Ambrisentan

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Präparat Ambrisentan wird Patienten verordnet, die unter Lungenbluthochdruck leiden. Bei dieser seltenen Form des Bluthochdrucks herrscht ausschließlich in der Lungenarterie ein zu hoher Druck. Das Präparat blockiert die Hormone, die hohen Blutdruck entstehen lassen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ambrisentan?

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Mit dem Präparat Ambrisentan werden Patienten behandelt, die unter dem sogenannten Lungenbluthochdruck leiden. Dabei handelt es sich um eine relativ seltene Form von Bluthochdruck, bei dem der Blutdruck in der Lungenarterie mäßig bis stark erhöht ist.

Ambrisentan kann unabhängig davon, ob der Bluthochdruck aus einer Erkrankung des Bindegewebes resultiert oder die Ursachen nicht geklärt sind. Der Arzneistoff zählt zur relativ neuen Gruppe der Endothelin-Rezeptorantagonisten innerhalb der Blutdrucksenker.

Wie alle Wirkstoffe dieser Gruppe wird auch Ambrisentan dann verordnet, wenn durch den erhöhten Blutdruck andere Organe geschädigt werden können. Sofern die Ursache für den Lungenbluthochdruck bekannt sind, werden vordergründig diese behandelt, während Ambrisentan ergänzend verabreicht werden kann.

Pharmakologische Wirkung

Das Präparat Ambrisentan greift direkt dort an, wo der Bluthochdruck entsteht, nämlich auf hormoneller Ebene. So bewirken Hormone aus der Gruppe der Endotheline, dass die Blutgefäße stark zusammengezogen werden. Gebildet werden diese Hormone vorwiegend in den innersten Zellen von Blutgefäßen.

Einen besonders starken Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System nimmt dabei das Hormon Endothelin-1. Seine Wirkung verursacht das Hormon durch die Bindung an den Endothelin-A-Rezeptor, was insbesondere beim Entstehen von Lungenhochdruck eine wichtige Rolle spielt. Die Rezeptoren, an welchen das Hormon andockt, befinden sich größtenteils auf den Muskelzellen von Gefäßen sowie auf dem Herzmuskel. Ambrisentan entfaltet seine Wirkung, indem es sich auf die ETA-Rezeptoren sitzt und somit eine Bindung von Endothelin-1 an den Rezeptor unmöglich macht.

Somit werden auch sämtliche Wirkungen des Hormons ausgeschaltet. Dieses kann neben einer Verengung der Blutgefäße außerdem eine Wucherung von Zellen in der Innenhaut der Gefäße führen. An Rezeptoren wie dem ETB-Rezeptor setzt sich Ambrisentan hingegen nicht fest. Die Produktion von Porstazyklin und Stickoxid, welche eine Erschlaffung der Gefäße bewirken, bleibt deshalb vom Wirkstoff unberührt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Präparat Ambrisentan wird ausschließlich verordnet, wenn Patienten unter Bluthochdruck in der Lungenarterie leiden. Der Blutdruck wird dadurch gesenkt, indem die körpereigenen Hormone ausgeschaltet werden, die den Blutdruck steigern. Von Bluthochdruck wird gesprochen, wenn mehrere Messungen nach einem Zustand vorheriger Ruhe erhöhte Werte anzeigen.

Bei einem erwachsenen Menschen gilt ein systolischer Wert von mehr als 140 mmHG oder ein diastolischer Wert von mehr als 90 mmHG als Grenze zwischen Normalwert und Bluthochdruck. Die Betroffenen, die unter Bluthochdruck leiden, bemerken meist keine Beschwerden. Falls doch, leiden sie oft unter Sehstörungen, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel, Nasenbluten oder einem Druckgefühl über dem Herzen. Bleibt Bluthochdruck über Jahre hinweg unbehandelt, können als Folge Schäden an Herz, Blutgefäßen, Nieren und Gehirn auftreten. Schwere Nierenstörungen, Arteriosklerose, Schlaganfälle oder ein Herzinfarkt können als unmittelbare Folge von Bluthochdruck auftreten.

Wer an sich häufiger die genannten Symptome feststellt, sollte diese vom Hausarzt untersuchen lassen. Des Weiteren sollte der Blutdruck regelmäßig im Rahmen von Routineuntersuchungen gemessen werden. Tritt Bluthochdruck während der Schwangerschaft auf, muss dieser schnellstmöglich behandelt werden, weil ansonsten Krampfanfälle auftreten können, die zu lebensbedrohlichen Zuständen führen und möglicherweise auch das ungeborene Kind beeinträchtigen können.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Ambrisentan, einem Endothelin-Rezeptor-Antagonisten, der zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) eingesetzt wird, gibt es mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Die übliche Anfangsdosis beträgt 5 mg einmal täglich. Falls gut verträglich, kann die Dosis auf 10 mg täglich erhöht werden, um die therapeutische Wirkung zu maximieren. Ambrisentan kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, da Nahrung die Bioverfügbarkeit nicht signifikant beeinflusst.

Vor Beginn der Behandlung sollten Leberfunktionstests durchgeführt werden, da Ambrisentan das Risiko einer Lebertoxizität birgt. Während der Therapie sollten die Leberwerte regelmäßig überwacht werden. Bei Anzeichen einer Leberschädigung, wie einem Anstieg der Aminotransferasen auf mehr als das Fünffache des oberen Normwerts, sollte die Behandlung abgebrochen oder die Dosis reduziert werden.

Ambrisentan ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder erhöhten Leberenzymen. Zudem sollten Frauen im gebärfähigen Alter während der Behandlung und einen Monat nach Beendigung der Therapie zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden, da Ambrisentan teratogen ist.

Regelmäßige Kontrollen des Hämoglobin- und Hämatokrit-Spiegels sind ebenfalls erforderlich, da Anämie als mögliche Nebenwirkung auftreten kann. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist keine Dosisanpassung erforderlich, allerdings sollte bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz oder bei gleichzeitiger Anwendung von potenziell nephrotoxischen Medikamenten Vorsicht geboten sein.

Interaktionen mit anderen Arzneimitteln, wie Cyclosporin A, sollten berücksichtigt werden, da sie die Plasmakonzentrationen von Ambrisentan erhöhen können. In solchen Fällen wird eine reduzierte Dosis von 5 mg empfohlen.

Risiken & Nebenwirkungen

Nicht angewandt werden darf Ambrisentan bei Schwangeren oder wenn die Patienten unter Funktionsstörungen der Leber oder einer pulmonalen Fibrose leiden. Zu den häufigsten Nebenwirkungen des Präparats gehören neben Kopfschmerzen, Flüssigkeitsansammlungen im Körper sowie Wasseransammlungen in den Armen und den Beinen.

Weitere Nebenwirkungen, die häufig auftreten können betreffen das Herz-Kreislaufsystem, etwa niedriger Blutdruck oder eine Herzmuskelschwäche. Genannt werden außerdem Schnupfen, Entzündungen im Nasen- und Rachenraum, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall. Auch die Leber-Enzym-Werte können durch den Wirkstoff ansteigen.

Gelegentlich kann eine Leberentzündung auftreten, bei der es sich in diesem Fall um eine Autoimmunerkrankung handelt. Sollten sich während der Therapie mit Ambrisentan Wasseransammlungen in der Lunge bilden, muss ärztlich abgeklärt werden, ob möglicherweise eine Venenverstopfung vorliegt.

Kontraindikationen

Bei der Verwendung von Ambrisentan gibt es mehrere typische Kontraindikationen, die beachtet werden müssen. Eine der wichtigsten Kontraindikationen betrifft Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder erheblich erhöhten Leberenzymen, da Ambrisentan das Risiko einer Lebertoxizität erhöht. Regelmäßige Überwachung der Leberwerte ist daher unerlässlich, und bei Anzeichen von Leberschäden sollte die Behandlung sofort abgebrochen werden.

Eine weitere bedeutende Kontraindikation betrifft schwangere Frauen. Ambrisentan ist teratogen, was bedeutet, dass es Entwicklungsstörungen beim Fötus verursachen kann. Daher ist die Anwendung bei schwangeren Frauen streng kontraindiziert. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und mindestens einen Monat nach Absetzen des Medikaments zuverlässige Verhütungsmethoden anwenden.

Auch bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Ambrisentan oder einen seiner Bestandteile ist die Anwendung kontraindiziert. Allergische Reaktionen können schwerwiegend sein und eine sofortige medizinische Intervention erfordern.

Patienten mit schwerer Anämie sollten ebenfalls kein Ambrisentan einnehmen, da das Medikament das Risiko einer Verschlechterung der Anämie erhöhen kann. Regelmäßige Kontrollen des Hämoglobinspiegels sind daher notwendig, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

Ambrisentan sollte zudem nicht zusammen mit Cyclosporin A in hoher Dosierung angewendet werden, da diese Kombination zu einer signifikanten Erhöhung der Ambrisentan-Plasmakonzentration führen kann. In solchen Fällen ist eine Dosisanpassung erforderlich, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.

Zusätzlich ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Herzinsuffizienz, da es zu einer Flüssigkeitsretention kommen kann, was die Symptomatik der Herzinsuffizienz verschlimmern könnte.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Ambrisentan müssen potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten sorgfältig berücksichtigt werden, um unerwünschte Nebenwirkungen und Veränderungen der Arzneimittelwirksamkeit zu vermeiden. Eine wichtige Interaktion besteht mit Cyclosporin A. Cyclosporin A kann die Plasmakonzentrationen von Ambrisentan signifikant erhöhen, was zu einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen führt. In solchen Fällen sollte die Dosis von Ambrisentan auf 5 mg einmal täglich reduziert werden.

Ambrisentan wird hauptsächlich über das Cytochrom P450-Enzymsystem, insbesondere CYP3A und CYP2C19, metabolisiert. Daher können Inhibitoren oder Induktoren dieser Enzyme die Plasmaspiegel von Ambrisentan beeinflussen. Starke CYP3A-Inhibitoren wie Ketoconazol oder Ritonavir können die Konzentrationen von Ambrisentan erhöhen, während CYP3A-Induktoren wie Rifampicin die Konzentrationen senken können.

Interaktionen mit Phosphodiesterase-5-Hemmern (z.B. Sildenafil, Tadalafil) sind ebenfalls möglich. Diese Kombination wird häufig bei der Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie eingesetzt und kann zu verstärkten vasodilatatorischen Effekten führen. Patienten sollten auf mögliche additive Effekte und Hypotonie überwacht werden.

Die gleichzeitige Anwendung von Ambrisentan und Antikoagulanzien, insbesondere Warfarin, erfordert Vorsicht. Obwohl klinische Studien keine signifikanten Veränderungen der Warfarin-Pharmakokinetik zeigten, sollte die Blutgerinnung regelmäßig überwacht werden, um das Risiko von Blutungsereignissen zu minimieren.

Ambrisentan kann zudem die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva beeinträchtigen. Frauen im gebärfähigen Alter sollten daher zusätzliche nicht-hormonelle Verhütungsmethoden anwenden, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern.

Schließlich kann Ambrisentan in Kombination mit anderen Medikamenten, die zu Flüssigkeitsretention führen, wie z.B. nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), das Risiko einer Verschlechterung der Herzinsuffizienz erhöhen. Eine regelmäßige Überwachung des Flüssigkeitshaushalts ist daher ratsam.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Ambrisentan nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) zu behandeln. Ein häufiger Ersatz sind andere Endothelin-Rezeptor-Antagonisten wie Bosentan und Macitentan. Diese Medikamente wirken ähnlich wie Ambrisentan, indem sie die Endothelin-Rezeptoren blockieren und so die Gefäßverengung und den Blutdruck in den Lungenarterien reduzieren.

Eine weitere Alternative sind Phosphodiesterase-5-Hemmer wie Sildenafil und Tadalafil. Diese Medikamente erhöhen die Konzentration von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP), was zur Entspannung und Erweiterung der Blutgefäße führt. Diese Mittel sind besonders wirksam bei der Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und der Linderung der Symptome von PAH.

Prostacyclin-Analoga und Prostacyclin-Rezeptor-Agonisten wie Epoprostenol, Treprostinil, und Selexipag sind ebenfalls wirksame Alternativen. Diese Wirkstoffe erweitern die Blutgefäße und hemmen die Blutgerinnung, was den Blutfluss in den Lungenarterien verbessert. Epoprostenol wird kontinuierlich intravenös verabreicht, während Treprostinil sowohl intravenös, subkutan als auch inhalativ verfügbar ist.

Ein weiterer Ansatz ist die Anwendung von löslichen Guanylatcyclase-Stimulatoren wie Riociguat. Riociguat erhöht die Empfindlichkeit der Guanylatcyclase gegenüber Stickstoffmonoxid und stimuliert das Enzym direkt, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße führt.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann die Sauerstofftherapie, die Bewegungstherapie und, in fortgeschrittenen Fällen, die Lungentransplantation als Behandlungsoptionen in Betracht gezogen werden. Diese Ansätze zielen darauf ab, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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