Klinische Psychologie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Klinische Psychologie ist eine Teildisziplin der Angewandten Psychologie und beschäftigt sich mit entwicklungsbezogenen, emotionalen, kognitiven, verhaltensbezogenen sowie sozialen Grundlagen von psychischen Störungen und welche Auswirkungen diese auf das Verhalten haben. Zur Klinischen Psychologie gehören auch die Neuropsychologie sowie die Medizinische Psychologie.
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Was ist die Klinische Psychologie?
Wirken interne oder externe Störungen auf Menschen, Systeme oder Gruppen ein, so untersucht die Klinische Psychologie mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden die Auswirkungen auf das Verhalten und Erleben. Die Zusammenhänge werden dabei in Form von Vorhersagen und Diagnosen beschrieben, wobei die Forschung, die Evaluation sowie das praktische Vorgehen eine Einheit bilden. Die Ausbildung sowie die weitere berufliche Tätigkeit folgen dabei dem so genannten Scientist-Practitioner Modell.
Die klinische Psychologie ist sehr weit definiert und beschäftigt sich nicht nur mit psychischen Störungen sondern auch mit unterschiedlichsten Systemen und Methoden für die Diagnose, Behandlung, Rehabilitation und Prävention. In erster Linie betreibt die Disziplin aber vor allem Grundlagenforschung und sucht im Rahmen von Forschungen auch nach der Ursache gestörter Funktionsbereiche.
Aus den Ergebnissen ist es möglich, Methoden, die eine Veränderung bewirken, zu entwickeln. Im Rahmen einer klinisch-psychologischen Behandlung werden beispielsweise psychologische Gespräche, Verhaltensanalysen sowie Psychodiagnostik eingesetzt. Die Dauer bzw. die Art der Behandlung hängt dabei von der individuellen Situation bzw. der Intensität der Symptome ab.
Behandlungen & Therapien
- Definition bzw. Beschreibung des Problems
- Indikations- und Behandlungsentscheidung
- Planung der Behandlung
- Evaluation des Ergebnisses und des Behandlungsprozesses
Die Intervention umfasst dabei die Arbeit mit den Betroffenen, aber auch die Veränderung von institutionellen und sozialen Gegebenheiten. Da psychische Störungen meist sehr komplex sind, ist häufig eine Vielzahl unterschiedlichster Interventionsformen erforderlich. Bewährt haben sich hier kombinierte standardisierte Behandlungsprogramme wie beispielsweise verhaltenstherapeutische Programme zur Konflikt-, Stress- und Angstbewältigung, das integrierte psychologische Therapieprogramm für schizophrene Patienten oder neuropsychologische Trainingsprogramme, die beispielsweise bei Erkrankungen des Gehirns zum Einsatz kommen. Die Interventionen können dabei unterschiedlichen Bereichen zugeordnet werden. Dazu zählen:
- Kognition (Problemlösestrategien, Wahrnehmung, Konzentrationsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit)
- Psychophysiologie (Schmerzbehandlung, Biofeedback, Körperwahrnehmung, Entspannung, Neuromuskuläre Reedukation)
- Sozialverhalten (Soziale Wahrnehmung, Stärkung von Selbstkontrollmechanismen, Verhaltenstraining, Selbstsicherheitstraining, Kommunikationstraining)
- Krankheitsverarbeitung (Rückfallprophylaxe, Krankheitsmanagement, Complianceförderung, Psychoedukation)
- Störungsspezifische Behandlung (Persönlichkeitsentwicklung, Konflikt- und Stressbewältigung, Affekt- und Aggressionskontrolle, Suizidprophylaxe)
Die klinisch-psychologische Behandlung orientiert sich dabei an sechs charakteristischen Merkmalen:
- Wahl der Mittel: Dazu gehören beispielsweise das Gespräch, die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie die Übung.
- Behandlungsfunktionen: Wichtige Funktionen für eine klinisch-psychologische Behandlung sind die Prävention, die Gesundheitsförderung, die Rehabilitation sowie die Therapie.
- Zielorientierung: Um die richtige Methode für eine klinisch-psychologische Behandlung auswählen zu können, ist eine konkrete Zielformulierung notwendig. Sie bildet die Basis für die Entwicklung von zielorientierten Interventionen.
- Theoretische Fundierung: Die Behandlung muss Kriterien hinsichtlich empirischer Forschungen, empirischer Befunde, Theorien und Hypothesen erfüllen.
- Evaluation: Es ist möglich, empirisch zu überprüfen, ob eine Behandlung wirksam ist.
- Professionelles Handeln: Die Interventionen werden von Experten durchgeführt, wobei sich Therapeut und Klient aktiv austauschen. Besonders wichtig ist auch die Ressourcenorientierung im Zuge der Behandlung.
Das Angebot richtet sich dabei an Einzelpersonen, Familien oder Paare, die an psychiatrischen Erkrankungen, psychischen Beeinträchtigungen oder an chronischen bzw. akuten Belastungsreaktionen leiden. Dazu gehören:
- Psychische Beeinträchtigungen, die auf somatische Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Krebserkrankungen zurückzuführen sind.
- Akute Krisen oder schwierige Situationen wie Trennung, Tod, erlebte Katastrophen oder Gewalt
- Angstzustände, die situationsbezogen sind, wie beispielsweise vor Chemotherapien oder Operationen
- Psychosomatische Beschwerden
- Psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen, ADHS, Autismus oder Zwangsproblematiken
- Beeinträchtigungen von Aufmerksamkeit und Gedächtnis wie bei Demenz oder Alzheimer
- Schulprobleme oder Entwicklungsstörungen
- Sexuelle Probleme, die im Rahmen einer psychischen oder körperlichen Erkrankung auftreten.
Diagnose & Untersuchungsmethoden
- Leistungstests (dazu zählen Eignungstests, Schultests, Allgemeine Leistungstests, Intelligenztests, Entwicklungstests)
- Psychometrische Persönlichkeitstests (dazu gehören Persönlichkeits-Struktur-Tests, Einstellungs- und Interessentests, Klinische Tests)
- Persönlichkeits-Entfaltungsverfahren (dazu zählen Zeichnerische- und Gestaltungsverfahren, Verbal-thematische Verfahren)
Darüber hinaus werden auch eine Reihe von computerunterstützten Diagnoseverfahren verwendet, darunter beispielsweise das Hogrefe-Testsystem oder das Wiener-Testsystem. Müssen belastende Situationen bewältigt werden, so spricht man von einer Krisenintervention. Da Krisen phasenhaft verlaufen, werden in den einzelnen Phasen spezielle Interventionen eingesetzt, wodurch sich die Betroffenen neu orientieren können.
Im Rahmen einer klinisch-psychologischen Beratung vermittelt der Therapeut Fachwissen für bestimmte Störungsbilder bzw. Möglichkeiten, wie diese verändert werden können. Im Gegensatz zu einer klinisch-psychologischen Behandlung ist die Beratung eine lösungsorientierte und kurzfristige Intervention. Dabei werden den Klienten Entscheidungshilfen und Informationen zur Verfügung gestellt und das Anliegen erarbeitet. Dadurch kann eine Verhaltensänderung eingeleitet werden, die Betroffenen werden aber nicht über einen längeren Zeitraum begleitet.
Quellen
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
- Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012