Cimetidin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cimetidin dient zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Das H2-Antihistaminikum wird zum Dämpfen der Magensaft-Produktion eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Cimetidin?

Cimetidin dient zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Das H2-Antihistaminikum wird zum Dämpfen der Magensaft-Produktion eingesetzt.

Bei Cimetidin handelt es sich um einen Magen-Darm-Wirkstoff. Es zählt zur Gruppe der H2-Rezeptor-Antagonisten. So kann das Mittel die Wirkeffekte des Gewebehormons Histamin hemmen. Aus diesem Grund eignet es sich zur Therapie von Magenentzündungen, Magengeschwüren, Sodbrennen, Entzündungen an der Speiseröhre sowie Zwölffingerdarmentzündungen.

Cimetidin gehörte zu den ersten H2-Antagonisten, die zur Behandlung von Magen-Darm-Geschwüren und Sodbrennen auf den Markt gebracht wurden. Die Entwicklung des Arzneistoffes fand in den 1960er Jahren durch das Pharmaunternehmen SmithKline and French statt, das in der heutigen Zeit als GlaxoSmithKline bekannt ist. 1976 erfolgte die Markteinführung unter dem Präparatnamen Tagamet®. Tagamet avancierte auf dem pharmakologischen Markt zu einem gefragten Erfolgsmedikament.

Entwickelt wurde Cimetidin von den britischen Chemikern John Colin Emmett, Graham J. Durant und Robin Ganellin. Für ihre Leistung fanden sie Aufnahme in die „National Inventors Hall of Fame“.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkungsweise von Cimetidin basiert darauf, dass der Arzneistoff einen H2-Rezeptor (Bindungsstelle) des Gewebehormons Histamin an den Magenschleimhautbelegzellen blockiert. Bei Histamin handelt es sich um einen bedeutenden Neurotransmitter (Botenstoff). Er bildet aus den Belegzellen Magensäure und setzt diese frei. Die Blockade der Histamin-Rezeptoren durch Cimetidin bewirkt, dass das Hormon nicht mehr in der Lage ist, an die Rezeptoren anzudocken, wodurch es an Wirkung einbüßt. Auf diese Weise kommt es zu einem reduzierten Ausschütten der Magensäure.

Cimetidin verfügt außerdem über die Eigenschaft, die Aktivitäten der Magen-Belegzellen einzuschränken. Von den Belegzellen wird Salzsäure hergestellt, deren Aufgabe die Zerkleinerung der in den Magen gelangten Nahrung ist. Ein übermäßiges Freisetzen von Magensäure kann allerdings Sodbrennen nach sich ziehen. Cimetidin sorgt nun dafür, dass von den Belegzellen nicht zu viel Säure gebildet wird. Damit der Wirkstoff seine positiven Effekte entfalten kann, muss seine Dosis hoch genug sein.

Nach der oralen Aufnahme von Cimetidin in den Organismus erfolgt ein schnelles Resorbieren des Magen-Darm-Mittels innerhalb des Magen-Darm-Kanals. So dauert es nur 90 bis 120 Minuten, bis 50 Prozent des H2-Antihistaminikums den Körper wieder verlassen. Dieser Vorgang findet über die Nieren und den Urin statt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung gelangt Cimetidin in der Therapie und Vorbeugung von Erkrankungen, bei denen eine Verminderung der Magensäureproduktion wichtig ist. Dazu zählen säurebedingte Magenbeschwerden, Sodbrennen, eine Entzündung der Speiseröhre, eine Refluxösophagitis (krankhafter Rückfluss von Magensäure) sowie Magen- und Zwölffingerdarmentzündungen.

Als weiteres Anwendungsgebiet gilt das Zollinger-Ellison-Syndrom, bei dem es wegen einer hormonellen Belegzellen-Überstimulation zu einer pathologischen Überproduktion der Magensäure kommt.

Verabreicht wird Cimetidin in der Regel in Form von Tabletten. Darüber hinaus lässt sich der Arzneistoff unmittelbar in eine Vene injizieren. Die Dosis des Magen-Darm-Mittels ist individuell verschieden und hängt vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Eine Rolle spielt auch die Funktion der Nieren. Im Falle eines Magen-Darm-Geschwürs ist es möglich, in einem Zeitraum von vier bis acht Wochen 800 bis 1000 Milligramm Cimetidin zu verschreiben. Dabei erfolgt die Einnahme in der Nacht, da es besonders in den Nachtstunden zur Herstellung von Magensäure kommt. Mehr als eine maximale Dosis von zwei Gramm Cimetidin täglich darf der Patient jedoch nicht überschreiten.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Einnahme von Cimetidin kann mitunter Nebenwirkungen zur Folge haben. Sie treten allerdings nicht bei jeder Person auf. Die meisten Patienten leiden unter Juckreize|Juckreiz]], Gelenkschmerzen, Muskelbeschwerden, Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit.

Bei knapp einem Prozent aller Anwender zeigen sich vorübergehend auch Hautausschläge, Schlafprobleme, Veränderungen am Blutbild, eine Vergrößerung der männlichen Brustdrüse (Gynäkomastie), Herzrhythmusstörungen und Impotenz. In einigen Fällen sind zudem Depressionen, Verwirrtheitszustände und Halluzinationen zu verzeichnen.

Gar nicht erst zur Anwendung gelangen darf Cimetidin im Falle einer bereits bestehenden Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Leidet der Patient unter Einschränkungen seiner Nierenfunktion, ist es ratsam, die Dosis herabzusetzen. Im Vorfeld einer Cimetidin-Therapie ist es zudem notwendig, eine ärztliche Untersuchung auf bösartige Geschwüre oder einen Befall mit dem Bakterium Helicobacter pylori vorzunehmen. Es müsste im entsprechenden Fall eine Veränderung der Medikamentenbehandlung stattfinden.

Eine Einnahme von Cimetidin während der Schwangerschaft sollte einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung unterzogen werden. Grund dafür sind unzureichende Informationen darüber, wie das Magen-Darm-Mittel in diesem Zeitraum wirkt. Durch einen Übertritt von Cimetidin in die Muttermilch lassen sich auch eventuelle Beeinträchtigungen während der Stillzeit nicht ausschließen. Aus diesem Grund gilt es, die Einnahme des Arzneistoffes in diesem Zeitabschnitt auszusetzen. Auch bei Kindern und Jugendlichen liegen nur unzureichende Erkenntnisse über die Auswirkungen von Cimetidin während des Wachstums vor.

Zwischen Cimetidin und anderen Arzneistoffen sind Wechselwirkungen im Bereich des Möglichen. Dazu gehören in erster Linie das örtliche Betäubungsmittel Lidocain, der antiepileptische Krampflöser Phenytoin, Benzodiazepine, Blutgerinnungshemmer des Warfarin-Typs, trizyklische Antidepressiva, zu denen vor allem Imipramin gehört, Betablocker wie Metoprolol und Propranolol sowie Alkohol. So können durch die gleichzeitige Verabreichung dieser Mittel sowohl Wirkung als auch Nebenwirkungen verstärkt oder verlängert werden.

Weil sich außerdem der pH-Wert im Magen verändert, führt dies zu einer Aufnahme von anderen Arzneistoffen in die Blutbahn. Dazu gehört u. a. das Aufnehmen des Anti-Pilzmittels Ketoconazol. Ferner erhöht Cimetidin die Konzentration von Glipizid, das eine blutzuckersenkende Wirkung aufweist. Damit verstärkt sich der Effekt der Blutzuckersenkung.

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