Akutes Lungenversagen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem akuten Lungenversagen verstehen Mediziner plötzlich auftretende Atemnot, die auch unter dem englischen Begriff „adult respiratory distress syndrome“ oder kurz ARDS bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist akutes Lungenversagen?

Eine Schocklunge, oder auch akutes Lungenversagen, beschreibt den Zustand einer plötzlichen Atemnot. Diese wird durch eine Lungenschädigung verursacht.

Diese sogenannte Schocklunge wird durch eine Entzündung des Lungengewebes verursacht, das durch unterschiedliche Einwirkungen hervorgerufen werden kann. Die Folge bei nicht rechtzeitiger Behandlung können sein: Schockzustände, Bewusstlosigkeit bis hin zu Organversagen und Herzversagen.

Eine Schocklunge, oder auch akutes Lungenversagen, beschreibt den Zustand einer plötzlichen Atemnot. Diese wird durch eine Lungenschädigung verursacht. Der Patient bekommt sehr schlecht Luft, sodass der Kohlendioxidanteil im Blut stetig zunimmt und der Sauerstoffanteil abnimmt. Zum Krankheitsbild eines akuten Lungenversagens können außerdem Organversagen, Schockzustände, Bewusstlosigkeit und Herzversagen gehören.

Ursachen

In der Regel geht einem akuten Lungenversagen immer eine Vorerkrankung voraus, die das Lungengewebe schädigt. Diese Vorerkrankungen können jedoch von recht unterschiedlicher Natur sein: von einer Lungenentzündung über Verletzungen bis hin zu Vergiftungen.

Zu den Hauptursachen zählen entweder das Einatmen von schädigenden Stoffen wie Rauch oder das Ansaugen von Stoffen wie Magenflüssigkeit. Aber indirekte Einwirkungen können zu einer Schocklunge führen wie Verletzungen und Gerinnungsstörungen.

Die Folge ist ein Lungenödem, da sich innerhalb der Lungenbläschen die Durchlässigkeit der Blutgefäße vergrößert. Dies führt zum Druckabfall in einigen Gefäßbereichen bei gleichzeitigem Druckanstieg in anderen Teilen des Lungengewebes. Zusätzlich treten Eiweißstoffe aus. Dadurch nimmt die Sauerstoffversorgung des Blutes stark ab und der Kohlendioxidgehalt nimmt zu.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein akutes Lungenversagen kündigt sich normalerweise durch verschiedene Warnzeichen an. Aufgrund der Schädigung des Lungengewebes kommt es zunächst zu einer erschwerten Atmung. Um dieser entgegenzuwirken, erhöhen die Betroffenen ihre Atemfrequenz, wodurch es schließlich zum Hyperventilieren und zur Hyperventilation kommt.

In der Folge tritt eine akute Atemnot auf, meist verbunden mit einer Panikattacke, die sich durch Schwindel, Schweißausbrüche und akute Todesangst äußert. Begleitend dazu färben sich die Fingernägel und Lippen des Betroffenen blau. Im weiteren Verlauf kann es, abhängig von der Phase des Lungenversagens, zu verschiedenen Beschwerden.

In der ersten Phasen treten Gewebeschädigungen auf, mit einer Zunahme der Atembeschwerden sowie Blutungen und Husten verbunden sein können. In der zweiten Phase nehmen die ursprünglichen Symptome an Intensität zu und der Betroffene wird meist bewusstlos. In der dritten und letzten Phase tritt ein Schockzustand ein, in dessen Folge es zum Organversagen oder zum Schock kommen kann.

Ersthelfer erkennen ein akutes Lungenversagen daran, dass der Betroffene Schwierigkeiten beim Atmen hat oder bereits stark hyperventiliert. Auch ein erhöhter Puls sowie das charakteristische Röcheln deuten auf ein akutes Lungenversagen hin, das umgehend von einem Notarzt behandelt werden muss.

Diagnose & Verlauf

Meist beginnt eine Schocklunge mit folgenden Symptomen: Durch die Schädigung des Lungengewebes verspüren die Patienten zunächst eine erschwerte Atmung. Um dieser entgegen zu halten, beginnen sie schneller zu atmen, was zum Hyperventilieren führt.

Nach einiger Zeit können sich Fingernägel und Lippen des Betroffenen blau färben. Im weiteren Verlauf unterscheiden Fachleute unter drei verschiedenen Phasen: Innerhalb der ersten Phase wird durch die Gewebeschädigung der bereits unter „Ursachen“ aufgeführte, biochemische Prozess in Gang gesetzt.

In der zweiten Phase verstärken sich die Symptome, sodass der Patient in der dritten und letzten Phase nur noch über das Lungenvolumen eines Säuglings verfügt, denn der Großteil des Lungengewebes hat durch die Entzündung seine Tätigkeit eingestellt. Je nachdem, wie lange der Zustand der Schockatmung anhält, kann der niedrige Sauerstoffgehalt zur Bewusstlosigkeit , zum Schock, Organversagen oder zum Herzversagen führen.

Die Diagnose von ARDS stellen Mediziner dann meist im Hinblick auf die Vorerkrankung. Der Patient sollte im Idealfall, bevor er die ersten Anzeichen zeigt, als Risikopatient für eine Schocklunge eingestuft werden. Erste Anzeichen zeigen sich dann beim Abhören der Lunge in einem Rasselgeräusch. Eine Röntgenuntersuchung kann hier eine genauere Diagnose liefern, denn diese macht Einlagerungen in den Lungenbläschen deutlich, die ein Hinweis auf den Beginn einer Schocklungen sein können.

Komplikationen

Ein akutes Lungenversagen stellt einen sehr gefährlichen Zustand für den menschlichen Körper dar und muss daher umgehend behandelt werden. Auch wenn das Lungenversagen nur kurzzeitig auftritt, sollte unbedingt ein Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. Im schlimmsten Falle kann es hier durch ein Lungenversagen zum Tode kommen, da die Organe des Patienten nicht mit genügend Sauerstoff versorgt werden.

Je länger die Unterversorgung mit Sauerstoff andauert, desto stärker werden die Organe beschädigt. Vor allem das Gehirn nimmt starke Schäden, sodass es nach dem Lungenversagen zu Behinderungen, Gleichgewichtsstörungen und Sprachstörungen kommen kann. Einige Minuten nach dem akuten Lungenversagen färben sich die Extremitäten des Patienten blau.

Falls der Patient in Ohnmacht gefallen ist, muss er künstliche beatmet werden. Dies erfolgt durch eine Mund-zu-Mund-Beatmung, bis der Notarzt eingetroffen oder der Patient wieder aufgewacht ist. Bei dieser Beatmung muss die Nase zugehalten werden, damit die Luft nicht entweichen kann.

Falls das Lungenversagen nicht direkt behandelt wird, kommt es nach ungefähr 13 Minuten zum Tode. Aus diesem Grund ist eine schnelle Hilfe und Behandlung durch den Notarzt notwendig. Falls der Patient noch wach ist und hyperventiliert, so sollte er beruhigt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Verdacht auf ein akutes Lungenversagen muss umgehend ein Notarzt konsultiert werden. Medizinische Hilfe ist notwendig, wenn es zu Symptomen wie Hyperventilation oder Atemnot kommt. Außerdem sollte ein Rettungsdienst eingeschaltet werden, wenn die Atmung für mehrere Minuten erschwert ist oder Anzeichen einer Übersäuerung zu beobachten sind. Betroffene eines akuten Lungenversagens verspüren meist zunächst leichte Atemprobleme, die schließlich zur Hyperventilation und einem Bewusstseinsverlust führen.

Tritt eines oder mehrere dieser Symptome auf, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Ein weiteres Alarmzeichen ist eine Blaufärbung der Lippen oder der Fingernägel, welche meist in der zweiten Phase eines akuten Lungenversagens auftritt und eine sofortige notärztliche Behandlung erfordert. Im Idealfall sollten gefährdete Patienten allerdings bereits vor ersten Warnzeichen als Risikopatienten für eine Schocklunge eingestuft werden.

Ein Arztbesuch empfiehlt sich dementsprechend bereits, wenn beim Atmen Rasselgeräusche auftreten oder das Allgemeinbefinden ohne erkennbaren Grund abnimmt. Menschen mit anderweitigen Vorerkrankungen sowie Raucher und andere Risikogruppen sollten mit Lungenbeschwerden umgehend zum Arzt gehen.

Behandlung & Therapie

Um ein akutes Lungenversagen bestmöglich zu behandeln, greifen Mediziner im ersten Schritt zu einer Beatmungstherapie. Denn zunächst ist das Wichtigste, die Sauerstoffversorgung des Blutes wieder zu stabilisieren, hier wird auf technische Unterstützung durch Beatmungsgeräte gesetzt.

Je nachdem wie weit das Lungenversagen bereits fortgeschritten ist, reicht eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr über eine Beatmungsmaske jedoch nicht mehr aus und der Patient muss intubiert werden. Hier wird ihm ein Schlauch über den Mund oder die Nase direkt in die Luftröhre geschoben. Begleitend sollte ein PEEP eingesetzt werden.

Dieser so genannte „Ausatmephase-Druck“ sorgt dafür, dass die Lungenbläschen beim Ausatmen gedehnt werden und so die Sauerstoffaufnahme verbessert wird. Unabdingbar ist aber auch die Ursache zu behandeln, die im Vorfeld zur Schädigung des Lungengewebes geführt hat. Diese wird meist medikamentös versorgt.

Aussicht & Prognose

Bei einem akuten Lungenversagen kann es im schlimmsten Falle zum Tode des Patienten kommen. In der Regel leiden die Patienten dabei an einer starken Atemnot, an Panikattacken oder an Schweißausbrüchen. Sollte es nicht direkt zu einer Behandlung kommen, so kann der Betroffene auch das Bewusstsein verlieren und sich bei einem Sturz möglicherweise verletzen.

Ebenfalls tritt eine Hyperventilation auf. Im weiteren Verlauf kommt es auch zu einer Unterversorgung der inneren Organe mit Sauerstoff und Blut, sodass diese im allerschlimmsten Falle absterben oder irreversibel geschädigt werden. Auch das Gehirn wird durch die Minderversorgung geschädigt, sodass es später zu Lähmungen oder zu geistigen Einschränkungen kommen kann. Der weitere Verlauf des akuten Lungenversagens hängt dabei stark von der Ursache und von der Behandlung ab.

Mit Hilfe einer Mund-zu-Mund-Beatmung können die Beschwerden bekämpft werden, bis ein Notarzt eintrifft. Dieser kann dann eine kausale Behandlung durchführen. Eventuell wird die Lebenserwartung des Patienten durch das akute Lungenversagen deutlich verringert. Auch im weiteren Alltag kann es für den Patienten zu erheblichen Einschränkungen kommen.


Vorbeugung

Der sicherste Weg, um eine Schocklunge zu verhindern, ist, die Grunderkrankungen, die dazu führen können, intensiv zu behandeln, noch bevor sie zu einer Störung der Atmung führt. Tritt dennoch ein Lungenversagen ein, sollte dieses möglichst rechtzeitig erkannt werden, um gravierende Folgen zu verhindern. Hier ist wichtig, dass Mediziner bereits bei den ersten Anzeichen einer nicht erklärbaren Atemnot an die Möglichkeit einer Schocklunge denken.

Akutes Lungenversagen ist potenziell lebensbedrohlich. Die Patienten müssen meist eine umgehende Notfallbehandlung mit einer Intubierung der Atemwege erhalten.

Nachsorge

Viele Patienten mit einer Schocklunge versterben an Multiorganversagen infolge mangelnder Sauerstoffzufuhr. Nur 50-60 Prozent der Patienten überleben ein akutes Lungenversagen. Diese Menschen sind einer medizinischen Nachsorge zuzuführen. Diese behandelt alle Nachwirkungen der Beatmung, sowie die eventuell nach der Beatmung entstehende Lungenfibrose.

Diese kann sich unter medizinischer Behandlung zurückbilden. Das kann allerdings mehrere Monate dauern. In dieser Zeit sind entsprechende Nachsorgemaßnahmen unerlässlich. Die Lungenfibrose kann allerdings auch bleibende Lungenschäden nach sich ziehen, falls sie sich nicht wieder zurückbildet.

Oft wird das akute Lungenversagen als "Acute Respiratory Distress Syndrome" oder Schocklunge beschrieben. Bei dieser Symptomatik sind oft begleitende systemische Entzündungsprozesse anzutreffen. Diese werden als "Systemic Inflammatory Response Syndrome" beschrieben. Je nach Schweregrad der Atemprobleme sind mehr oder weniger intensive Nachsorgemaßnahmen notwendig.

Die Dramatik der nachbleibenden Lungenschäden kann zu gravierenden Atemproblemen für den Rest des Lebens führen. Ohne eine umfassende Betreuung - gegebenenfalls mit dauerhafter Beatmungspflicht - ist der Patient trotz seines Überlebens hilflos. Als bettlägeriger oder auf den Rollstuhl angewiesener Lungenpatient ist er empfänglicher für Thrombosen oder Embolien. Er ist außerdem gefährdeter als andere, nach einem akuten Lungenversagen an Atemwegsinfekten oder Lungenentzündungen zu erkranken.

Das können Sie selbst tun

Bei akutem Lungenversagen muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. Bis der Rettungsdienst eintrifft, sind Erste-Hilfe-Maßnahmen einzuleiten. Zunächst sollte der Betroffene ruhiggestellt oder in einer von ihm selbst als angenehm empfundenen Position belassen werden. Sollte die betroffene Person bewusstlos werden, müssen Puls und Atmung regelmäßig kontrolliert werden, um einen Kreislaufstillstand frühzeitig zu erkennen.

Kommt es zu einem Kreislaufstillstand, müssen sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. Geeignete Maßnahmen sind unter anderem eine Herzdruckmassage oder auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Die Wiederbelebungsmaßnahmen sollten solange fortgesetzt werden, bis der Kreislauf wieder einsetzt oder der Krankenwagen eintrifft.

Bei dem Verdacht auf ein bevorstehendes Lungenversagen sollte ebenfalls der Rettungsdienst kontaktiert werden. Typische Warnzeichen sind etwa Atembeschwerden, Schmerzen in der Brustgegend, ein schneller Puls und innere Unruhe.

Mitunter kommt auch blutiger Husten und ein Schwindelgefühl hinzu. Kommt es zu einem oder mehreren dieser Symptome, muss ein Arzt konsultiert werden. Patienten mit einer entsprechenden Vorerkrankung sollten verdächtige Symptome mit dem zuständigen Arzt besprechen. Von Hausmitteln und Selbstmaßnahmen, die über die Erste Hilfe hinausgehen, ist bei einem akuten Lungenversagen in jedem Fall abzusehen.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Madler, C., Jauch, K.-W., Werdan, K., Siegrist, J., Pajonk, F.-G. (Hrsg.): Akutmedizin – Die ersten 24 Stunden. Urban & Fischer, München 2009
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Berlin 2011

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