Ethambutol
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Ethambutol wird ein spezielles Antibiotikum bezeichnet. Es kommt zur Behandlung von Tuberkulose zum Einsatz.
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Was ist Ethambutol?
Bei Ethambutol handelt es sich um ein spezialisiertes Antibiotikum, das den Tuberkulostatika angehört. Es gilt als klassisches Arzneimittel zur Behandlung von Tuberkulose. Es eignet sich außerdem zur Therapie von anderen Infektionen, die von Mykobakterien verursacht werden. Zur Anwendung gelangt es nur kombiniert mit weiteren Präparaten gegen Mykobakterien.
In Europa findet Ethambutol bereits seit den 1960er Jahren Verwendung. In Deutschland wird der Wirkstoff als Monopräparat unter den Bezeichnungen Myambutol® und EMB-Fatol® vertrieben.
Pharmakologische Wirkung
Zu den Vorteilen von Ethambutol gehört die niedrige Resistenz der Mykobakterien gegen das Antibiotikum. So sind nur etwa zwei Prozent der Bakteriengattung Mycobacterium tuberculosis unempfindlich gegen das Tuberkulostatikum. Aus diesem Grund wird der Arzneistoff meist als Mittel der ersten Wahl eingestuft. Außerdem kann Ethambutol seine Wirkung entfalten, wenn bei anderen Tuberkulosepräparaten Unverträglichkeiten bestehen.
Ethambutol verfügt über die Eigenschaft, dass es von den Mykobakterien rasch aufgenommen wird. Dabei sorgt es für eine Behinderung des normalen Aufbaus der Zellwände. So wird durch das Antibiotikum die Herstellung von Mykolsäure, einem wichtigen Zellbaustein aus Lipiden, gestört. Dies wirkt sich wiederum negativ auf den Zellwandaufbau der Erreger in schnellen Wachstumsphasen aus. Gleiches gilt für Mykobakterien im Ruhezustand, sodass der Wirkmechanismus des Arzneistoffs von der jeweiligen Phase des bakteriellen Wachstums unabhängig ist. Es dauert jedoch etwa 24 Stunden, bis ein deutliches Hemmen des Wachstums einsetzt.
Auch andere Tuberkulostatika wie Rifampicin oder Isoniazid werden in ihrer Wirkung von Ethambutol unterstützt. Nach seiner Einnahme gelangt das Antibiotikum schnell und beinahe komplett in den Magen-Darm-Trakt. Rund zwei bis vier Stunden nach der Einnahme erlangt der Wirkstoff seine maximale Konzentration im Blut. Beinahe unverändert wird Ethambutol über die Nieren wieder vom Körper ausgeschieden. Ein kleiner Anteil gelangt über die Galle aus dem Organismus.
Da Ethambutol sowohl von Erythrozyten (rote Blutkörperchen) als auch von Makrophagen und Alveolarzellen in der Lunge angereichert wird, fällt seine Konzentration innerhalb dieser Zellen höher aus als im Blutserum.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Haupteinsatzgebiet von Ethambutol ist die Behandlung von Tuberkulose, die von der Mykobakterien-Familie ausgelöst wird. Zu den häufigsten Arten zählt Mycobacterium tuberculosis. Seltener kommen dagegen Mycobacterium africani, Mycobacterium microti sowie Mycobacterium bovis vor.
Das Antibiotikum geht gegen die Erreger in sämtlichen Erkrankungsstadien vor, auch wenn andere Gewebe außerhalb der Lunge befallen sind. Wichtig ist jedoch eine Kombination mit anderen Mitteln, die gegen Tuberkulose wirken. Häufig wird das Medikament auch verabreicht, wenn die Tuberkulose erneut ausbricht. Im Falle von nachgewiesenen Resistenzen der Bakterien dient Ethambutol als Reservemittel.
Dargereicht wird das Antibiotikum in Form von Filmtabletten. Der Patient nimmt das Präparat einmal am Tag ein, was unabhängig von den Mahlzeiten erfolgt. Es wird empfohlen, die Tabletten auf nüchternen Magen einzunehmen.
Risiken & Nebenwirkungen
Als weitere häufige Nebenwirkungen gelten erhöhte Harnsäurewerte, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle in den Gliedmaßen, Fingerzittern, Orientierungsprobleme, Verwirrtheit und Halluzinationen. Weiterhin können allergische Reaktionen wie Fieber, Hautausschlag oder Juckreiz, Schäden an den Nieren, Blutbildveränderungen oder Leberfunktionsstörungen auftreten.
Seltener zeigen sich Völlegefühl, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit sowie ein allergischer Schock. Im Falle eines Schocks ist die Ethambutol-Therapie umgehend einzustellen. Außerdem gilt es, einen Notarzt zu alarmieren. Bei Farbsehstörungen muss der Patient einen Augenarzt aufsuchen.
Eine Kontraindikation für die Einnahme von Ethambutol stellt eine Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff dar. Gleiches gilt beim Vorliegen von Augenbeeinträchtigungen, durch die eine genaue Kontrolle der Sehfähigkeit nicht möglich ist. Liegen Entzündungen des Sehnervs, Gicht oder Störungen der Nierenfunktionen vor, muss der Arzt sorgfältig zwischen Risiko und Nutzen einer Ethambutol-Therapie abwägen.
Schädigende Auswirkungen von Ethambutol in der Schwangerschaft sind nicht bekannt, obwohl das Antibiotikum in den Mutterkuchen (Plazenta) vordringen kann. Darüber hinaus kommt es zum Übergang des Mittels in die Muttermilch, wobei seine Konzentration ähnlich ausfällt wie im Blut der Mutter. Grundsätzlich darf Ethambutol während Schwangerschaft und Stillzeit nur nach ausführlicher Überprüfung durch den Arzt verabreicht werden.
Eine Behandlung mit Ethambutol bei Kindern kann erst ab dem 6. Lebensjahr erfolgen. So sind ab diesem Alter Sehtests möglich, mit denen sich eine eventuelle Verschlechterung der Sehkraft kontrollieren lässt.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Ethambutol und anderen Medikamenten sind Wechselwirkungen möglich. So können Aluminiumhydroxid und ähnliche Säurehemmer die Wirkung des Antibiotikums herabsetzen. Dieses Risiko besteht zudem bei der Gabe von Magnesium und dem Hilfsstoff [[Spermin].