Antimykotika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antimykotika werden auch als Pilzmittel oder Antipilzmittel bezeichnet und dienen der Bekämpfung von Pilzbefall. In der Medizin werden verschiedene Antimykotika beispielsweise unterteilt hinsichtlich deren Wirkungsmechanismen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antimykotika?

Lokal anzuwendende Antimykotika werden beispielsweise in Form von Salben, Tinkturen oder Sprays aufgetragen und finden ihren Einsatz etwa in der Behandlung von Pilzinfektionen, die z.B. die haut betreffen.

So entfalten einige Antimykotika ihre Pilz bekämpfende Wirkung, indem sie Stoffwechselprozesse des Pilzes beeinträchtigen. Andere Antimykotika führen dazu, dass es bei dem zu bekämpfenden Pilz nicht zu einer uneingeschränkten Bildung von Zellwänden kommen kann. Außerdem sind einige Antimykotika in der Lage, Poren in Membranen eines Pilzes zu bilden, die de Lebensfähigkeit des Pilzes negativ beeinflussen.

Unterteilt werden Antimykotika darüber hinaus hinsichtlich der Tatsache, ob sie zu bekämpfende Pilze abtöten oder ob sie lediglich deren Vermehrungsfähigkeit hemmen. Pilzabtötende Antimykotika werden auch als fungizide Antimykotika bezeichnet, während vermehrungshemmende Antipilzmittel auch 'fungistatische Antimykotika' genannt werden.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung von Antimykotika begann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Pilzinfektionen zunehmend als medizinisches Problem erkannt wurden. Der erste Durchbruch kam 1939 mit der Entdeckung von Griseofulvin, einem natürlichen Antimykotikum, das aus dem Pilz Penicillium griseofulvum gewonnen wurde. Griseofulvin wurde zunächst für die Behandlung von Hautpilzinfektionen verwendet, zeigte jedoch erst nach Jahrzehnten eine breitere Anwendung.

Ein bedeutender Fortschritt erfolgte in den 1950er Jahren mit der Entdeckung von Amphotericin B, einem Makrolid-Antibiotikum, das gegen eine Vielzahl von Pilzinfektionen wirksam ist. Es wird aus dem Bakterium Streptomyces nodosus gewonnen und ist besonders bei systemischen Mykosen, also schweren Pilzinfektionen im Körper, von großer Bedeutung.

In den folgenden Jahrzehnten wurden synthetische Antimykotika entwickelt, darunter die Azole in den 1970er Jahren. Ketoconazol war das erste Azol, das systemisch eingesetzt wurde. Später folgten Triazole wie Fluconazol und Itraconazol, die sich durch eine bessere Wirksamkeit und geringere Toxizität auszeichneten.

Im 21. Jahrhundert wurden neue Klassen von Antimykotika eingeführt, darunter die Echinocandine, wie Caspofungin, die gezielt die Zellwand von Pilzen angreifen und sich insbesondere bei Candida-Infektionen bewährten. Antimykotika bleiben ein zentrales Element der modernen Medizin, insbesondere bei immungeschwächten Patienten.

Anwendung, Nutzen & Gebrauch

Zur Bekämpfung von Pilzinfektionen werden Antimykotika je nach Form der Infektion lokal (auf den Ort der Infektion beschränkt) oder systemisch (den Organismus als Ganzes betreffend) angewendet. Lokal anzuwendende Antimykotika werden beispielsweise in Form von Salben, Tinkturen, Puder, Nagellack oder Sprays aufgetragen und finden ihren Einsatz etwa in der Behandlung von Pilzinfektionen, die die Haut, die Schleimhäute oder die Nägel betreffen.

So werden gegen leichte bis mittelschwere Formen des Nagelpilzes (an Finger- oder Fußnägeln) häufig lokale Antimykotika verwendet. Ist ein Nagelpilz allerdings bereits weit fortgeschritten und nimmt eine schwere Form an, kann eine kombinierte Therapie mit systemischen Antimykotika notwendig werden. Diese Antimykotika werden unter anderem in Form von Tabletten oder Säften verabreicht.

Über eine Verwendung systemisch wirkender Antimykotika entscheiden Patient und behandelnder Arzt in der Regel unter Abwägung von medizinischem Nutzen und möglichen Nebenwirkungen. Weitere, mit Antimykotika zu behandelnde Pilzinfektionen, sind beispielsweise Scheidenpilze, durch Pilze hervorgerufene Mundschleimhautentzündungen oder die sogenannte Windeldermatitis (Hautinfektionen im Windelbereich bei Säuglingen).

Lokal anzuwendende Antimykotika gegen Scheidenpilze können unter anderem Zäpfchenform haben, während Mundschleimhautentzündungen etwa mit Antimykotika in Form von Mundgels begegnet werden kann. Auch innere Organe können von Pilzinfektionen befallen sein und werden in der Regel mit systemischen Antimykotika behandelt.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Antimykotika

Während Antimykotika verschiedener Wirkstoffkomplexe auf chemisch-pharmazeutischer Ebene vor allem im Rahmen der Schulmedizin Anwendung finden, stellt unter anderem die Naturheilkunde alternative Verfahren zur Bekämpfung von Pilzinfektionen vor.

So besteht eine naturheilkundliche Alternative zur Bekämpfung von potenziell gesundheitsschädigenden Darmpilzen mit Antimykotika etwa in verschiedenen Verhaltensmaßnahmen: Danach sollen von Betroffenen beispielsweise zucker- und kohlenhydratfreie Diäten durchgeführt werden, um den Darmpilzen die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Außerdem sollen Umweltgifte wie Nikotin, Insektizide (Insektenbekämpfungsmittel) oder gechlortes Wasser gemieden werden.

Statt der chemisch-pharmazeutischen Antimykotika empfiehlt die Naturheilkunde des Weiteren Formen der Darmsanierung, also beispielsweise die Wiederherstellung einer intakten Darmflora. Die Wirksamkeit entsprechender naturheilkundlicher Verfahren zur Pilzbekämpfung gilt in der Medizin als umstritten.

Von den chemisch-pharmazeutischen Antimykotika unterscheiden sich außerdem die im Rahmen der Homöopathie verabreichten Antimykotika. In vielen Fällen raten homöopathisch tätige Ärzte von einer homöopathischen Behandlung von Pilzinfektionen in Eigenregie ab, da verabreichte Mittel nach Überzeugung der Homöopathie exakt auf den individuellen Menschen und dessen Körperkonstitution abgestimmt sein müssen.

Ebenso wie die Wirksamkeit naturheilkundlicher Mittel zur Bekämpfung von Pilzinfektionen gilt auch die Wirksamkeit homöopathischer Antimykotika wissenschaftlich als häufig nicht belegt.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Anwendung von Antimykotika zur Behandlung von Pilzinfektionen kann verschiedene Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen. Dies gilt nicht nur für Antimykotika auf chemisch-pharmazeutischer Basis, sondern beispielsweise auch für homöopathische Antimykotika.

So warnt beispielsweise der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bei der Anwendung homöopathischer Antimykotika in Eigenregie vor möglichen heftigen, ungewollten Reaktionen, die sich über mehrere Monate erstrecken können.

Je nach Wirkstoff und Form chemisch-pharmazeutischer Antimykotika raten Hersteller unter anderem während Schwangerschaft und Stillzeit von einer Anwendung ab. Auch bei Unverträglichkeiten, Allergien oder schweren Lebererkrankungen können Ärzte von der Verwendung verschiedener Antimykotika abraten.

Zu den möglichen Nebenwirkungen die chemisch-pharmazeutischer Antimykotika zählen beispielsweise Kopfschmerzen oder Übelkeit. Nebenwirkungen lokal wirksamer Antimykotika sind dabei meist örtlich begrenzt.

Anwendung & Sicherheit

Antimykotika werden zur Behandlung von Pilzinfektionen angewendet und können je nach Infektionstyp entweder topisch (auf die Haut aufgetragen), oral (in Tablettenform) oder intravenös verabreicht werden. Topische Anwendungen sind typisch bei oberflächlichen Infektionen wie Fuß- oder Nagelpilz, während systemische Infektionen, die innere Organe betreffen, orale oder intravenöse Antimykotika erfordern. Die Dosierung und Anwendungsdauer richten sich nach der Art der Infektion, dem betroffenen Körperbereich und dem spezifischen Antimykotikum.

Die Sicherheit bei der Anwendung von Antimykotika hängt von verschiedenen Faktoren ab. Im Allgemeinen sind topische Antimykotika sicherer, da sie weniger systemische Nebenwirkungen verursachen. Orale und intravenöse Antimykotika können jedoch Nebenwirkungen wie Leberschäden, Nierenprobleme und allergische Reaktionen hervorrufen, insbesondere bei längerer Anwendung. Deshalb sind regelmäßige Blutkontrollen und ärztliche Überwachung oft notwendig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Die Qualitätskontrolle bei der Herstellung von Antimykotika erfolgt streng nach den Good Manufacturing Practices (GMP), um eine gleichbleibende Wirkstoffqualität, Reinheit und Stabilität zu gewährleisten. Jede Charge wird vor dem Verkauf umfangreichen Laboranalysen unterzogen, um sicherzustellen, dass sie den Anforderungen der Arzneimittelbehörden entspricht. Diese Kontrollen minimieren das Risiko von Verunreinigungen und gewährleisten die Sicherheit und Wirksamkeit der Medikamente.

Alternativen

Neben Antimykotika gibt es einige alternative Therapieformen zur Behandlung von Pilzinfektionen, je nach Schwere und Art der Infektion. Zu den natürlichen Alternativen gehören Teebaumöl, Knoblauch und Kokosöl, die antimykotische Eigenschaften besitzen und bei leichten, oberflächlichen Infektionen der Haut oder Nägel verwendet werden können. Diese natürlichen Substanzen sind jedoch oft weniger wirksam als verschreibungspflichtige Antimykotika und eignen sich in der Regel nur bei kleineren Infektionen.

Eine weitere Alternative sind antibakterielle Mittel, insbesondere bei gemischten Infektionen, in denen Bakterien zusätzlich beteiligt sind. Antiseptika wie Chlorhexidin oder Povidon-Iod können ebenfalls hilfreich sein, um die Haut zu desinfizieren und die Vermehrung von Pilzen zu hemmen. Diese werden jedoch nicht spezifisch gegen Pilze eingesetzt und sind bei systemischen Pilzinfektionen nicht wirksam.

Lasertherapie ist eine moderne Alternative zur Behandlung von Nagelpilz. Sie nutzt hochfrequente Lichtenergie, um Pilzzellen abzutöten, ohne den Nagel oder die umgebende Haut zu schädigen. Diese Methode ist relativ sicher, erfordert jedoch mehrere Sitzungen und ist meist teurer als traditionelle Medikamente.

Im Vergleich zu Antimykotika bieten diese Alternativen bei milden oder oberflächlichen Infektionen gewisse Vorteile, insbesondere bei Patienten, die auf herkömmliche Antimykotika allergisch reagieren oder Nebenwirkungen vermeiden wollen. Bei schweren oder systemischen Infektionen sind jedoch Antimykotika unverzichtbar, da sie gezielt gegen Pilze wirken und eine wirksamere Kontrolle der Infektion ermöglichen.

Forschung & Zukunft

In der aktuellen Forschung zu Antimykotika stehen vor allem Resistenzen im Fokus, da immer mehr Pilzarten gegen bestehende Medikamente unempfindlich werden. Ein bedeutender Trend ist die Suche nach neuen Wirkstoffklassen, die sich von den bisher verwendeten Azolen, Polyenen und Echinocandinen unterscheiden. Eine vielversprechende Entwicklung sind sogenannte Tetrazole, die ähnlich wie Azole wirken, jedoch eine stärkere Bindung an das Enzym Ergosterol-Synthase zeigen, was zu einer besseren Wirksamkeit gegen resistente Stämme führen könnte.

Ein weiterer Ansatz sind kombinatorische Therapien, bei denen Antimykotika mit anderen Medikamenten, wie Immunmodulatoren oder antibakteriellen Wirkstoffen, kombiniert werden. Diese Kombinationen könnten die Wirksamkeit erhöhen und das Risiko einer Resistenzbildung verringern. Auch die Erforschung von Synergien mit natürlichen Substanzen wie pflanzlichen Extrakten oder ätherischen Ölen gewinnt an Bedeutung.

Nanotechnologie spielt ebenfalls eine wachsende Rolle in der Antimykotika-Forschung. Nanopartikel können als Träger für Antimykotika verwendet werden, um die Wirkstoffe gezielt an infizierte Stellen zu transportieren und die Toxizität für gesunde Zellen zu verringern. Zudem werden Immuntherapien untersucht, bei denen das Immunsystem gezielt gestärkt wird, um Pilzinfektionen effektiver zu bekämpfen.

Diese Ansätze könnten langfristig helfen, das Problem zunehmender Resistenzen zu überwinden und die Behandlung von Pilzinfektionen zu verbessern.

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