Zentraler Venenkatheter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem zentralen Venenkatheter handelt es sich um einen externen Zugang zum venösen System über eine große Vene. Der dafür verwendete Kunststoffschlauch wird zentral vor dem rechten Vorhof des Herzen platziert. Vorteil dieser Technik ist, das stark reizende sowie mehrere Medikamente parallel verabreicht werden können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein zentraler Venenkatheter?

Bei einem zentralen Venenkatheter handelt es sich um einen externen Zugang zum venösen System über eine große Vene.

Unter einem zentralen Venenkatheter, auch bekannt unter dem Namen ZVK, versteht man einen zentralen Zugang durch einen eingeführten Kunststoffschlauch (Katheter) in eine große Vene. Häufig werden hierfür Venen im Bereich des Halses oder des Schlüsselbeins verwendet. Das Ende des Kunststoffschlauches liegt kurz vor dem rechten Vorhof des Herzens und ist somit 'zentral' im Menschen.

Der zentrale Venenkatheter ermöglicht eine intravenöse Medikamentengabe und diagnostische Verfahren, wie beispielsweise das Messen des zentralen Venendrucks.

Diese Form des Zugangs zum Venensystems wird im Bereich der Intensivmedizin und der Notfallversorgung angewendet. Innerhalb Deutschlands werden im Schnitt 4110 zentrale Venenkatheter pro Tag gelegt. Er gehört zu den häufigsten angewandten Produkten im Bereich der Medizin.

Formen, Arten & Typen

Es wird bei einem zentralen Venenkatheter die Größe unterschieden. Ausschlaggebend hierfür ist der spätere Anwendungszweck. Am häufigsten werden drei- bis fünf-lumige Venenkatheter gelegt. Spätere Nutzungszwecke können parenterale hoch kalorische Ernährung oder eine Chemotherapie sein.

Über die einzelnen Lumen ist es möglich, mehrere Medikamente oder auch die Flüssignahrung parallel dem Patienten zuzuführen, ohne das es zur Inkompatibilität der einzelnen Stoffe kommt. Zu beachten ist, dass mit der Anzahl der Lumen auch das Infektionsrisiko steigt. Deshalb sollte der tatsächliche Gebrauch an Lumen vorher analysiert und die Dauer der Verwendung so gering wie möglich gehalten werden.

Das Legen eines ZVKs sollte von einem erfahrenen Arzt durchgeführt werden. Der allgemeine Zustand und gegebenenfalls vorliegende Verletzungen des Patienten sollten berücksichtigt werden. Außerdem sollten sterile Bedingungen zum Legen eines Katheters gegeben sein. Muss ein zentraler Venenkatheter als Notfallmaßnahme durchgeführt werden, ist anschließend eine sorgfältige Pflege einzuhalten. Es sollte ein regelmäßiger ZVK-Verbandwechsel durchgeführt werden und die Einstichstelle lückenlos auf Rötungen und Schwellungen kontrolliert werden.

Möglichkeiten für Zugangswege gibt es viele. Bevorzugt werden jedoch die Vena jugularis interna am Hals oder die Vena subclavia unterhalb der Clavicula (Schlüsselbein). Alternativ ist auch ein Zugang über die Vena basilica am Arm oder die Vena brachiocephalica am Hals möglich. Selten werden Zugänge in Ellenbogenvenen oder im Bereich der Leiste gelegt.

Aufbau & Funktionsweise

Um einen Venenkatheter zu legen, werden folgende Materialen benötigt: sterile Handschuhe, ein Kittel und ein Mundschutz, sterile Abdecktücher, ein Lokalanästhetikum, ein Skalpell, eine Schere, eine Pinzette, einen Nadelhalter, Nahtmaterial, steriles Verbandsmaterial und ein mit Kochsalzlösung durchgespültes Punktionsset.

Wenn ein zentraler Venenkatheter gelegt werden muss, wird die Punktionsregion durch den behandelnden Arzt inspiziert, dies kann auch mit einem sterilen Ultraschallgerät erfolgen. Anschließend wird der Bereich um die Punktionsstelle lokal mit einem Anästhetikum betäubt. Der Venenkatheter wird unter sterilen Bedingungen Blind eingeführt. Liegt der Zugang vor dem rechten Vorhof, wird er mit einer Kochsalzlösung durchgespült und mit einem ZVK-Verband fixiert. Eine Lagekontrolle kann durch Ultraschall oder Röntgen erfolgen, so wird gegebenenfalls ein Pneumothorax ausgeschlossen.

Der Patient sollte während des Eingriffs mit einem EKG-Gerät verbunden sein, denn es kann durch Myokard-Irritationen zu Tachykardien oder Herzflimmern kommen. Liegt der Katheter falsch oder kommt es zu einem intravasalen Umschlagen des ZVKs, liegt der Kunststoffschlauch nicht vor dem rechten Vorhof des Herzens. Dies kann zur Folge haben, dass es zur Bildung von Hämatomen oder zur Perforation der Vene kommt. Selten können dadurch Arterien oder Nerven verletzt werden. Bei einer Fehllage kann es zudem zu Herzrhythmusstörungen oder einem akuten Spannungspneumothorax kommen. Dies kann möglicherweise lebensgefährliche Verletzungen auslösen.

Es können weitere unerwünschte Nebenwirkungen, wie eine eine Kathetersepsis auftreten. Diese kann durch eine Bakteriämie (Bakterien) oder einer Fungämie (Pilzinfektion) ausgelöst werden. Außerdem kann es bei Eindringen von Luft in den zentralen Venenkatheter zu Komplikationen in Form einer Lungenembolie, Thrombenbildung oder einer Thrombophlebitis kommen. Allgemeine Symptome wie Fieber, Schmerzen, Schwellungen und Aspiration können Hinweise auf mögliche Komplikationen geben.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Ein zentraler Venenkatheter wird angewendet um Infusionslösungen oder Medikamente zu verabreichen, die stark reizend auf die Venenwände wirken. Das können beispielsweise Kaliumchlorid, Natriumhydrogencarbonat (Natriumbikarbonat) sowie Glucose oder Aminosäuren sein. Diese Substanzen reizen die Venen zu stark um sie über einen peripheren Venenkatheter zu verabreichen. Es kann sich auch um Zytostatika, Antibiotika, Medikamente mit kurzer Halbwertszeit oder Langzeit-Infusionstherapien mit einer Dauer von über 10 Tagen handeln.

Nicht nur reizende Substanzen, sondern auch Infusionslösungen zur Herz-Kreislauf-Stabilität müssen häufig über einen ZVK verabreicht werden. Soll ein peripherer Venenkatheter gelegt werden, wird bei schlechten Venenverhältnisse oft als Alternative ein zentraler Venenkatheter gelegt um möglichen Perforationen vorzubeugen.

Als Indikationen für einen zentralen Venenkatheter gelten sämtliche Schockformen, wie beispielsweise ein Volumenmangelschock (hypovolämischer Schock), kardiogener Schock oder ein septischer Schock, Hypothermie (Unterkühlung) oder großflächige Verbrennungen. Des Weiteren kann mithilfe eines ZVKs der zentrale Venendruck gemessen und der intravasale Volumenstatus und die rechtsventrikuläre Funktion beurteilt werden.

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