Abdominalatmung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Abdominalatmung

Bei der Abdominalatmung, auch Bauchatmung genannt, wird die Atmung weitgehend durch eine Kontraktion des Zwerchfells bestimmt. Die Bauchatmung belüftet einen größeren Teil der Lunge als die Brustatmung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Abdominalatmung?

Bei der Abdominalatmung, auch Bauchatmung genannt, wird die Atmung weitgehend durch eine Kontraktion des Zwerchfells bestimmt.

Bei der Bauchatmung kommt das Zwerchfell, der wichtigste Einatem-Muskel, zum Einsatz. Das Zwerchfell ist eine kuppelförmige Muskel-Sehnen-Platte, die die Bauchhöhle von der Brusthöhle trennt. Brusthöhlenseitig grenzt das Zwerchfell an die Lungenflügel und den Mittelfellraum.

Bei der Bauchatmung kontrahiert das Zwerchfell bei der Einatmung. Das bedeutet, dass die Muskel-Sehnen-Platte sich zusammenzieht und sich nach unten in Richtung der Bauchorgane bewegt. Die Form des Zwerchfells wandelt sich dabei von der Kuppel zum Kegel. Der Bauch wölbt sich nach außen vor und der Brustkorb erweitert sich durch ein leichtes Anheben der unteren Rippenränder.

Durch die Vergrößerung des Brustkorbs entsteht in der sogenannten Pleurahöhle ein Unterdruck. Die Pleurahöhle ist eine Körperhöhle, die zwischen den beiden Blättern des Brustfells liegt. Das Brustfell wird auch als Pleura bezeichnet. Zwischen den beiden Pleurablättern befindet sich die Pleuraflüssigkeit. Sie bildet auf den Blättern einen feinen Flüssigkeitsfilm. Durch diesen Film haften die beiden Blätter einander an. Dies kann mit zwei Glasscheiben vergleichen werden: Liegen sie mit etwas Wasser angefeuchtet aufeinander, so können diese Glasscheiben zwar aufeinander verschoben, aber nicht voneinander gelöst werden.

Ein Pleurablatt liegt dem Brustkorb an, das andere liegt auf der Lunge. Durch die Ausdehnung des Brustkorbs wird auch das äußere Pleurablatt mitgezogen. Aufgrund der Anhaftung folgt das innere Pleurablatt und die Lunge dehnt sich somit ebenso wie der Brustkorb aus. Der Luftdruck außerhalb der Lunge ist aufgrund des entstehenden Unterdrucks größer als der Luftdruck innerhalb der Lunge. Folglich strömt durch die Luftröhre Luft in die Lunge ein.

Unterstützt wird der Atemvorgang durch die Zwischenrippenmuskulatur. Beim Ausatmen entspannt sich die Zwerchfellmuskulatur wieder. Die Lunge zieht sich zusammen und auch das Zwerchfell geht wieder in seine ursprüngliche Kuppelform zurück. Die Luft strömt aus.

Im Gegensatz zur Einatmung ist die Ausatmung ein passiver Prozess. Das bedeutet, dass beim gesunden Menschen bei der Ausatmung keine Muskeln aktiv beteiligt sind.

Funktion & Aufgabe

Ungefähr zehn bis fünfzehnmal pro Minute atmet der Mensch ein und wieder aus. Bei Anstrengung wird die Atemfrequenz gesteigert. Auf diese Art passieren jeden Tag zehntausend Liter Luft die Atemwege. In der Lunge nehmen die roten Blutkörperchen den eingeatmeten Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab.

Sauerstoff wird für die Gewinnung von Energie in den Körperzellen benötigt. Ohne Sauerstoff sterben Körperzellen innerhalb kürzester Zeit ab. Für eine optimale Sauerstoffversorgung muss ausreichend Luft in die Lunge gelangen. Das funktioniert nur, wenn die gesamte Lunge am Atemvorgang beteiligt ist.

Das Atemzugvolumen bei Bauchatmung ist höher als das bei Brustatmung. Als Atemzugvolumen bezeichnet man das Volumen, welches bei jedem Atemzug ein- und wieder ausgeatmet wird. Das Produkt aus Atemzugvolumen und der Anzahl an Atemzügen pro Minute wird Atemzeitvolumen genannt. Nur mit der Bauchatmung kann das maximale Atemzeitvolumen erreicht werden.

Bei der Brustatmung erfolgt der Luftaustausch nur in den oberen Anteilen der Lungenflügel. Das Atemvolumen kann somit nicht ausgeschöpft werden. Die Folge ist Sauerstoffmangel. Dieser äußert sich beispielsweise in Konzentrationsstörungen und Müdigkeit.

Durch die Absenkung des Zwerchfells bei der Einatmung werden die Verdauungsorgane nach unten gedrückt. Die Vorwölbung des Bauches sorgt dafür, dass kein erhöhter Druck im Bauchraum entsteht. Trotzdem müssen die Bauchorgane näher zusammenrücken, das Zwerchfell drückt dabei von oben auf die Organe. Die Bauchatmung hat also eine Art Massageeffekt auf die Bauchorgane. Dies fördert die Verdauung. Zudem wird durch die Bauchatmung auch der Rückstrom des venösen Blutes aus dem Körperkreislauf in das Herz gefördert, denn das Druckgefälle im Brustraum verursacht in der unteren Hohlvene eine Sogwirkung.

Die Abdominalatmung hat auf den Körper eine allgemein entspannende Wirkung. Der Blutdruck wird gesenkt. Patienten mit Panikstörungen wird deshalb auch eine bewusste Bauchatmung empfohlen. Mit der Abdominalatmung lässt sich zudem die Luftmenge deutlich besser regulieren. Sänger, Blasmusiker und Kampfsportler machen sich diesen Umstand als Atemstütze zunutze.


Krankheiten & Beschwerden

Vor allem bei Erkrankungen und Beeinträchtigungen des Zwerchfells ist eine Bauchatmung nicht immer möglich. Wölbt sich das Zwerchfell in Richtung Brustkorb vor, so spricht man von einem Zwerchfellhochstand. Dieser kann zum einen durch Erkrankungen der Bauchorgane, wie zum Beispiel durch Leber- oder Milzschwellungen oder auch durch Lungenfehlbildungen bedingt sein. Auch Schwangerschaft, große Tumore im Bauchraum und sogar starke Blähungen können das Zwerchfell nach oben drücken. Dadurch kann das Zwerchfell sich nicht mehr absenken und eine Ausdehnung des Brustkorbs und der Lunge ist nur noch eingeschränkt möglich. Die Folge ist eine sogenannte restriktive Ventilationsstörung der Lunge, welche zu Problemen bei der Atmung führt.

Auch Verwachsungen des Brustfells oder Lungenfibrosen können die Bauchatmung erschweren. Dasselbe gilt für eine eingeschränkte Beweglichkeit des Brustkorbs. So ist bei einer Skoliose und bei einer Trichterbrust die Abdominalatmung nicht oder nur sehr schwer möglich.

Die Abdominalatmung ist auch bei einer Lähmung des Zwerchfells beeinträchtigt. Zwerchfelllähmungen werden meist durch Lähmungen des Nervus phrenicus verursacht. Es kommt zu einer Erschlaffung des Zwerchfells. Dadurch werden die Bauchorgane nicht mehr in Richtung Bauchraum gedrückt, sondern drücken in Richtung Brustraum und behindern dort die Atmung. Zwerchfelllähmungen können durch Operationen, Lungenentzündungen oder Lebererkrankungen verursacht werden.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

Das könnte Sie auch interessieren