Arteria lingualis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Arteria lingualis ist verantwortlich für die Blutversorgung der Zunge. Sie zieht sich stark schlängelnd zwischen der unteren Zungenmuskulatur hindurch. Umgangssprachlich wird sie Zungenarterie genannt. Die Arteria lingualis kommt als zweiter Hauptstamm neben der Arteria facialis (Gesichtsarterie) aus der äußeren Hauptschlagader. Auf ihrem Weg zweigt die Arteria sublingualis ab, die im Boden der Mundhöhle endet. Dagegen erstreckt sich die Arteria lingualis bis in die Zungenspitze. Sie ist so gestaltet, dass sie alle Bewegungen der Zunge mit ausführen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Arteria lingualis?

Was die Arteria linguaris zu leisten imstande ist, wird durch die unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen der menschlichen Zunge veranschaulicht.
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Aufgrund ihrer Nähe zum Herzen zählt sie zu den Arterien des elastischen Typs. Diese sichern die kontinuierliche Zirkulation des Blutes. Zu diesen Gefäßen gehört neben der Zungenarterie auch die Aorta (Hauptschlagader). Mittlere und kleinere Arterien des großen Kreislaufs bilden die weitere Gruppe der muskulären Arterien.

Sie sind verantwortlich für die Aufrechterhaltung des Blutdrucks. Hauptaufgabe der Arterien ist es, das Blut vom Herzen weg zu befördern. Dabei fließt das Blut von den großen in sehr kleine Arterien (Arteriolen) weiter, die wiederum eine Verbindung zu den Haargefäßen (Kapillaren) unterhalten. Die herznahen Arterien halten mit ihrer Elastizität dem Druck der Pumpleistung des Herzens stand. Sinkt dieser Druck zeitweise ab, gleichen sie dies durch ihr Kontrahieren aus. Das können zum Beispiel die Venen, die das Blut zum Herzen hin pumpen, nicht.

Anatomie & Aufbau

Wie alle übrigen Arterien und prinzipiell auch die Venen besteht die Arteria lingualis aus drei Gewebsschichten. Die innere Schicht ist die Tunica (Tunica intima).

Sie bewerkstelligt den Austausch von Stoffen und Gasen zwischen dem durchströmenden Blut und der Gefäßwand. Die Tunica ist aus flachen Zellen zusammengesetzt, die auf einer Basalmembran lagern. Außerdem besteht sie aus Bindegewebe, das für die elastischen Eigenschaften sorgt. In der mittleren Schicht, der Media (Tunica media), finden die Muskelkontraktionen statt. Diese passt die jeweilige Weite des Gefäßes den konkreten Bedingungen an, die durch Pulsschlag und Blutdruck vorgegeben werden.

Die Media wird aus glatten Muskelzellen sowie elastischen Fasern gebildet, die in Ringform angeordnet sind. Die Adventitia (Tunis externa) schließt sodann die Zungenarterie nach außen ab. In ihrer elastischen Zusammensetzung ähnelt sie der Media. Sie hat aber darüber hinaus eine versorgende Funktion für Nerven und Blutgefäße. Ihre Struktur ermöglicht außerdem die Verankerung mit umgebenden Gefäßen. Die Arterien können mit Hilfe der Kapillaren Verbindungen zu den Venen herstellen. Im Gegensatz etwa zur Zungenarterie wird eine Kapillare nur von einer dünnen Zellschicht gebildet.

Dieses sogenannte Endothel kann Blut und Gewebe voneinander trennen, ist jedoch andererseits durchlässig. Somit gewährleistet es den bestmöglichen Austausch von Inhaltsstoffen des Blutes sowie der umliegenden Gewebeschichten. Die Wände der Kapillaren enthalten zur Stützung eine Basalmembran und weitere stabilisierende Zellen. Über sehr kleine und dünne Venolen stellen die Kapillaren außerdem die Verbindung zu größeren Venen her. Die Venen zeichnen sich durch dünnere Wände als Arterien aus. Sie haben auch eine größere Dehnungsfähigkeit.

Funktion & Aufgaben

Was die Arteria linguaris zu leisten imstande ist, wird durch die unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen der menschlichen Zunge veranschaulicht. Dieser längliche, von Schleimhäuten umgebene Muskelkörper ist wesentlich für das Kauen, Saugen, Schlucken, Schmecken und Sprechen verantwortlich. Die Zunge gliedert sich in Spitze, Korpus und Wurzel. Die Oberseite wird Zungenrücken genannt und weist eine dreieckige Vertiefung im hinteren Teil auf, das blinde Loch.

Dort befinden sich mehrere Schleimdrüsen. Im Bereich der Zungenspitze ist eine Speicheldrüse zu finden. Die Unterseite ist mittels des Zungenbändchens so mit dem Gaumenboden verbunden, dass nur die Zungenspitze und die Seitenränder frei beweglich sind. Die Wurzel als hinterster und dickster Bereich der Zunge steht durch das Zungenbein mit dem Kehlkopf in Verbindung. Hauptsächlich besteht die Zunge aus unzähligen Muskelfasern und ist ein intensiver Verbund von Nerven und Blutgefäßen. Das macht sie so sehr beweglich.


Krankheiten

Besondere Bedeutung hat in dieser Hinsicht die arterielle Versorgung der Zungenmuskulatur. Die inneren Muskeln im Zungenkörper sind zuständig für das Verkürzen, Verbreiten, Verlängern und Verschmälern der Zunge sowie das Heben und Herausstrecken der Zungenspitze.

Durch die äußeren Muskeln wird die Zunge mit den umliegenden Organ- und Gewebestrukturen verbunden. Diese Muskelgruppe kann beispielsweise das Ziehen der Zunge nach vorn und hinten sowie die Verengung des Schlunds herbeiführen. Die Aufgaben der Arteria linguaris erstrecken sich weiterhin auf die Blutversorgung der relativ dicken Zungenschleimhaut. Sie ist besetzt von sehr vielen Zungenwärzchen (Papillen), die der Zunge ihre samtige Oberfläche geben. Eine spezielle Gruppe von Papillen besitzt Geschmacksknospen, die wiederum mit den Geschmacksnerven zusammenhängen. Andere Zungenpapillen ermöglichen teilweise das Tast- und Temperaturempfinden.

Zwischen den verschiedenartigen Zungenwärzchen befinden sich Vertiefungen, die von einem feinen Biofilm ausgekleidet sind. Diese dünne Schicht entsteht durch Speisereste und Speichel. Sie bildet den typischen weißlichen Belag auf der Zungenoberseite. Eine gute Durchblutung mittels der Zungenarterie ist auch sehr wichtig, damit die aufgenommene Nahrung im Mund ordentlich bewegt, durchgekaut und mit Speichel versetzt werden kann. Die Zunge schiebt gemeinsam mit den Wangenmuskeln das Essen zwischen die Kauflächen der Zähne. Anschließend befördert sie die Nahrung in den Rachen. Wichtige Aufgaben hat die Zunge auch bei der Reinigung der Lippen, des Gaumens und der Zähne.

Quellen

  • Lang, F., et al.: Basiswissen Physiologie. Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2007
  • Lanz, T., Wachsmuth, W.: Praktische Anatomie, Band 3 – Hals. Springer, Berlin 2004
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005

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