Mikulicz-Syndrom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Mikulicz-Syndrom ist das Symptom einer Allgemein- oder Systemerkrankung und tritt besonders häufig im Rahmen von Krankheiten wie Tuberkulose, Syphilis, dem Hodgen-Lymphom und der Sarkoidose auf. Die Ohrspeicheldrüsen und Tränendrüsen der Patienten schwellen in einem vermutlich autoimmunologischen Prozess an. Die Behandlung des Syndroms entspricht in der Regel einer kausalen Therapie der ursächlichen Grunderkrankung.
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Was ist das Mikulicz-Syndrom?
Die Ohrspeicheldrüsen sind paarig aufgebaut und bilden die größten Speicheldrüsen im menschlichen Körper. Die serösen Drüsen können von unterschiedlichen Erkrankungen betroffen sein, so zum Beispiel von Viruserkrankungen und im höheren Alter von Tumorerkrankungen.
Als Mikulicz-Syndrom wird eine reaktionsartige Schwellung der Ohrspeicheldrüsen bezeichnet. In dem meisten Fällen ist die Schwellung mit einer Tränendrüsenschwellung vergesellschaftet. Das Mikulicz-Syndrom ist in der Regel das Symptom einer Primärerkrankung und lässt sich kaum als primäre Erkrankung selbst betrachten.
Unterschiedliche Krankheiten können für die Schwellung der Drüsen verantwortlich sein. Die Bezeichnung Mikulicz-Syndrom geht auf den Johann Freiherr von Mikulicz-Radecki zurück, der den pathologischen Zustand 1892 erstmals beschrieben hat. Die Begriffe Dacryo-sialo-adenopathia atrophicans, Mikulicz-Sjögren-Syndrom und Mikulicz-Radecki-Syndrom werden als Synonyme verwendet.
Ursachen
Zuweilen kommt es auch im Rahmen der Sarkoidose zu einer reaktiven Schwellung der Ohrspeichel- und Tränendrüsen. Etwas seltener wird die Schwellung von einer Tuberkulose, einer Hyperthyreose oder Lues verursacht. Welche Prozesse die Schwellung im Einzelnen bedingen, ist bislang unbekannt.
Spekulationen zufolge schwellen die Drüsen im Rahmen der genannten Erkrankungen in Folge eines Autoimmunprozesses an. Da das Mikulicz-Syndrom dem Sjögren-Syndrom ähnelt, vermuten einige Forscher hinter den beiden Krankheiten identische Basis.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Das Mikulicz-Syndrom ist durch eine mehr oder weniger starke Schwellung der Ohrspeicheldrüsen gekennzeichnet, die in manchen Fällen in eine allgemeine Vergrößerung der Drüsen mündet. Da es sich bei den Ohrspeicheldrüsen um die größten Drüsen im Körper handelt, verursacht die Schwellung meist unterschiedliche Begleitsymptome.
Begleitsymptomatisch kann beispielsweise plötzlich extreme Mundtrockenheit mit Schluckbeschwerden und Karies auftreten. Darüber hinaus schwellen gleichzeitig oft die Tränendrüsen an. Verminderte Tränenproduktion kann auftreten. Auch Schwellungen an anderen Drüsen des Körpers sind denkbar. Schmerzen bestehen nicht.
In der Regel sind die Schwellungen nicht druckempfindlich, sondern lediglich verhärtet. Die einzelnen Symptome müssen nicht zwingend über längere Zeit bestehen, sondern können auch verschwinden und periodisch wieder auftreten. Im Einzelfall können in Abhängigkeit von der Grunderkrankung viele weitere Begleitsymptome vorliegen.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Das Mikulicz-Syndrom wird in der Regel mittels Gewebeprobe aus den betroffenen Drüsen diagnostiziert. In den meisten Fällen führt der Arzt zunächst eine Palpation und Ultraschalluntersuchung durch, um mögliche andere Gründe für die Schwellung zu eruieren. In einem Großteil aller Fälle wurden die Patienten mit einer Systemerkrankung diagnostiziert, lange bevor es zur Drüsenschwellung kommt.
In einem solchen Fall ereilt den Arzt bereits in der Anamnese ein erster Verdacht auf das Syndrom. Allerdings muss differentialdiagnostisch dennoch der Ausschluss von Erkrankungen wie Mumps oder dem Heerfordt-Syndrom erfolgen. Auch Tumore müssen ausgeschlossen werden, so in der Regel histologisch.
Die Prognose hängt für Patienten mit Mikulicz-Syndrom von der primären Ursache der Drüsenschwellung ab. Da das Syndrom häufig von malignen Krebserkrankungen ausgelöst wird, spielen der Zeitpunkt der Diagnosestellung und das Stadium der Krankheit eine zentrale Rolle für die Heilungsaussichten.
Komplikationen
Dadurch kann es zu einer Dehydrierung oder zu anderen Mangelerscheinungen kommen, die sich sehr negativ auf die Gesundheit des Patienten auswirken. Weiterhin leiden die Patienten nicht selten an Karies, sodass es zu Schmerzen an den Zähnen und auch zu anderen Beschwerden im Mundraum kommen kann. Im Allgemeinen verringert das Mikulicz-Syndrom die Lebensqualität des Patienten deutlich. Der weitere Verlauf des Mikulicz-Syndroms hängt allerdings stark von der verursachenden Grunderkrankung und ihrer Ausprägung ab.
Sollte es sich dabei um eine Krebserkrankung handeln, kann sich diese auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten. Bei der Behandlung wird dann eine Chemotherapie eingesetzt, die zu verschiedenen Nebenwirkungen führen kann. Ebenso sind verschiedene Transplantationen notwendig, um das Leben des Betroffenen zu retten. In vielen Fällen wird die Lebenserwartung des Patienten durch die Grunderkrankung verringert, die das Mikulicz-Syndrom auslöst.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Da es sich beim Mikulicz-Syndrom um eine angeborene Erkrankung handelt, sollte bei dieser Krankheit immer ein Arzt aufgesucht werden, wenn die jeweiligen Symptome und Beschwerden eintreten. Es kommt nicht zu einer Selbstheilung und in einigen Fällen zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Im Allgemeinen zeichnet sich das Mikulicz-Syndrom durch Beschwerden im Mundraum aus, sodass dieser trocken erscheint. Viele Patienten leiden auch an Schluckbeschwerden und damit an Problemen bei der Einnahme von Nahrung und von Flüssigkeiten. Meistens führen diese Beschwerden auch zu Untergewicht oder zu verschiedenen Mangelerscheinungen.
Sollten diese Symptome eintreten, so ist ein Besuch bei einem Arzt auf jeden Fall notwendig. Weiterhin können auch Drüsen am Körper angeschwollen sein und damit auf das Mikulicz-Syndrom hindeuten. Die Ausprägung der Symptome kann sich mit der Zeit verändern. In erster Linie kann das Mikulicz-Syndrom durch einen Allgemeinarzt festgestellt und diagnostiziert werden. Bei der weiteren Behandlung sind allerdings verschiedene Fachärzte notwendig, um die Beschwerden vollständig und dauerhaft zu lindern.
Behandlung & Therapie
Bei der Behandlung von Patienten mit Mikulicz-Syndrom steht in der Regel nicht das Symptom, sondern die eigentliche Ursache der Schwellung im Mittelpunkt. Bei CLL versagen meist sowohl die konventionelle Chemotherapie, als auch die Antikörpertherapie. Aus diesem Grund wird in der Regel eine Knochenmarktransplantation oder Stammzelltransplantation durchgeführt, die prinzipiell eine Heilung ermöglichen kann.
Bei einer ursächlichen Tuberkulose besteht die Therapie aus vierfacher Kombination von Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol. Die Behandlung zieht sich in diesem Fall mindestens über ein halbes Jahr. Bei Kindern und bei leichteren Tuberkulosefällen an Erwachsenen kommt statt einer Vierfachkombination eine Zweifachkombination zum Einsatz.
Falls das Mikulicz-Syndrom auf eine Sarkoidose zurückgeht, stehen keine kausalen Therapien zur Heilung der Grunderkrankung zur Verfügung. In einem solchen Fall werden die Beschwerden der Patienten ausschließlich symptomatisch behandelt. Falls zum Beispiel zu wenig Tränenflüssigkeit und Speichelflüssigkeit produziert wird, kommen in der Therapie Ersatzflüssigkeiten zum Einsatz.
Speichel- und Tränenersatzprodukte können einer Austrocknung der Drüsen und den damit zusammenhängenden Folgebeschwerden meist vorbeugen. Obwohl bei Ursachen wie einer Leukämie oder einer Tuberkulose die kausale Therapie der Systemerkrankung im Mittelpunkt der Behandlung steht, erfolgt in der Regel neben den kausalen Therapieschritten auch bei diesen Ursachen eine kombiniert symptomatische Behandlung des Mikulicz-Syndroms. Grundsätzlich bilden sich die Schwellungen zurück, sobald die ursächliche Systemerkrankung geheilt ist. ´
Aussicht & Prognose
Die Prognose des Mikulicz-Syndroms ist gebunden an die vorliegende Ursache der gesundheitlichen Störungen. Mit einer Spontanheilung ist bei dieser Erkrankung nicht zu rechnen. Vielmehr können schwere Krankheitsverläufe entstehen, wenn keine medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird. Können die Schwellungen der Drüsen durch die Gabe von Medikamenten abgebaut werden, ist innerhalb einer kurzen Zeit bereits eine Beschwerdefreiheit möglich.
Bei einer vorliegenden Krebserkrankung ist die weitere Entwicklung stark abhängig von dem Stadium der Grunderkrankung. In den meisten Fällen muss eine Krebstherapie eingeleitet werden. Häufig wird eine Chemotherapie angewendet, um langfristig eine Genesung zu erzielen. Die Behandlungsmethode ist mit zahlreichen Komplikationen und Nebenwirkungen verbunden. Dieser Umstand ist bei der Prognosestellung zu berücksichtigen.
Bei Notwendigkeit einer Knochenmarktransplantation können ebenfalls verschiedene Störungen oder Folgeerkrankungen auftreten. Verläuft der Eingriff unter den bestmöglichen Bedingungen, hat der Patient eine gute Aussicht auf eine dauerhafte Linderung der Beschwerden. Bei einer chronischen Grunderkrankung sind die Heilungsaussichten äußerst gering. Ärzte und Mediziner konzentrieren sich auf die Minimierung der Beschwerden sowie auf eine Verringerung der Intensität bestehender gesundheitlicher Beeinträchtigungen. Eine Langzeittherapie ist notwendig, damit bei vorhandenen Unregelmäßigkeiten schnellstmöglich reagiert werden kann. Zusätzlich ist bei chronischen Grunderkrankungen ohne eine medizinische Betreuung mit einer Zunahme der Beschwerden zu rechnen.
Vorbeugung
Dem Mikulicz-Syndrom lässt sich bislang nur in begrenztem Umfang vorbeugen. Bei der Prävention der systematischen Schwellung gelten dieselben Vorbeugemaßnahmen wie für die ursächlichen Systemerkrankungen chronisch lymphatische Leukämie, Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom, Sarkoidose, Lues und Tuberkulose.
Welche Prozesse die Schwellung der Drüsen im Rahmen der genannten Systemerkrankungen verursachen, ist bisher umstritten. Da die Zusammenhänge noch weitestgehend im Dunklen liegen, gilt die Vorbeugung der primären Erkrankungen bislang als einzige Vorbeugemaßnahme für das Mikulicz-Syndrom.
Nachsorge
Das Mikulicz-Syndrom kann zu einer Reihe verschiedener Komplikationen führen, wenn es nicht behandelt wird oder wenn die Behandlung erst sehr spät eingeleitet wird. In der Regel wirkt sich dabei eine frühzeitige Erkennung und die anschließende Behandlung sehr positiv auf den weiteren Verlauf der Erkrankung aus und kann dabei auch eine weitere Verschlechterung der Beschwerden verhindern.
In den meisten Fällen führt das Syndrom dabei zu einer deutlichen Vergrößerung der Drüsen im Körper des Betroffenen. Es kommt dabei zu starken Schluckbeschwerden und weiterhin auch zu einem sehr trockenen Mund. Die Symptome verschwinden dabei auch nicht wieder von alleine und wirken sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen aus. In einigen Fällen können an den Drüsen Schwellungen auftreten.
Nicht selten führt das Mikulicz-Syndrom dabei auch zu Karies, sodass es zu Beschwerden bei der Einnahme von Nahrung oder von Flüssigkeiten kommen kann. Sollten die Symptome über einen längeren Zeitraum auftreten, so können auch Depressionen oder andere psychische Verstimmungen eintreten. In der Regel kann die Krankheit jedoch gut behandelt werden, sodass es meist nicht zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt.
Das können Sie selbst tun
Da viele Betroffene auf eine Chemotherapie angewiesen sind und an den Nebenwirkungen dieser Therapie leiden, können hierbei die Hilfe und Unterstützung von Freunden und Bekannten helfen und zu einem positiven Krankheitsverlauf führen. Ebenso sollte sich der Betroffene während der Therapie nicht übermäßig anstrengen und dem Körper Ruhe und Erholung bieten. Da das Mikulicz-Syndrom weiterhin auch häufig zu Karies führt, müssen die Zähne besonders geschützt werden. Der Betroffene sollte diese von einem Zahnarzt regelmäßig untersuchen lassen, um Komplikationen zu vermeiden.
Trotz der starken Schluckbeschwerden muss der Patient darauf achten, genügend Nahrung und Flüssigkeit einzunehmen, um eine Dehydrierung oder ein Untergewicht und Mangelerscheinungen zu vermeiden. In der Regel kann der geringe Speichelfluss mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Der weitere Verlauf der Erkrankung hängt allerdings sehr stark von der Grunderkrankung ab, sodass eine Voraussage über den Verlauf und die Möglichkeiten der Behandlung nicht im Allgemeinen möglich sind.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009