Arsphenamin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Arsphenamin ist eine organische Arsenverbindung, die unter dem Handelsnamen Salvarsan auf den Markt kam. Das Medikament wurde zur Behandlung der Infektionskrankheit Syphilis eingesetzt. In der Regel erfolgte die Verabreichung intravenös oder intramuskulär. Die Substanz verursachte häufig starke Nebenwirkungen.
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Was ist Arsphenamin?
Arsphenamin, auch unter der Bezeichnung Dioxydiamidoarsenobenzol bekannt, wurde 1907 von dem deutschen Arzt und Forscher Paul Ehrlich entdeckt. Es war das erste wirksame Chemotherapeutikum, das den Arzneimittelmarkt eroberte. Das Medikament löste Anfang des 20. Jahrhunderts die hochgiftigen Quecksilberverbindungen bei der Behandlung der Syphilis ab.
Noch heute leiden Tausende Menschen an dieser Infektionskrankheit, die durch den Erreger Treponema pallidum übertragen wird. Arsphenamin reagiert mit Sauerstoff zu giftigen Verbindungen. Daher musste die Substanz in luftdicht verschlossenen Ampullen vermarktet werden. Trotz der hohen Wirksamkeit verursachte Arsphenamin unangenehme und in manchen Fällen sogar sehr gefährliche Nebenwirkungen.
Pharmakologische Wirkung
Mit der Verabreichung von Arsphenamin wird der Energiestoffwechsel der Erreger erheblich gestört. Häufig reicht schon eine Injektion aus, um die Bakterien zu schwächen oder sogar zu vernichten. Ein wesentlicher Nachteil des Präparats ist seine schlechte Löslichkeit und die stark saure Reaktion mit destilliertem Wasser. Die saure Lösung ist für die Therapie nicht geeignet, sodass sie mit Natronlauge gemischt werden muss. Das Endprodukt dieser Mischung ist eine alkalische Flüssigkeit, die zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden kann.
Durch den Zusatz von Natronlauge kam es nach intramuskulären oder intravenösen Injektionen des Präparates häufig zu Verätzungen von Muskelgewebe und Venenschäden. Daher wurden Nachfolgesubstanzen wie Neosalvarsan entwickelt, die wesentlich besser verträglich sind als Salvarsan. Sie entfalten trotz des geringeren Arsengehalts eine sehr gute Wirkung. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation stecken sich auch heutzutage immer noch mehrere Millionen Menschen pro Jahr mit der Geschlechtskrankheit Syphilis an. Mittlerweile wird Penicillin erfolgreich zur Behandlung der Krankheit eingesetzt, denn es verursacht, im Gegensatz zu Arsphenamin, kaum noch Nebenwirkungen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Arsphenamin wurde zwar vorrangig zur Behandlung der Geschlechtskrankheit Syphilis eingesetzt, dient aber auch zur Medikation bei anderen Infektionserkrankungen. In der Regel wurde das mit Natronlauge angereicherte Präparat mithilfe einer Spritze in die Venen oder in einen Skelettmuskel injiziert. Die heilende Wirkung der Substanz trat manchmal schon nach der ersten Injektion ein. In der Regel wurden die Injektionen aber drei- bis viermal mit dazwischenliegenden Pausen von mehreren Tagen oder Wochen wiederholt, um Krankheitsrückfälle zu vermeiden.
Arsphenamin wirkt schädigend auf die Zellen des Erregers und behindert seine lebensnotwendigen Stoffwechselaktivitäten. Aufgrund der giftigen Wirkung dieser synthetischen Arsenverbindung bei Reaktionen mit Sauerstoff wird sie in luftdicht abgeschlossenen Behältnissen transportiert. Dort ist die Grundsubstanz über längere Zeit haltbar, muss aber nach Fertigstellung der Injektionslösung sofort verwendet werden. Die intravenöse Injektion gewährleistet eine schnelle Wirkung, während die intramuskuläre Verabreichung eine länger andauernde Wirkung erzielt.
Risiken & Nebenwirkungen
Noch mehrere Stunden nach der Verabreichung von Arsphenamin können toxische Reaktionen des Organismus wie Schüttelfrost, Fieber, Erbrechen, Gliederschmerzen oder akutes Versagen der Nierenfunktionen erfolgen. Häufig kommt es zu Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
Nebenwirkungen wie Herz- und Gefäßerkrankungen, Erblindung, Taubheit, Lähmungen und Stoffwechselerkrankungen sind ebenfalls bekannt. Zu den Spätfolgen, die noch nach Wochen auftreten können, gehören vor allem Erkrankungen von Blut, Leber und Haut sowie Schädigungen des zentralen Nervensystems.