Brucellen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Brucellen sind stäbchenförmige Bakterien, die der Gattung der Brucella angehören. Sie können beim Menschen die Infektionskrankheit Brucellose auslösen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Brucellen?

Brucellen gehören zu den fakultativ intrazellulären Erregern. Sie dringen in den Körper ein und werden dann bei funktionierendem Immunsystem von den Fresszellen des Abwehrsystems aufgenommen.
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Brucellen gehören zu den gramnegativen Bakterien. Gramnegative Bakterien lassen sich in der Gram-Färbung rot anfärben. Im Gegensatz zu den grampositiven Bakterien besitzen sie neben einer dünnen Peptidoglykanschicht aus Murein zusätzlich eine äußere Zellmembran. Diese Unterscheidung spielt bei der Auswahl der richtigen Antibiotika zur Behandlung eine entscheidende Rolle.

Bis zum Jahr 1986 war die Gattung Brucella in verschiedene Spezies unterteilt. Da aber die Stammbäume alle eine gewisse Ähnlichkeit zeigten, wurde erwogen, die gesamten Bakterien zu der Spezies Brucella melitensis zusammenzufassen. Aktuell unterteilt sich der Stamm jedoch immer noch in 10 Unterarten. Dazu gehören unter anderem Brucella canis, Brucella abortus, Brucella melitensis, Brucella ovis, Brucella ceti und Brucella suis. Humanpathogen sind die Bakterien Brucella melitensis, Brucella suis, Brucella abortus und Brucella canis.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Brucellen sind weltweit verbreitet. Sie leben im Harn- und Geschlechtsapparat von Schafen, Schweinen, Kühen und auch Hunden. Endemiegebiete gibt es vor allem auf der arabischen Halbinsel, in Asien, Afrika sowie in Mittel- und Südamerika. In Deutschland sind sowohl die Rinder- als auch die Schaf- und Ziegenbestände frei von Brucella abortus und Brucella melitensis. Bei Wildtieren sind die Bakterien hingegen noch recht weit verbreitet. Immer wieder kommt es deshalb in Deutschland durch importierte Tiere oder durch die Übertragung von Wildtieren auf Nutztiere zu Infektionen. Da für die Brucellose eine Meldepflicht existiert, liegen recht genaue Zahlen vor. Pro Jahr werden vier bis fünf Fälle gemeldet. Die meisten davon sind importiert. Die Türkei ist mit Abstand das häufigste Infektionsland. Erregerreservoir sind Nutz- und Wildtiere. Das heimische Wildschwein ist beispielsweise ein Erregerreservoir für Brucella suis.

Erkrankungen beim Menschen begründen sich meist auf dem Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln. Auch durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren können sich die Bakterien auf den Menschen übertragen. Nicht pasteurisierte Milch ist jedoch für den Menschen die bedeutendste Infektionsquelle. Auch Produkte, die aus nicht pasteurisierter Milch hergestellt werden, fungieren als Infektionsquelle.

Prinzipiell können Brucellen aber nicht nur über den Verdauungstrakt, sondern auch über die Augenbindehäute, die Atemwege oder Verletzungen in der Haut in den Körper gelangen. Zudem gehört die Brucellose zu den Infektionskrankheiten, die häufig im Labor erworben werden. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wurde hingegen kaum beobachtet. Nur in Einzelfällen kam es nach Bluttransfusionen, dem Stillen oder dem Geschlechtsverkehr zu einer Infektion.

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Krankheiten & Beschwerden

Brucellen gehören zu den fakultativ intrazellulären Erregern. Sie dringen in den Körper ein und werden dann bei funktionierendem Immunsystem von den Fresszellen des Abwehrsystems aufgenommen. So gelangen sie zu den Lymphknoten. Von dort gelangen sie über die Lymphe in die Blutbahn und können über den Blutweg sämtliche Organe erreichen. Besonders häufig siedeln sich die Erreger in den lympho-retikulären Organen wie Milz, Knochenmark oder Leber an. Die Inkubationszeit liegt zwischen 5 und 60 Tagen.

Bei der Infektionskrankheit kann zwischen verschiedenen Verlaufsformen unterschieden werden. Rund 90 Prozent aller Infektionen verlaufen subklinisch. Sie verursachen also beim Patienten keinerlei Symptome und können nur mithilfe eines Antikörpernachweises diagnostiziert werden. Bei der akuten oder subakuten Brucellose kommt es hingegen zu Fieber, Nachtschweiß, Schüttelfrost und Übelkeit.

Charakteristisch für die Erkrankung ist das Febris undulans, ein wellenförmiges Fieber. Das Fieber hält für ein bis drei Wochen an, dann folgen fieberfreie Intervalle. Bei der chronischen Form der Brucellose kann das Fieber jedoch auch über mehrere Monate fortbestehen. Bei dreißig Prozent aller Patienten finden sich Schwellungen der Leber oder der Milz. Häufig kommt es auch zu Infektionen der Knochen und Gelenke. Während bei Kindern vor allem das Iliosakralgelenk betroffen ist, zeigen sich die bakteriellen Entzündungen bei Erwachsenen eher im Bereich der Bandscheiben. Bei zwei Dritteln der Patienten ist die Lendenwirbelsäule betroffen. Im Röntgenbild werden die entzündlichen Veränderungen jedoch erst nach zwei bis acht Wochen ersichtlich. Die Infektion ist mit lokalen starken Schmerzen verbunden und kann zudem mit neurologischen Auffälligkeiten im Infektionsgebiet einhergehen.

Im Rahmen der Brucellose können allerdings auch weitere Organe befallen werden. So kann es zu Hodenentzündungen, Hirnhautentzündungen, Lungenentzündungen und Entzündungen der Herzklappen kommen. Bei Befall der Lungen können die granulomatösen Entzündungsherde leicht mit denen der Tuberkulose verwechselt werden.

Die meisten akuten Verläufe der Brucellose heilen spontan und ohne bleibende Schäden ab. Fünf Prozent der Patienten erleiden jedoch einen Rückfall. Rückfälle können bis zu zwei Jahre nach der ursprünglichen Erkrankung auftreten. Neben der ausheilenden, akuten Form gibt es jedoch auch die langwierige chronische Form der Brucellose. Diese geht oft mit unspezifischen Symptomen und psychischen Veränderungen einher. Dazu gehören unter anderem Depressionen, Schlaflosigkeit und emotionale Labilität.

Die Brucellose wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Goldstandard ist eine zwei- bis dreiwöchige Therapie mit Doxycyclin und Streptomycin. Bei chronischen Verläufen kann eine Behandlung über sechs Monate erforderlich sein. Jedoch kann auch nach einer Therapie mit Antibiotika immer noch ein Rezidiv erfolgen. Impfungen gegen Brucellen werden in Deutschland nicht durchgeführt. Es gibt zwar zwei Lebendimpfstoffe, diese werden jedoch ausschließlich in der Veterinärmedizin und nicht in der Humanmedizin verwendet.

Quellen

  • Ableitner, O.: Einführung in die Molekularbiologie. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2018
  • Dülligen, M., Kirov, A., Unverricht, H.: Hygiene und medizinische Mikrobiologie. Schattauer, Stuttgart 2016
  • Gries, O., Ly, T.: Infektologie - Kompendium humanpathogener Infektionskrankheiten und Erreger. Springer, Berlin 2019

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