Multiple Orgasmen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Mehrere aufeinanderfolgende Orgasmen werden als multiple Orgasmen bezeichnet. Sie sind Teil des Liebesspiels und meist der Höhepunkt der sexuellen Erregung und der Abschluss des Geschlechtsverkehrs. Dabei hat sich herausgestellt, dass Frauen eher dazu in der Lage sind, diese zu erleben, als Männer. Die Fähigkeit, die sexuellen Höhepunkte mehrmals hintereinander zu erreichen, kann jedoch bei beiden Geschlechtern geübt werden.
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Was sind multiple Orgasmen?
Im Altgriechischen bedeutet das Wort Orgasmus so viel wie "heftige Erregung" oder "heftiges Verlangen". Es ist der Höhepunkt sexuellen Lusterlebens, welches beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung auftritt.
Vor dem Eintritt des Orgasmus schwellen sowohl bei der Frau als auch beim Mann die Geschlechtsorgane durch die Steigerung der Durchblutung an. Die sexuelle Spannung wächst immer weiter an, bis es unter rhythmischen, unwillkürlichen Muskelkontraktionen zu ihrer Entladung kommt.
Beim Mann erfolgt dann die Ejakulation. Auch bei der Frau kann die sogenannte weibliche Ejakulation eintreten. Nach dem Orgasmus benötigt der Mann in der Regel allerdings eine längere Ruhepause zum Wiederaufbau der sexuellen Erregung.
Funktion & Aufgabe
Frauen können dagegen länger erregt sein und mehrere Orgasmen hintereinander erleben. Manche Frauen erleben jedoch überhaupt keinen Orgasmus beim Geschlechtsakt. Trotzdem wird der Samen des Mannes auf die Vagina der Frau übertragen. Eine rein funktionale Bedeutung für die Entwicklung einer Schwangerschaft hat ein Orgasmus der Frau also nicht. Er ist allerdings Ausdruck voller emotionaler Anteilnahme, eines tiefen Vertrauensverhältnisses zum Partner und bereitet natürlich Freude.
Im Gehirn findet ein neuronales Feuerwerk statt. Es kommt zur Ausschüttung der Neurotransmitter Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. Ihr Zusammenwirken mit den Sexualhormonen ist jedoch noch wenig verstanden. Das Gleiche gilt für die Frage, warum es besonders bei der Frau zuweilen zu Mehrfachorgasmen kommen kann.
Nach Ansicht der Biophilosophin Elisabeth Lloyd und des Evolutionspsychologen Donald Symons stellt der weibliche Orgasmus nur ein evolutionäres Nebenprodukt dar – allerdings ein recht erfreuliches. Möglicherweise bedarf es auch keiner andren „Funktion“. Zwischen dem weiblichen Orgasmus und der Fertilität besteht, wie bereits erwähnt, keine Korrelation.
Nur ca. 25 Prozent aller Frauen erleben während des Geschlechtsaktes einen Orgasmus. Ein Drittel der Frauen hat sehr selten oder sogar nie einen Orgasmus. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei jedoch nicht um biologische Komplikationen, sondern um die Schwierigkeit sich im Liebesspiel dem Partner vollkommen hinzugeben.
Die sexuelle Erregung der Frau kann häufig nur durch klitorale Stimulation hervorgerufen werden. Die Penetration erhöht die Erregung ergänzend. Reifere Frauen erleben öfter einen Orgasmus und Mehrfachorgasmen. Auch dies ist ein Indiz dafür, wie sehr sexuelles Empfinden mit Hingabe und der Erfahrung, zu wissen was sich gut anfühlt, verbunden ist.
Der männliche Orgasmus kann auch ohne Stimulation auftreten und dient zur Ejakulation unter rhythmischen Kontraktionen der Muskeln der Genitalgänge. Dabei sind Orgasmus und Ejakulation unterschiedliche Vorgänge, die allerdings meist gleichzeitig eintreffen. Es gibt jedoch eine männliche Form des Orgasmus ohne Ejakulation. Sie kann durch das Training des PC-Muskels im Beckenbodenbereich herbeigeführt werden. Der PC-Muskel (Musculus pubococcygeus) umgibt sowohl die männlichen als auch die weiblichen Geschlechtsorgane. Er kann durch willkürliches Stoppen des Harnstrahls beim Urinieren trainiert werden.
Ein starker PC-Muskel kann dem Mann beim Orgasmus helfen, die Ejakulation zu unterdrücken. Dadurch bleibt die sexuelle Erregung erhalten. So kann auch der Mann durch Training zu multiplen Orgasmen kommen.
Krankheiten & Beschwerden
Orgasmusstörungen können durch Erkrankungen der männlichen oder weiblichen Geschlechtsorgane, durch Störungen des Menstruationszyklus, durch Erkrankungen des Urogenitalsystems oder durch psychologische Probleme entstehen. Auch medikamentöse Behandlungen sind manchmal Ursache von Orgasmusstörungen.
Selbstverständlich spielen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arteriosklerose, Diabetes, Demenz und viele andere Erkrankungen für die Schwächung der sexuellen Erregbarkeit eine große Rolle.
Bei der Frau kann eine zu enge Klitorisvorhaut die sexuelle Erregung unmöglich machen. Ein kleiner chirurgischer Eingriff kann dieses Problem beheben. Manche Männer leiden unter einer besonderen Erkrankung, die als Postorgasmic Illness Syndrom bezeichnet wird. Bei diesem Syndrom kommt es nach jeder Ejakulation zu schweren gesundheitlichen Problemen wie Fieber, Schwitzen, Schüttelfrost, extreme Müdigkeit, Erschöpfung, Gereiztheit oder Konzentrationsschwäche.
Das Syndrom wirft noch viele Fragen auf. Es wird vermutet, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, wobei sich das Immunsystem gegen die körpereigene Samenflüssigkeit richtet. Nach einem Orgasmus ohne Ejakulation treten nach den bisherigen Erkenntnissen keine Beschwerden auf, sodass hier sogar multiple Orgasmen möglich wären.
Quellen
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Psychrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2003
- Sommer, F., Schophaus, M.: Steh deinen Mann! Die besten Tipps für Gesundheit, Glück und Sex. Kösel, München, 2007