Bionator

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Bionator wird ein Instrument bezeichnet, das in der Kieferorthopädie zur Anwendung kommt. Er dient zur Behandlung von Zahn- und Kieferfehlstellungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Bionator?

Eingesetzt wird der Bionator in erster Linie bei Kindern und Jugendlichen, weil diese sich noch im Wachstum befinden.

Der Bionator ist Teil der ganzheitlichen Kieferorthopädie. Diese berücksichtigt die unterschiedlichsten Aspekte von Zahnfehlstellungen. Dazu gehören u. a. Beschwerden, die an anderen Körperstellen auftreten, wie Nackenschmerzen, Rückenschmerzen oder Tinnitus.

Entwickelt wurde der Bionator im Jahr 1952 von dem deutschen Zahnmediziner Wilhelm Balters (1893-1973). Balters hatte die Absicht, durch den Einsatz des speziellen Instruments Umwelt, Mitwelt und Innenwelt des Patienten wiederherzustellen. Nach Ansicht von Balters waren neben der Anwendung des Bionators auch Körperhaltungs- und Atemübungen sowie die richtige Lage der Zunge für eine positive Entwicklung erforderlich. Eingesetzt wird der Bionator in erster Linie bei Kindern und Jugendlichen, weil diese sich noch im Wachstum befinden.

Formen, Arten & Typen

Der Bionator lässt sich in drei verschiedene Typen einteilen. Dabei handelt es sich um das Grundgerät, das Umkehrgerät und das Abschirmgerät. Das Grundgerät dient zur Therapie der Unterkieferrücklage (Distalbisslage), während das Umkehrgerät eingesetzt wird, wenn der Unterkiefer des Patienten zu weit in der vorderen Richtung liegt. Mithilfe eines Abschirmgerätes lässt sich ein frontal offener Biss korrigieren.

Durch Felix Ascher (1908-2003), einen Schüler von Wilhelm Balters, wurde der Bionator weiterentwickelt. So ergänzte Ascher das Instrument durch zwei Haltedorne in der Oberkieferregion der ersten Mahlzähne. Außerdem erhielt der Bionator einen Überwurf aus Kunststoff für die vorderen Zähne des Unterkiefers.

Obwohl der Bionator lediglich ein einzelnes Gerät ist, lässt er sich gleichzeitig am Oberkiefer und am Unterkiefer anlegen. So kommt es durch das Instrument zu einer Verbindung zwischen beiden Kiefern.

Aufbau & Funktionsweise

Zusammengesetzt wird der Bionator aus einem Zungenbügel aus Edelstahl, einem Gestell aus Kunststoff sowie einem Lippen-Wangen-Bogen. Zur Herstellung des kleinen, handlichen Geräts erfolgt die Entnahme eines Konstruktionsbisses. Zu diesem Zweck nehmen Oberkiefer und Unterkiefer die Lage ein, die mithilfe des Bionators später erreicht werden soll.

Den Bionator platziert der Anwender locker im Mund. Kräfte werden von dem Instrument nicht ausgeübt. Vielmehr dient es zur Normalisierung der orofazialen Muskulatur. Außerdem soll das Wachstum des Kiefers ungestört voranschreiten.

Dabei kommt es im Inneren des Mundraums zur Bildung von Sogräumen. Diese regen das Wachstum des Kieferknochens und der Zähne an. Durch den Zungenbügel ist es möglich, eine Änderung der Zungenlage beim Schluckvorgang herbeizuführen, was wiederum eine Entspannung der Muskeln hervorruft. Auch auf den Stoffwechsel hat dieser Vorgang positive Auswirkungen.

Weitere Wirkungseffekte sind die Förderung der Nasenatmung, das Auflösen von Lymphstau, die Entwicklung von Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen, sowie eine Verbreiterung des Gaumens. Dadurch erhält die Zunge mehr Spielraum im Gaumengewölbe.

Durch das Vorverlagern des Unterkiefers lassen sich die Aufrichtung der Halswirbelsäule sowie die Haltung des Kopfes verbessern. Dies wirkt sich positiv auf das komplette Skelettsystem aus. Gezielte Bewegungen eines Zahns lassen sich allerdings mit einem Bionator nicht exakt vornehmen.

Die therapeutische Wirkung des Bionators zeigt sich stets beim Sprechen oder Schlucken des Patienten. Das Gleiche gilt für das Zusammenpressen der Zähne. Damit das Gerät seine positiven Effekte entfalten kann, muss der Patient es jeden Tag ca. 16 Stunden tragen. In der Schule oder beim Ausüben von sportlichen Aktivitäten lässt sich der Bionator problemlos entfernen.

Zur Unterstützung der positiven Effekte des Instruments, ist es möglich, jeden Tag zusätzliche Atem- und Sprechübungen durchzuführen. Als sinnvoll werden auch spezielle Haltungsübungen eingeschätzt. Eine weitere Hilfsmaßnahme ist das Anlegen eines Headgears. Dabei handelt es sich um eine spezielle Kopfvorrichtung.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Die ganzheitliche Kieferorthopädie schätzt den gesundheitlichen Nutzen des Bionators hoch ein. So wirkt sich das Instrument nach ihrer Ansicht auch positiv auf den ganzen Körper aus, weil Fehlstellungen des Kiefers negative Folgen für andere Teile des Körpers, wie die Wirbelsäule, haben. Durch die Zahnverschiebungen entsteht eine Wechselbeziehung, die wiederum andere Körperfunktionen beeinflusst.

Des Weiteren spielen psychologische Aspekte eine Rolle. Von der Normalisierung der orofazialen Muskelfunktion mithilfe des Bionators kann der gesamte Körper des Patienten profitieren. Zu den positiven Auswirkungen gehören die Auflösung von Verspannungen im Bereich von Kopf und Nacken, eine verbesserte Körperhaltung sowie eine bessere Nasenatmung durch ein zusätzliches Lippenschlusstraining.

Wie die meisten funktionskieferorthopädischen Geräte funktioniert der Bionator am besten, wenn noch Körperwachstum besteht. Aus diesem Grund kommt er besonders bei Kindern und Jugendlichen zur Anwendung. So dient das Instrument in erster Linie zur Therapie von Fehlentwicklungen des Kiefers, der Zähne und des Kausystems (Dysgnatien). Diese werden durch Fehlfunktionen von Lippen, Kaumuskeln, Wangen und Zunge verursacht.

In bestimmten Fällen eignet sich der Bionator auch zur Behandlung von erwachsenen Menschen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn diese unter Dysfunktionen wie Zähneknirschen leiden.

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