Dilatative Kardiomyopathie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die dilatative Kardiomyopathie beschreibt eine Form der Herzmuskelerkrankung, bei der sich insbesondere die linke Herzkammer erweitert. Die Betroffenen leiden unter Herzrhythmusstörungen und einer Herzschwäche. Meist ist es nicht möglich, die dilatative Kardiomyopathie zu heilen, sondern lediglich, die Beschwerden zu lindern.
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Was ist die dilatative Kardiomyopathie?
Die dilatative Kardiomyopathie ist eine Herzmuskelerkrankung. Der Begriff „dilatieren“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet aufweiten oder erweitern. Demzufolge ist für die dilatative Kardiomyopathie eine Vergrößerung der Herzhöhlen kennzeichnend. Die Herzwand wird dadurch schlaffer und kraftloser, wodurch die Pumpleistung des Herzens spürbar abnimmt.
Zudem wird sie steifer und verliert an Elastizität, sodass es zusätzlich zu einer erschwerten Füllung der Herzkammern mit dem Blut kommt. Daher wird zu wenig Blut in den Kreislauf des Körpers gepumpt, sodass die Betroffenen über eine erhebliche Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit klagen. Der Herzmuskel wird in seiner Struktur verändert und kann von Narbengewebe durchsetzt werden.
Ursachen
Die Ursachen für die dilatative Kardiomyopathie sind oftmals sehr unterschiedlich ausgeprägt und nicht eindeutig zu benennen. Die häufigste Ursache, die als Auslöser der dilatativen Kardiomyopathie bekannt ist, ist die ausgeprägte koronare Herzkrankheit.
Bei dieser sind die Gefäße stark verengt, sodass der Herzmuskel nicht genügend mit Sauerstoff versorgt wird. In diesen Situationen kommt es auch häufig zu einem Herzinfarkt. In der Folge treten in den funktionierenden Anteilen des Herzmuskels Umbauvorgänge auf, bei denen es oftmals zur Erweiterung der linken Herzkammer kommt.
Als weitere Ursachen kommen auch Infektionen des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen und Nervenerkrankungen in Frage. Ein langfristig schlecht eingestellter Diabetes mellitus, eine Amyloidose (gestörte Produktion und Ablagerungen der Eiweiße) oder seltene Muskelerkrankungen wie Muskeldystrophie Typ Duchenne (DMD) können eine dilatative Kardiomyopathie auslösen.
Desweiteren können ein übermäßiger Medikamenten-, Alkohol- und Drogenmissbrauch (Kokain), genetische Ursachen, verschiedene Umweltfaktoren oder Medikamente, die für Chemotherapien eingesetzt werden der Grund für eine die Herz-Erkrankung sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Liegt eine dilatative Kardiomyopathie vor, haben die Patienten oftmals die typischen Beschwerden einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Das Herz schafft es aufgrund der eingeschränkten Leistung nicht, den Organismus ausreichend mit Blut und somit Sauerstoff zu versorgen. Hierbei wird vom Vorwärtsversagen gesprochen.
Zudem ist eine Herzschwäche meistens mit einem Rückwärtsversagen verbunden. Das Blut staut sich in den Blutgefäßen, welche zum Herzen führen. Dem Herzen gelingt es nicht, die Vorlast abzuarbeiten. Die dilatative Kardiomyopathie äußert sich zunächst einmal mit den typischen Symptomen einer voranschreitenden Linksherzinsuffizienz.
Die Betroffenen leiden unter Müdigkeit und Leistungsminderung sowie allgemeines Schwächegefühl. Auch über Atemnot, insbesondere bei körperlicher Belastung, klagen Betroffene. Bei einer bereits sehr fortgeschrittenen dilatativen Kardiomyopathie kann die Atemnot ebenso im Ruhezustand.
Diagnose & Verlauf
Die dilatative Kardiomyopathie wird anhand der beschriebenen Symptome sowie einer körperlichen Untersuchung diagnostiziert. Die Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) ist die wichtigste Untersuchung hinsichtlich der Abklärung. Damit können die Größe, Form, Bewegung und Pumpfunktion des Herzens beurteilt werden.
Zudem ist es dadurch möglich, den Blutfluss und somit die Dichtheit der Herzklappen zu prüfen. Des Weiteren können durch eine Magnetresonanztomographie Bilder der Herzstrukturen in einer hohen Auflösung geliefert werden. Auch der Gewebeumbau lässt sich auf diese Weise gut beurteilen. Kann die Diagnose noch nicht eindeutig gestellt werden, wird eine Myokardbiopsie durchgeführt.
Hierbei wird aus dem Herzmuskel eine Gewebeprobe entnommen und anschließend unter einem Mikroskop untersucht. Liegt eine dilatative Kardiomyopathie vor, werden dabei typische Herzmuskelveränderungen festgestellt. Im Verlauf erfasst die dilatative Kardiomyopathie oftmals auch die rechte Herzkammer (Globalinsuffizienz).
Die Patienten klagen dann zusätzlich zu den bereits bestehenden Symptomen über Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme), insbesondere in den Beinen. Da der Blutfluss in den Herzvorhöfen und -kammern gestört ist, bilden sich bei den Erkrankten im Vergleich zu gesunden Menschen leichter Blutgerinnsel. Löst sich dieses, kann es zum Verschluss der Arterien kommen.
Die möglichen Folgen sind schwere Komplikationen wie ein Lungeninfarkt oder Schlaganfall. Eine fortschreitende dilatative Kardiomyopathie kann zudem zu schweren Rhythmusstörungen, einem Kreislaufkollaps und im schlimmsten Fall zum plötzlichen Herztod führen.
Komplikationen
Durch die Krankheit kommt es zu starken Beschwerden und Störungen des Herzens. Diese können im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten führen, wenn es zu einer Herzinsuffizienz kommt, die nicht richtig behandelt wird. Nicht selten kommt es durch die Herzrhythmusstörungen auch zur Unterversorgung der Organe mit Blut, sodass diese gelähmt werden oder Schäden nehmen.
Meistens leiden die Betroffenen ebenfalls an einem allgemeinen Schwächegefühl und an einer Müdigkeit. Diese kann nicht durch Schlaf wieder ausgeglichen werden. Auch körperlich anstrengenden Aktivitäten oder Sportarten können nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden, wodurch der Alltag des Betroffenen stark eingeschränkt wird und die Lebensqualität erheblich abnimmt. Durch einen Kreislaufkollaps kann es ebenfalls zu einem plötzlichen Herztod kommen.
Damit muss der Patient stressige Situationen vermeiden und darf sich keinen unnötigen Belastungen aussetzen. Eine kausale Behandlung ist nicht möglich, sodass es hierbei auch zu keinen weiteren Komplikationen kommt. Das Herz muss in der Regel geschont und unterstützt werden, wobei auch ein Herzschrittmacher installiert werden kann. Die Lebenserwartung wird durch die Krankheit in den meisten Fällen verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Atemnot, Müdigkeit und einem allgemeinen Schwächegefühl sollte ein Arzt konsultiert werden. Der Mediziner kann anhand der beschriebenen Symptome und einer Ultraschalluntersuchung des Herzens feststellen, ob eine dilatative Kardiomyopathie vorliegt und gegebenenfalls direkt eine geeignete Therapie vorschlagen.
Gelegentlich ist hierfür ein längerer Krankenhausaufenthalt erforderlich. Personen, die bereits an einer koronaren Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen oder Nervenerkrankungen leiden, sind besonders anfällig für Herzkrankheiten wie die Dilatative Kardiomyopathie. Ebenso Diabetiker mit einer schlecht eingestellten Behandlung sowie Amyloidose- und Muskeldystrophie-Patienten.
Nach übermäßigem Medikamenten-, Alkohol und Drogenkonsum sowie der Einnahme bestimmter Medikamente besteht ein erhöhtes Risiko einer akuten Herzerkrankung. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, sollte bei genannten Symptomen in jedem Fall mit dem zuständigen Arzt sprechen. In schweren Fällen sollte sofort die nächstgelegene Klinik aufgesucht werden.
Werden Anzeichen einer Herzrhythmusstörung bemerkt, ist der ärztliche Notdienst der richtige Ansprechpartner. Bei Komplikationen wie Kreislaufkollaps und Herzinfarkt muss umgehend der Notarzt eingeschaltet werden. Bis medizinische Hilfe eintrifft, müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden.
Behandlung & Therapie
Die dilatative Kardiomyopathie muss dringend behandelt werden, doch es existiert keine Therapie, welche die Ursachen behandelt. Ist eine mögliche Ursache, beispielsweise eine koronare Herzkrankheit, bekannt, ist es wichtig, dass diese behandelt wird. Zudem sollten möglichst alle Medikamente, die zu einer Herzmuskelentzündung führen können, abgesetzt werden.
Das Ziel der Therapie der dilatativen Kardiomyopathie besteht darin, die Beschwerden zu verringern und das Fortschreiten der beeinträchtigten Pumpfunktion des Herzens einzudämmen. Zur Medikation werden gewöhnlich ACE-Hemmer, Diuretika und Digitalispräparate verabreicht. Teilweise werden auch Beta-Blocker eingesetzt.
Die Dosis wird meistens schrittweise gesteigert, damit der Körper und damit auch das Herz nicht unnötig belastet werden. Die körperliche Leistungsfähigkeit kann mit einer gesunden und ausgewogenen, jedoch salzarmen Ernährung unterstützt werden. Übergewicht sollte abgebaut werden und Stress ist zu meiden. Des Weiteren ist es empfehlenswert, auf Alkohol und Nikotin zu verzichten, da sich dieser auf den Herzmuskel schädigend auswirkt.
Zudem muss die Flüssigkeitsmenge auf 1,5 bis maximal 2 Liter am Tag verringert werden, da das Herz sonst zu sehr belastet wird. Manchmal können eine Operation oder die Implantation eines Herzschrittmachers nicht vermieden werden. Die dilatative Kardiomyopathie ist letztendlich eine unheilbare Krankheit.
Aussicht & Prognose
Die dilatative Kardiomyopathie hat eine schlechte Prognose. Auch unter günstigen Bedingungen und der Vermeidung verschiedener Risikofaktoren ist die Lebenserwartung des Patienten stark herabgesetzt. Der Grad der Herzschwäche ist entscheidend für den Krankheitsverlauf. Ohne die Inanspruchnahme einer medikamentösen Behandlung verkürzt sich die Lebenserwartung um ein weiteres.
Mit der Gabe von Arzneien oder dem Einsetzen eines Herzschrittmachers kann die Herztätigkeit stabilisiert und unterstützt werden. Die Maßnahmen der Behandlung sind auf die Verlängerung des Lebens und der möglichst langen Aufrechterhaltung der gewohnten Lebensqualität ausgerichtet.
Eine Heilung dieser Krankheit ist trotz aller Bemühungen und den Möglichkeiten des wissenschaftlichen Fortschritts derzeit nicht möglich. Nahezu 90% der Erkrankten einer dilatativen Kardiomyopathie versterben innerhalb der ersten zehn Jahre nach der Diagnosestellung. Die restlichen 10% im Normalfall in den darauffolgenden fünf Jahren.
Die Herzmuskelerkrankung führt zu einer Herzschwäche und letztlich zu einem plötzlichen Herztod. Durch die Vermeidung von Übergewicht, Alkohol und Nikotin kann eine Verzögerung des Krankheitsfortschritts erreicht werden.
Ebenfalls kann der Krankheitsverlauf durch das Unterlassen von körperlichen Überanstrengungen, den Umgang mit emotionalen Herausforderungen oder dem Abbau von verschiedenen Stressoren günstig beeinflusst werden. Da die Schädigungen des Herzmuskels dennoch nicht korrigiert werden können, kommt es zu einem frühzeitigen Ableben des Patienten.
Vorbeugung
Um die dilatative Kardiomyopathie vorzubeugen, sind ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Bewegung sehr wichtig. Der Abbau von Übergewicht, der Verzicht auf Nikotin und Alkohol, ein niedriger Blutdruck, die Vermeidung von Stress sowie die Vorbeugung oder Behandlung von Diabetes oder anderer Stoffwechselerkrankungen spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Nachsorge
Die dilatative Kardiomyopathie ist als chronisch verlaufende Herzerkrankung nach der akuten Versorgung mit einer engmaschigen Nachsorge zu versehen. Diese wird vom Kardiologen oder Internisten, in der Regel auch in Kooperation mit dem behandelnden Hausarzt durchgeführt. Mitarbeit des Patienten ist zwingend erforderlich, da die Lebensweise wie bei anderen Erkrankungen des Herzens auch in engem Zusammenhang zum Befinden und zum Verlauf der Krankheit steht.
In ärztlicher Hinsicht sind vor allem die regelmäßigen Kontrollen einzuhalten. Ultraschall des Herzens, Belastungs-EKG und bildgebende Verfahren wie das MRT gehören zu den klassischen Untersuchungen. Auch der Besuch von speziellen Herzsportgruppen kann in den Bereich der Nachsorge bei der dilatativen Kardiomyopathie eingebunden sein.
Im Alltag kann der Patient an seiner Fitness arbeiten, indem er maßvolle körperliche Aktivitäten in seinen Tagesablauf einbindet. Sport ist mit den behandelnden Ärzten abzusprechen. Über- und Unterforderung sind zu vermeiden. Eine gesunde Ernährung trägt zum Wohlbefinden von Herzpatienten deutlich bei.
Wenig Fett und der Verzicht auf blähende Speisen sind hier wichtig. Auch auf eine ausreichende Trinkmenge ist zu achten. Das Rauchen ist zum Schutz der Gefäße unbedingt zu vermeiden. Zudem ist der Genuss vom Alkohol in nur sehr geringem Maß erlaubt. Eine Schlafmenge, die ausreichend ist, dient der Regeneration und ist im Rahmen der Nachsorge ebenfalls wichtig.
Das können Sie selbst tun
Alltag und Selbsthilfe zur Verbesserung der Lebenssituation bei einer diagnostizierten dilatativen Kardiomyopathie hängen von den Ursachenfaktoren und von der Schwere der Erkrankung ab. Die dilatative Kardiomyopathie wird durch eine Ausweitung der linken oder rechten Herzkammer charakterisiert, was in der Regel mit einer Einschränkung der Pumpleistung des Herzens verbunden ist, die zu typischen Folgeerkrankungen führen kann.
Zusätzlich zu einer notwendigen Medikation kann eine Anpassung des Verhaltens im Alltag dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und abhängig vom Schweregrad der Erkrankung ein nahezu unbeeinträchtigtes Leben zu führen.
Als eine der wichtigsten Maßnahmen gilt unabhängig von der Verursachung der Erkrankung eine Ernährungsumstellung auf leichte, salzarme Kost. Gemeinsam mit dem Arzt sollten mögliche und empfehlenswerte sportliche Aktivitäten definiert werden, die den Kreislauf unterstützen und dazu beitragen, die Kardiomyopathie im weiteren Fortschritt zu hemmen.
Fast alle weiteren Maßnahmen dienen auch als Vorbeugung. An erster Stelle ist die Vermeidung von chronischem Stress zu nennen, weil es durch ständige Stresssituationen über das sympathische Nervensystem zu einer hohen Konzentration an Stresshormonen kommt, die nicht mehr vollständig abgebaut werden und unter anderem häufig Auslöser eines primären Bluthochdrucks (Hypertonie) sind.
Bluthochdruck sollte unbedingt vermieden werden. Hierbei helfen neben Medikamenten auch Entspannungstechniken wie Yoga und Meditation. Ebenso empfiehlt es sich, Übergewicht zu vermeiden und auf Nikotin und Alkohol weitestgehend zu verzichten.
Quellen
- Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004