Opsonin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Opsonin ist der Überbegriff für verschiedene Proteine. Opsonine treten zum Beispiel als Antikörper oder Komplementfaktoren auf und sind als solche an der Immunreaktion des Körpers beteiligt. Opsonine spielen bei zahlreichen Krankheiten eine Rolle, zu denen sowohl autoinflammatorische Erkrankungen als auch Infekte gehören.
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Was ist Opsonin?
Die Biologie versteht unter Opsoninen verschiedene Proteine, die zum Immunsystem gehören. Zu ihnen zählen unter anderem die Antikörper und Komplementfaktoren. Beide sind für die Abwehr von Krankheitserregern notwendig.
Die Bezeichnung Opsonin leitet sich vom Griechischen „opsōneîn“ ab, was so viel bedeutet wie „zum Essen vorbereiten“: Opsonine bereiten Mikroorganismen für die Phagozyten vor. Phagozyten sind Fresszellen, die Gewebe, Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren beseitigen können. Die Opsonine fungieren dabei zum Teil als Marker (z. B. Antikörper), zum Teil helfen sie den Phagozyten, sich an die gefährlichen Zellen zu binden (z. B. Fibronektin).
Opsonine lassen sich in drei Gruppen einteilen: Antikörper lagern sich an Antigene an und signalisieren dem Immunsystem dadurch, dass ein potenzieller Schädling anwesend ist. Komplementfaktoren reagieren wiederum auf die Antigene. Die dritte Gruppe von Opsoninen zirkuliert frei im Blut.
Funktion, Wirkung & Aufgaben
Die Komplementfaktoren des Immunsystems gehören ebenfalls zu den Opsoninen. Das Komplementsystem besteht aus Plasmaproteinen, die im Blut gelöst oder zellgebunden sind. Sie beteiligen sich in erster Linie an der Immunreaktion auf Mikroorganismen wie Pilze, Bakterien oder Parasiten. Zu diesem Zweck heften sich die Komplementfaktoren an den Eindringling an und bedecken seine Oberfläche. Die Biologie nennt diesen Vorgang Opsonierung. Die Opsonierung signalisiert die Gefährlichkeit des opsonierten Objekts und regt die Phagozyten dazu an, es aufzunehmen und zu verdauen.
Ein unspezifisches Opsonin ist das Fibronektin. Es kommt in der extrazellulären Matrix vor und ist zum Beispiel an der Reparatur von Gewebe, der Zellmigration und -adhäsion sowie der Blutstillung beteiligt. In der Immunreaktion nimmt Fibronektin eine vermittelnde Funktion ein: Es hilft Phagozyten, sich an Antigene zu binden.
Ein weiteres Opsonin ist das C-reaktive Protein (CRP), das zu den Akute-Phase-Proteinen zählt: Der Körper produziert es in größeren Mengen, wenn eine akute Infektion oder Entzündung vorliegt. CRP aktiviert das Komplementsystem. Eine ähnliche Funktion übt auch PTX3 aus – doch der Rezeptor reagiert nicht nur auf verschiedene Bakterien, Pilze und Viren, sondern auch auf körpereigene Zellen, die eine Gefahr darstellen.
Zellen, die stark geschädigt sind oder einen Virus in sich tragen, leiten ihre eigene Zerstörung ein, sobald sie das Risiko erkennen und nicht anders beseitigen können. Dieser Zellselbstmord ist auch als Apoptose bekannt. PTX3 zielt auch auf solche Zellen ab und trägt dazu bei, dass sie von den Fresszellen entfernt werden, bevor sich schädigende Zellen ausbreiten.
Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte
Der Körper synthetisiert die verschiedenen Opsonine in unterschiedlichen Organen. Die Leber stellt beispielsweise das CRP her. Ein einzelnes Opsonin kann aus mehreren hundert Aminosäuren bestehen, die sich zu einer langen Kette verbinden. Die Abfolge der Aminosäuren innerhalb der Kette wird dabei vom genetischen Code bestimmt. Mutationen können die Reihenfolge der Aminosäuren durcheinander bringen und dadurch die Struktur der Opsonine verändern. Mögliche Folgen sind Krankheiten des Immunsystems, autoinflammatorische Erkrankungen oder Störungen in der Synthese des Gewebes.
Ärzte können einige Opsonine mithilfe von Bluttests nachweisen. Die Überprüfung kann beispielsweise dazu beitragen, eine nicht sichtbare Entzündungsreaktion aufzudecken. Der Referenzwert für CRP liegt bei 10 mg/l für einen gesunden Erwachsenen. Fällt der gemessene Wert höher aus, ist dies ein Hinweis auf eine akute Infektion oder Entzündungsreaktion. Weitere Untersuchungen oder andere Blut-Parameter wie krankheitsspezifische Entzündungsmarker können eventuell die genaue Ursache für auffällige Opsonin-Werte liefern.
Krankheiten & Störungen
Das Krankheitsbild ist von einer Störung des Bindegewebes gekennzeichnet. Charakteristisch sind vor allem die Überbeweglichkeit der Gelenke und die Überdehnbarkeit der Haut. Darüber hinaus führt das Ehlers-Danlos-Syndrom zu Veränderungen an Muskeln, Gefäßen, inneren Organen, Sehnen und Bändern. Da sich das Syndrom auf zahlreiche Organsysteme auswirkt, sind die Symptome sehr vielfältig: Sie umfassen Herzbeschwerden, frühzeitige Arthrose, Bandscheibendegeneration, weiche und dünne Haut, häufige Verletzungen, bei Kindern verzögerte motorische Entwicklung, Auffälligkeiten an Gebiss und Zahnfleisch, leichte oder schwere Verdauungsstörungen, Neuralgie, Migräne, Augenerkrankungen und viele andere Beschwerden und Störungen.
Darüber hinaus manifestieren sich häufig psychische Symptome wie ungewöhnliche Angst, Depressionen, Schmerz- und Schlafstörungen. Zur Feststellung des Ehlers-Danlos-Syndroms müssen Ärzte das klinische Bild berücksichtigen und darüber hinaus erfahren, ob Familienmitglieder unter der seltenen Krankheit leiden. Obwohl sie im Normalfall zugunsten der Gesundheit arbeiten, können die Komplementfaktoren dem menschlichen Organismus direkten Schaden zufügen – wenn sie außer Kontrolle geraten und körpereigenes Gewebe schädigen. Dieser Vorgang tritt unter anderem bei Rheumatoider Arthritis oder Systemischem Lupus erythematodes auf.
Das Opsonin PTX3 scheint an der Immunreaktion unter verschiedenen Umständen beteiligt zu sein. Zum Beispiel reagiert es auf das Influenza-Virus, taucht verstärkt bei Nierenversagen auf und unterstützt die Abwehr einer Pilzinfektion durch Aspergillus fumigatus. Des Weiteren ist PTX3 ebenfalls an der Entzündungsreaktion bei Rheumatoider Arthritis, SIRS, Sepsis und anderen beteiligt.
Quellen
- Christen, P., Jaussi, R., Benoit, R.: Biochemie und Molekularbiologie. Springer, Berlin 2016
- Koslowski, H., Fiehring, C., Zöllner, H.: Labordiagnostik von Stoffwechselerkrankungen. Books On Demand Verlag, Norderstedt 2003
- Reuter, P.: Springer Lexikon Medizin. Springer, Berlin 2004