeutels aus.
Die vielfältigen Erscheinungsformen der Kardiomyopathie führten zu verschiedenen Klassifizierungen in der Fachwissenschaft. Zunehmend setzt sich jedoch eine Einteilung in 2 Gruppen durch:
1. Primäre Kardiomyopathie: Die Grunderkrankung betrifft den Herzmuskel selber.
2. Sekundäre Kardiomyopathie: Die Grunderkrankung geht nicht vom Herzmuskel aus, sondern ist eine regelmäßige oder mögliche Komplikation durch eine Krankheit eines oder mehrerer anderer Organe.
Diese Definition berücksichtigt nicht, ob die Ursache genetisch oder durch äußere Faktoren bedingt ist. Sowohl erbliche als auch erworbene Herzmuskelkrankheiten gehören zum Spektrum der primären sowie der sekundären Kardiomyopathie.
Ursachen
Zu den sekundären Kardiomyopathien zählen Krankheitsbilder, die auf Vitaminmangel oder auf ein Defizit von Spurenelementen zurückzuführen sind. Auch Chemotherapien, Genussgifte oder Schwermetalle können den Herzmuskel schädigen. Ferner sind es Erkrankungen des Nervensystems und Krankheiten aus dem rheumatischen Formenkreis, die zu sekundären Kardiomyopathien führen können.
Stoffwechselkrankheiten haben oft zur Folge, dass Abbauprodukte an verschiedenen Stellen des Körpers abgelagert werden. Auch daraus resultieren einige der sekundäre Kardiomyopathien. Unter den Hormon-Störungen gelten die Über- und Unterfunktion der Schilddrüse als Auslöser, bekannt ist auch Diabetes als Ursache der Kardiomyopathie.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Kardiomyopathie verläuft oft über viele Jahre ohne Symptome. Mit dem Fortschreiten der Herzmuskelerkrankung stellen sich zunehmend Beschwerden ein, welche die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden des Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Zu den typischen Symptomen einer Kardiomyopathie zählen Müdigkeit und körperliche Abgeschlagenheit sowie Atemnot bei körperlicher Belastung.
Die Luftnot wird zu Beginn kaum bemerkt und klingt oft nach wenigen Minuten wieder ab. Später treten die Atembeschwerden jedoch auch in Ruhe auf und führen dadurch zu einem starken Unwohlsein, Panikattacken oder sogar Todesangst. Begleitend dazu stellen sich Brustschmerzen ein, die vor allem nach dem Essen, nach Alkoholkonsum und bei Bewegung bemerkt werden, und später ebenfalls dauerhaft auftreten.
Die Sauerstoffunterversorgung der Organe führt außerdem dazu, dass sich Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen und in der Lunge entwickeln. Im weiteren Verlauf kann es zu Herzrhythmusstörungen und Ohnmachtsanfällen kommen. Weitere mögliche Folgen einer Kardiomyopathie sind Lungeninfarkte, Schlaganfälle und plötzlicher Herztod.
Die Betroffenen können eine Herzkrankheit an den typischen, meist harten und unregelmäßigen Herzschlägen erkennen. Zudem können Blutdruckschwankungen auftreten, die zu Schwindel und [[Durchblutungsstörungen9] führen. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und umfassend behandelt, kann ein Voranschreiten der Symptome verhindert werden.
Diagnose & Verlauf
Nach Kardiomyopathie wird der Arzt forschen, wenn Symptome wie Kurzatmigkeit, schnelle Ermüdbarkeit oder Schwindel vorliegen. Zunächst zeigt ein EKG erste Auffälligkeiten an, zu denen auch Herzrhythmusstörungen gehören können.
Im Röntgenbild ist bei einigen Formen der Kardiomyopathie eine Vergrößerung des Herzens sichtbar. Eine Ultraschalluntersuchung eröffnet Einblicke in das schlagende Herz (Echokardiografie). Schließlich liefert die Exploration mit dem Herzkatheter Hinweise auf die ernste Krankheit.
Gute Heilungschancen haben beispielsweise akute Herzmuskelentzündungen. In der Regel sind Kardiomyopathien aber fortschreitende degenerative Erkrankungen, die mit einer Abnahme der Pumpförderleistung einhergehen. Im letzten Stadium ist oft der Herzstillstand (Plötzlicher Herztod) die Folge der Kardiomyopathie.
Komplikationen
Gewisse Tätigkeiten oder sportliche Aktivitäten sind durch die Kardiomyopathie nicht mehr möglich. Es kommt zu Störungen des Herzrhythmus und im weiteren Verlauf zu einer Herzinsuffizienz. Diese kann unbehandelt zum Tode des Patienten führen. Ebenso führen Herzbeschwerden oft zu Wassereinlagerungen in den Beinen oder im Bauch. Die Patienten leiden oft an Schwindel oder an einem Bewusstseinsverlust. Ohne Behandlung kann es auch zu einem plötzlichen Herztod des Patienten kommen.
Die Behandlung der Kardiomyopathie erfolgt kausal und richtet sich dabei nach der Grunderkrankung. Der weitere Krankheitsverlauf hängt dadurch stark von deren Ausprägung ab, sodass es nicht möglich ist, einen allgemeinen Krankheitsverlauf vorauszusagen. In einigen Fällen ist auch die Transplantation des Herzens notwendig, damit der Betroffene weiterhin überleben kann.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Personen, die bei sich eine wiederkehrende Atemnot oder Wassereinlagerungen in den Beinen bemerken, leiden womöglich an einer Kardiomyopathie. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Beschwerden nach einigen Tagen noch bestehen oder weitere Symptome hinzukommen. So sollten Herzrhythmusstörungen und Abgeschlagenheit zügig abgeklärt werden, um ernste Komplikationen zu vermeiden. Personen, die außerdem an Schwindel und Bewusstseinsstörungen leiden, sollten den Notarzt rufen oder sich in ein Krankenhaus einliefern lassen. Selbiges gilt bei starken Schmerzen, Hautveränderungen und Krämpfen.
Die Kardiomyopathie tritt häufig im Zusammenhang mit einer Herzmuskelentzündung oder einer Herzinsuffizienz auf. Auch ein Vitaminmangel, Chemotherapie oder der Konsum von Genussmitteln können eine Schädigung des Herzmuskels herbeiführen. Wer sich zu diesen Risikogruppen zählt, sollte den zuständigen Arzt einschalten. Der Hausarzt kann eine erste Diagnose stellen und wird den Patienten im Anschluss daran an einen Kardiologen verweisen. Je nach Ursache der Erkrankung kann außerdem ein Facharzt für innere Medizin, ein Sportmediziner oder ein Psychologe hinzugezogen werden.
Behandlung & Therapie
Die sekundäre Kardiomyopathien sind zunächst im Rahmen der zugrundeliegenden Systemerkrankung behandelbar. Ziel ist beispielsweise eine Kompensation von Stoffwechselstörungen oder eine Entgiftung bei Intoxikationen. Herzmuskelentzündungen werden mit Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten bekämpft.
In jedem chronifizierten Fall richtet der Kardiologe seine Bemühungen auf die Symptome des schwächer werdenden Herzens und wird eine entsprechende Medikation einleiten. Schon lange bewährt haben sich Herzglykoside (Digitalis) zur Herzstärkung, daneben wird eine Senkung des Blutdruckes angestrebt. Die bekannten Betablocker führen zu einer Entlastung des Herzens. Die direkten Folgen der Kardiomyopathie stehen ebenfalls im Fokus der Behandlung.
Gegen Ödeme (Wassereinlagerung im Gewebe) müssen harntreibende Medikamente verordnet werden. Antiarrhythmika sollen das oft hinzutretende Vorhofflimmern beseitigen, manchmal hilft nur die Implantation eines Herzschrittmachers. Das Risiko von Thrombosen und Embolien vermindern Antikoagulantien. Das sind Medikamente für die Reduzierung der Blutgerinnungsneigung, mit denen im Zuge von Herzrhythmusstörungen speziell dem Schlaganfall vorgebeugt werden soll.
Droht der Verlauf einer Kardiomyopathie mit einer fortgeschrittenen Herzschwäche lebensbedrohlich zu werden, ist oft eine Herztransplantation die einzige Rettung. Ein künstliches Herz oder elektromechanische Systeme zur Herzunterstützung können den Patienten am Leben erhalten, bis ein geeignetes Spenderherz zur Verfügung steht. Trotz aller Bemühungen der modernen Medizin sterben viele Patienten letztlich an den Folgen der Kardiomyopathie.
Aussicht & Prognose
Um eine Besserung oder gar eine deutliche Verlangsamung des Krankheitsverlaufes zu erreichen, muss der ärztlich verordnete Behandlungs- und Therapieplan unbedingt genau eingehalten werden.
Insofern es sich nicht um eine genetische Krankheitsursache handelt, kann der Patient selbst mit gezielten Maßnahmen eine Verbesserung der Lebensqualität erzielen und die ärztliche Therapie unterstützen. In Fällen, in denen ein ungesunder Lebensstil mit nicht ausgewogener und oftmals zu üppiger Ernährung Auslöser der Erkrankung ist, muss dieser dringend korrigiert werden. Eine Ernährungsumstellung wirkt sich positiv auf den Kreislauf aus, entlastet das Herz und stärkt das Immunsystem. Auch eine möglicherweise notwendige Gewichtsreduktion ist hierdurch leichter zu erzielen. Die Umstellung sollte sowohl durch den behandelnden Arzt als auch einen Ernährungsberater begleitet erfolgen, damit sie bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Um das Herz-Kreislauf-System zu entlasten, empfiehlt sich der komplette Verzicht auf Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin. Auch der Konsum von Kaffee sollte eingeschränkt und auf wenige Tassen pro Tag begrenzt werden. Regelmäßige Bewegung im Alltag hingegen stärkt den Kreislauf und verbessert die Kondition. Das Training mit einem Ergometer oder ähnlichen Sportgeräten ist dabei ebenfalls förderlich.
Sowohl bei erworbener als auch krankheitsbedingter Ursache ist die Vermeidung von übermäßigem Stress ein maßgeblicher Punkt, da dieser das Entstehen einer Kardiomyopathie begünstigt.
Vorbeugung
Die Kardiomyopathie bietet trotz der vielfältigen Ursachen Möglichkeiten der Prophylaxe. Ein maßvoller Konsum von Genussmitteln wie Alkohol oder Nikotin ist hier anzuraten. Desgleichen ist allgemein bekannt, dass sportliche Betätigung gleich mehreren Herzkrankheiten vorbeugt. Entzündungsherde gehören schnellstmöglich unter ärztliche Kontrolle, dies gilt besonders für Grippe und grippeähnliche Infekte. Denn daraus resultiert manchmal über die Ansteckung des Herzens letztlich eine Kardiomyopathie.
Nachsorge
In den meisten Fällen sind die Möglichkeiten der Nachsorge bei einer Kardiomyopathie sehr stark eingeschränkt, sodass Betroffene bei dieser Krankheit idealerweise schon sehr früh einen Arzt aufsuchen sollten, damit auch eine frühzeitige Behandlung eingeleitet werden kann. Eine Selbstheilung kann bei der Kardiomyopathie nicht eintreten, sodass schon bei den ersten Anzeichen oder Symptomen der Krankheit ein Arzt kontaktiert werden sollte.
Die Betroffenen sind bei dieser Krankheit in der Regel auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Dabei ist die richtige Dosierung und auch die regelmäßige Einnahme der Medikamente zu beachten, um die Beschwerden richtig zu lindern. Sollten Antibiotika eingenommen werden, dürfen diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden, da ihre Wirkung sonst deutlich gelindert wird.
Ebenso sollte sich der Betroffene bei der Kardiomyopathie regelmäßigen Kontrollen und Untersuchungen durch einen Arzt unterziehen lassen, um weitere Schäden am Herzen schon früh zu erkennen. Anstrengende oder stressige Tätigkeiten sollten bei dieser Krankheit vermieden werden. Dabei ist der weitere Verlauf der Kardiomyopathie sehr stark vom Zeitpunkt der Diagnose abhängig. In einigen Fällen wird die Lebenserwartung des Betroffenen durch diese Krankheit verringert.
Das können Sie selbst tun
Patienten, bei denen eine diagnostizierte Kardiomyopathie vorliegt, sollten diese Erkrankung ernst nehmen und den Therapieplänen und Empfehlungen ihres Arztes unbedingt folgen. In vielen Fällen gibt es Behandlungsmethoden, mit denen das Krankheitsbild verbessert werden kann. In anderen Fällen ist eine Verlangsamung oder ein Stopp des Krankheitsverlaufs durchaus möglich.
Für die Patienten bedeutet dies, dass sie ihren Alltag ganz bewusst auf die Anforderungen der Krankheit ausrichten müssen. Oftmals ist die Kardiomyopathie Folge eines ungesunden Lebensstils. Fand über Jahre hinweg eine falsche, nicht ausgewogene und meist zu üppige Ernährung statt, so kann sich eine ärztlich angeleitete Ernährungsumstellung positiv auf Herz und Kreislauf auswirken. Auch eine in vielen Fällen sinnvolle Gewichtsreduktion trägt zum besseren Wohlbefinden im Alltag bei. Konsumgifte wie Nikotin und Alkohol sollten möglichst ganz gemieden werden, der Konsum von Kaffee kann eingeschränkt werden. Regelmäßige Bewegung in den Alltag einzubauen und dadurch vorsichtig das Herz-Kreislaufsystem und die Kondition zu stärken, wirkt sich meist förderlich auf die Gesundheit aus.
Aber nicht immer sind diese Faktoren Auslöser der Kardiomyopathie. Oftmals ist diese auch einfach genetisch bedingt und tritt auf, obwohl der Patient einen gesunden und aktiven Lebensstil pflegte. Übermäßiger Stress, zum Beispiel im Beruf oder in der Familie, begünstigen das Entstehen der Krankheit. Patienten sollten sich diese Risiken bewusst machen, und sie so gut es geht vermeiden.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004