Mausarm (RSI-Syndrom)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Diagnose Mausarm oder RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury) bezieht sich auf Schmerzen im Nacken und in der Hand, verursacht durch die tägliche Arbeit am Computer. Muss die Arbeit gewechselt werden oder gibt es eine Chance auf Heilung?

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Mausarm?

Das moderne Phänomen des Mausarms zeitigt akute Überlastungsanzeichen wie ein Ziehen in dem Arm, mit dem die Maus bedient wird. Werden diese Warnzeichen nicht beachtet oder behandelt, drohen weitere Beschwerden.
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Ein Mausarm oder RSI-Syndrom entsteht, wenn der Bereich Nacken-Schulter-Arm dauerhaft überlastet wird. So weisen besonders häufig Sekretärinnen diese Krankheit auf.

Aus diesem Grunde wird der Mausarm in der Fachsprache auch Repetitive Strain Injury Syndrom (RSI-Syndrom) genannt. Der Mausarm äußert sich zuerst in einem Missempfinden und im Kraftverlust des Armes. Auffällig: Schmerzen gesellen sich erst später dazu. Weitere Kennzeichen eines RSI-Syndroms sind Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Fingern, Händen oder im Unterarm, die später zu mehr oder weniger starken Schmerzen führen werden.

Die Gelenke in Händen, Armen und in den Schultern können sich versteifen. Besonders am Morgen treten beim Mausarm häufig schmerzende und kalte Hände auf. Der Mausarm kann auch Muskelkrämpfe verursachen sowie Koordinationsstörungen in den betreffenden Extremitäten.

Ursachen

Vom Mausarm sind besonders Vielschreiber betroffen. Dazu gehören Texter ebenso wie Grafiker und Journalisten. Sie sitzen täglich viele Stunden am Rechner und vollziehen tausende von Klicks mit der Maus. Diese immer gleichen Abläufe der Bewegungen überlasten mit der Zeit Sehnen, Muskeln und Nerven.

Außerdem wird das umliegende Gewebe dauerhaft gereizt. Ein nicht ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz ruft häufig das RSI-Syndrom hervor. Ursächlich für einen Mausarm sind auch Stress, eine schlechte Körperwahrnehmung sowie eine hohe Arbeitsbelastung. Auch eine falsche Körperhaltung kann zum RSI-Syndrom führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das moderne Phänomen des Mausarms zeitigt akute Überlastungsanzeichen wie ein Ziehen in dem Arm, mit dem die Maus bedient wird. Werden diese Warnzeichen nicht beachtet oder behandelt, drohen weitere Beschwerden. Diese können von der Hand und dem Arm bis in die Schulter- und Nackenregion ausstrahlen.

Zu den typischen Symptomen eines Mausarms gehören Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Fingern. Es kann zu Schmerzen kommen, die mit jeder Maus-Benutzung schlimmer werden. Eine ergonomische Maus und konsequente Schonung können Abhilfe schaffen.

Die frühen Symptome eines Mausarms beziehungsweise eines RSI-Syndroms können sich von den Fingerspitzen bis in die Schulter-Nacken-Region erstrecken. Insofern ist die Bezeichnung "Mausarm" irreführend. Taubheitsgefühle, Kribbeln im Handgelenk und in den Fingern oder Schmerzen im Maus-Arm weisen auf ein RSI-Syndrom hin. Zusätzlich kann ein Karpaltunnelsyndrom zu Schmerzen und Missempfindungen beitragen. Die Mausarm-Symptome sind zunächst belastungsabhängig.

Im zweiten Stadium des RSI-Syndroms lassen die Muskeln des betroffenen Armes eine zunehmende Schwäche erkennen. Die Symptome bestehen nun dauerhaft. Sie reagieren nicht mehr auf Schonung. Es kann zu Koordinationsschwierigkeiten in den Extremitäten und zu Gelenkversteifungen kommen. Der Schmerzgrad im betroffenen Arm erhöht sich. Schon bei geringer Belastungsintensität bestehen Beschwerden. Bei chronifizierten Beschwerden kann nicht mehr mit einer vollständigen Ausheilung der Symptome gerechnet werden.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Mausarm stellt der Hausarzt anhand der geschilderten Symptome. Es gibt Bewegungstests, die das Krankheitsbild absichern.Röntgenaufnahmen werden ebenso wie Ultraschall und Magnetresonanztomographie nicht zur Untersuchung eingesetzt. Der Grund: Krankhafte Veränderungen lassen sich mit diesen Verfahren nicht darstellen.

Beim Mausarm wird der Neurologe jedoch die Nervenleitgeschwindigkeit messen, um das Ausmaß der Schädigungen zu erkennen. Der Verlauf beim RSI-Syndrom ist positiv, sofern nach der Diagnose sofort die Bedingungen am Arbeitsplatz verändert werden.

Werden die vorbeugenden Maßnahmen vergessen, kommt es in Kürze wieder zu einem Mausarm. Die Anerkennung des RSI-Syndroms als Berufskrankheit ist nicht immer möglich. Betroffene sollten deshalb sehr genau den Krankheitsverlauf des Mausarms dokumentieren.

Komplikationen

Durch das RSI-Syndrom leiden die Betroffenen in erster Linie an starken Schmerzen, die in verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten können. In den meisten Fällen schmerzen dabei verschiedene Muskeln, wobei sich die Schmerzen auch in benachbarte Regionen ausbreiten können. Die Lebensqualität des Patienten wird durch das RSI-Syndrom deutlich verringert.

Weiterhin kommt es nicht selten auch zu Schmerzen an den Sehnen und den Gelenken, sodass Bewegungseinschränkungen und weitere Einschränkungen im Alltag des Patienten auftreten. Die Betroffenen leiden dabei nicht selten auch an einem Taubheitsgefühl oder an einem Kribbeln in den betroffenen Regionen. Durch die dauerhaften Schmerzen können auch psychische Beschwerden auftreten, sodass das RSI-Syndrom nicht selten zu Depressionen oder zu anderen Verstimmungen führt.

Falls die Schmerzen auch im Schlaf vorhanden sind, können diese auch zu Schlafbeschwerden führen. In der Regel kann das RSI-Syndrom durch Maßnahmen der Physiotherapie behandelt werden. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Beschwerden können relativ gut gelöst werden. Allerdings muss in vielen Fällen auch eine Psychotherapie stattfinden, um die Ursachen des RSI-Syndroms zu bekämpfen. In einigen Fällen kann die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln zu Magenbeschwerden führen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wer den ganzen Tag am PC arbeitet oder nachts exzessiv Computerspiele spielt, kann durch die stundenlange Belastung der Hand- und Armmuskulatur an einem Mausarm leiden. Das RSI-Syndrom kann starke Schmerzen verursachen und bei genügend langer Nichtbeachtung chronifizieren. Deshalb ist der Arztbesuch angeraten, wenn die Frequenz der Computernutzung nicht heruntergefahren werden kann. Unter Umständen ist eine Krankschreibung angezeigt.

Der Arztbesuch ist auch deshalb angeraten, weil der Mausarm mit anderen Symptomen einhergehen kann. Diese bedürfen einer Abklärung. So können zum Beispiel begleitend ein zunehmender Kraftverlust im Arm, ein Taubheitsgefühl in den Fingern oder andere Missempfindungen wie Kribbeln auftreten. Diese Symptome sind möglicherweise auf eine Nervenentzündung oder ein Karpaltunnelsyndrom zurückzuführen. Auch Erkrankungen im Bereich des Nackens oder der Schulter können zu ausstrahlenden Schmerzen im Arm führen. Je nach Diagnose kann eine Behandlung sinnvoll sein.

Der Arztbesuch ist schon deshalb notwendig, weil die Repetitive Strain Injury im Schmerzgrad fortschreiten würde, wenn die Betroffenen nichts ändern. Neben Verhaltensänderungen wären zum Beispiel auch ergonomische Anpassungen am Arbeitsplatz sinnvoll. Durch den Arztbesuch werden andere Erkrankungen ausgeschlossen und mögliche Handlungsanweisungen klarer definiert. Die Verordnung physiotherapeutischer Maßnahmen kann eine Folge des Arztbesuchs sein. Wenn der Mausarm infolge unsachgemäßer Belastung am Arbeitsplatz entstanden ist, können auch andere Maßnahmen in Betracht gezogen werden.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung beim Mausarm stützt sich in der Regel auf die konsequente Veränderung der Bedingungen am persönlichen Arbeitsplatz. Jeder sollte hier nachdrücklich bei seinem Chef sein. Notfalls kann ein Arbeitsmediziner zu Rate gezogen werden.

Weiterhin wird der behandelnde Arzt Physiotherapie verschreiben. Hilfreich beim RSI-Syndrom sind Massagen und Gymnastik. Es ist wichtig, die vom Physiotherapeuten gezeigten Übungen dauerhaft daheim oder im Büro anzuwenden. Ein Mausarm braucht besonders viel Wärme. Auch Bestrahlungen können die Beschwerden lindern. Bewegungsbäder helfen ebenfalls beim RSI-Syndrom.

Natürlich kommen auch Schmerzmittel und Glukokortikoide zum Einsatz. Tabletten sollten jedoch nicht dauerhaft eingenommen werden, da sie nicht die Ursache bekämpfen und zur Abhängigkeit führen können. Manchmal hilft beim Mausarm auch der kurzzeitige Einsatz von Antidepressiva, damit der Patient seine Gedanken vom Schmerz weglenken und Entspannung finden kann.

Denkbar wäre auch eine Psychotherapie, um besser mit den Schmerzen umgehen zu können. Inmer jedoch ist die Behandlung bei einem Mausarm sehr zeitaufwendig. Krankmachende Bewegungsmuster müssen durch richtige Muster ersetzt werden. Dies erfordert viel Zeit und Übung.


Aussicht & Prognose

Bei Veränderungen der Lebensführung und der allgemeinen Bewegungsabläufe ist die Prognose bei einem Mausarm günstig. Insbesondere die gesundheitlichen Bedingungen am Arbeitsplatz oder am Schreibtisch im heimischen Bereich müssen kontrolliert und optimiert werden. Für eine Linderung und Heilung der Beschwerden ist eine Umstrukturierung der ergonomischen Abläufe vorzunehmen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Selbsthilfe, die zu einem günstigen Krankheitsverlauf beitragen. Massagen, ausreichende Bewegungen sowie physiotherapeutische Übungen können neben einer medizinischen Behandlung vom Betroffenen selbst eingeleitet werden. Damit kann bei dieser Erkrankung der Patient selbst viel zur Aufrechterhaltung und Verbesserung seiner Gesundheit beitragen.

Darüber hinaus sollte der Konsum von Schmerzmitteln oder anderen Medikamenten bei dieser Erkrankung auf ein Mindestmaß reduziert werden. Das Risiko für Nebenwirkungen wird dadurch minimiert, sodass gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit für das Ausbrechen einer Folgeerkrankung herabgesetzt ist. Zur Verbesserung der Gesundheit sollte unter orthopädischen Gesichtspunkten kontrolliert werden, wie die täglichen Arbeiten verrichtet werden. Häufig genügen kleine Veränderungen, damit eine erhebliche Linderung der gesundheitlichen Beeinträchtigungen erfolgt.

Zusätzlich ist zu einer Unterstützung die Veränderung der Kognitionen wichtig. Die Aufmerksamkeit der Gedanken richtet sich bei den Betroffenen häufig unmittelbar zum Schmerz. Durch Entspannungstechniken oder andere Verfahren können die kognitiven Muster optimiert werden, sodass letztlich eine Beschwerdefreiheit möglich ist.

Vorbeugung

Einem RSI-Syndrom kann man wirkungsvoll vorbeugen, indem man auf regelmäßige sportliche Übungen achtet. Mehrere Pausen von einigen Minuten müssen stündlich bei der Arbeit am PC eingeplant werden.

Damit sich der Mausarm nicht entwickelt, sollte der Arbeitsplatz ergonomisch sein. Die PC-Maus dabei locker festhalten und regelmäßig zwischen Maus und Tastatur wechseln. Die Gelenke stets warm halten und in der Freizeit nicht zusätzlich am Rechner sitzen. Treten trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Symptome des RSI-Syndroms auf, sollte man sofort zum Orthopäden gehen.

Nachsorge

In erster Linie leiden Betroffene durch den Mausarm an starken Schmerzen, die in den verschiedensten Bereichen des Körpers auftreten können, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich eingeschränkt. Die Nachsorge konzentriert sich neben der Genesung auch darauf, einen selbstsicheren Umgang mit der Situation zu fördern. Betroffene können alltägliche Aufgaben nicht mehr selbstständig erledigen und sind daher dauerhaft auf die Hilfe von Angehörigen angewiesen. Dabei können aufbauende Gespräch den Leidensdruck mindern.

Das anhaltende Taubheitsgefühl und Kribbeln kann mitunter depressive Verstimmungen fördern. In manchen Fällen sind die Schmerzen auch im Schlaf vorhanden. Es kommt dann zu Schlafstörungen. Durch diese entsteht eine dauerhafte Gereiztheit und Müdigkeit der Betroffenen. In der Regel kann die Erkrankung mit einer Physiotherapie geheilt werden.

In der Regel treten bei diesem Krankheitsbild keine besonderen Komplikationen auf. Die Beschweren können schnell eingeschränkt und verringert werden. In vielen Fällen müssen sich Betroffene einer Psychotherapie unterziehen, um den Ursprung der Krankheit zu finden. In einigen Fällen ist die dauerhafte Einnahme von Medikamenten notwendig. Diese können zu Magenbeschwerden führen.

Das können Sie selbst tun

Um einem Mausarm oder RSI-Syndrom dauerhaft entgegenzuwirken, kann der Betroffene im Alltag auch selbst aktiv werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Verändern der monotonen Bewegungsabläufe, die für das Entstehen der Beschwerden verantwortlich sind. Häufig kommt es zu einem Mausarm, weil die betroffene Person die Computer-Maus zu fest mit der Hand umklammert. Besser ist es stattdessen, die Maus locker zu halten und so wenig Doppelklicks wie möglich mit ihr vorzunehmen. Hilfreich kann zudem ein regelmäßiger Wechsel zwischen Maus und Tastatur sein. Außerdem empfiehlt es sich, so weit wie möglich, Tastenbefehle zu verwenden.

Als weitere wirksame Selbsthilfemaßnahme gilt das Benutzen von speziellen Auflagen für Hände und Unterarme, um diese zu entlasten. Überaus wichtig ist zudem das regelmäßige Einlegen von Pausen bei der Computerarbeit. Des Weiteren sollte der Betroffene sich einen ergonomischen Stuhl für seinen Arbeitsplatz zulegen. So ist eine Sitzposition, die sowohl Natürlichkeit als auch Bequemlichkeit gewährleist, sehr hilfreich. Dabei ist es ratsam, die Sitzhöhe so zu wählen, dass die Beine beim Berühren des Bodens mit den Füßen in den rechten Winkel gelangen. Zu den sinnvollen Maßnahmen zählen außerdem das regelmäßige Aufstehen und Dehnen von Armen und Rücken.

Weil Stress das Entstehen eines Mausarms begünstigt, sollten Stresssituationen mithilfe von Entspannungsverfahren abgebaut werden. Sinnvolle entspannende Methoden sind Yoga, Meditation oder die progressive Muskelentspannung nach Jacobsson. Das richtige Sitzen lässt sich beim Besuch einer Rückenschule erlernen.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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