Inkubationszeit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Inkubationszeit wird die Zeitspanne zwischen der Infektion mit einem Krankheitserreger und dem Ausbruch der ersten Symptome bezeichnet. In der Inkubationszeit vermehren sich die Erreger und der Körper des Patienten stellt Antikörper her. Wie lang sich diese Phase zieht, hängt von der Infektion und der Konstitution des Patienten ab.
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Was ist die Inkubationszeit?
Die Infektiologie beschäftigt sich mit der Behandlung und Erforschung von viralen und bakteriellen Infektionen sowie von Pilzinfektionen. Aus diesem medizinischen Bereich ist die Inkubationszeit bekannt. Der Begriff der Inkubation leitet sich vom lateinischen Begriff "incubare" her und bedeutet "ausbrüten".
Auf eine Infektion bezogen ist die Inkubationszeit die Zeitspanne zwischen dem Kontakt mit einem Krankheitserreger und dem Ausbruch der Erkrankung. Diese Zeitspanne beläuft sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Erkrankung und der Konstitution des Patienten auf Stunden bis mehrere Jahre oder Jahrzehnte. In der Inkubationszeit vermehren sich die Krankheitserreger im Körper und breiten sich im Organismus aus. Unter dem Begriff der Virulenz wird das Ausmaß der Fähigkeit geführt, einen Organismus krank zu machen.
Von der Inkubationszeit ist die Latenzzeit von Giften zu unterscheiden. Prinzipiell handelt es sich bei Latenzzeit und Inkubationszeit um dieselbe Phase. Die Latenzzeit tritt allerdings nach einer Belastung mit Schadstoffen auf und entspricht dem klinisch symptomfreien Intervall zwischen dem Schadstoffkontakt und den ersten Beschwerden. Sowohl Erreger, als auch Schadstoffe werden Noxen genannt. Nicht-mikrobiologische Noxen haben eine Latenzzeit. Für mikrobiologische Noxen gilt die Inkubationszeit.
Funktion & Aufgabe
Mit der Einwanderung der Erreger setzt die Inkubationszeit ein. Die Erreger vermehren sich lokal an der Eintrittspforte. Sie befinden sich noch nicht im Blutkreislauf. Erst über den Eintritt in den Blutkreislauf erreichen sie ihre Zielorgane. Dieser zweite Schritt der Infektion zählt wie das Eindringen der Erreger mit zur Inkubationszeit.
Abhängig von der Temperenz und der Virulenz von Erregern dauert es ab dem Eindringen der Erreger Stunden, Wochen oder Jahre, bis sich erste Symptome beobachten lassen. Mit den ersten Symptomen spricht die Medizin vom Krankheitsausbruch und damit dem Ende der Inkubationszeit.
Während der symptomfreien Phase registriert das Immunsystem die Antigene und produziert Antikörper zur Antigenbekämpfung. Die Inkubationszeit ist so für das Immunsystem eine Phase der höchsten Aktivität und muss nicht zwingend zum Ausbruch der Infektion überleiten. Der Organismus des Patienten kann mit der Inkubationszeit Immunität gegen die Krankheit entwickeln oder durch eine vorausgegangene Infektion oder Impfung bereits Immunität besitzen. Im Fall der Immunität schließt sich an die Inkubationszeit kein Krankheitsausbruch an. Das Immunsystem des Patienten macht die Erreger erfolgreich unschädlich.
Krankheiten & Beschwerden
Der Poliovirus hat zum Beispiel eine relativ geringe Inkubationszeit. Die Erreger treten durch den Magen-Darm-Trakt ein und vermehren sich dort im lymphatischen Gewebe. Nach zwei Wochen treten unspezifische Symptome wie Fieber auf. Die Inkubationszeit endet mit eintretenden Lähmungserscheinungen.
Die Tollwut wird anders als der Poliovirus durch Bisse übertragen. Die Lokalisation des Bisses bestimmt die Inkubationszeit. Die Krankheitserreger vermehren sich an der Bissstelle und wandern von dort aus entlang peripherer Nerven ins Gehirn. Je weiter ihr Weg entlang der Nervenbahnen ist, desto länger dauert die Inkubationszeit. Wenn es nach der Inkubationszeit zum Ausbruch der Erkrankung kommt, hat das Immunsystem an der Herstellung von Immunität versagt. Nichtsdestotrotz kann bei der nächsten Infektion mit dem betreffenden Erreger eine Immunität bestehen.
Antikörper entwickeln sich aus B-Lymphozyten nach dem Kontakt mit einem Antigen. Diese Form der Immunantwort wird als humorale Immunantwort bezeichnet und damit von der angeborenen Immunantwort abgegrenzt.
Bei Patienten mit einer Immunschwäche bilden sich während der Inkubationszeit nicht ausreichend Antikörper. Immunschwächen können im Rahmen von Stress auftreten. Auch schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Schlafmangel können Abwehrschwächen begünstigen.
Krankheitsbedingte Immunschwächen liegen zB bei HIV_Infektionen vor. Dasselbe gilt für bösartige Tumore und aggressive Behandlungen wie Chemotherapien. Drogen, Alkohol und Nikotin werden ebenfalls als Risikofaktoren für eine erworbene Immunschwäche beurteilt. Für bakterielle Infektionen sind außerdem Menschen anfälliger, denen die Milz entfernt wurde.
Die Immunantwort verändert sich mit der Altersphysiologie. Daher kann die Inkubationszeit bei älteren Menschen bedeutend kürzer ausfallen als bei jüngere Menschen.
Quellen
- Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
- Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
- I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015