Musculus omohyoideus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Musculus omohyoideus
Der Musculus omohyoideus gehört zu den Unterzungenbeinmuskeln. Er stellt darüber hinaus einen Atemhilfsmuskel dar und ist am Kauen beteiligt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist der Musculus omohyoideus?
Die untere Zungenbeinmuskulatur ist auch als infrahyoidale Muskulatur bekannt und umfasst nicht nur den Musculus omohyoideus, sondern auch den Musculus levator glandulae thyroideae, den Musculus sternohyoideus, den Musculus sternothyroideus sowie den Musculus thyrohyoideus.
Diese fünf Muskeln wirken am Schlucken mit und gehören zur quergestreiften Skelettmuskulatur. Das quergestreifte Muster geht auf den Aufbau des Gewebes zurück: Innerhalb eines Muskels befinden sich zahlreiche Muskelfasern (Muskelzellen), die jeweils aus mehreren Myofibrillen bestehen. Diese lassen sich in Querabschnitte einteilen, welche die Anatomie als Sarkomere bezeichnet.
Ein Sarkomer ist von den Z-Scheiben begrenzt und verfügt über zwei Arten von Filamenten. Dabei handelt es sich einerseits um Stränge aus Myosin und andererseits um einen Komplex aus Tropomyosin und Aktin. Diese beiden Proteinstrukturen sind abwechselnd angeordnet und können sich ineinander schieben, wodurch sich der Muskel verkürzt und somit kontrahiert.
Anatomie & Aufbau
Die Anatomie bezeichnet den oberen Teil des Musculus omohyoideus auch als Venter superior („oberen Bauch“). Dieser Muskelbauch befindet sich in der Nähe des Musculus sternohyoideus, der wie der Musculus omohyoideus zur infrahyoidalen Muskulatur gehört. Der Venter inferior („obere Bauch“) des Musculus omohyoideus erstreckt sich aufwärts im Hals.
Im Feinbau besteht der Musculus omohyoideus aus Muskelfasern, die den Muskelzellen entsprechen und viele Zellkerne beinhalten. Umgeben ist die Muskelfaser von einer Membran, die sie gegenüber benachbartem Gewebe abgrenzt. Kleine Röhren, die T-Tubuli, führen durch die Membran hindurch und sind auf Höhe der Z-Scheiben der Sarkomere angeordnet. Innerhalb der Membran befinden sich mehrere Myofibrillen, die fadenförmige Stränge darstellen. In den Zwischenräumen liegt analog zum endoplasmatischen Retikulum in anderen Zelltypen das sarkoplasmatische Retikulum. Mitochondrien sind für die Zellatmung verantwortlich und spielen eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, weshalb sie auch als „Kraftwerke der Zellen“ bekannt sind.
Funktion & Aufgaben
Die Ansa cervicalis profunda verbindet den Musculus omohyoideus mit dem Nervensystem und steuert seine Aktivität. Bei der Ansa cervicalis profunda handelt es sich um den tiefen Teil der Halsnervenschlinge, welche auch die anderen Muskeln der infrahyoidalen Muskulatur innerviert. Die Signale der Nervenschlinge stammen aus dem Halsnervengeflecht (Plexus cervicalis). Die Ansa cervicalis profunda verläuft quer zur Vena jugularis interna.
Durch diese Vene fließt sauerstoffarmes Blut aus dem Kopf zurück in Richtung Lunge. Der Musculus omohyoideus ist dafür verantwortlich, die Vena jugularis interna offen zu halten, indem er die mittlere Halsfaszie (Lamina praetrachealis) anspannt.
Der Musculus omohyoideus kann außerdem das Zungenbein nach unten hinten ziehen, indem er kontrahiert. Diese Bewegung ist vor allem beim Schlucken relevant. Bei diesem Prozess wirken verschiedene Muskeln zusammen: Neben der infrahyoidalen Muskulatur ist auch die Mundbodenmuskulatur (suprahyoidale Muskulatur) und die Muskulatur des Gaumens beim Schlucken aktiv. Anschließend unterstützt die Tunica muscularis der Speiseröhre (Ösophagus) den Transport von Nahrung oder Flüssigkeit in den Magen. Das Schluckzentrum im verlängerten Mark (Medulla oblongata) koordiniert den Schluckvorgang und löst den Schluckreflex aus.
Über den neunten und zehnten Hirnnerv (Nervus glossopharyngeus und Nervus vagus) erhält das Schluckzentrum sensible Informationen und nutzt verschiedene Nervenbahnen, um die motorische Reaktion in den entsprechenden Muskeln auszulösen. Zu den beteiligten neuronalen Strukturen gehören der neunte bis zwölfte Hirnnerv, der fünfte Hirnnerv sowie der Plexus cervicalis, der auch den Musculus omohyoideus kontrolliert.
Des Weiteren wirkt der Musculus omohyoideus an bestimmten Kopfbewegungen mit. Bewegt ein Mensch seinen Kopf vorwärts, sorgen die infrahyoidalen Muskeln (einschließlich des Musculus omohyoideus) für eine Gegenbewegung des Zungenbeins nach unten hinten. In seiner Funktion als Atemhilfsmuskel unterstützt der Musculus omohyoideus außerdem in geringerem Maß die Atmung.
Krankheiten
Ein zentralvenöser Katheter findet in verschiedenen Situationen Anwendung. Zum Beispiel können Ärzte über ihn den zentralen Venendruck ermitteln, der ein Indikator für die Vorlast des Herzens ist und im Rahmen von verschiedenen kardiologischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus erlaubt ein ZVK die herznahe Verabreichung verschiedener Substanzen, darunter Elektrolyte und Medikamente. Für den zentralvenösen Katheter kommt nicht nur die Vena jugularis interna in Betracht, sondern auch die Vena subclavia. Über diese beiden bevorzugten ZVK-Varianten hinaus kann der Zugang auch in die Vena anonyma oder die Vena basilica, seltener auch über andere Venen erfolgen.
Schäden und funktionelle Einschränkungen des Musculus omohyoideus können zu Schluckstörungen beitragen. Neurologische Störungen, zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall oder einer neurodegenerativen Erkrankung, können die Nervenfasern schädigen, welche für die Versorgung des Musculus omohyoideus und der übrigen infrahyoidalen Muskulatur verantwortlich sind. Verletzungen, Tumore und andere Läsionen im verlängerten Mark (Medulla oblongata) können darüber hinaus das Schluckzentrum beeinträchtigen und den koordinierten Schluckvorgang behindern. Der Schluckreflex ist davon unter Umständen ebenfalls betroffen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
- Schwegler, J., Lucius, R.: Der Mensch – Anatomie und Physiologie. Thieme, Stuttgart 2016