Erregungsniveau

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Erregungsniveau entspricht dem Aktivierungsgrad des zentralen Nervensystems (ZNS) und ist mit Aufmerksamkeit, Wachheit und Reaktionsbereitschaft assoziiert. Ein mittleres Erregungsniveau gilt als Basis höchster Leistungsfähigkeit. Wenn dauerhaft negative Erregung besteht, entstehen Distress und manchmal Phänomene wie das Burnout-Syndrom.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Erregungsniveau?

Das Erregungsniveau entspricht dem Aktivierungsgrad des zentralen Nervensystems (ZNS) und ist mit Aufmerksamkeit, Wachheit und Reaktionsbereitschaft assoziiert.

Die Wahrnehmung von äußeren Reizen hat gemäß der Wahrnehmungskette im letzten Schritt eine Reaktion auf das Wahrgenommene zur Folge. Damit hängt die Reaktionsfähigkeit auf die äußere Umwelt signifikant von der Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen ab. Mit funktionierenden Sinnessystemen ist die Grundlage für diese Reaktionsfähigkeit geschaffen.

Menschen reagieren jedoch mehr oder weniger gut auf Reize aus ihrer Umwelt. Wie gut ein Mensch auf Reize reagieren und sie verarbeiten kann, entscheidet sich durch sein aktuelles Erregungsniveau. Dieses 'level of arousal' ist die Höhe der physiologischen Erregung oder auch Aktivierung einer Person. Die Aktivation oder Aktivierung ist wiederum die sichtbare Bereitschaft zu einer bestimmten Handlung. Mit dieser Bereitschaft hängt immer eine Erregung zusammen. Der Grad der Aktivierung kann von Anspannung über gesteigerte Aufmerksamkeit bis hin zu spürbarer Aufregung und höchst möglicher Erregtheit reichen. Die Extremzustände des Erregungsniveaus sind die Schockstarre und der Tiefschlaf oder die Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma.

Als Auslöser der Aktivation gelten neben äußeren Reizen und Sinneseindrücken ebenfalls innere Reize, so zum Beispiel Schmerz. In jeder äußeren Reizsituation verändert sich etwas am Erregungsniveau. Neben psychischen Prozessen spielen auch neuronale Prozesse für das Erregungsniveau und seine Höhe eine Rolle.

Funktion & Aufgabe

Das sogenannte Arousal ist als Begriff der Psychologie und Neurologie bekannt und beschreibt den Grad der ZNS-Aktivierung. Aufmerksamkeit und Wachheit charakterisieren Arousal ebenso wie die daraus entstehende Reaktionsbereitschaft. Das niedrigste Arousal-Level besteht im Schlaf. Wenn die Sinneszellen dagegen Schmerzen oder verwandte Erregungszustände an das zentrale Nervensystem weiterleiten, besteht das mitunter höchste Level. Auch Emotionen wie Ärger, Angst und zuweilen sexuelle Begierde steigern das Erregungsniveau im zentralen Nervensystem.

Das Arousal selbst besitzt keine Emotionskomponente, sondern eine biophysiologisch messbare Größe im EEG, die sich in verschiedenen Frequenzen mit mehr oder weniger geringen Ausschlägen manifestiert. Die im EEG erkennbare Spannung und ihre Frequenz bestimmen das Maß des Erregungsniveaus.

Zur Auslösung von Arousal sind immer sensorische Impulse nötig, die auf bestimmte Hirnstammteile wirken, eine Stimulation der Hirnrinde auslösen und die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin anregen. Vom Formatio reticularis aus nimmt der Grad des Arousals Einfluss auf den gesamten Organismus, das vegetative Nervensystem und so auch den Stoffwechsel.

Ein starkes Erregungsniveau bedingt allgemeine Wachheit und Reaktionsbereitschaft. Für externe Reize der Gefahr ist eine Person mit hohem Erregungsniveau besonders empfänglich. Die Reaktionsbereitschaft wird durch das Stresshormon Adrenalin erhöht, das Schmerzen ausschaltet und alle Denkprozesse herunterfährt. So wird der Mensch zu reaktionsschneller Flucht und ebenso reaktionsbereitem Kampf gegen Feinde befähigt. Der Zusammenhang zwischen dem Erregungsniveau und der Leistung wird durch das Yerkes-Dodson-Gesetz aus dem Jahr 1908 besser nachvollziehbar. Schwere Aufgaben kann ein Mensch bis zu einem gewissen Level der Erregung gut bewältigen. Wenn das Arousal jedoch über dieses Level ansteigt, sinkt das allgemeine Leistungsvermögen. Bei einem weiteren Anstieg werden leichte Aufgaben unlösbar und der Mensch ist zu kaum mehr zu etwas fähig.

Ein gewisses Erregungsniveau ist andererseits notwendig, um überhaupt irgendeine Art der Leistung erbringen zu können. Die höchste Leistungsfähigkeit erlangen Menschen bei mittlerem Arousal-Niveau, beim sogenannten Eustress. Über diesem Level können Ermüdung, Erschöpfung oder ein Zusammenbruch eintreten.


Krankheiten & Beschwerden

Durch Stressoren steigt das Erregungsniveau an. Während einige Stressoren als positiv bewertet werden, sind andere Stressoren ausschließlich mit negativen Bewertungen assoziiert. Ein anhaltendes Arousal aufgrund von negativen Stressoren wird in der medizinischen Praxis Distress genannt und kann unterschiedliche Krankheitsbilder begünstigen. Negativ sind alle Reize, die ein Mensch als unangenehm, als bedrohlich oder als überfordernd wertet.

Eine negative Bewertung von Stress erfolgt nur nach häufigem Auftreten und dem Verzicht auf einen körperlichen Ausgleich. Negative Auswirkungen haben auch solche Stressoren, deren Stress situativ nicht bewältigt werden kann. Das ist zum Beispiel bei Stressoren wie einer Scheidung, einer Krankheit oder gar dem Tod von Familienmitgliedern und eigenen Erkrankungen der Fall. Wenn die Situation des negativen Arousals nicht aufgelöst werden kann, muss den Patienten eine Strategie zum Coping übermittelt werden.

Da ein Arousal inform von Distress eine negative Anspannung des gesamten Körpers zur Folge hat und Neurotransmitter oder Hormone wie die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet, verändert sich durch anhaltenden Distress oft dauerhaft etwas im Organismus. Die Aufmerksamkeit der betroffenen Person geht zurück. Dasselbe gilt für ihre Leistungsfähigkeit, die bei einer Erregung über dem Level des Eustresses automatisch abfällt.

Eine Langzeitwirkung von Distress ohne geeignete Bewältigungsstrategien können Krankheitsbilder wie das Burnout-Syndrom begünstigen. Das Burnout-Syndrom entspricht einem Zustand der emotionalen Erschöpfung, der mit dauerhaft reduzierter Leistungsfähigkeit einhergeht und so zu immer größerer Erschöpfung führt. Auf eine Phase der idealistischen Begeisterung folgen oft frustrierende Ereignisse, die letztlich in Desillusionierung oder sogar Apathie münden.

Neben dem Burnout, einer Art von Depression, kann die beschriebene Art von Arousal psychosomatische Erkrankungen wie Suchterkrankungen oder Aggressivität auslösen.

Quellen

  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2015

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