Ascomycota
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ascomycota ist eine andere Bezeichnung für Schlauchpilze, die in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten. Sie sind in fast allen Lebensräumen anzutreffen und ihre Bandbreite bewegt sich von sehr nützlich (für die Herstellung von Lebensmitteln wie Brot, Bier, Wein, etc.) über wertvolle und schmackhafte Speisepilze (wie Trüffel und Morcheln) bis hin zur Verursachung von schwerwiegenden Infektionskrankheiten, beispielsweise durch Candida- oder Aspergillus-Arten.
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Was sind Ascomycota?
Ascomycota (Schlauchpilze) bilden mit mehr als 20.000 Arten eine der großen Abteilungen der Pilze. Ihren Namen verdanken sie ihren schlauchartigen Fortpflanzungsorganen, den Asci, in denen im Falle geschlechtlicher Fortpflanzung die Reduktionsteilung der haploiden Ascosporen stattfindet.
Charakteristisch für die meisten Ascomycota sind ihre durchschnittlich fünf Mikrometer messenden Zellfäden, die als Hyphen bezeichnet werden. Sie sind meist mehrzellig, verzweigen sich vielfach und bilden zusammen ein Geflecht, das Myzel.
Die einzelnen Zellen der Hyphen weisen Zellwände auf, die meist aus Chitin und Beta-Glukanen bestehen. Auch innerhalb einer Hyphe sind die einzelnen Zellen durch Zellwände getrennt, so dass im Falle der Verletzung einer Hyphe nur das Cytoplasma dieser einen Zelle austreten kann und der Rest der Hyphe einschließlich ihres Cytoplasmas erhalten bleibt. Es gibt allerdings auch einzellige Ascomycota, die keine Hyphen bilden, wie bei einigen Hefepilzen.
Im Zuge der geschlechtlichen Vermehrung bilden einige Schlauchpilze unterirdische oder oberirdische Fruchtkörper aus, die zum Teil als Speisepilze sehr begehrt und sehr teuer sind. Dazu zählen Trüffel und einige Morchelarten.
Schimmelpilze (Aspergillus) gehören ebenfalls zu den Ascomycota. Viele Ascomycota haben die Fähigkeit, zur Photosynthese fähige Algen oder Cyanobakterien einzufangen und mit ihnen eine Symbiose zu bilden. Es handelt sich dabei um sogenannte Flechten, die wahrscheinlich auf der Erde als erste Landbewohner durch Zersetzung von Gestein und Nutzung der Photosynthese erst die Voraussetzungen für die Entstehung von Pflanzen und Tieren geschaffen haben. Eine weitere Bedeutung haben Schlauchpilzarten, die mit ihren Hyphen eine symbiotische Verbindung, Mykorrhiza genannt, mit den Haarwurzeln von Bäumen und fast allen anderen Pflanzen eingehen können.
Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften
Ascomycota treten meist als Saprophyten, als Verwerter und Zersetzer restlicher Biomasse, auf. Einige Arten können auch als „fleischfressend“ bezeichnet werden, weil sie mit ihren Hyphen beispielsweise Amöben, Rädertierchen, Bärtierchen, Fadenwürmer und andere Lebewesen einfangen, abtöten und verdauen können.
Einige Arten, die normalerweise ubiquitär im Erdboden vorkommen, treten auch als Kerosin- oder Dieselpilz in Erscheinung. Sie können sich in Flugzeugtanks oder in Tanks von Dieselfahrzeugen verbreiten und Verstopfungen oder andere Schäden in den Kraftstoffleitungen verursachen.
Verschiedene physiologische Eigenschaften bestimmter Schlauchpilzarten werden beispielsweise für die Gewinnung von Antibiotika genutzt oder für eine möglichst schonende Immunsuppression zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen. Die pathogenen Eigenschaften einiger Ascomycota, die zu Lungenentzündungen und Pilzinfektionen der Haut führen können, weisen in der Regel auf ein geschwächtes oder künstlich supprimiertes Immunsystem hin.
Eine Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch ist nicht gegeben. Gefährlicher können die Auswirkungen von inhalierten hochtoxischen Substanzen sein, die von Pflanzen infizierenden Schlauchpilzen gebildet werden, wie beispielsweise Mutterkornpilz.
Bedeutung & Funktion
Ascomycota haben eine sehr hohe – meist mittelbare – Bedeutung für die Gesundheit, die ihr prinzipiell vorhandenes pathogenes Potenzial bei Weitem überwiegt. Unmittelbare Nutzwirkungen bestehen darin, dass aus Schlauchpilzkulturen (Schimmelpilz) Penicillin gewonnen wird, das als Antibiotikum die Behandlung bakterieller Infektionen seit vielen Jahrzehnten revolutioniert hat.
Ciclosporin, das ebenfalls von Schlauchpilzen produziert wird, ist ein sehr effektives Mittel, das zur Immunsuppression nach Organtransplantationen genutzt wird und möglicherweise zukünftig auch eine Rolle zur Unterdrückung von Autoimmunreaktionen bei Krankheiten wie Hashimoto oder Multipler Sklerose (MS) spielen kann.
Darüber hinaus lassen sich aus gentechnologisch veränderten Schlauchpilzen verschiedene Enzyme wie Insulin oder Mittel zur Auflösung von Thromben und weitere Substanzen mit spezifischer gesundheitlicher Relevanz herstellen.
Mittelbare Bedeutung für die Gesundheit haben verschiedene Schlauchpilzarten bei der Herstellung von Lebensmitteln. Hier sind hauptsächlich Backhefen, Gärhefen zur Herstellung von Wein und Bier sowie Schimmelpilze zur Herstellung bekannter Käsesorten wie Roquefort und Gorgonzola zu nennen.
Direkten Einfluss auf den menschlichen Stoffwechsel üben auch die wenigen Schlauchpilzarten aus, die als Speise- und Gourmetpilze für den Verzehr nicht nur gut geeignet sind, sondern auch noch wichtige Mineralien, Aminosäuren, Glukane und Polysaccharide liefern. Es handelt sich um Pilzsorten wie Trüffel und Morchel.
Krankheiten & Beschwerden
Einige Ascomycota setzen hochgiftige Toxine frei, die teilweise auch Verwendung in der Pharmazie finden. Beispielsweise finden Mutterkornalkaloide, die von Schimmelpilzen synthetisiert werden, in der Pharmaindustrie Verwendung zur Herstellung spezifischer Wirkstoffe. Die pharmakologischen Wirkungen der Mutterkornalkaloide sind sehr vielfältig. Sie wirken stimulierend oder hemmend auf einige Hormonrezeptoren. Beispielsweise können Mutterkornalkaloide die Sekretion von Prolaktin und Somatotropin hemmen.
Quellen
- Doerfler, W.: Viren. Fischer Taschenbuch, Berlin 2015
- Hofmann, F., Tiller, F.,W.: Praktische Infektiologie. ecomed-Storck, Hamburg 2011
- Neumeister, B., Geiss, H., Braun, R.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme, Stuttgart 2009