Amphotericin B

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amphotericin B ist ein sehr wirksames Antimykotikum. Es dient der Bekämpfung von Pilzinfektionen. Zwar handelt es sich um ein aufgrund des hohen Wirkungsgrades gerne verschriebenes Medikament, gleichzeitig steht es aufgrund seiner zahlreichen Nebenwirkungen jedoch in einem schlechten Ruf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amphotericin B?

Amphotericin B wird bei Pilzinfektionen angewendet, welche sich entweder im Mundraum befinden oder im Verdauungstrakt angesiedelt sind.

Amphotericin B ist ein oral oder als Injektionslösung verabreichtes Medikament, das aus Bakterien vom Typ Streptomyces nodosum gewonnen wird. Das Medikament siedelt sich in der Plasmamembran von Pilzen an und sorgt kurz- und langfristig für ein komplettes Absterben jeglicher Pilze in allen Phasen ihres Wachstums.

Es handelte sich über viele Jahrzehnte um das wirksamste Antimykotikum, da nur sehr wenige Pilzsorten resistent gegen eine Behandlung mit Amphotericin B sind.

Pharmakologische Wirkung

Sofern keine Nebenwirkungen auftreten, sollte Amphotericin B ausschließlich auf Pilzinfektionen einwirken, welche sich entweder im Mund]raum befinden oder im Verdauungstrakt angesiedelt sind. Behandlungen von lokalen Pilzinfekten auf der Haut sind jedoch ebenfalls möglich.

Theoretisch kann Amphotericin B zwar auch Infektionen im Bereich der Atemwege oder auch von inneren Organen sowie der Harnwege bekämpfen, aufgrund der Vielzahl von Nebenwirkungen greifen die meisten Ärzte jedoch zu anderen Präparaten, falls dies möglich ist. Amphotericin B gelangt entweder lokal direkt an die infizierte Stelle (was beispielsweise auf der Haut oder im Mundraum sowie Darm der Fall ist) oder in Form einer Injektion über den Blutkreislauf an den Zielort.

Die erwähnten häufigen Nebenwirkungen resultieren unter anderem daraus, dass Amphotericin B teilweise nicht nur die Pilze angreift, sondern auch Zellmembranen, welche zu gesunden Zellen im Organismus gehören. Aufgrund seiner nachweislich bewiesenen Wirkung wird trotzdem nur selten auf Amphotericin B in schweren Fällen verzichtet. Normalerweise wird Amphotericin B eingesetzt, bis die Pilzinfektion nachweislich beseitigt ist. Dies kann bereits nach wenigen Tagen der Fall sein, die Behandlung kann sich jedoch auch über sechs bis acht Wochen erstrecken.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Amphotericin B dient als Antimykotikum der Bekämpfung bösartiger Pilzinfektionen. Es wird genutzt, um Infektionen mit Hefepilzen zu beseitigen, welche sich vor allem in der Mundhöhle und im Gastrointestinaltrakt angesammelt haben.

Die Behandlung kann für den Patienten schwierig sein, da in der Regel auf eine viermalige Verabreichung der vom Arzt ausgewählten Dosis pro Tag geachtet werden muss. Meist wird Amphotericin B oral in Form von Tabletten verabreicht, Injektionslösungen stehen aber ebenso bereit. Beide Varianten können sowohl leichte als auch schwere bis sehr schwere Infektionen effektiv bekämpfen. Das Medikament kann nur akute Pilzinfektionen behandeln und ist nicht zur Vorbeugung geeignet.

Zu diesen Infektionen zählen unter andrem Histoplasmosen und Blastomykosen, auch Infektionen mit sogenannten Sprosspilzen können durch Amphotericin B bekämpft werden. Schimmelpilze vom Typ Aspergillus fumigatus reagieren ebenfalls anfällig auf eine Behandlung mit Amphotericin B. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Größere, systemische Erkrankungen dürfen durch die Verwendung von Amphotericin B nicht behandelt werden. Das Medikament eignet sich bei Patienten jeden Alters und darf auch bei Schwangerschaften oder während der Stillzeit mit Vorsicht eingesetzt werden.

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Verabreichung & Dosierung

Amphotericin B ist ein starkes Antimykotikum, das hauptsächlich zur Behandlung schwerer systemischer Pilzinfektionen eingesetzt wird. Aufgrund seiner potenziellen Nebenwirkungen und Toxizität erfordert die Verabreichung und Dosierung von Amphotericin B besondere Sorgfalt:

Formulierungen: Amphotericin B ist in verschiedenen Formulierungen erhältlich, darunter konventionelles Amphotericin B und liposomales Amphotericin B. Das liposomale Amphotericin B ist oft vorzuziehen, da es eine geringere Nephrotoxizität aufweist und höhere Dosen erlaubt.

Dosierung: Die Dosierung von Amphotericin B variiert je nach der Schwere der Infektion, dem Zustand des Patienten und der spezifischen Art der Pilzinfektion. Üblicherweise beginnt die Behandlung mit einer Testdosis, um die Verträglichkeit zu prüfen, gefolgt von einer täglichen Dosis, die schrittweise erhöht werden kann. Die Gesamtdosis ist auch von der kumulativen Höchstdosis abhängig, die nicht überschritten werden sollte, um Toxizität zu vermeiden.

Verabreichungsweg: Amphotericin B wird intravenös verabreicht. Es ist wichtig, dass die Infusion langsam erfolgt, normalerweise über mehrere Stunden, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Überwachung: Aufgrund des Risikos von Nierenfunktionsstörungen und Elektrolytungleichgewichten ist eine regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion und der Serum-Elektrolyte erforderlich. Vor und während der Behandlung sollten Bluttests durchgeführt werden, um diese Parameter zu überwachen.

Hydratation: Zur Verringerung der Nephrotoxizität sollten Patienten vor und während der Verabreichung von Amphotericin B ausreichend hydriert werden. Dies kann durch die Gabe von zusätzlichen Flüssigkeiten erfolgen.

Nebenwirkungen: Patienten sollten auf Nebenwirkungen wie Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen überwacht werden, die kurz nach der Infusion auftreten können.

Die Anwendung von Amphotericin B erfordert eine sorgfältige Abwägung der potenziellen Vorteile gegenüber den Risiken und sollte nur unter strenger medizinischer Überwachung erfolgen.

Risiken & Nebenwirkungen

Leider handelt es sich um ein Medikament mit zahlreichen Nebenwirkungen. Amphotericin B kann zu bleibenden Schäden an der Niere führen. Die Schwere der Schäden hängt von er Gesamtmenge des verabreichten Medikaments ab, weshalb Amphotericin B in möglichst niedrigen Dosierungen verabreicht werden sollte (die sich jedoch von Patient zu Patient unterscheiden kann).

Weiterhin kann Amphotericin B zu Fieber oder Schüttelfrost direkt nach der Einnahme führen sowie Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Kopfschmerzen und auch Verschiebungen im Elektrolythaushalt des Körpers zählen ebenfalls zu den häufig beobachteten Nebenwirkungen.

Leberschädigungen und eine Anämie treten seltener auf. Muskelschmerzen, welche sich nicht genau lokalisieren lassen, sind seltener zu beklagen. Zahlreiche Nebenwirkungen lassen sich jedoch entweder vermindern oder komplett beseitigen, indem zu Behandlungsbeginn eine möglichst niedrige Dosierung von Amphotericin B gewählt wird.

Kontraindikationen

Amphotericin B ist ein potentes Antimykotikum, das für die Behandlung von schweren, lebensbedrohlichen Pilzinfektionen verwendet wird. Trotz seiner Effektivität ist es aufgrund seiner potenziellen Toxizität und schweren Nebenwirkungen nicht für alle Patienten geeignet. Hier sind die wichtigsten Kontraindikationen für die Verwendung von Amphotericin B:

Nierenfunktionsstörungen: Da Amphotericin B bekanntermaßen nephrotoxisch ist, sollte es bei Patienten mit bestehender Nierenerkrankung oder signifikant eingeschränkter Nierenfunktion mit äußerster Vorsicht verwendet oder vermieden werden. Falls die Verwendung unumgänglich ist, müssen die Nierenfunktionen engmaschig überwacht und die Dosierung entsprechend angepasst werden.

Allergie gegen Amphotericin B: Patienten, die eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Amphotericin B oder einen der Bestandteile des Präparats haben, sollten dieses Medikament nicht erhalten. Allergische Reaktionen können schwerwiegend sein und eine sofortige medizinische Intervention erfordern.

Schwangerschaft und Stillzeit: Amphotericin B wird als Kategorie B eingestuft, was bedeutet, dass es in Tierversuchen keine schädlichen Effekte auf den Fötus gezeigt hat, aber dennoch Vorsicht geboten ist. Der Einsatz von Amphotericin B sollte während der Schwangerschaft nur erfolgen, wenn der Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus übersteigt. Da nicht bekannt ist, ob Amphotericin B in die Muttermilch übergeht, sollten stillende Mütter ebenfalls Vorsicht walten lassen oder das Stillen unterbrechen.

Gleichzeitige Anwendung von nephrotoxischen oder ototoxischen Medikamenten: Die gleichzeitige Verabreichung von Amphotericin B mit anderen Medikamenten, die ebenfalls nephrotoxisch oder ototoxisch sind, wie bestimmte Antibiotika (Aminoglykoside), sollte vermieden werden, da dies das Risiko von Nieren- oder Gehörschäden erhöhen kann.

Die Entscheidung zur Verwendung von Amphotericin B sollte nach sorgfältiger Abwägung der medizinischen Geschichte des Patienten und der Schwere der Infektion erfolgen. Eine genaue Überwachung während der Behandlung ist entscheidend, um potenzielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Amphotericin B, ein wichtiges Antimykotikum für schwere Pilzinfektionen, kann erhebliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, die seine Wirksamkeit und Sicherheit beeinflussen. Hier sind einige wichtige Interaktionen, die berücksichtigt werden müssen:

Nephrotoxische Medikamente: Die Kombination von Amphotericin B mit anderen nephrotoxischen Medikamenten wie Aminoglykosid-Antibiotika, Cyclosporin, Tacrolimus oder NSAIDs kann das Risiko für Nierenschäden erhöhen. Die gleichzeitige Verwendung dieser Medikamente sollte vermieden oder nur unter strenger medizinischer Überwachung erfolgen.

Diuretika: Insbesondere Schleifendiuretika wie Furosemid können die Nephrotoxizität von Amphotericin B verstärken, da sie zu einer erhöhten Nierenausscheidung und somit zu einer potenziellen Dehydratation führen. Diese Kombination sollte mit Vorsicht gehandhabt werden, wobei der Flüssigkeitshaushalt und die Nierenfunktion genau überwacht werden müssen.

Antineoplastische Medikamente: Die Verwendung von Amphotericin B in Kombination mit zytotoxischen Krebsmedikamenten, die auch das Knochenmark beeinträchtigen, kann das Risiko für weitere Hämatotoxizität erhöhen.

Kortikosteroide und ACTH: Diese Substanzen können die Kaliumausscheidung erhöhen, was das Risiko einer Hypokaliämie unter Amphotericin B verstärkt. Eine sorgfältige Überwachung der Elektrolyte ist erforderlich, um mögliche Störungen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Digitalisglykoside: Da Amphotericin B die Serumkaliumspiegel senken kann, besteht ein erhöhtes Risiko für Digitalis-Toxizität, insbesondere wenn es zu einer Hypokaliämie kommt. Patienten, die sowohl Amphotericin B als auch Digitalisglykoside erhalten, sollten engmaschig auf Anzeichen einer Digitalis-Toxizität überwacht werden.

Diese Wechselwirkungen verdeutlichen, wie wichtig eine sorgfältige Überwachung und Koordination durch den behandelnden Arzt ist, insbesondere bei Patienten, die Amphotericin B zusammen mit anderen potenziell schädlichen Medikamenten erhalten. Eine angepasste Dosierung und regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion und Elektrolyte sind entscheidend, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Amphotericin B aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmöglichkeiten für schwere Pilzinfektionen zur Verfügung. Diese Alternativen umfassen andere Antimykotika, die unterschiedliche Wirkmechanismen und Nebenwirkungsprofile haben:

Azol-Antimykotika: Zu dieser Klasse gehören Fluconazol, Itraconazol, Voriconazol und Posaconazol. Azole wirken, indem sie die Ergosterolsynthese in den Pilzzellen hemmen, was für die Zellmembranstruktur der Pilze essentiell ist. Diese Medikamente werden oft zur Behandlung von Candida-Infektionen und Aspergillose verwendet und sind in der Regel gut verträglich.

Echinocandine: Diese neueren Antimykotika, zu denen Caspofungin, Micafungin und Anidulafungin gehören, wirken durch Hemmung der Zellwandbiosynthese von Pilzen. Sie sind besonders wirksam gegen Candida- und Aspergillus-Arten und haben den Vorteil, dass sie weniger nephrotoxisch sind als Amphotericin B.

Flucytosin: Dieses Antimykotikum kann allein oder in Kombination mit anderen Antimykotika, insbesondere mit Amphotericin B, verwendet werden, um seine Wirksamkeit zu erhöhen. Es ist besonders nützlich bei der Behandlung von Infektionen mit Cryptococcus neoformans und bestimmten Candida-Arten.

Terbinafin: Obwohl es hauptsächlich zur Behandlung von Nagelpilzinfektionen verwendet wird, hat Terbinafin auch eine gewisse Wirksamkeit gegen andere Pilzarten und kann als Alternative in Betracht gezogen werden, wenn andere Antimykotika nicht geeignet sind.

Liposomale Formulierungen: Für Patienten, die das konventionelle Amphotericin B nicht vertragen, können liposomale oder lipidbasierte Formulierungen wie Liposomal Amphotericin B eine Alternative darstellen. Diese Formulierungen sind oft besser verträglich und haben ein geringeres Risiko für Nephrotoxizität.

Bei der Auswahl eines alternativen Antimykotikums muss der spezifische Pilztyp, das Resistenzprofil und der Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Infektionskrankheitsspezialisten ist entscheidend, um die beste Behandlungsstrategie zu bestimmen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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