Arachnophobie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Arachnophobie

Der Begriff Arachnophobie bezeichnet eine Angststörung, bei der der Betroffene unter der Angst vor Spinnen leidet. Diese Form der Phobie ist besonders in Europa recht weit verbreitet und kann unterschiedliche Ursachen als Auslöser haben. Während leichte Formen der Spinnenangst keiner Therapie bedürfen, können schwere Spinnenphobien die Lebensqualität der Betroffenen deutlich beeinträchtigen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Arachnophobie?

Das deutlichste Symptom einer Arachnophobie ist eine übermäßig stark ausgeprägte Angst vor Spinnen. Art und Ausmaß der Beschwerden hängen jedoch in besonderem Maße von der Intensität der Phobie ab.
© Eugen Thome - stock.adobe.com

Unter einer Arachnophobie verstehen Experten eine krankhafte Angststörung, genauer die krankhafte Angst vor Spinnen.

In Europa ist diese Angststörung eine der häufigsten, wobei es paradoxerweise in Europa keine giftigen Spinnenarten gibt, die dem Menschen gefährlich werden könnten. Bei Naturvölkern ist eine derart spezifische Angst vor Spinnen dagegen meist unbekannt. Eine Arachnophobie äußert sich wie die meisten Angststörungen mit übersteigert heftigen Reaktionen auf den Anblick oder teilweise nur den Gedanken an eine Spinne.

Die genauen Ursachen für eine derart starke Spinnenangst sind noch nicht geklärt, allerdings existierten zahlreiche verschiedene Theorien. Nicht immer muss eine Arachnophobie therapeutisch behandelt werden.

Ursachen

Eine Arachnophobie kann Experten zufolge verschiedene mögliche Ursachen haben. Zu einem Großteil wird heutzutage davon ausgegangen, dass frühkindliche negative Erlebnisse mit einer Spinne zu einer späteren Angststörung führen können.

Dabei kann es sich auch um ein Vorleben der Arachnophobie durch Eltern oder andere Bezugspersonen handeln. Andere Theorien besagen, dass der Grund für eine Arachnophobie eine natürliche Furcht vor allen Lebensformen ist, welche dem Menschen am unähnlichsten sind. Dafür spräche beispielsweise die Art, wie sich Spinnen fortbewegen.

Wieder andere Theorien führen die Arachnophobie darauf zurück, dass Spinnentiere tatsächlich eine Gefährdung für den Menschen darstellen können bzw. schon im Verlauf der Evolution konnten. Eine begründete Angst vor denselben könnte daher diesen Annahmen zufolge genetisch vorprogrammiert sein.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das deutlichste Symptom einer Arachnophobie ist eine übermäßig stark ausgeprägte Angst vor Spinnen. Art und Ausmaß der Beschwerden hängen jedoch in besonderem Maße von der Intensität der Phobie ab. Während einige Betroffene vorrangig unter übersteigerten Angstgefühlen leiden und beim Anblick einer Spinne oder von spinnenähnlichen Tieren mit Flucht reagieren, kommt es bei anderen Patienten auch zu körperlichen Reaktionen.

Dies können beispielsweise Schweißausbrüche, Zittern, Hyperventilation, Schwindel oder Herzrasen sein. Viele Betroffene klagen auch über starke Übelkeit, Angststarre oder gar Atemnot. Häufig ist die Arachnophobie so stark ausgeprägt, dass schon allein der Gedanke an eine Spinne Symptome auslöst. Gleiches gilt für Fotos und Darstellungen von Spinnen im Fernsehen sowie für Plastikspinnen.

Sitzt die Spinne oberhalb einer Tür, sind viele Phobiker nicht in der Lage, die Tür zu passieren. Mitunter kann die Phobie sogar so starke Ausmaße annehmen, dass sie zur Abschottung von der Außenwelt führt oder Zwangshandlungen zur Folge hat. Viele Betroffene vermeiden beispielsweise den Gang in den Keller, kontrollieren mehrmals täglich sämtliche Zimmerecken oder erliegen einem Putzzwang. In ihrer extremen Form beherrscht die Spinnenphobie den gesamten Alltag der Betroffenen. Folgeerkrankungen wie beispielsweise Panikstörungen oder Depressionen sind in diesem Fall ebenfalls möglich.

Diagnose & Verlauf

Eine Arachnophobie kann meist sehr einfach diagnostiziert werden, da der Betroffene in den meisten Fällen genaue Auskunft darüber geben kann, was bei ihm die typischen Angstgefühle verursacht.

Wichtiger als die eigentliche Diagnose ist im Falle einer Arachnophobie daher die Feststellung, wie stark die Angststörung ausgeprägt ist und ob es einer therapeutischen Behandlung bedarf. Wie die meisten Phobien äußert sich die Arachnophobie durch typische Symptome, die in starken Angst- und Stresssituationen auftreten.

Welche Symptome genau auftreten und wie stark sie ausgeprägt sind, hängt vom Einzelfall ab. Unter Umständen kann sich die Angststörung derart steigern, dass der Betroffene bereits beim Gedanken an eine Spinne starke Reaktionen zeigt. Schlimmstenfalls kann das tägliche Leben durch die Arachnophobie negativ beeinträchtigt werden.

Komplikationen

Die krankhafte Angst vor Spinnentieren führt unbehandelt zu Komplikationen, die zunächst das Sozialleben des Patienten beeinträchtigen. Während ein einfacher Fall womöglich nur nicht mit Spinnen im selben Raum sein kann, vermeidet ein gravierender betroffener Patient womöglich bereits den Gang in den Keller, in die freie Natur oder im schlimmsten Fall gar jeglichen Weg aus dem Haus. Wie bei allen Betroffenen einer Angststörung ist es wichtig, diese Vermeidungsstrategien frühzeitig anzugehen.

Ab dem Zeitpunkt, in dem der Patient von seiner Angst beherrscht wird und oftmals eine unbegründete Stufe seiner Furcht erreicht, büßt er Lebensqualität ein. Damit sich Arachnophobiker nicht aus dem sozialen Leben entfernen, in der Folge womöglich ihren Job verlieren und an einer Depression erkranken, ist es wichtig, dass ein auf generalisierte Angststörungen spezialisierter Therapeut oder Psychiater die Behandlung übernimmt.

Den größten Erfolg erzielen Therapeuten im Fall der Arachnophobie mit der kognitiven Verhaltenstherapie. Das Ziel dieser Methode ist das Überdenken von Einstellungen sowie das Ablegen von Denkgewohnheiten und unangepassten Verhaltensweisen wie beispielsweise Ängsten, zwanghaften Gedanken oder Handlungen, Triebstörungen oder depressiven Störungen.

In einer erweiterten Form der Verhaltenstherapie ist auch eine therapeutische Konfrontation mit den angstauslösenden Situationen oder Objekten denkbar. Diese wird zum Beispiel bei Patienten mit Platzangst oder sonstigen Sozialphobien eingesetzt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Angst vor Spinnen gilt allgemein als sehr verbreitet. In leichter Form mit Ekel und leichtem Unbehagen stellt sie noch keinen Grund für das Aufsuchen eines Arztes dar. Zeigen sich allerdings Anzeichen einer manifestierten Phobie mit ausgeprägten Panikattacken und körperlichen Überreaktionen, ist der Gang zum Psychotherapeuten notwendig. Ähnliches gilt auch bei bewusst herbeigeführten Einschränkungen und Verhaltensauffälligkeiten zur Vermeidung des Kontaktes mit Spinnen.

Da eine Angststörung zu massiven Stimmungsschwankungen, Schocks und Kreislaufproblemen führen kann, ist eine Behandlung mithilfe eines Facharztes unverzichtbar. Ähnliche Auswirkungen können sich langfristig auch im Berufsleben zeigen. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit ist die Folge, die auch im privaten Umfeld auftritt. Intensive Angstvorstellungen und Albträume beeinträchtigen den Schlaf. Zunehmend fällt die Bewältigung des alltäglichen Lebens den Betroffenen schwerer. Eine ansteigende, soziale Isolation gilt ebenfalls als ein ernstzunehmendes Warnzeichen.

Übermäßige Anstrengungen, die eigene Person vor der Angst abzuschirmen, machen die Dringlichkeit einer professionellen Behandlung deutlich. Darunter fallen etwas das permanente Versiegeln von Türspalten, Fenstern und anderen potenziellen Zugängen für Spinnen. Bei schweren Fällen münden die Schutzversuche in der Weigerung, die vertraute und kontrollierbare Umgebung zu verlassen. Aber auch ohne intensive Ausprägung der Angst kann eine angehende Therapie sinnvoll sein. Patienten reagieren allgemein bei der Überwindung ihrer Phobie vor Spinnen erleichtert, schöpfen neue Zuversicht und erlangen ein stärkeres Selbstbewusstsein.

Behandlung & Therapie

Ist die Arachnophobie derart stark ausgeprägt, dass sich der Betroffene davon eingeschränkt fühlt oder anderweitig unter ihr leidet, kann es sinnvoll sein, eine Therapie durchzuführen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Verhaltenstherapie.

Bei dieser wird der behandelnde Therapeut Schritt für Schritt versuchen, den Patienten im Rahmen einer inbegriffenen Konfrontationstherapie mit Spinnen zu konfrontieren. Zunächst kann es sich dabei um ein Gespräch über Spinnen oder das Betrachten eines Fotos oder eines Videos handeln. Im späteren Verlauf wird der Betroffene dazu angehalten, sich eine echte Spinne anzusehen und diese schließlich zu berühren. Dem Therapeuten geht es bei dieser Art der Therapie darum, dass der Patient seine Angst überwindet, was allerdings bedeutet, dass er sich ihr stellen und sie durchleben muss.

Ob die Behandlung Erfolg zeigt, hängt demnach maßgeblich auch vom Willen und der Mitarbeit des Betroffenen selbst ab. Ein vorzeitiges Abbrechen der Therapie kann unter Umständen eine Verschlimmerung der Arachnophobie zur Folge haben.

Aussicht & Prognose

Eine schwach bis mäßig ausgeprägte Angst vor Spinnen ist nicht therapiebedürftig, da sie den Betroffenen nicht stark in seiner Lebensführung einschränkt. Sie wird sich auch nicht spontan zurückbilden. Es sind keine Spätfolgen einer schwachen Arachnophobie bekannt.

Eine starke Angst vor Spinnen kann allerdings zu extremen Situation führen, wenn der Betroffene beispielsweise eine Panikattacke hat. Im Auto oder in anderen gefährlichen Situationen, können diese zu Unfällen führen. Auch bei starken Phobien wird sich diese nicht spontan zurückbilden.

Eine Therapie hat hingegen eine gute bis sehr gute Aussicht auf Erfolg. Im Mittelpunkt steht hierfür die Konfrontationstherapie. Es ist aber unbedingt vonnöten, dass die Konfrontation mit der Spinne auch durchgestanden wird. Ein Scheitern kann eine Arachnophobie eher verstärken als bekämpfen. Ist die Therapie erfolgreich, kehrt sich die Phobie gelegentlich in eine Zuneigung den Spinnen gegenüber um: Teils werden Spinnen von ehemaligen Phobikern als Haustiere gehalten, mindestens werden sie aber als Nützlinge erkannt und akzeptiert.

Es gibt mehrere neuere Therapieansätze - unter anderem unter Zuhilfenahme von Virtual-Reality-Technik - die ebenfalls gute Aussichten auf Erfolg haben.


Vorbeugung

Da die Ursachen für eine Arachnophobie noch nicht eindeutig geklärt sind, ist ein Vorbeugen im eigentlichen Sinne nicht möglich. Eltern können ihren Kindern aber einen gesunden und nicht übermäßig ängstlichen Umgang mit Spinnen und anderen Tieren vorleben und anerziehen und auf diese Weise die mögliche Entstehung einer Arachnophobie beeinflussen. Besteht bereits eine Spinnenangst, die sich durch heftige Symptome äußert, kann es sinnvoll sein, einen Therapeuten aufzusuchen und sich einer Behandlung zu unterziehen.

Nachsorge

Eine Arachnophobie gilt als gut behandelbar. Das macht eine Nachsorge oft unnötig. Viele Therapeuten raten jedoch zu einer Folgesitzung, da eine gewisse Rückfallgefahr besteht. Das Risiko für ein Rezidiv ist in folgenden Fällen hoch: Die Erkrankung war besonders stark und einschränkend. Nach Abschluss der Behandlung sind mitunter Restsymptome vorhanden.

Neben der Spinnenphobie bestehen weitere Angststörungen oder sonstige psychische Störungen. Hier ist eine Nachuntersuchung empfehlenswert. In der Regel genügt eine einzige Folgesitzung. Der Therapeut spricht mit dem Patienten über dessen Erfahrungen seit Therapieende. Er überprüft, ob der Phobiker seine Ziele erreicht hat und Erfolge im Umgang mit Spinnen aufweisen kann. Bei Bedarf verordnet er, in Absprache mit dem Patienten, weitere Sitzungen zur Stabilisierung.

Der Betroffene muss sich im eigenen Umfeld mit seiner Spinnenangst auseinandersetzen. Falls dies nicht während der Therapie erfolgte, kann es im Rahmen einer Nachbehandlung geschehen. Zur Sekundärprävention braucht es die wiederholte Exposition: Der Phobiker soll bewusst Spinnen betrachten und berühren, um einen Rückfall zu vermeiden.

Um erneuten Angstsymptomen vorzubeugen, ist das Erlernen oder Vertiefen einer Entspannungstechnik angezeigt. Hierfür eignen sich Kurse zu folgenden Methoden: Atemtechniken, Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, imaginative Verfahren, Yoga, Qi Gong, Meditation.

Das können Sie selbst tun

Arachnophobiker müssen ihre Spinnenangst nicht unbedingt behandeln. Zur Vermeidung von Panikattacken genügt es in der Regel, den Kontakt mit Spinnen zu vermeiden. Ist dies nicht möglich oder soll die Arachnophobie überwunden werden, hilft eine systematische Desensibilisierung. So kann der regelmäßige Kontakt mit Spinnen oder das Üben mit Plastikspinnen bei der Überwindung der Ängste helfen.

Bei einer ausgeprägten Arachnophobie sollten entsprechende Übungen gemeinsam mit Freunden oder unter Aufsicht einer therapeutischen Beratung durchgeführt werden. Alternativ dazu bieten sich Therapiemaßnahmen aus der Naturheilkunde an. Bewährt hat sich etwa die Klopfakupressur, bei welcher durch das Klopfen auf Akupunkturpunkte der Energiefluss im Körper reguliert wird, oder die Handflächentherapie, bei der bestimmte Punkte auf den Handlinien gedrückt werden.

Sollte es trotz dieser Maßnahmen zu einer Panikattacke kommen, gilt in erster Linie: Ruhe bewahren und durchatmen. Der psychische Stress kann anschließend etwa durch körperliche Bewegung, entsprechende Haus- und Naturheilmittel (z.B. Arnika, Ginseng, Grüner Tee, Schokolade) und die Aufarbeitung des Geschehens reduziert werden. Langfristig sollten Arachnophobiker das Gespräch mit einem Psychologen suchen und die Spinnenangst mit professioneller Hilfe angehen.

Quellen

  • Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
  • Köhler, T.: Medizin für Psychologen und Psychotherapeuten. Schattauer, Stuttgart 2014
  • Morschitzky, H.: Angststörungen – Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. Springer, Wien 2009

Das könnte Sie auch interessieren