Bronchiolus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Anatomie Bronchiolus
Ein Bronchiolus ist ein kleiner Ast der Bronchien. Er gehört zu den unteren Atemwegen. Eine solitäre Entzündung der Bronchioli wird als Bronchiolitis bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist ein Bronchiolus?
Die Bronchioli sind Teil des Lungengewebes. Das Lungengewebe ist das Gewebe, aus dem die Lunge besteht. Es wird zum einen aus den Bronchien und zum anderen aus den Lungenbläschen gebildet. Die Lungenbläschen sind die Strukturelemente der Lunge. Hier erfolgt der Gasaustausch zwischen dem Blut und der eingeatmeten Luft.
Die Bronchien sind ebenfalls Teil der Atemwege. Die röhrenförmigen Strukturen führen von der Luftröhre zur Lunge und transportieren die Atemluft zu den Alveolen. Die Bronchioli sind die kleinsten Abschnitte der Bronchien. Die Luftröhre teilt sich zunächst an der sogenannten Bifurkation in die zwei Hauptstämme. Aus diesen Bronchi principalis dexter et sinister gegen kleinere Äste hervor. Die Bronchi lobaris superior, medius und inferior formen den sogenannten Bronchialbaum. Sie sorgen für die Belüftung des rechten oder linken Lungenflügels.
Die Lappenbronchien teilen sich wiederum rechts in zehn und links in neun Segmentbronchien auf. Diese werden auch Bronchi segmentales genannt. Aus den Segmentbronchien gehen die Läppchenbronchien (Bronchi lobulares) und schlussendlich die Bronchioli hervor.
Anatomie & Aufbau
Seromuköse Drüsen produzieren flüssigen Schleim. Der Durchmesser der Bronchiolen liegt bei unter einem Millimeter. Sie sind mit einem einschichtigen Flimmerepithel ausgekleidet. Im Gegensatz zum restlichen Atemtrakt sind die Zellen hier kubisch und nicht zylindrisch. Zwischen den Epithelzellen befinden sich schleimproduzierende Becherzellen, neuroendokrine Zellen und Fresszellen. Die Fresszellen der Bronchioli werden Clara-Zellen genannt. Clara-Zellen sind spezialisierte Zellen des respiratorischen Epithels. Unter dem respiratorischen Epithel liegt eine Muskulaturschicht. Die Muskulatur ist glatt und kann somit nicht willkürlich gesteuert werden.
Die Bronchioli verzweigen sich in jeweils vier bis fünf Bronchioli terminales. Diese Endbronchiolen sind der letzte Abschnitt der lufttransportierenden Atemwege. Sie verzweigen sich wiederum in die respiratorischen Bronchiolen (Bronchioli respiratorii). Die respiratorischen Bronchiolen gehören zu den gasaustauschenden Teilen der Atemwege. In ihrer Wand sitzen vereinzelt Lungenbläschen (Alveolen). Die Bronchioli respiratorii enden in den Alveolarsäckchen (Saccus alveolaris) direkt über den Gängen der Alveolen (Ductus alveolares).
Funktion & Aufgaben
Die Bronchioli dienen in erster Linie dem Lufttransport. Über den Mund oder die Nase gelangt die Luft bei der Einatmung in die Luftröhre und von dort in die zwei Hauptstämme. Über den verzweigten Bronchialbaum wird die Luft weiter zu den Bronchioli geleitet, die die Luft zu den Alveolen bringen. Die Bronchioli übernehmen aber ähnlich wie die Bronchien auch Abwehrfunktionen. Sie sind mit Flimmerepithel ausgekleidet.
Das Flimmerepithel besteht aus kleinen Härchen, die sich eigenständig bewegen können. Sie schlagen in einem gemeinsamen Rhythmus in Richtung Mundhöhle. An den Flimmerhärchen und in dem Schleim, der in den Becherzellen des Bronchioliepithels produziert wird, bleiben Fremdkörper, Staubpartikel und Erreger hängen. Mit der Bewegung des Flimmerepithels werden sie in Richtung der Mundhöhle transportiert. Dort werden die Erreger oder Partikel verschluckt und im Magen durch die Magensäure unschädlich gemacht. Auch die Clara-Zellen des Bronchioliepithels haben eine Immunfunktion. Sie sezernieren verschiedene Eiweiße, die der Immunabwehr dienen. Dazu gehört das Clara cell secretory protein.
Auch Komponenten des Surfactant-Faktors werden von den Clara-Zellen sezerniert. Die Surfactant-Proteine SP-A und SP-D haben eine antimikrobielle Wirkung. Sie fungieren zudem als Opsonine. Opsonine sind Proteine, die eine Rolle bei der Vermittlung der Phagozytose spielen. Sie sind damit ein wichtiger Teil der Immunabwehr. Die Opsonine der Clara-Zellen erleichtern den Fresszellen der Alveolen, den sogenannten Alveolarmakrophagen, die Phagozytose von Erregern, Allergenen und Staubpartikeln. Scheinbar übernehmen die Clara-Zellen auch eine Reservefunktion für den Zellersatz in den Atemwegen.
Krankheiten
Der Erkrankungsgipfel der Bronchiolitis liegt im Alter zwischen drei und sechs Monaten. Normalerweise tritt die Erkrankung nur in den ersten zwei Lebensjahren auf. Auffällig ist, dass Kinder, die nicht gestillt werden, häufiger erkranken als gestillte Kinder. Auch Kinder aus Raucherfamilien haben ein höheres Erkrankungsrisiko. Hauptauslöser der Bronchiolitis sind Respiratory-Syncytial-Viren (RS-Viren). Die Erkrankung beginnt meist im Frühjahr oder im Winter. Auch Influenzaviren oder Adenoviren können eine Bronchiolitis hervorrufen. Die Übertragung der Erreger erfolgt in der Regel über Tröpfcheninfektion.
Die Erreger treten über die Schleimhaut der Nase oder über die Bindehäute in den Körper ein. Insbesondere Adenoviren können auch über kontaminierte Gegenstände wie Spielzeug übertragen werden. Die Inkubationszeit liegt je nach Erreger zwischen zwei und acht Tagen. Nach dem Eintritt der Erreger kommt es zu einer schnellen Vermehrung auf der Schleimhaut der Bronchien. Je nach Verlauf kann zwischen einer akuten und einer persistierenden Bronchiolitis unterschieden werden. Die persistierende Bronchiolitis ist allerdings deutlich seltener. Sie wird fast ausschließlich bei Infektionen mit Adenoviren beobachtet.
Die Bronchioli weisen nur einen sehr geringen Durchmesser auf, sodass die entzündungsbedingte Schwellung der Bronchialschleimhaut zu einer deutlichen Einschränkung bei der Atmung führt. Typische Symptome sind dementsprechend Husten, eine schnelle und flache Atmung, das Aufstellen der Nasenflügel beim Ein- und Ausatmen und das Einziehen der Brust. Die Atemsymptomatik wird von Fieber und Müdigkeit begleitet. In den meisten Fällen heilt die Bronchiolitis nach einer Woche von alleine aus.
Typische & häufige Bronchialerkrankungen
Quellen
- Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
- Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017