Hyperkalzämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Gegensatz zu einem Kalziummangel liegt bei einer Hyperkalzämie bzw. Hypercalcämie ein erhöhter Calciumspiegel im Blut vor. Um weitergreifende Störungen zu vermeiden ist es ratsam diesbezüglich einen Arzt zur weiteren Diagnose und Behandlung aufzusuchen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hyperkalzämie?

Die Symptome fehlen bei der Hälfte aller Patienten mit Hyperkalzämie. Oft wird das Phänomen nur zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung entdeckt.
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Die Hyperkalzämie ist definiert als ein zu hoher Kalzium-Spiegel im Blut. Werte von mehr als 2,7 mmol/l beim Menschen für das Gesamtkalzium im Blutkreislauf gelten hier als ausschlaggebend. Bei ionisiertem (freiem) Kalzium spricht man bei einem Wert von über 1,3 mmol/l von einer Hyperkalzämie.

Von einer regelrechten kalzämischen Krise ist die Rede, wenn der Gesamtwert über 3,5 mmol/l gestiegen ist. Dann kommt es zu einer Polyurie (stark vermehrte Urinausscheidung), zu Erbrechen, Austrocknung, Fieber und Psychosen. Letztendlich kann es zu einem Koma kommen.

Ursachen

Die Störung des Kalziumstoffwechsels kann viele Ursachen haben: Die häufigste Ursache sind bösartige Tumoren, meistens Bronchialkarzinome, Brustkrebs und das so genannte Multiple Myelom, eine Krebserkrankung des Knochenmarks.

An zweiter Stelle wäre die osteolytische Hyperkalzämie zu nennen. Das ist vor allem bei Knochenmetastasen und Plasmozytomen der Fall. Die Krebszellen setzen hierbei Stoffe frei, die auf den Kalziumstoffwechsel erhöhend einwirken.

Drittens gibt es die paraneoplastische Hyperkalzämie. Sie wird verursacht durch Peptide, die dem Parathormon ähnlich sind. Diese Peptide werden von Tumoren produziert. Ungefähr 90 % aller Patienten mit dieser Form der Hyperkalzämie weisen solche Peptide im Blut auf, ob dazu Knochenmetastasen existieren oder nicht. Bei Hunden entsteht die Hyperkalzämie am häufigsten bei Tumoren der Analdrüsen.

Eine weitere Ursache stellt der Hyperparathyreoidismus dar, von dem etwa 20 % der Hyperkalzämiepatienten betroffen sind. Auch Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und multiple endokrine Neoplasie (MEN) gehören zu den möglichen Ursachen.

Vergiftungserscheinungen setzen die Reihe der Faktoren fort, aus denen eine Hyperkalzämie resultieren könnte. Hierzu gehören vor allem Vergiftungen mit Vitaminen, anders gesagt, zu hohe Dosierungen bestimmter Vitamine, vor allem Vitamine A, D und D3.

Anzumerken ist, dass leider in Fertigfutter und Ergänzungsfutter für Hunde und Katzen überflüssigerweise hohe Mengen dieser Vitamine zu finden sind. Beim Menschen ist eine Überdosierung somit eher selten.

Auch Intoxikationen durch Tamoxifen und bestimmte Diuretika können, zumindest vorübergehend, für einen zu hohen Blutkalziumspiegel verantwortlich sein. Ferner eine erhöhte Zufuhr von Lithium, kalziumhaltigen Ionenaustauschern, Teriparatiden sowie Theophyllin. Zu einer Hyperkalzämie führt auch eine Immobilisation, damit ist eine Ruhestellung bestimmter Körperteile (Gipsbein) oder auch Bettruhe gemeint.

Weitere Ursachen, die prozentual nicht sehr stark in das Gewicht fallen:

  • Sarkoidose (das sind Gewebeknötchen, meist in der Lunge).
  • Hyperkalzämie in Folge einer Nierentransplantation. Hier kann eine vorübergehende Niereninsuffizienz die Nebenschilddrüse zu einer Überfunktion veranlasst haben.
  • Ferner eine Überdosierung von Kalzium, beispielsweise durch eine hohe Konsumierung von Milchprodukten oder eine zu hohe Zufuhr von Ergänzungspräparaten.
  • Erblich bedingte Hyperkalzämie durch mangelhafte Kalziumausscheidung der Niere.
  • Akromegalie (eine Wachstumsstörung, die durch eine Überproduktion von Wachstumshormon ausgelöst wird).
  • Phäochromozytom (eine Zubildung der Nebenniere, die bösartig oder gutartig sein kann).
  • Hypophosphatasie (eine äußerst seltene erbliche Störung des Knochenstoffwechsels).

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptomatik einer Hyperkalzämie hängt von der Höhe der Kalziumkonzentration im Blut ab. Meist treten unspezifische Symptome auf, die auch bei anderen Erkrankungen vorkommen. Daher wird eine Hyperkalzämie bei einer Untersuchung oft nur zufällig entdeckt. Besteht nur ein leichter Überschuss an Kalzium, werden häufig gar keine Symptome beobachtet.

Ansonsten ist die Erkrankung durch eine Vielzahl von unterschiedlichen Beschwerden gekennzeichnet, die Herz, Nieren, Verdauungssystem, Nervensystem und Muskulatur betreffen können. So kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Des Weiteren reagiert der Körper oft mit Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Appetitlosigkeit. In den Nieren können sich Nierensteine und Kalziumsalze ablagern.

Die Nierensteine können sowohl stumm bleiben als auch zu Nierenkoliken führen. Des Weiteren kommt es häufig zu einer erhöhten Ausscheidung von Urin bei gleichzeitig starkem Durstgefühl. Bei Beteiligung der Muskulatur entwickelt sich Muskelschwäche unter Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Wenn das Nervensystem betroffen ist, tritt häufig Schläfrigkeit bis hin zu Bewusstseinsstörungen auf.

Des Weiteren ist die Entstehung eines sogenannten hirnorganischen Syndroms mit Verhaltensauffälligkeiten, Gedächtnisstörungen, Angstzuständen, Interessenlosigkeit und Abgeschlagenheit möglich. Wenn der Kalziumwert 3,5 Millimol Kalzium pro Liter Blut überschreitet, kommt es zu einer lebensbedrohlichen hyperkalzämischen Krise.

Die hyperkalzämische Krise entwickelt sich innerhalb weniger Tage und ist neben Übelkeit und Erbrechen auch durch starke Herzrhythmusstörungen, Fieber, Exsikkose (Austrocknung), verstärkten Flüssigkeitsverlust durch Polyurie und Bewusstseinsstörungen bis zum Koma gekennzeichnet. Eine hyperkalzämische Krise führt in 50 Prozent der Fälle zum Tod.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome fehlen bei der Hälfte aller Patienten mit Hyperkalzämie. Oft wird das Phänomen nur zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung entdeckt. Ansonsten zeigen sich die Symptome der zugrundeliegenden Erkrankung sowie eine vermehrte Wasserausscheidung, Übelkeit, Verstopfung, Erbrechen, manchmal Pankreatitis, Herzrhythmusstörungen, Antriebslosigkeit, Muskelschwäche, extreme Schläfrigkeit, Psychose und Koma.

Die Diagnose erfolgt primär über eine Laboruntersuchung des Blutes sowie über die Suche nach ursächlichen Parametern, z.B. nach Tumoren sowie einer Untersuchung des Parathormon-, Calcitriol- und PTHrP-Spiegels.

Komplikationen

Durch den Überfluss an Kalzium im Körper kann es beim Patienten zu verschiedenen Beschwerden und Komplikationen kommen. Um langfristige Schäden zu vermeiden, sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. In den meisten Fällen kann relativ lange keine eindeutige Diagnose gezogen werden, da die Hyperkalzämie keine eindeutigen Symptome und Beschwerden aufzeigt.

In der Regel tritt ein häufiges Wasserlassen auf und der Betroffene leidet dabei an Erbrechen und Übelkeit. In einigen Fällen kann es zu Beschwerden am Herzen führen, sodass der Betroffene nicht mehr belastbar ist und sich in der Regel abgeschlagen und lustlos fühlt. Es tritt ebenso ein allgemeines Krankheitsgefühl und ein allgemeines Gefühl der Schwäche auf.

Auch die Muskeln sind schwach und können nicht mehr in der gewöhnlichen Art und Weise genutzt werden. Nicht selten kommt es auch zu Verstopfung. Die Beschwerden können damit den Alltag des Patienten extrem eingrenzen und erschweren. Die Behandlung der Hyperkalzämie richtet sich immer nach den Ursachen der Krankheit. In der Regel können akute Notfälle auch mit Hilfe von Lösungen und Infusionen behandelt werden. Es treten dabei keine weiteren Komplikationen ein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Hyperkalzämie ruft nicht immer eindeutige Symptome hervor. Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn eine vermehrte Wasserausscheidung bemerkt wird. Das häufige Wasserlassen ist oft mit Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung und Abgeschlagenheit verbunden. Wenn diese Symptome auftreten, ist medizinischer Rat gefragt. Spätestens, wenn Anzeichen von Herzrhythmusstörungen oder Muskelschwäche bemerkt werden, muss mit den Beschwerden zum Hausarzt gegangen werden.

Bleibt der Kalzium-Überfluss nicht behandelt, kann es zu einem Kreislaufkollaps oder sogar zum Herzinfarkt kommen. Darum sollte frühzeitig ein Arzt eingeschaltet werden, der die Symptome abklären und gegebenenfalls behandelt kann, bevor sich ernste Komplikationen einstellen. Sollte es zu einem Kreislaufzusammenbruch oder einem anderen medizinischen Notfall kommen, muss der Notarzt gerufen werden. Der Betroffene bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung und muss anschließend im Krankenhaus versorgt werden. Bei einer Hyperkalzämie wird meist ein Allgemeinmediziner oder Internist hinzugezogen. Bei Beteiligung der Knochen muss begleitend dazu ein Orthopäde eingeschaltet werden. Die initiale Diagnose kann vom Hausarzt gestellt werden.

Behandlung & Therapie

Als Therapie wird versucht, die Ursachen zu beseitigen. Beispielsweise durch operative Entfernung eines Tumors. Ansonsten wird man eine Kalziumzufuhr über die Nahrung so weit wie möglich zu stoppen versuchen.

Eine akute Symptombekämpfung kann erfolgen mittels der Zufuhr einer physiologischen Kochsalzlösung und Furosemid und gleichzeitig eingeleiteter Wasserausscheidung.

Beim Vorhandensein von Tumoren können Bisphosphonate gegeben werden, um die Osteoklasten in ihrer Funktion einzuschränken. Außerdem kann die Gabe von Glucocorticoiden hilfreich sein, weil sie gegen Vitamin D wirken. Bei einer Niereninsuffizienz kommt auch eine Dialyse in Betracht. Zur sehr schnellen Absenkung des Kalziumspiegels als Notfallmaßnahme kann das Hormon Calcitonin verabreicht werden.


Aussicht & Prognose

Die Aussicht einer Heilung richtet sich bei der Hyperkalzämie nach dem ursächlichen Auslöser des Überangebotes an Kalzium im Organismus. In schweren Fällen liegt eine Tumorerkrankung vor. Kann dieser erfolgreich entfernt werden und bilden sich keine Metastasen im Körper, besteht eine Aussicht auf eine Heilung der Hyperkalzämie. Wird ein aggressiver Tumor diagnostiziert, der nicht ausreichend behandelbar ist, wird die Hyperkalzämie bis zum Lebensende des Patienten vorhanden sein. In diesen Fällen werden schwerwiegende Symptome des Betroffenen therapiert, aber keine Heilung von Begleiterscheinungen angestrebt.

In weniger dramatischen Fällen kann bereits bei einer Umstellung der Nahrungszufuhr eine deutliche Linderung der Beschwerden sowie eine Heilung erzielt werden. Mit einer ausgewogenen und gesunden Lebensmittelversorgung kommt es zu einem kontinuierlichen Abbau des überschüssigen Kalziums, bis eine vollständige Normalisierung eintritt. Eine dauerhafte Heilung ist möglich, wenn die ausgearbeitete Ernährungsweise auch langfristig Anwendung findet.

In akuten gesundheitlichen Zuständen kann durch eine Infusion eine Verringerung des Kalziumspiegels erwirkt werden. Hierbei handelt es sich jedoch um keine dauerhafte Maßnahme, die eine Beschwerdefreiheit zur Folge hat. Es findet lediglich ein Abtransport des aktuellen Kalziumanteils im Organismus statt. Ohne eine Behandlung der Ursache kommt es im Anschluss zu einer Neubildung des Nährstoffes und damit zu einem sofortigen Rückfall der Beschwerden.

Vorbeugung

Vorbeugen kann man einer Hyperkalzämie nur bedingt, da sie Begleiterscheinung mehrerer anderer Erkrankungen sein kann. Eine Möglichkeit besteht darin, auf eine Zufuhr von Kalzium und Vitamin D3 mit der Nahrung weitgehend zu verzichten. Dies sollte aber nur nach Rücksprache mit einem Arzt erfolgen, da diese Stoffe andererseits auch lebensnotwendig sind.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei einer Hyperkalzämie in den meisten Fällen keine besonderen Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Die Krankheit muss dabei in erster Linie richtig und vor allem frühzeitig durch einen Arzt erkannt und behandelt werden, damit es zu keinen weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt.

In den meisten Fällen kann die Zufuhr durch die Nahrung kontrolliert werden, sodass der Betroffene seine Ernährung richtig anpassen muss. Dabei kann auch der Arzt behilflich sein und für den Betroffenen einen Ernährungsplan erstellen. Dabei sollte der Betroffene auch viel Wasser zu sich nehmen, um das überschüssige Kalzium auszuscheiden. Nach einer erfolgreichen Behandlung ist darauf zu achten, die Hyperkalzämie nicht erneut auszulösen.

Es sollte auch der Grund für die Hyperkalzämie erkannt werden, damit es nicht erneut zu dieser Krankheit kommen kann. In schwerwiegenden Fällen oder bei starken Vergiftungen können dabei auch Medikamente eingenommen werden, um den Spiegel an Kalzium zu senken. Bei einer schnellen Behandlung kommt es durch die Hyperkalzämie nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen.

Das können Sie selbst tun

Die Hyperkalzämie kann ganz verschiedene Ursachen haben und wird vom Patienten selbst nicht diagnostiziert. Meist tritt sie bei der Untersuchung von Blutwerten zutage, die im Rahmen einer anderen Diagnostik stattfindet. In erster Linie gilt es herauszufinden, welche Ursachen für die Hyperkalzämie vorliegen, um eine richtige und passende Therapieform wählen zu können. Hierzu kann der Patient nicht allzu viel beitragen, er kann mit seiner Bereitschaft zur Mitarbeit und der genauen Beantwortung von Fragen den Prozess aber beschleunigen.

Zu seiner Genesung trägt der Patient bei, indem er dem erstellten Therapieplan und dem Rat seines behandelnden Arztes vertraut und folgt. Kommen Abweichungen vor, so sollte er diese schnellstmöglich dem Arzt berichten, ebenfalls wie alle anderen Besonderheiten die ihm auffallen.

Parallel zur Therapie kann der Patient seine Genesung durch einen möglichst gesunden und stabilen Lebenswandel unterstützen. Ausreichend Schlaf und auch gelegentliche Ruhepausen am Tag unterstützen die Ausgeglichenheit und einen guten Allgemeinzustand. Die Reduktion von Übergewicht und die Anpassung der Ernährungsgewohnheiten an einen gesunden und ausgewogenen Speiseplan tragen zudem viel zur Verbesserung der Gesundheit bei. Sofern es der Gesamtzustand erlaubt, ist auch ein moderates Sport- und Bewegungsprogramm sehr förderlich für die Kondition und das Herz-Kreislaufsystem. Grundsätzlich gilt, je besser die allgemeine Verfassung, desto besser sind die Chancen auf Heilung.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015

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