Vena jugularis interna

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Vena jugularis interna handelt es sich um eine Vene im Kopf, die von der Schädelbasis bis zum Venenwinkel reicht. Am Foramen jugulare können Blutungen der Ader die Hirnnerven IX bis XI schädigen und jeweils zu charakteristischen Syndromen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Vena jugularis interna?

Die Vena jugularis interna beginnt am Jochbeinvenenloch (Foramen jugulare), das sich an der Schädelbasis befindet. Die Anatomie bezeichnet den Durchgang auch als Drosselloch.
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Die Vena jugularis interna gehört zu den Blutgefäßen des Kopfes und Halses und repräsentiert einen Bestandteil des Körperkreislaufs. Blut fließt über sie aus dem Kopf ab und in Richtung Herzen, wo das lebenswichtige Organ das Blut aufnimmt und anschließend in den Lungenkreislauf pumpt. Im Lungenkreislauf können sich Sauerstoffmoleküle an die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) anlagern, während Kohlenstoffdioxid aus dem Blut hinaus diffundiert. In der Vena jugularis interna befindet sich sauerstoffarmes Blut, das sich vom Gehirn ausgehend in immer größeren Blutgefäßen sammelt.

Das venöse Gegenstück zur Vena jugularis interna ist die äußere Drosselader oder Vena jugularis externa. Sie verläuft näher an der Körperoberfläche als die Vena jugularis interna und zieht sich ebenfalls vom Kopf über den Hals bis zum Venenwinkel oder mündet in die Vena jugularis interna. Im Vergleich zur inneren Drosselader ist der Durchmesser der Vena jugularis externa jedoch deutlich geringer.

Anatomie & Aufbau

Die Vena jugularis interna beginnt am Jochbeinvenenloch (Foramen jugulare), das sich an der Schädelbasis befindet. Die Anatomie bezeichnet den Durchgang auch als Drosselloch. Das Blutgefäß liegt hier neben dem Nervus glossopharyngeus, dem Nervus vagus und dem Nervus accessorius.

Die drei Nerven versorgen weite Bereiche im Kopf und im Hals mit Nervensignalen. Am Jochbeinvenenloch fließt der Sinus sigmoideus in die Vena jugularis interna, der Blut aus dem Gehirn ableitet. Darüber hinaus sitzt hier die erste Auftreibung der Vena jugularis interna in Form des Bulbus superior venae jugularis internae.

Anschließend folgt die innere Drosselader der inneren Halsschlagader (Arteria carotis interna) bis zu ihrem Ursprung an der gemeinsamen Halsschlagader (Arteria carotis communis). Von dort aus begleitet die Vena jugularis interna die Karotisarterie durch den Hals und mündet schließlich in den Venenwinkel im Brustbereich. An dieser Stelle trifft die Vena jugularis interna auf die Schlüsselbeinvene (Vena subclavia) und besitzt eine zweite Auftreibung, den Bulbus inferior venae jugularis internae. Die Vena jugularis interna fließt unter dem Sternoklavikulargelenk (Articulatio sternoclavicularis) in der Vena brachiocephalica und endet dort.

Funktion & Aufgaben

Die Vena jugularis interna hat die Aufgabe, sauerstoffarmes Blut aufzunehmen und zum Venenwinkel weiterzuleiten. Dort fließt das Blut zunächst in die Vena brachiocephalica und weiter in die obere Hohlvene (Vena cava superior), die es schließlich in den rechten Vorhof des Herzens (Atrium cordis) weiterleitet. Das Herz pumpt das Blut anschließend in den kleinen Blutkreislauf bzw. Lungenkreislauf.

Zuvor nimmt die Vena jugularis interna mehrere Zuflüsse auf. Zu den wichtigsten gehören die feinen Einmündungen aus dem Kopfbereich, die bereits am Foramen jugularis in die Vene münden. Sie leiten Blut aus dem Gehirn ab, das dem zentralen Nervensystem zur Versorgung dient. Der korrekte Abfluss ist wichtig, um Störungen des Blutflusses zu vermeiden.

Aus dem Gesicht fließt sauerstoffarmes Blut in der Vena facialis zur inneren Drosselader. Ihr Blut versorgte in sauerstoffreichem Zustand zuvor zahlreiche Muskeln des Gesichts sowie Bindegewebe, Nerven und anderes Gewebe. Auch die Venae pharyngeales gehören zu den Zuflüssen der Vena jugularis interna und leiten Blut aus dem Plexus pharyngeus ab. Neben der Vena jugularis externa nutzen auch die Zungen- und Meningealvenen sowie eine Schilddrüsenvene die Vena jugularis interna als Abfluss. Gleiches gilt auch für die Vena sternocleidomastoidea, deren Blut aus dem Kopfnicker (Musculus sternocleidomastoideus) stammt.


Krankheiten

Bei der Jugularvenenthrombose sind verschiedene Komplikationen wie Entzündungen möglich. Blutungen der Vena jugularis interna am Foramen jugulare können den neunten bis elften Hirnnerv beschädigen. Auch andere Verletzungen, Tumore, Entzündungen und Atrophie stellen mögliche Läsionen in dieser Region dar und führen zu charakteristischen Krankheitsbildern.

Das Avellis-(Longhi-)Syndrom geht auf eine Läsion des verlängerten Marks (Medulla oblongata) zurück und führt zu neurologischen Symptomen, da der Nervus glossopharyngeus und der Nervus vagus beschädigt sind. Gaumen, Rachen und Stimmband sind auf der Seite gelähmt, auf der sich die Läsion befindet. Zusätzlich kommt es zur halbseitigen Lähmung (Hemiparese) der gegenüberliegenden (kontralateralen) Seite. Darüber hinaus empfinden einige Personen, die unter dem Avellis-Syndrom leiden, Schmerz und Temperatur nur noch vermindert (Hemihypästhesie).

Ein anderes Syndrom, das durch Verletzungen, Blutungen, Tumore und andere Schäden am Foramen jugulare zurückgeht, ist das Jackson- oder Schmidt-Syndrom. Auch dabei kommt es zur Hypoglossuslähmung – charakteristisch ist vor allem die Zungenlähmung. Im Gegensatz dazu zeigt sich das Sicard-Syndrom in Gestalt von Nervenschmerzen (Neuralgie). Das Vernet-Syndrom geht mit einer spastischen Lähmung einher und manifestiert sich außerdem in weiteren neurologischen Symptomen wie Schmeckstörungen, die auf den Ausfall der zuständigen Hirnnerven zurückgehen. Auch das Villaret-Syndrom beruht auf einer Läsion der Medulla oblongata am Foramen jugulare. Dieses Krankheitsbild lähmt auf einer Körperseite den Nervus facialis, den Nervus glossopharyngeus, den Nervus vagus sowie den Nervus accessorius.

Darüber hinaus macht sich die Medizin die Vena jugularis interna teilweise zunutze, um einen zentralen Venenkatheter (ZVK) in sie einzuführen. Dazu schiebt ein Arzt den dünnen Schlauch im Inneren der Vene vor, bis zum Herzen. Durch den ZVK können Medikamente wie kardiologisch wirksame Substanzen, Chemotherapeutika oder Elektrolytlösungen direkt am Herzen verabreicht werden. Außerdem eignet sich der ZVK, um den zentralen Venendruck zu ermitteln. Bei einer Untersuchung der Vena jugularis interna nutzen Mediziner ein Ultraschallgerät oder andere bildgebende Verfahren.

Quellen

  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Spornitz, U. M.: Anatomie und Physiologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2004

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