Hydrochloride

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Hydrochloriden handelt es sich um Salze, die aus organischen Basen bestehen und mit Salzsäure reagieren. Somit gehören Hydrochloride auch zu den Aminen primärer, sekundärer und tertiärer Art. Typisch für Hydrochloride ist dabei stets, dass sie mit Salzsäure eine Neutralisationsreaktion eingehen. Bedingt durch ihre chemischen Eigenschaften bilden Hydrochloride einen beliebten Zusatzstoff in zahlreichen Medikamenten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Hydrochloride?

Die gut wasserlöslichen Hydrochloride erleichtern die Erzeugung von wässrigen Medikamenten und Lösungen, etwa Tropfen für die Augen, Injektionslösungen und Nasensprays.
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Hydrochloride stellen grundsätzlich Salze dar, die aus organischen Basen sowie Salzsäure bestehen. Im Rahmen einer chemischen Reaktion neutralisieren sich dabei die Basen mit der Salzsäure. Die typische Reaktion zur Bildung von Hydrochloriden ähnelt dem Entstehungsprozess von Ammoniumchlorid, wobei Ammoniak und Salzsäure miteinander reagieren. Prinzipiell verfügen alle Hydrochloride über ein Chlorid-Atom und zählen aus diesem Grund zu den Salzen. Die Stammverbindungen der Hydrochloride sind in den meisten Fällen Amine.

Hydrochloride zeichnen sich, anders als die Amine, jedoch in der Regel durch eine deutlich bessere Wasserlöslichkeit aus. Zudem ist eine Reinigung von Hydrochloriden einfacher möglich, wobei eine Umkristallisation zum Einsatz kommt. Hydrochloride, die zu den Aminen gehören, sind durch eine höhere Stabilität gekennzeichnet und altern erheblich langsamer. Die Abbauresistenz zeigt sich vor allem an der Farbe der Hydrochloride. Diese Vorteile der Hydrochloride sind insbesondere im Vergleich zu Aminen erkennbar, die frei und basisch sind.

Die Chemie unterteilt Hydrochloride unter anderem in Monohydrochloride und Dihydrochloride. Monohydrochloride entstehen vor allem aus Di- und Triaminen infolge einer Reaktion mit Salzsäure. Hingegen bilden sich Dihydrochloride, wenn organische Diamine mit einem Übermaß an Salzsäure reagieren. Typische Dihydrochloride sind beispielsweise Meclozin, Arsphenamin und Sapropterin. Darüber hinaus gehören Hydrochloride zu den Hydrohalogeniden. Weitere Vertreter dieser Kategorie chemischer Substanzen sind zum Beispiel Hydrobromide und Hydrofluoride.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Hydrochloride zeichnen sich durch eine sehr gute Löslichkeit in Wasser sowie eine hohe Bioverfügbarkeit im menschlichen Organismus aus. Aus diesem Grund kommen sie in zahlreichen medizinischen Arzneistoffen zum Einsatz, um die Wirksamkeit der entsprechenden Medikamente zu erhöhen. Dabei stellen Pharmaproduzenten die Arzneimittel direkt in der Form von Hydrochloriden her.

Die gut wasserlöslichen Hydrochloride erleichtern die Erzeugung von wässrigen Medikamenten und Lösungen, etwa Tropfen für die Augen, Injektionslösungen und Nasensprays. Auch bei oral einzunehmenden Arzneimitteln spielt die Löslichkeit in Wasser eine entscheidende Rolle, da Magen und Darm nur bei entsprechender Wasserlöslichkeit die Wirkstoffe aufnehmen. Die wirksamen Substanzen lösen sich aus den Tabletten oder Dragées, sodass anschließend eine Resorption möglich ist. Somit gehen die Medikamente schneller in den Blutkreislauf über.

Auch Eigenschaften wie die hohe Stabilität und die guten Verarbeitungsmöglichkeiten der Hydrochloride sind relevant für deren ausgiebige Verwendung bei der Herstellung von Medikamenten. Derzeit kommen Hunderte verschiedene Hydrochloride regelmäßig in der Pharmazie zum Einsatz. Besonders beliebte und stark nachgefragte Arzneimittel auf der Basis von Hydrochloriden sind beispielsweise Ambroxol sowie Metformin.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Hydrochloride finden in einer Vielzahl von Medikamenten Verwendung, wobei sie die Resorptionsfähigkeit der Wirkstoffe durch ihre typischen Eigenschaften verbessern bzw. teilweise erst ermöglichen. Die entscheidenden Aspekte für den Einsatz von Hydrochloriden bei der Herstellung von Arzneistoffen sind dabei deren Stabilität und Wasserlöslichkeit. Diese Aspekte erleichtern zum einen die Produktion wässriger Lösungen wie Tropfen oder Sprays. Zum anderen verbessern Hydrochloride die Aufnahmefähigkeit von Wirkstoffen, die die Patienten in Form von festen Tabletten oder Kapseln einnehmen.

Das Europäische Arzneibuch listet derzeit etwa 200 Hydrochloride, die in der Pharmaproduktion Verwendung finden. Der Arzneimittel-Stoffkatalog beinhaltet sogar über 1.000 verschiedene Hydrochloride. Besonders beliebt ist die Anwendung von Hydrochloriden zur Herstellung der Medikamente Ambroxol und Metformin, die beide stark nachgefragt sind.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Hydrochloriden richten sich vor allem nach dem jeweiligen Medikament, zu dessen Herstellung sie die Grundlage bilden. Häufig kommen Hydrochloride zum Beispiel in den Arzneistoffen Ambroxol und Metformin zum Einsatz. Bei Ambroxol handelt es sich um ein Medikament gegen Husten in Verbindung mit zähem Schleim, der fest in den Luftwegen sitzt. Hydrochloride bilden die Basis für diesen Wirkstoff und dessen Aufnahme ins Blut.

Mögliche Nebenwirkungen bestehen in Allgemeinbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Schmerzen in der Bauchgegend. Einige Personen erleiden Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Juckreiz, Luftnot und Schwellungen im Gesicht. Mitunter entwickeln die Patienten Fieber und Schüttelfrost. Selten zeigen sich Symptome wie eine toxisch-epidermale Nekrolyse, das Stevens-Johnson-Syndrom oder eine Erythema multiforme.

Auch in dem Medikament Metformin bilden Hydrochloride die Grundlage. Ärzte verschreiben das Arzneimittel vor allem gegen Diabetes mellitus Typ 2. Potenzielle Nebenwirkungen bestehen zum Beispiel in Beschwerden des Verdauungstraktes. So entwickeln einige Personen Symptome wie Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen oder Erbrechen. Zudem verändert sich mitunter die Geschmackswahrnehmung, sodass manche Patienten den Appetit verlieren.

In seltenen Fällen erleiden die Personen nach der Einnahme eine Laktatazidose. Diese äußert sich in schmerzenden Muskeln, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes und Krämpfen.

Die Hydrochloride selbst sind dabei weitaus weniger für auftretende Nebenwirkungen verantwortlich als die eigentlichen Wirkstoffe der Medikamente, in denen sie zum Einsatz kommen. Bei der Entwicklung von Arzneimitteln prüfen die Pharmahersteller, ob sich unerwünschte Wechselwirkungen zwischen dem eingesetzten Hydrochlorid und dem Wirkstoff ergeben.

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