Elsberg-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Elsberg-Syndrom ist eine entzündliche Erkrankung der Lendenwirbelsäule und entspricht einer Polyradikulitis. Häufig sind von der Entzündung sowohl die sakralen Nervenwurzeln, als auch die Conus medullaris und die Cauda equina des unteren Rückenmarks betroffen. Für das Syndrom gilt eine günstige Prognose.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Elsberg-Syndrom?

Zur Diagnostik führt der Neurologe bei Verdacht auf das Elsberg-Syndrom eine Liquor-Untersuchung durch und punktiert das Rückenmark, um das Hirnwasser des äußeren Ventrikels zur labordiagnostischen Untersuchung zu geben.
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Bei der Erkrankungsgruppe der Polyradikulitis sind mehrere Nervenwurzeln von Entzündungen betroffen. Pathohistologische Veränderungen des Nervengewebes stellen sich im Rahmen der Entzündung ein. Eine Polyradikulitis ist auch das Elsberg-Syndrom. Der Symptomkomplex ist nach dem US-amerikanischen Neurochirurgen Charles Elsberg benannt, der die Erkrankung im 20. Jahrhundert erstmals beschrieben hat.

Bei der Krankheit entzündet sich das untere Rückenmark inklusive der sakralen Nervenwurzeln. Dabei handelt es sich um die Nervenwurzeln des Kreuzbeins am hinteren Teil des knöchernen Beckens. Von Entzündungen betroffen sind außerdem der Conus medullaris und die Cauda equina im unteren Rückenmark. Die medizinischen Termini Polyradiculitis sacralis und Radiculitis sacralis werden synonym zum Elsberg-Syndrom verwendet. Bisher ist das Elsberg-Syndrom nicht abschließend erforscht. Die Orginalbeschreibung von Elsberg hat ferner Modifikationen erfahren. Die Rede ist so beispielsweise nicht mehr von einer chronisch fortschreitenden Erkrankung, sondern von einer meist rückläufigen Krankheit.

Ursachen

Die genaue Ursache des Elsberg-Syndroms ist bislang nicht geklärt. Vermutlich handelt es sich um eine Variante des Guillain-Barré-Syndroms. Dabei handelt es sich um ein akut auftretendes Krankheitsbild, das mit entzündlichen Veränderungen im peripheren Nervensystem einhergeht. Auch für das Guillain-Barré-Syndrom bleibt die Ursache unbekannt.

Vermutlich entsteht die neurologische Erkrankung aber durch einen autoimmunpathologischen Mechanismus, der den Körper Autoantikörper gegen Ganglioside und Myelin bilden lässt. Im Fall des Elsberg-Syndroms besteht ein Zusammenhang mit bestimmten Virusinfekten, so zum Beispiel mit Herpes simplex Typ 2, dem Cytomegalievirus, dem HI-Virus und dem Epstein-Barr-Virus.

Das Elsberg-Syndrom kann allerdings ebenso im größeren Rahmen der Neuroborreliose eintreten. Andere Quellen sprechen von einem Ausbruch nach Durchblutungsstörungen, im Rahmen von Gefäßentzündungen oder bei Wurminfektionen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Das klinische Bild entspricht bei Patienten mit Elsberg-Syndrom dem sogenannten Konus-Kauda-Syndrom. Ein Ausfall der Sensibilität in der Distalen des Rückenmarksegments L3 wird von radikulär oft heftigen Schmerzen begleitet und kann eine schlaffe Lähmung der Beine zur Folge haben. Typischerweise tritt zusätzlich eine Blasenentleerungs- oder Sexualfunktionsstörung auf.

Auch Mastdarmstörungen können die Folge eines Elsberg-Syndroms sein. Sensibilitätsstörungen sind häufig in lumbale und sakrale Dermatome strukturiert. Meist handelt es sich um Parästhesien, die mit einer unangenehmen, schmerzhaften Körperempfindung einhergehen und mit Kribbeln, Taubheit oder Einschlafen sowie Kälte- und Wärmewahrnehmungsstörungen vergesellschaftet sind.

In den meisten Fällen treten die Symptome in relativ kurzer Zeit und mit Plötzlichkeit auf. Reflektorische Störungen wie die sogenannten Pyramidenbahnzeichen sind für das Elsberg-Syndrom eher untypisch. Statt einer Läsion der Pyramidenbahnen liegt eine Myelitis der kaudal liegenden Abschnitte des Rückenmarks vor.

Diagnose & Verlauf

Zur Diagnostik führt der Neurologe bei Verdacht auf das Elsberg-Syndrom eine Liquor-Untersuchung durch und punktiert das Rückenmark, um das Hirnwasser des äußeren Ventrikels zur labordiagnostischen Untersuchung zu geben. Beim Elsberg-Syndrom erweist die labordiagnostische Liquoranalyse eine zytoalbuminäre Dissoziation, eine Pleozytose und eine IgG-Erhöhung. Um Raumforderungen auszuschließen, kann eine Kernspintomografie erforderlich sein.

Differentialdiagnostisch ist außerdem das Konus-Kauda-Syndrom zu bedenken, das häufig mit Bandscheibenvorfällen der Lendenwirbelsäule oder Tumorraumforderungen einhergeht. Beim Elsberg-Syndrom hat sich die medizinische Meinung zum Krankheitsverlauf seit der Erstbeschreibung verändert.

Elsberg beschrieb die Erkrankung als chronisch fortschreitend und gab einen eher ungünstigen Verlauf an. Die Vergangenheit hat aber erwiesen, dass es sich meist nicht um eine fortschreitende Erkrankung handelt. Die Symptome haben sich in vielen der beobachteten Fälle vollständig wieder zurückgebildet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei plötzlich auftretenden Sensibilitätsstörungen, Blasenstörungen oder Mastdarmstörungen sollte in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Die Symptome deuten zwar nicht zwingend auf das Elsberg-Syndrom hin, ihnen liegt jedoch fast immer ein ernstes Grundleiden zugrunde, das medizinisch abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss.

Wenn Symptome wie Kribbeln, Taubheit oder eine Erschlaffung der Beine hinzukommen, ist das Elsberg-Syndrom wahrscheinlich – spätestens dann ist eine ärztliche Abklärung erforderlich. Bei starken Beschwerden sollte mit dem Elsberg-Syndrom ein Notarzt oder das nächste Krankenhaus konsultiert werden.

Dies gilt insbesondere für Menschen, die bereits durch ein andere Erkrankung körperlich geschwächt sind. Sollten diese plötzlich Symptome des Elsberg-Syndroms bemerken, ist in jedem Fall eine sofortige notärztliche Abklärung erforderlich. Andernfalls können sich schwerwiegende Komplikationen wie ein Bandscheibenvorfall oder empfindliche Kälte- und Wahrnehmungsstörungen einstellen.

Weitere Risikogruppen sind Patienten mit einer vorliegenden Neuroborreliose, Durchblutungsstörungen, Gefäßentzündungen oder Wurminfektionen. Patienten dieser und ähnlicher Erkrankungen sollten zügig mit dem Hausarzt sprechen, wenn eines der genannten Symptome bemerkt wird.

Behandlung & Therapie

Beim Elsberg-Syndrom richtet sich die Therapie vor allem nach der Grunderkrankung. Die Gabe von Immunglobulinen und Corticosteroiden kann eine Linderung der Symptome begünstigen. Als Variante des Guillain-Barré-Syndroms kann das Elsberg-Syndrom vollständig geheilt werden. Eine zeitige Diagnose begünstigt die Ausheilung.

Wie auch beim Guillain-Barré-Syndrom geht es bei leichten Verlaufsformen vor allem kommen um die Verhinderung von Thrombosen und Infektionen. Im Rahmen einer Physiotherapie kann der Patient die Muskelkontrolle nach einer Beinparese zurückerlangen. Eine Erkrankung ungeklärter Ätiologie wird von Patienten oftmals als großer Schock empfunden. Die psychische Belastung kann die Erfolge der Physiotherapie beeinträchtigen.

Daher kann psychotherapeutische Betreuung die Aussicht auf Heilung verbessern. Bei akuten und schweren Fällen steht für das Guillain-Barré-Syndrom eine Immuntherapie zur Verfügung. Auch diese Art der Behandlung kann für Patienten mit Elsberg-Syndrom in Frage kommen. Entweder werden dem Betroffenen im Rahmen der Therapie Immunglobuline verabreicht oder es wird Plasmapherese angewandt. Die Therapie mit Immunglobulinen ist deutlich schonender und nebenwirkungsloser als die Plasmapherese.

Diese Behandlung ist allerdings mit hohen Kosten verbunden und stellt sich beim Guillain-Barré-Syndrom als weniger wirkungsvoll heraus. Die Plasmapherese eignet sich vor allem für rasch fortschreitende, lang andauernde Verläufe. Ein Katheter wird dabei ins Blutsystem gelegt. Eine Maschine pumpt das Blut des Patienten zur Reinigung von Immunglobulinen aus dem Körper und wieder in den Körper hinein.

Aussicht & Prognose

Das als eigene Entität umstrittene Elsberg-Syndrom zeigt in der Regel einen günstigen Verlauf. Ursprünglich wurde es von dem New Yorker Neurochirurgen Charles Elsberg als eine fortschreitende Erkrankung beschrieben. Heute ist das Bild differenzierter. In den meisten Fällen wird eine rückläufige Symptomatik beobachtet. Die Ursache für das Elsberg-Syndrom ist allerdings noch nicht klar. So ist auch nicht gesichert, ob es sich nur um einen Symptomenkomplex mit mehreren möglichen Ursachen handelt. Davon hängt aber die Prognose der Erkrankung im Einzelfall ab.

Bereits die möglichen zugrunde liegenden Erkrankungen können sich in ihrem Verlauf und ihrer Prognose unterscheiden. So wird ein Zusammenhang des Elsberg-Syndroms mit den Infektionen von Herpes simplex, des Zytomegalievirus oder des HIV-Virus sowie mit einer Neuroborreliose, aber auch mit Wurminfektionen, Gefäßentzündungen oder Durchblutungsstörungen beschrieben.

Jede dieser Erkrankungen hat einen eigenen Verlauf und beeinflusst so die Prognose des resultierenden Elsberg-Syndroms. Klinisch gleicht das Elsberg-Syndrom dem Konus-Kauda-Syndrom, welches sich durch Lähmungserscheinungen bei Bandscheibenvorfällen oder raumfordernden Prozessen bei Tumoren bemerkbar macht.

Das Elsberg-Syndrom wird symptomatisch mit Kortikosteroiden therapiert. Eine dauerhafte Rückbildung der Symptome kann jedoch nur durch die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung erreicht werden. Wenn noch keine irreversiblen Veränderungen aufgetreten sind, ist auch ohne Therapie eine abklingende Symptomatik nach der Ausheilung der Grundkrankheit möglich. Seltener kommt es wie in dem von Elsberg beschriebenem Fall zu einer fortschreitenden chronischen Entwicklung der Symptome.


Vorbeugung

Die primäre Ursache des Elsberg-Syndroms ist noch nicht abschließend geklärt. Aus diesem Grund lässt sich dem Symptomkomplex nur schwer vorbeugen. Da eine rasche Diagnose aber die Chancen auf einen günstigen Verlauf steigert, sollten sich Betroffene bei Zeiten in ärztliche Betreuung begeben und schon kleinste Gefühlsstörungen im Bereich der Lendenwirbelsäure abklären lassen.

Nachsorge

In den meisten Fällen sind die Möglichkeiten der Nachsorge beim Elsberg-Syndrom stark eingeschränkt. Dabei ist der Betroffene auf die Behandlung durch einen Arzt in erster Linie angewiesen, um die Beschwerden zu lindern und weitere Komplikationen zu verhindern. Da es dabei nicht zu einer Selbstheilung kommen kann, muss immer eine medizinische Untersuchung und Behandlung durchgeführt werden.

Die Behandlung des Elsberg-Syndroms erfolgt dabei in der Regel mit Hilfe von Medikamenten. Die Patienten sind dabei auf die regelmäßige Einnahme angewiesen, damit die Beschwerden gelindert werden. Bei Kindern sollten die Eltern die richtige Einnahme überprüfen und in Zweifelsfällen oder bei Unklarheiten einen Arzt kontaktieren. Weiterhin sollten im Allgemeinen Infektionen verhindert werden.

Da nicht selten auch eine psychologische Behandlung des Betroffenen notwendig ist, kann sich dabei auch die Hilfe und die Unterstützung der Eltern und der eigenen Familie sehr positiv auf den weiteren Verlauf des Elsberg-Syndroms auswirken und weitere psychische Verstimmungen verhindern. Im Allgemeinen sollte sich der Betroffene schonen und Anstrengungen oder stressige Situationen vermeiden. Ob es durch das Syndrom zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Das können Sie selbst tun

Zur besseren Heilung oder Linderung von Entzündungserscheinungen ist es besonders hilfreich, wenn der Patient ein gesundes und stabiles Immunsystem hat. Dafür sind eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegungen und der Verzicht auf Schadstoffe wie Nikotin oder Drogen wichtig. Ein gutes Gesundheitsbewusstsein fördert die körperlichen Ressourcen, die für eine Verbesserung der Beschwerden benötigt werden.

Die Bewegungsabläufe sollten optimiert werden, um Schäden des Skelettsystems vorzubeugen. Eine einseitige körperliche Belastung oder eine Fehlstellung der Knochen sind zu vermeiden. Körperhaltungen sind nicht über eine lange Zeit in der gleichen Position einzunehmen. Dies belastet den Körper unnötig. Zum Ausgleich sind Gegenbewegungen hilfreich. Zusätzlich unterstützen sportliche Aktivitäten den Muskelaufbau und das allgemeine Wohlbefinden.

Für die emotionale Entlastung ist es ratsam, Gespräche mit Freunden, Angehörigen oder ebenfalls Betroffenen zu führen. Im gemeinsamen Austausch können die Herausforderungen des Tages besprochen werden und Tipps für einen besseren Umgang mit den Beschwerden gegeben werden. Sollte dies nicht ausreichen, ist es ratsam, wenn der Patient eine psychologische Hilfe in Anspruch nimmt. Zusätzlich helfen als Ausgleich im Alltag die Anwendungen von Entspannungsmethoden, um die seelische Belastung zu lindern. Mit Techniken wie Meditation oder Yoga kann der Patient seine Psyche stabilisieren und Stress aus dem Alltagsleben abbauen.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

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