Knochenmarkkarzinose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Knochenmarkkarzinose wird eine seltene diffuse Metastasierung eines Krebstumors innerhalb des Knochenmarks bezeichnet. Sie stellt eine Komplikation von Knochenmetastasen dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Knochenmarkkarzinose?

Knochenmetastasen oder eine Knochenmarkkarzinose machen sich zumeist durch Schmerzen im Rücken oder an den Gliedmaßen bemerkbar, lassen sich jedoch nicht eindeutig zuordnen, da sie auch andere Ursachen aufweisen können.
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Bei einer Knochenmarkkarzinose, auch Knochenmarkskarzinose genannt, handelt es sich um die Folgeerscheinung einer Knochenmetastase. Dabei wird das Knochenmark von den kleinherdigen Metastasen (Tochtergeschwülsten) eines Karzinoms infiltriert.

Knochenmarkkarzinosen gelten als Komplikation von Knochenmetastasen. Sie zeigen sich bei circa acht bis zehn Prozent aller Patienten, die unter Knochenmetastasen leiden. Zur Entstehung von Knochenmetastasen kommt es in erster Linie beim Voranschreiten von Krebserkrankungen wie Prostatakrebs und Brustkrebs.

Metastasen des menschlichen Skelettes können sich außerdem im Rahmen von Schilddrüsenkrebs, Lungenkrebs und Nierenzellkarzinomen bilden. Bei Prostatakrebs und Brustkrebs leiden durchschnittlich sieben von zehn Patienten unter einer Tochtergeschwulst. Seltener sind Knochenmetastasen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs, Magenkrebs, Leberkrebs, schwarzem Hautkrebs, Blasenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs und Gallenblasenkrebs möglich.

Ursachen

Verursacht wird eine Knochenmarkkarzinose durch bösartige Krebstumore. Sowohl von den Tumoren als auch von deren Tochtergeschwülsten werden Krebszellen abgesiedelt, die imstande sind, die Substantia spongiosa (Schwammknochen oder Bälkchenknochen) des Knochens zu durchdringen, wodurch sie anschließend das Knochenmark befallen können.

In den meisten Fällen geschieht dies bei einem primären Tumor wie einem Mammakarzinom oder einem Bronchialkarzinom. Die Ansiedelung geht mit einem diffusen Infiltrieren des hämatopoetischen (die Hämatopoese betreffend) Systems einher. Das Eindringen der Krebszellen führt dazu, dass sich die Anzahl der blutbildenden Zellen vermindert oder sie sogar überhaupt nicht mehr gebildet werden.

Ärzte sprechen dann von einer terminalen Myelosuppression. Der Aufbau und Abbau des Knochens wird bereits durch die Knochenmetastasen aus der Balance gebracht, was allerdings nicht sogleich geschieht. Über den Blutweg können die Krebszellen zum Knochenmark gelangen, wo sie sich festsetzen. Von dort aus beginnt anschließend das Wachstum der Tochtergeschwulst.

So werden von ihnen Signale abgegeben, die eine Beeinflussung der Funktionen der osteoklastischen und osteoblastischen Zellen zur Folge haben. Dadurch kommt es wiederum zu einem unkontrollierten Auf- und Abbau des Knochengewebes. Der Umbau des Knochens führt zu einer Freisetzung von Wachstumsfaktoren. Diese stimulieren die Metastasen dazu, weiter zu wachsen. Durch die Krebszellen entsteht am Knochen eher ein indirekter Schaden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Knochenmetastasen oder eine Knochenmarkkarzinose machen sich zumeist durch Schmerzen im Rücken oder an den Gliedmaßen bemerkbar, lassen sich jedoch nicht eindeutig zuordnen, da sie auch andere Ursachen aufweisen können. Als charakteristische Symptome der Knochenmarkkarzinose gelten Blutarmut (Anämie) und eine verminderte Blutgerinnung, die durch eine Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) entsteht.

Aufgrund eines Mangels an weißen Blutkörperchen (Leukozytopenie) kommt es außerdem zu Störungen des Abwehrsystems. Dadurch besteht bei den betroffenen Personen eine verstärkte Anfälligkeit gegenüber Infektionen. Mitunter zeigen sich auch unerklärliche Knochenbrüche.

Üben die Knochenmetastasen zudem Druck auf Nerven im Rückenmark, Arm oder Bein aus, führt dies zu Sensibilitätsstörungen wie Taubheitsgefühle und Kribbeln. Erhöht sich der Kalziumwert im Blut, gilt dies als Hinweis auf Umbauprozesse innerhalb des Knochens. Der Anstieg des Kalziumspiegels bewirkt oft eine Hyperkalzämie, die wiederum Funktionsstörungen in beinahe allen Organsystemen hervorrufen kann.

In schweren Fällen nimmt die Hyperkalzämie sogar lebensbedrohliche Ausmaße an. Sie tritt jedoch nur ungefähr bei 5 von 100 Patienten auf. Die Anämie, die bei einer Knochenmarkkarzinose vorkommt, hat häufig eine schlechte Sauerstoffversorgung des Organismus zur Folge. Bemerkbar macht sich dies in der Regel durch Schwindelgefühle, Atemprobleme und Müdigkeit.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Besteht Verdacht auf Knochenmetastasen oder gar eine Knochenmarkkarzinose, kommen gezielte Untersuchungen zur Anwendung. Als Standarddiagnoseverfahren bei Knochenmetastasen gilt die Szintigraphie, bei der dem Patienten radioaktive Stoffe in die Blutbahn gespritzt werden. Die verwendeten Marker ähneln dem Kalzium und reichern sich in Knochenregionen an, in denen ein starker Umbau stattfindet.

Allerdings besteht die Gefahr, dass ein Knochenszintigramm negativ ausfällt. Aus diesem Grund sind weitere Untersuchungsmethoden nötig. Dazu gehört eine Knochenmarkbiopsie, in deren Rahmen eine Punktion am Brustbein oder am Beckenkamm mithilfe einer Hohlnadel erfolgt. Im Ausstrich des Knochenmarks lassen sich die Krebszellen erkennen. Im peripheren Blut sind vereinzelt Erythroblasten oder unreife Granulozyten anzutreffen.

Ferner besteht häufig eine leichte Erhöhung der Retikulozytenanzahl, was ebenfalls auf eine Knochenmarkkarzinose hindeutet. Der Verlauf einer Knochenmarkkarzinose ist in den meisten Fällen negativ. So lässt sich normalerweise keine Heilung mehr erzielen, weil das Stadium der Krebserkrankung schon zu weit fortgeschritten ist.

Komplikationen

Durch die Knochenmarkkarzinose kommt es zu einer Krebserkrankung im Knochenmark. Diese stellt einen sehr schwerwiegenden Zustand für die Gesundheit des Patienten dar. In den meisten Fällen leiden die Patienten dabei an starken Rückenschmerzen und auch an Schmerzen in den Gliedmaßen. Falls die Schmerzen auch in der Nacht auftreten, kann es zu Schlafbeschwerden und zu einer allgemeinen Reizbarkeit des Patienten kommen.

Die Betroffenen sind weiterhin anfällig für verschiedene Infektionen und leiden verstärkt an Knochenbrüchen. Ebenso bilden sich am gesamten Körper Lähmungen und Störungen der Sensibilität aus, wodurch der Alltag des Patienten deutlich eingeschränkt wird. Möglicherweise kann es auch zu Lähmungen im Gesicht kommen, wodurch eine Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit für den Betroffenen in der Regel nicht mehr möglich ist.

Ebenso treten Atembeschwerden auf, sodass es zu einer Müdigkeit oder zu Schwindelanfällen kommen kann. Nicht selten verlieren die Patienten auch das Bewusstsein. Bei einer erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn eine verstärkte Anfälligkeit für Infektionen, Knochenbrüche und andere Anzeichen einer ernsten Erkrankung bemerkt werden, ist in jedem Fall ein Arztbesuch nötig. Die betroffene Person sollte rasch beim Hausarzt oder einem Internisten vorstellig werden und die Beschwerden abklären lassen. Dies gilt vor allem dann, wenn weitere Symptome hinzukommen, zum Beispiel ein Krankheitsgefühl oder Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen. Eine Knochenmarkkarzinose kann ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen, weshalb sie oft erst durch eine fachärztliche Untersuchung diagnostiziert wird.

Umso wichtiger ist es, mit Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, der eine erste Diagnose stellen und den Patienten bei Bedarf an einen Spezialisten verweisen kann. Menschen, die schon einmal an Krebs erkrankt sind, gehören zu den Risikogruppen. Sie sollten die genannten Krankheitszeichen unbedingt mit dem zuständigen Arzt besprechen. Liegt tatsächlich eine Knochenmarkkarzinose vor, muss umgehend eine Behandlung eingeleitet werden. Diese erfolgt in der Regel durch einen Facharzt für innere Medizin. Meist ist ein operativer Eingriff im Krankenhaus vonnöten.

Behandlung & Therapie

Das Auftreten von Knochenmetastasen oder einer Knochenmarkkarzinose ist ein Anzeichen dafür, dass der Krebs bereits im Körper gestreut hat. Daher ist bei den meisten Patienten nur noch eine palliative Therapie möglich. Zu den Behandlungsoptionen gehört das Bestrahlen des betroffenen Knochens von innen oder außen. Eine äußere Bestrahlung wird von Medizinern als perkutane Strahlentherapie bezeichnet.

Dabei gelangen energiereiche Strahlen von der Außenseite durch die Haut und sollen die Tumorzellen zum Absterben bringen. Eine andere Behandlungsmethode stellt die Radionuklidtherapie dar, in deren Verlauf der Patient mit schwachen radioaktiven Substanzen behandelt wird. Zu diesem Zweck erhält er eine Injektion.

Durch dieses Vorgehen können sich die Radionuklide unmittelbar im Knochen einlagern und die Krebszellen in Mitleidenschaft ziehen, wodurch wiederum Entzündungen entgegengewirkt wird. Die beschriebenen Verfahren dienen der Linderung der Schmerzen. Des Weiteren lässt sich eine Knochenmarkkarzinose mit einer Chemotherapie behandeln.


Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Knochenmarkkarzinose ist äußerst ungünstig. Die Erkrankung des Knochenmarkts ist ein Anzeichen dafür, dass eine im Organismus bereits vorhandene Krebserkrankung bereits an Umfang und Intensität zugenommen hat. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist von einer Streuung des Krebses in diesem Fall die Rede. Der Therapieplan muss umgestellt und den aktuellen Befunden angepasst werden.

Es gibt nur wenige Therapieansätze, die bei einem leichten Befall des Knochenmarkts zu einer Linderung der Beschwerden führen. Werden diese schnellstmöglich eingesetzt und zeigen Sie innerhalb einer kurzen Zeit eine entsprechende Wirkung, besteht eine Aussicht auf eine spätere Heilung. Nicht immer reagiert der Organismus des Patienten wie gewünscht auf die eingeleiteten Therapien. Ein erfolgreicher Behandlungsweg überdauert mehrere Jahre und ist gekennzeichnet von zahlreichen Nebenwirkungen. Dem Patienten drohen weitere Folgeerkrankungen und er ist gezwungen, seine gesamten Lebensabläufe den körperlichen Möglichkeiten anzupassen.

Auch bei einer Genesung kann es jederzeit im weiteren Verlauf oder innerhalb einer stattfindenden Therapie zu Rückfällen kommen. Je stärker das Knochenmark von Krebszellen befallen ist, desto schlechter ist die Prognose. Bei einigen Patienten wird die Linderung der Schmerzen in den Fokus gestellt, der eine Heilung nicht mehr möglich ist. Es kommt innerhalb einiger Wochen, Monate oder Jahre zu einem vorzeitigen Ableben des Patienten.

Vorbeugung

Vorbeugemaßnahmen gegen eine Knochenmarkkarzinose sind nicht bekannt. So handelt es sich bei ihr um ein weit fortgeschrittenes Krebsstadium.

Nachsorge

Krebs gehört zu den Erkrankungen, bei denen eine Nachsorge unabdingbar ist. Quartalsweise oder halbjährlich stellt sich der Patient vor und nimmt an Früherkennungsuntersuchungen teil. Aus der Entdeckung eines Tumors im Anfangsstadium versprechen sich Ärzte den größten Behandlungserfolg. Diese Art der Nachsorge ist allerdings bei einer diagnostizierten Knochenmarkkarzinose nicht möglich.

Die Problematik geht darauf zurück, dass eine Heilung so gut wie ausgeschlossen ist. Die Erkrankung ist weit fortgeschritten, wenn sie festgestellt wird. Demnach kann ein Wiederauftreten nicht verhindert werden; der Krebs liegt dauerhaft vor. Die Therapie zielt darauf, Komplikationen zu eliminieren und dem Patienten eine restliche schmerzfreie Lebenszeit zu ermöglichen.

Streng genommen gehört dieser Teil nicht zur Nachsorge, da eine Behandlung zuvor weder abgeschlossen noch vorläufig beendet wurde. Die diffusen Metastasen werden durch eine Strahlen- und Chemotherapie behandelt. Eine kurzzeitige Beschwerdefreiheit wird dadurch realisiert. In seltenen Fällen kommt es tatsächlich zur Genesung.

Doch folgt darauf typischer Weise ein erneuter Krebsbefall. Eine Knochenmarkbiopsie verspricht eindeutige Ergebnisse. Die Lebenserwartung verkürzt sich erneut. Nicht selten bringt eine Knochenmarkkarzinose Anfragen an das Leben und psychische Probleme mit sich. Diesem lässt sich im Kontext einer Therapie begegnen.

Das können Sie selbst tun

Personen, bei denen Knochenmetastasen festgestellt wurden, können meist nur noch palliativ behandelt werden. Die wichtigste Selbsthilfemaßnahme besteht darin, Informationen über die Knochenmarkkarzinose und ihren Verlauf einzuholen. Dadurch fällt es den Betroffenen oft leichter, die Erkrankung zu akzeptieren. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe trägt zu einer positiveren Aussicht bei, und oft erlernen die Patienten im Gespräch mit anderen Betroffenen neue Strategien im Umgang mit den Beschwerden.

Begleitend dazu ist immer auch eine ärztliche Behandlung erforderlich. Da die Strahlentherapie eine erhebliche Belastung für den Körper darstellt, benötigen die Erkrankten viel Ruhe und Schonung. Der zuständige Arzt wird dem Patienten zudem eine individuelle Diät empfehlen. In Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten wird ein Trainingsplan erarbeitet, der die Funktionalität der befallenen Knochen gewährleistet und im besten Fall das Wohlbefinden der Patienten verbessert.

Die einzelnen Symptome wie Schmerzen oder das typische Krankheitsgefühl können unter Umständen auch durch alternative Heilmittel gelindert werden. Welche Maßnahmen hier im Detail sinnvoll sind, beantwortet am besten der verantwortliche Mediziner. Trotz all dieser Maßnahmen endet eine Knochenmarkkarzinose oft mit dem Tod des Patienten. Die Unterstützung durch Freunde und Angehörige ist darum umso wichtiger.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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