Medizinische Mykologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 31. Mai 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die medizinische Mykologie ist die angewandte Wissenschaft von den krankmachenden Pilzen. Humanpathogene Pilze verschiedener Gattungen und Arten stellen für den Organismus potentielle Krankheitserreger dar.
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Was ist die Medizinische Mykologie?
Die Mykologie ist als Lehre von den Pilzen Teilgebiet der medizinischen Mikrobiologie, zu der außerdem noch die Bakteriologie, die Virologie und die Parasitologie gehören. Speziell die medizinische Mykologie befasst sich ausschließlich mit den sogenannten humanpathogenen Pilzen. Pilze sind, im Gegensatz zu vielen pathogenen Bakterien, niemals obligat pathogen. Ihr krankmachendes Potential ist tendenziell als eher geringfügig anzusehen. Dennoch spielen die fakultativ pathogenen Pilze in Klinik und Praxis eine wichtige Rolle, denn Pilzinfektionen kommen auch in den westlichen Industrienationen gehäuft vor.
Ob ein Mensch aufgrund eines Pilzes Krankheitssymptome entwickelt, hängt stets von dessen individuellem Immunstatus ab. Pathogene Pilze sind Opportunisten, sie führen also nur dann zu einer Infektionskrankheit, der sogenannten Mykose, wenn die zelluläre Immunabwehr eines Menschen durch eine Grundkrankheit wie beispielsweise Krebs oder Aids derart geschwächt ist, dass Pilze sich ausbreiten und vermehren können. In Krankenhäusern sind Pilzinfektionen bei abwehrgeschwächten Patienten gefürchtet, weil sie schlecht therapierbar sind. Deshalb haben Pilzerkrankungen im klinischen Bereich in etwa den gleichen Stellenwert wie eine Infektion mit multiresistenten Keimen, MRSA.
Behandlungen & Therapien
Diese Applikationsform birgt weitaus weniger Risiken und Nebenwirkungen als eine systemische,intravenöse Applikation per Infusion. Generalisierte Pilzinfektionen bei immunsupprimierten Patienten sind auch heute noch nur sehr schwer therapeutisch beherrschbar, die Mortalitätsrate ist entsprechend hoch. Durch Pilze verursachte Krankheitsbilder werden auch mit dem Oberbegriff Mykopathie bezeichnet. Dazu gehört auch die Lebensmittelvergiftung durch den versehentlichen Genuss von Giftpilzen wie beispielsweise Knollenblätterpilzen.
Unbehandelt kann der Genuss von Giftpilzen zum Tode führen. Neben der klassischen Pilzvergiftung, auch als Myzetismus bezeichnet, können auch Vergiftungen durch mit Pilzgiften verunreinigte Lebensmittel auftreten. Diese sogenannten Mykotoxikosen entstehen dann, wenn Lebensmittel mit bestimmten Pilzgiften wie beispielsweise Aflatoxinen belastet sind. Diese Lebensmittel weisen dann in der Regel einen modrig-fauligen Geruch auf. Viele Menschen reagieren zusätzlich auch allergisch auf einzelne Pilzbestandteile, die dadurch entstehenden Krankheitsbilder werden als Mykoallergosen bezeichnet.
Die medizinische Mykologie im engeren Sinne befasst sich jedoch ausschließlich mit den Mykosen, also den durch pathogene Mikropilze verursachten Erkrankungen im lebenden Gewebe. Normalerweise hindert ein intaktes Immunsystem Mikropilze am Wachstum, ist das Immunsystem aber geschwächt, dann kann es zu einem invasiven Wachstum und damit zur Pilzausbreitung im Gewebe mit entsprechenden Krankheitserscheinungen kommen. Die Mykosen werden in der medizinischen Nomenklatur nach ihrer Lokalisation eingeteilt. Die wichtigsten humanen Mykosen sind Schleimhautmykosen, Hautmykosen sowie Organmykosen und systemische Mykosen als schwerstes Krankheitsbild.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
Dabei handelt es sich um Dermatophyten, Hefepilze und Schimmelpilze. Alle 3 Pilzgattungen können ähnliche Entzündungssymptome hervorrufen, sodass eine Differentialdiagnose nur im mykologischen Labor möglich ist. Zur wichtigsten erweiterten Diagnostik von Mykosen gehört die Nativmikroskopie. Es wird dazu Probenmaterial von verdächtigen Hautarealen entnommen und ohne weitere Aufbereitung direkt unter dem Lichtmikroskop untersucht. Ein Pilzbefall der Haut zeigt sich lichtmikroskopisch durch die typischen Sprosszellen, die eine hohe Zellteilungsrate aufweisen.
Auch Dermatophyten oder Schimmelpilze können anhand ihrer bekannten Morphologie sicher erkannt werden. Es müssen sich jedoch weitere serologische Untersuchungsmethoden anschließen, um Gattung und Art eines Pilzes zweifelsfrei bestimmen zu können. Dazu muss das Probenmaterial auf einem Nährboden aufgebracht und mindestens 24 Stunden bei 37 Grad Celsius in einem Brutschrank inkubiert werden.
Selektive Pilznährböden wie der Glucoseagar nach Sabouraud enthalten auf humanpathogene Pilze abgestimmte Nährsubstrate, mit denen sich die Pilze aus dem Probenmaterial für die weitere Identifikation optimal vermehren können. Die häufigste Pilzinfektion des Menschen ist der Nagelpilz, die Onychomykose, meist verursacht durch Trichophyton, einem Vertreter der Gattung der Dermatophyten. Häufigster nachgewiesener Pilz bei humanen Infektionen ist Candida albicans, ein Vertreter aus der Gruppe der Hefepilze. Humanpathogene Pilze sind sowohl nativ als auch in ihren Dauerformen, Sporen, ubiquitär verbreitet.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist daher stets möglich und auch durch beste Hygiene und Maßnahmen zur Desinfektion nicht immer sicher zu vermeiden. Die Übertragung erfolgt jedoch meist durch anhaftende Sporen an unbelebten Gegenständen wie beispielsweise Umkleideräume oder Duschen. Zu den wichtigsten Wirkstoffklassen gegen humanpathogene Pilze, Antimykotika, zählen lokale Azole wie Ciclopiroxolamin oder Ketokonazol. In schweren Fällen mit systemischem Befall oder Organverpilzung Terbinafin, Griseofulvin oder Amphotericin B als Breitspektrumantimykotikum oral oder per Infusion.
Quellen
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Orfanos, C. E. et al.: Therapie der Hautkrankheiten. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2001
- Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003