Hüftarthrose
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zahlreiche Menschen leiden im Laufe ihres Lebens unter Hüftbeschwerden durch eine Hüftarthrose. Sie werden dadurch in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Die daraus resultierenden Auswirkungen beeinträchtigen auch in erheblichem Umfang die Ausübung einer beruflichen Arbeit. Dabei entsteht auch ein bedeutender volkswirtschaftlicher Schaden.
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Was ist eine Hüftarthrose?
Die Hüftarthrose ist eine Erkrankung des Hüftgelenkes, bei der die Knorpelschicht zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf einen Verschleiß aufweist. Die Abnutzung erfolgt meistens altersbedingt. Sie kann aber auch verletzungs- oder krankheitsbedingt auftreten. Das Knorpelgewebe verhindert als schützende Schmierschicht, dass die Knochen nicht schmerzhaft gegeneinander reiben und sich dabei abschleifen.
Die Knorpelmasse ist ein elastisches Bindegewebe, das eine Wasser speichernde Eigenschaft besitzt. Durch den natürlichen Alterungsprozess bilden sich Elastizität und Wasserspeicherung zurück. Analog der sichtbaren Hautveränderung durch die Bildung von Falten erfolgt auch im Innern des Körpers eine Veränderung. Die Gelenkknorpel werden kleiner und rauer. Der Verlust an Knorpelhöhe bewirkt auch eine Verringerung des Dämpfungsvermögens.
Das Fortschreiten dieses degenerativen Entwicklungsprozesses verursacht eine funktionale Einschränkung des Hüftgelenkes. Außerdem stellen sich zunehmend Schmerzen bei einer Belastung des betroffenen Gelenkes ein. Die Dauer und Intensität der Schmerzen kann unterschiedlich ausfallen. Vorübergehend können die Symptome sogar abklingen, bevor sich erneut Schmerzen einstellen, die in der Folge auch ohne Belastung nachts auftreten.
Ursachen
Außerdem können Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma, Gicht, bakterielle Infektionen sowie Hüftkopfnekrosen und Osteoporosen die kausale Ursache für eine Coxarthrose sein. Unfällen können ebenfalls zu einer Hüftarthrose führen. Eine Beckenfraktur oder ein Oberschenkelhalsbruch mit einer Gelenkbeeinträchtigung können Auslöser für den Beginn der Erkrankung sein. Hierdurch verändert sich die natürliche Statik des Gelenks und verursacht eine höhere Knorpelbelastung.
Ebenso können Medikamente für eine Arthrose des Hüftgelenks verantwortlich sein. Anhaltende, einseitige Überlastungen des Hüftgelenkes können über einen längeren Zeitraum die Hüftarthrose begünstigen. Erhebliches, dauerhaftes Übergewicht führt gleichermaßen zu diesem Überlastungseffekt. Weiterhin kann eine Ursache für die Auslösung der Hüftarthrose ein Bewegungsmangel sein, der zur mangelhaften Durchblutung des Knorpels führt. Dabei wird die Herstellung von Knorpelschmiere durch eine Störung des passiven Stoffwechsels gemindert.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Eine Hüftarthrose beginnt mit kaum merklichen Symptomen. Zu Beginn treten leichte Schmerzen auf, die von den Betroffenen vor allem während körperlicher Bewegung bemerkt werden. Bereits nach kurzer Zeit treten die Schmerzen auch in Ruhephasen auf. Aktivitäten wie das Aussteigen aus dem Auto oder das Treppensteigen fallen zusehends schwerer und sind schließlich überhaupt nicht mehr möglich.
Dann schmerzen die Gelenke auch in Ruhe und nachts und die Schmerzen strahlen oft bis in die Knie und den unteren Rücken aus. Eine Arthrose der Hüftgelenke äußert sich vor allem durch Anlaufschmerzen im Bereich der Hüfte, die nach einigen Schritten nachlassen. Im fortgeschrittenen Stadium treten Gelenkschmerzen, Leistenschmerzen und Ruheschmerzen auf.
Die Beweglichkeit der Oberschenkel ist stark eingeschränkt – oft können die Beine nur noch unter großer Anstrengung gebeugt, gestreckt oder gespreizt werden. Äußerlich kann eine Hüftarthrose an dem schleppenden, oft schaukelnden Gang bemerkt werden. Die Betroffenen bewegen sich deutlich langsamer als üblich und müssen zudem regelmäßige Pausen einlegen.
In Einzelfällen kann sich eine Hüftarthrose durch Rötungen und Schwellungen im Bereich der Hüfte äußern. Begleitend zu den körperlichen Symptomen treten meist auch psychische Beschwerden wie eine erhöhte Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen auf.
Diagnose & Verlauf
Einschränkungen der Hüftfunktion, die oftmals mit schmerzlichen Empfindungen im Bein, Rücken oder Gesäß einhergehen, indizieren eine begonnene Hüftarthrose. Beim Verdacht auf eine Arthrose erfolgt zunächst einmal eine ausführliche Befragung des Patienten zur Lebensweise und Vorgeschichte, um mögliche Erbfaktoren, Überlastungen, Verletzungen oder Ernährungsfehler in Erfahrung zu bringen.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung zur Feststellung der Hüftbeweglichkeit. Dabei können vorhandene Fehlstellungen im Gelenk und Kapselschwellungen bereits ertastet werden. Mithilfe gezielter Untersuchungstechniken lassen sich auch gezielt bewegungsabhängige Schmerzen konstatieren. Weitergehende Informationen sind über bildgebende Untersuchungsverfahren zu erhalten. Durch Röntgenaufnahmen erfolgt eine aufschlussreiche Darstellung des Hüftgelenks in mehreren Ebenen.
Die Feststellung von Veränderungen der Gelenkspalte ist ein deutlicher Hinweis auf einen Knorpelabrieb. Außerdem kann eine Ultraschalluntersuchung zur unterstützenden Darstellung der Weichteile hilfreich zur Erstellung der Diagnose sein. Einen spezifischen, präzisen Aufschluss über die Verteilung und Vitalität des Gelenkknorpels liefert die Kernspintomografie oder die Hüftarthroskopie durch eine kleine Kamerasonde.
Zur Feststellung, ob eine bakterielle Infektion ursächlich für die Hüftarthrose sein könnte, muss eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Wenn die Hüftarthrose Anlaufschmerzen verursacht, zum Beispiel nach dem morgendlichen Aufstehen oder nach längerem Sitzen, verschwinden diese Schmerzen und die Steifigkeit in der Regel nach einiger Bewegung.
Bei fortgeschrittener Erkrankung können nur noch kürzere Strecken bewältigt werden. Es kann auch ein Hinken während des Gehens auftreten. Die Schmerzen treten als Überlastungsschmerz immer häufiger auf und stellen sich letztlich auch im Ruhezustand ein. Beim weiteren Fortschreiten der Knorpelabnutzung tritt schließlich die völlige Hüftsteifigkeit ein.
Komplikationen
Durch die Hüftarthrose treten vor allem in der Hüfte und in den Gelenken Schmerzen auf. Diese Schmerzen können sich auch in andere Regionen des Körpers ausbreiten und damit zum Beispiel auch im Rücken zu Schmerzen führen. Nicht selten leiden die Patienten damit an Gangstörungen und starken Einschränkungen im Alltag. Einige Betroffene benötigen eine Gehhilfe oder sind auf andere Menschen in ihrem Alltag angewiesen, falls dieser durch die Hüftarthrose eingeschränkt wird.
Weiterhin können die Schmerzen auch nachts in Form von Ruheschmerzen auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden führen. Die Behandlung der Hüftarthrose kann durch verschiedene Möglichkeiten erfolgen und die Beschwerden lindern. Weitere Komplikationen treten dabei nicht auf. In der Regel erfolgt die Behandlung kausal, sodass zum Beispiel Patienten mit Übergewicht zuerst dieses reduzieren müssen. Weiterhin können auch Prothesen eingesetzt werden. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit nicht verringert.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Wenn Hüft- oder Gelenkschmerzen bemerkt werden, die im Lauf der Zeit an Intensität zunehmen, liegt unter Umständen eine Hüftarthrose zugrunde. Ein Arzt sollte bereits konsultiert werden, wenn die Beschwerden erstmalig auftreten. Kommen Gangstörungen oder andere Bewegungseinschränkungen hinzu, kann von einer ernsten Erkrankung ausgegangen werden, die zeitnah abgeklärt werden muss. Der Betroffene sollte rasch mit dem Hausarzt sprechen und zur weiteren Abklärung einen Orthopäden hinzuziehen.
Sollte es bereits bei leichter körperlicher Anstrengung zu Schmerzen kommen, muss noch am selben Tag ein Arzt aufgesucht werden. Patienten, die an Rheuma, Gicht oder Osteoporose leiden, sind besonders anfällig für die Entstehung einer Hüftarthrose. Ebenso Menschen, die eine schwere bakterielle Infektion hinter sich haben oder an einer Hüftkopfnekrose leiden. Auch Medikamente, Bewegungsmangel und ein generell ungesunder Lebensstil sind mögliche Auslöser der Erkrankung. Wer sich zu diesen Risikogruppen zählt, sollte mit genannten Symptomen umgehend zum Arzt gehen. Im Zweifelsfall kann zunächst der ärztliche Notdienst kontaktiert werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung einer Hüftarthrose kann je nach dem festgestellten Befund des Patienten durch eine gelenkerhaltende Therapie oder einen Gelenkersatz erfolgen. Bei einer gelenkerhaltenden Therapie soll eine deutliche Reduzierung des bisherigen Knorpelabriebs erfolgen. Außerdem soll eine Regeneration der Gelenkflächen und Knorpelzüchtung erreicht werden.
Sollte ein erhebliches Übergewicht des Patienten vorliegen, ist in jedem Fall eine Diät und Umstellung auf eine ausgewogene Ernährung ratsam. Bei einseitigen, dauerhaften Überlastungen des Hüftgelenks oder unzureichender Bewegung müssen ebenfalls Verhaltenskorrekturen erfolgen. Sollten eingenommene Medikamente die Arthrose verursacht haben, müssen sie abgesetzt werden. Hilfreich und lindernd kann dagegen die Einnahme von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten sein.
Technische Maßnahmen wie orthopädische Schuhe, Gehstützen oder Bandagen können ebenfalls vorteilhaft zur Behandlung der Erkrankung durch die Veränderung der Belastung und Fehlstellung sein. Ebenso können physikalische Behandlungsmaßnahmen wie Wärme- oder Kältetherapie sowie Krankengymnastik unterstützend wirken. Zur vorübergehenden Linderung der Symptome kann eine Injektionstherapie mit Hyaluronsäure Erfolg versprechend sein.
Bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium helfen nur noch operative Maßnahmen. Begrenzte Knorpelschäden lassen sich oftmals durch Hüftarthroskopien beheben. Dabei werden abgebrochene Knorpelstücke entfernt, damit sie keinen weiteren Abrieb verursachen können. Außerdem wird der aufgeraute, zerrissene Knorpel geglättet. Dadurch kommt es zu einer Beruhigung der Gelenkinnenhaut und zum Abklingen der Hüftbeschwerden. Bei einer weiter fortgeschrittenen Gelenkzerstörung kommt es zum Gelenkersatz durch Hüftprothesen im Rahmen einer Operation. Dabei können zementfreie oder zementierte Prothesen zum Einsatz kommen.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung kann mit Blick auf die Ursachen einiges unternommen werden. Die Reduzierung des Körpergewichts um fünf Kilo kann bei einer stark übergewichtigen Person zu einer Senkung des Arthroserisikos von fast 50 Prozent führen.
Die Ernährung sollte viel grünes Gemüse und wenig rotes Fleisch enthalten. Auf Genussgifte sollten ganz verzichtet werden. Eine vernünftige Belastung des Hüftgelenkes im Beruf und beim Sport sowie gezielte gymnastische Übungen oder Schwimmen sind sinnvolle Präventionsmaßnahmen. Fehlhaltungen und Überlastungen sollten vermieden werden. Typische Bewegungseinschränkungen und Schmerzen sollten frühzeitig beachtet werden und ärztlich untersucht werden.
Viele Menschen leiden vor allem im Alter unter einer Hüftarthrose, bei der ein Verschleiß der Knorpelschicht stattfindet. Dabei kommt es zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. Wenn dieser Entwicklungsprozess nicht aufgehalten werden kann, hilft nur noch ein Gelenkersatz.
Nachsorge
Bei einer Hüftarthrose ist zunächst eine umfassende ärztliche Behandlung vonnöten. Die Nachsorge umfasst regelmäßige Arztbesuche. Der zuständige Facharzt wird zunächst die Hüfte untersuchen und ein Gespräch mit dem Patienten führen. Dadurch kann er sich ein Bild über den Krankheitsverlauf machen und gegebenenfalls weitere Schritte ergreifen. Oft muss die Medikation angepasst oder eine weitere Operation eingeleitet werden.
Bei chronischen Erkrankungen ist deshalb eine anhaltende Behandlung erforderlich. Einzelne Symptome wie die Anlaufschmerzen oder die typischen Gelenk- und Leistenschmerzen bedürfen einer umfassenden Nachsorge. So können anhaltende Schmerzen durch eine Physiotherapie oder einfachere Maßnahmen wie Akupunktur und Massagen gelindert werden.
Diese Praktiken dienen zumeist als Unterstützung, wenn die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Sollte sich ein negativer Krankheitsverlauf mit anhaltenden Gehbeschwerden und Fehlhaltungen abzeichnen, müssen entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Der Patient benötigt Hilfsmittel wie Krücken, oftmals kommt es vor, dass auch den Beruf gewechselt werden muss und Veränderungen im Haushalt vorgenommen werden müssen.
Die Nachsorge einer Hüftarthrose übernimmt der zuständige Orthopäde oder Hausarzt. Nach einem operativen Eingriff sollte zudem Rücksprache mit dem behandelnden Chirurgen gehalten werden. Zu Beginn sollte alle zwei Wochen ein Arzt aufgesucht werden. Stellt dieser keine Komplikationen fest, können die Termine auf jeden Monat, dann auf alle drei Monate und schließlich auf alle sechs Monate reduziert werden.
Das können Sie selbst tun
Betroffene sollten die eigene Belastungsgrenze bei einer Arthrose beobachten und beachten. Sportliche Aktivitäten sind danach auszurichten, aber nach Möglichkeit nicht vollständig einzustellen. Das Körpergewicht ist im Normalbereich zu halten. Eine gesunde und ausgewogene Kost hilft dabei, das Knochengerüst zu stärken und das Immunsystem zu stabilisieren. Für Tätigkeiten im Sitzen ist auf eine ergonomische Sitzposition zu achten. Gleichzeitig ist für eine ausgewogene Nachtruhe die Schlafhygiene zu optimieren. Der Körper benötigt ausreichende Ruhe- und Erholungsphasen, die in den Alltag fest integriert sein sollten.
Mit ausgewählten krankengymnastischen Übungen können das Skelettsystem unterstützt und die Beschwerden gelindert werden. Die Trainingseinheiten sind regelmäßig und nach Vorgabe von geschultem Personal durchzuführen.
Quellen
- Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015