Dermoidzyste

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Dermoidzyste wird ein mit Oberhautgewebe ausgekleideter Hohlraum bezeichnet. Sie zählt zu den Teratomen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Dermoidzyste?

Zu auffälligen Symptomen kommt es durch eine Dermoidzyste zunächst nicht. Erst wenn das Teratom eine bestimmte Größe erreicht, sind Vorwölbungen oder Bauchschmerzen möglich.
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Bei der Dermoidzyste handelt es sich um einen Keimzelltumor. Keimzelltumore gehen von den Keimbahnen aus. Das heißt, dass sie ihren Ursprung in den Eierstöcken der Frau oder den Hoden des Mannes haben. Keimzelltumore können sowohl gutartig als auch bösartig sein. Die gutartigen Tumore sind deutlich häufiger anzutreffen. Sie werden Dermoidzysten genannt.

Zu den typischen Merkmalen einer Dermoidzyste oder eines Dermoids gehört, dass sie mit komplett entwickeltem Gewebe wie Haut, Zähnen, Drüsenanteilen oder Haaren ausgestattet ist. In manchen Fällen besteht die Gefahr, dass aus einem gutartigen Teratom ein bösartiger Tumor hervorgeht. Besonders betroffen von Dermoidzysten sind Frauen, die sich im gebärfähigen Alter befinden.

Nicht selten bilden sich die Zysten auf beiden Seiten des Körpers. Unter den gutartigen Ovarialtumoren weisen die Dermoidzysten einen Anteil zwischen 10 und 20 Prozent auf.

Ursachen

Eine Dermoidzyste bildet sich aus Gewebe, bei dem im Rahmen der Embryonalentwicklung eine Versprengung erfolgte. Oftmals verfügen die Zysten über Gewebsanteile aus sämtlichen drei Keimblättern. Der Inhalt der Zyste ist ölig oder teigig. Häufig sind zudem Haare vorhanden.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass sich in der Dermoidzyste Knorpel, Knochen, Blut, Talg, Nägel, Zähne und sogar Schilddrüsengewebe befinden. Ebenso stellt neuroektodermales Gewebe wie Gliazellen keine Seltenheit dar. Ein Teratom geht aus einer Stammzelle hervor. Diese Zellen können sich zu ganz unterschiedlichen Zellen entwickeln. Die Stammzelle, von der ein Teratom wie eine Dermoidzyste gebildet wird, zählt zum Embryonal- oder Keimgewebe.

Es wird vermutet, dass die Teratome bereits vor der Geburt vorhanden und damit angeboren sind. Da sie jedoch lange Zeit keine Beschwerden hervorrufen, lassen sie sich erst spät feststellen. Wie bereits erwähnt, kommen die Dermoidzysten am häufigsten an den weiblichen Eierstöcken oder den männlichen Hoden vor. Mitunter zeigen sie sich jedoch auch an anderen Körperregionen wie am Steiß.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu auffälligen Symptomen kommt es durch eine Dermoidzyste zunächst nicht. Erst wenn das Teratom eine bestimmte Größe erreicht, sind Vorwölbungen oder Bauchschmerzen möglich. Steigt der Druck auf die benachbarten Körperstellen an, drohen Probleme beim Stuhlgang oder Wasserlassen. Erfolgen ein Kapselriss oder eine Stieldrehung des Teratoms, führt dies zu einem akuten Abdomen, das mit starken Bauchschmerzen einhergeht.

Des Weiteren kann es zu Unregelmäßigkeiten beim weiblichen Zyklus und Menstruationsbeschwerden kommen. Außerdem nimmt der Leibesumfang zu und die betroffenen Personen leiden unter einem schlechten Allgemeinbefinden. Ebenso sind Auswirkungen auf andere Körperregionen denkbar. So zeigt sich in manchen Fällen eine Überfunktion der Schilddrüse.

Eine Dermoidzyste ist eigentlich gutartig. Mitunter geht aus ihr jedoch ein bösartiger Tumor hervor, was allerdings nur selten geschieht. So kommt es lediglich bei einem Prozent aller Fälle zu einer bösartigen Ausprägung. Genauso selten erfolgt bei Frauen das Auftreten eines Teratoms, das von Anfang an bösartig ist. Bei Männern sind dagegen sämtliche Teratome bösartig.

Diagnose

Liegt der Verdacht auf die Entstehung einer Dermoidzyste vor, führt der Arzt zunächst ein Gespräch mit dem Patienten. Dabei erkundigt er sich nach dem Zeitpunkt, ab dem die Beschwerden aufgetreten sind. Anschließend tastet er im Rahmen einer körperlichen Untersuchung den Bauch ab. Ergänzend finden eine Röntgenuntersuchung sowie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) am Bauch statt.

Um festzustellen, ob es sich um einen gutartigen oder bösartigen Tumor handelt, wird eine Gewebeprobe entnommen, deren mikroskopische Untersuchung in einem Labor erfolgt. Für die Entnahme der Gewebeprobe ist in der Regel ein operativer Eingriff erforderlich. In den meisten Fällen nimmt die Dermoidzyste einen günstigen Verlauf, weil sich das Teratom gut entfernen lässt.

Selbst für den Fall, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, fällt die Prognose besser aus als bei anderen Tumorformen. So ist meist eine erfolgreiche Beseitigung möglich.

Komplikationen

Meistens wird eine Dermoidzyste erst spät diagnostiziert. Sie führt bei den Patienten zu Bauschmerzen und Krämpfen im Magen. Ebenso kann es zu Schwierigkeiten oder Beschwerden beim Wasserlassen und beim Stuhlgang kommen. Diese Tätigkeiten sind nicht selten mit einem brennenden Schmerz verbunden. Dadurch wird die Lebensqualität verringert.

In einigen Fällen trinken die Patienten weniger, um ein häufiges Wasserlassen zu verhindern, was zu einer Dehydrierung führt. Frauen können durch die Dermoidzyste an verstärkten Menstruationsbeschwerden leiden. Dazu zähen auch starke Stimmungsschwankungen, die sich negativ auf die Psyche auswirken können.

Im schlimmsten Falle kann aus der Dermoidzyste ein bösartiger Tumor entstehen, welcher entfernt werden muss. Die bösartigen Tumore treten dabei verstärkt bei Männern auf, Frauen leiden in der Regel fast ausschließlich an gutartigen Tumoren. Die Entfernung des Tumors findet operativ statt und führt zu keinen weiteren Komplikationen, wenn sich dieser nicht weit ausgebreitet oder anderes Gewebe befallen hat.

Nach der Operation ist meistens die Chemotherapie notwendig. Je früher die Dermoidzyste entdeckt wird, desto geringer sind die Folgeschäden oder die Komplikationen. Bei einer erfolgreichen Entfernung wird die Lebenserwartung nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Beim Verdacht auf eine Dermoidzyste sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Die typischen Symptome treten in der Regel erst im späteren Stadium der Erkrankung auf. Deshalb muss bei Beschwerden umgehend reagiert werden. Wer beispielsweise stechende Bauchschmerzen verspürt oder plötzlich Probleme beim Stuhlgang oder Wasserlassen hat, muss diese Symptome medizinisch abklären und gegebenenfalls behandeln lassen. Wenn Unregelmäßigkeiten beim weiblichen Zyklus bemerkt werden, deutet dies ebenfalls auf eine Dermoidzyste hin. Grundsätzlich macht sich die Erkrankung durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome bemerkbar.

Es empfiehlt sich deshalb, gut auf die Signale des Körpers zu achten und bei Auffälligkeiten einen Termin beim Frauenarzt auszumachen. Spätestens, wenn eine Gewichtszunahme festgestellt wird, für die keine andere Ursache vorliegt, ist eine medizinische Erklärung anzuraten. Die Dermoidzyste ist in der Regel ungefährlich und kann komplikationsfrei behandelt werden. Bleibt sie allerdings unbehandelt, kann sich ein bösartiger Tumor bilden, welcher weitere Komplikationen nach sich zieht. Deshalb gilt: bei ersten Anzeichen einer Dermoidzyste einen Arzt konsultieren und die Ursache feststellen lassen.

Behandlung & Therapie

Bei Dermoidzysten wird grundsätzlich eine operative Entfernung empfohlen. Zu diesem Zweck findet zumeist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) statt. Hat sich das Teratom im Bauchraum angesiedelt, verabreicht der Arzt eine Vollnarkose. Ist keine Bauchspiegelung möglich, wird ein offener Bauchschnitt (Laparotomie) durchgeführt.

Da sich der Inhalt der Dermoidzyste in den Bauchraum ergießen kann, muss der Chirurg sehr behutsam bei der Operation vorgehen. Bei manchen Patientinnen ist es nötig, den kompletten Eierstock gemeinsam mit dem Teratom herauszuoperieren. Ebenso wie die gutartige Dermoidzyste wird auch ein bösartiges Teratom chirurgisch entfernt.

Findet der Chirurg während der Operation keine bösartigen Zellen, reicht die Entfernung des Tumors aus. Zeigen sich dagegen bösartige Zellen, muss eine Ausweitung des operativen Eingriffs auf benachbarte Lymphknotenstationen stattfinden. Darüber hinaus erfolgt zusätzlich eine Chemotherapie, bei der Cisplatin verabreicht wird. In den meisten Fällen ist die Chemotherapie sehr wirksam.

Eine Operation muss auch im Falle einer Hoden-Dermoidzyste vorgenommen werden, weil die Gefahr besteht, dass sich bösartiges Gewebe entwickelt. Da das Wachstum des Teratoms rasch voranschreitet, sollte der Eingriff möglichst zeitnah erfolgen. Auch in diesem Fall kann im Anschluss an die Operation eine Chemotherapie nötig sein. Ein chirurgischer Eingriff ist außerdem bei einer Dermoidzyste am Steißbein erforderlich. In den meisten Fällen führt die Behandlung zu einer vollständigen Genesung des Patienten.

Aussicht & Prognose

Die Dermoidzyste hat eine gute Prognose, sofern sie rechtzeitig erkannt, diagnostiziert und behandelt wird. Der Keimzelltumor wird im Normalfall in einer lokalen Betäubung entfernt. Anschließend ist bei einer guten Wundversorgung der Patient innerhalb kurzer Zeit beschwerdefrei.

Treten Komplikationen beim Eingriff oder in der anschließenden Heilungsphase auf, handelt es sich bei den meisten Patienten um eine Verzögerung des Heilungsprozesses. Selten kommt es durch eine unzureichende Wundversorgung zu einer Blutvergiftung. Tritt sie jedoch ein, besteht für den Patienten eine lebensgefährlicher Zustand. Ohne die Inanspruchnahme einer medizinischen Behandlung der Dermoidzyste erhöht sich das Risiko, dass die Zyste mutiert und zu einem bösartigen Tumor wird.

Eine Krebserkrankung kann immer einen tödlichen Verlauf haben. Daher ist die Prognose in diesen Situationen individuell zu stellen. In schweren Fällen lösen sich Krebszellen von der mutierten und damit bösartigen Zyste. Sie werden über das Blut an einen anderen Ort im Organismus transportiert und können dort die Bildung neuer Metastasen verursachen.

Trotz einer erfolgreichen Entfernung der Dermoidzyste kann es jederzeit im weiteren Verlauf zu einer Neubildung kommen. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen für die Aufrechterhaltung der Gesundheit unerlässlich. Haben sich neue Dermoidzysten gebildet, ist auch hier bei einer frühzeitigen Entfernung der Zysten eine gute Prognoseaussicht vorhanden.


Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen gegen eine Dermoidzyste sind nicht bekannt. So ist das Teratom bereits angeboren.

Nachsorge

In den meisten Fällen stehen dem Betroffenen bei einer Dermoidzyste keine besonderen oder direkten Maßnahmen und Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient zuerst auf eine frühzeitige Erkennung angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer Verschlechterung der Beschwerden kommt. Erst nach einer umfassenden Diagnose kann eine weitere Behandlung durchgeführt werden, die die Beschwerden lindert.

Da es dabei auch nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, steht im Vordergrund bei der Dermoidzyste die frühzeitige Erkennung der Krankheit. In den meisten Fällen sind die Betroffenen auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen, die die Beschwerden mit Hilfe von Hormonen lindern sollen. Dabei ist auf eine regelmäßige Einnahme mit einer richtigen Dosierung zu achten.

Sollten Fragen auftreten, ist auf jeden Fall ein Arzt zu konsultieren. Nicht selten sind bei der Dermoidzyste auch operative Eingriffe notwendig. Nach dem Eingriff sollten sich die Betroffenen auf jeden Fall ausruhen und ihren Körper schonen. Von anstrengenden oder stressigen Tätigkeiten ist abzuraten, um den Körper nicht unnötig zu belasten. In der Regel kann die Dermoidzyste gut behandelt werden, sodass es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung durch diese Krankheit kommt.

Das können Sie selbst tun

Erreicht das angeborene Teratom eine bestimmte Größe, verschlimmern sich die Symptome zunehmend. So wird die Lebensqualität der betroffenen Frauen deutlich eingeschränkt. Zumeist muss nun eine chirurgische Entfernung erfolgen. Dennoch können Betroffene einige Maßnahmen ergreifen, um die Beschwerden zu lindern.

Bei bestehenden Zyklusstörungen und Hormonschwankungen helfen Mönchspfeffer und Frauenmantel. Sie wirken ausgleichend auf den Hormonhaushalt. Die Homöopathie empfiehlt die Substanzen Apis melifica und Lachesis. Vor der Eigenbehandlung sollte jedoch eine Beratung durch einen erfahrenen Homöopathen oder Heilpraktiker erfolgen. Mit der Bachblütentherapie lassen sich innere Unruhe und Anspannungszustände mildern.

Zu Überprüfen wäre auch, ob eine Übersäuerung im Körper vorliegt. Diese kann für viele Beschwerden verantwortlich sein. Basenbäder und eine vitalstoffreiche Ernährung sowie die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit – vor allem stille Mineralwässer – können dem entgegenwirken. Weiterhin soll sich der Verzicht auf Fleisch als förderlich erweisen. Der Ernährung kommt generell eine besondere Bedeutung zu. Zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen, dass bei vorhandenen Zysten Heilfasten helfen kann.

Auch Massagen zur Anregung der Lymphe unterstützen den Körper bei der Selbstheilung. Akupunktur, Akupressur oder Fuß-Reflexzonen-Massagen vermögen Schmerzen sowie Unwohlsein und Ängste zu lindern. Zum Teil tritt auch eine Schilddrüsenüberfunktion auf. Diese sollte von einem Endokrinologen behandelt werden. Bei bestehenden Stimmungsschwankungen könnte die Aromatherapie eine Möglichkeit darstellen: Neroli, das Öl der Orangenblüte wirkt stimmungsaufhellende und entspannend.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Pfeifer, B., Preiß, J., Unger, C. (Hrsg.): Onkologie integrativ. Urban & Fischer, München 2006
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009

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