Leishmania infantum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Leishmania infantum ist ein kleines Bakterium aus der Familie der Leishmania und lebt als Parasit obligat intrazellulär in Makrophagen des Menschen und anderer Wirbeltiere. Das Bakterium vollzieht zu seiner Arterhaltung einen Wirtswechsel zwischen Sandmücke und Menschen bzw. Wirbeltieren und wechselt dabei von der begeißelten (Mücke) zur unbegeißelten Form (Mensch oder Wirbeltier). Leishmania infantum kann gleichzeitig der Erreger der kutanen und der viszeralen Leishmaniose sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Leishmania infantum?

Leishmania infantum ist mit Ausnahme Australiens in allen Kontinenten verbreitet. In südamerikanischen Ländern wurde der Erreger als Leishmania chagasi bezeichnet.
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Leishmania infantum, ein kleines Bakterium aus der Familie der Leishmania, lebt als Parasit obligat intrazellulär in Makrophagen des Menschen oder anderer Wirbeltiere. Zur Erhaltung seiner Art macht das Bakterium einen Wirtswechsel durch, der mit einer leichten Veränderung seiner äußeren Gestalt verbunden ist.

Als Zwischenwirt dient in Europa, Nordafrika und den asiatischen Ländern die Sandmücke der Gattung Phlebotomus, während in südamerikanischen und mittelamerikanischen Regionen die Sandmücke der Art Lutzomyia diesen Part spielt. Die Sandmücke nimmt mit ihrer Blutmahlzeit bei infizierten Menschen Makrophagen auf, die größere Mengen von Leishmanien enthalten können.

Die Bakterien werden im Verdauungstrakt der Mücke freigesetzt und wandeln sich von der unbegeißelten (amastigoten) in eine begeißelte (promastigote) Form um. In der begeißelten Form können sich die Bakterien aktiv in Richtung Stechapparat der Mücke bewegen und werden bei der nächsten Blutmahlzeit durch den Stechrüssel der Mücke auf den Menschen oder ein anderes Wirbeltier übertragen, wo sich die Bakterien wieder in die amastigote Form zurückverwandeln.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Leishmania infantum ist mit Ausnahme Australiens in allen Kontinenten verbreitet. In südamerikanischen Ländern wurde der Erreger als Leishmania chagasi bezeichnet. Die Fachwelt ist sich mittlerweile einig, dass die beiden Bakterien identisch sind, so dass sich die Bezeichnung Leishmania infantum weitestgehend durchgesetzt hat.

Es handelt sich um eine der wenigen Leishmanien, die sowohl die kutane wie auch die viszerale Form der Leishmaniose hervorrufen können. Der Namenszusatz „infantum“ deutet darauf hin, dass es sich um eine Krankheit handelt, die hauptsächlich Kinder und Kleinkinder befällt. Das war bereits früher der Fall, wobei hauptsächlich die viszerale Form der Krankheit, jene die die inneren Organe befällt, gemeint war.

Dadurch, dass aus therapeutischen Gründen mittlerweile bei vielen Menschen eine Immunsuppression durchgeführt wird, hat sich das Krankheitsbild gewandelt. Zunehmend sind auch Erwachsene mit krankheitsbedingter oder künstlich geschwächter Immunkompetenz betroffen.

Die Infektion erfolgt durch den Stechrüssel einer infizierten Sandmücke. Die promastigoten Erreger werden mit dem Stechrüssel in die Hautpartien gebracht, wo sie von polymorphen neutrophilen Granulozyten (PMN), den Wächtern des Immunsystems im Hautgewebe als fremd erkannt und umgehend phagozytiert werden. Allerdings sind die Bakterien in der Lage, bestimmte Chemokine auszuschütten, die die PMN daran hindern, im Anschluss an die Phagozytose den Inhalt ihrer Substanzen über die Leishmanien auszuschütten. Zusätzlich unterstützen die Bakterien mit weiteren Chemokinen das Anlocken von Phagozyten, in die die Erreger als ihren eigentlichen Wirt eindringen wollen.

Während also Makrophagen angelockt werden, wird gleichzeitig das Anlocken weiterer Immunzellen wie NK-Zellen (natürliche Killerzellen) und Monozyten unterdrückt. Weil das Eintreffen der Makrophagen etwa ein bis zwei Tage dauert, die aktivierten PMN sich aber normalerweise bereits nach mehreren Stunden per programmiertem Zelltod (Apoptose) zerlegen, verhelfen ihnen die Bakterien zu einem verlängerten Leben, damit sie in dem geschützten intrazellulären Raum der PMN die Ankunft der Makrophagen abwarten können. Nach Eintreffen der Makrophagen erleiden die PMN die Apoptose, so dass die eingetroffenen Makrophagen die Bruchstücke zusammen mit den freigesetzten Bakterien phagozytieren, ohne dass sie Reaktionen gegenüber den Leishmanien zeigen.

Die Erreger können sich jetzt, geschützt in einer Vakuole der Makrophage, vermehren und nach einiger Zeit die Makrophage zum Platzen bringen, so dass weitere Makrophagen einspringen und die Bruchstücke nebst der Bakterien phagozytieren. Wenn eine Sandmücke jetzt Blut über ihren Rüssel aufnimmt, gelangen infizierte Makrophagen in ihren Verdauungstrakt und die Erreger werden freigesetzt. Sie verstehen es, der Verdauung zu entkommen und wandeln sich wieder in die promastigote Form um. Anschließend bewegen sie sich aktiv zum Stechapparat der Mücke und stehen für eine erneute Infektion bereit.


Krankheiten & Beschwerden

Eine Infektion mit Leishmania infantum kann eine viszerale Leishmaniose auslösen, von der innere Organe wie Leber und Milz betroffen sind. Vor allem Kinder im Alter zwischen ein und fünf Jahren und Erwachsene mit natürlich oder künstlich geschwächtem Immunsystem tragen in Endemiegebieten ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit zum Ausbruch kommt.

Auffällig ist, dass in Endemiegebieten das Infektionsrisiko bei Unterernährung ansteigt, so dass die Krankheit häufig als Krankheit der armen Leute bezeichnet wird. Je weniger ausgewogen die Ernährung ist, desto schwerer ist es für den Körper, ein starkes Immunsystem aufzubauen, weshalb er anfälliger für Krankheiten jeglicher Art ist.

Nicht immer wird die Infektion richtig diagnostiziert, weil beispielsweise Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsabnahme (die typischen Anfangssymptome der Krankheit) nur schwer richtig interpretierbar sind. Im Verlauf der Krankheit zeigen sich auch spezifischere Symptome wie geschwollene Lymphknoten, vergrößerte Leber und Milz und Schmerzen im linken Oberbauch. Ein sehr spezifischer Hinweis auf die viszerale Leishmaniose ist das zweigipflige Fieber. Es kommt im Tagesverlauf zu zwei deutlich erkennbaren Temperaturmaxima.

Unbehandelt kann die Infektion einen schwerwiegenden Verlauf nehmen. In den meisten Fällen verläuft die Infektion bei Erwachsenen unbemerkt und wird durch die eigene Immunabwehr überwunden und unterdrückt. Allerdings können Symptome noch viele Jahre nach der Infektion auftreten, falls das Immunsystem durch irgendwelche Umstände geschwächt wird. Eine Infektion mit Leishmania infantum kann auch zu einer kutanen Form der Leishmaniose führen, die meist einen milden Verlauf zeigen.

Quellen

  • Buselmaier, W.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin Heidelberg 2006
  • Chmiel, H.: Bioprozesstechnik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011
  • Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009

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