Lymphatisches System
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Lymphatische System ist als Teil des Immunsystems über den gesamten Körper verteilt. Es ist kein einzelnes Organ, sondern ein komplexes Netzwerk aus lymphatischen Organen und Lymphgefäßsystem.
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Was ist das Lymphatische System?
Die Bezeichnung Lymphatisches System stammt aus dem Lateinischen. Dabei bedeutet das Wort Lympha "Klares Wasser". In diesem System wird die Lymphflüssigkeit gebildet, die eine große Bedeutung für den Flüssigkeitstransport im Körper besitzt. Dabei stellt das Lymphatische System ein Teil des Immunsystems dar.
Des Weiteren ist es eng mit dem Blutkreislauf verbunden. Es umfasst die Gesamtheit aller Lymphbahnen und sogenannten lymphatischen Organen. Diese Organe sind entweder als primäre lymphatische Organe für die Bildung der Abwehrzellen oder als sekundäre lymphatische Organe für die Vermehrung dieser Zellen durch Zellteilung verantwortlich.
Das Lymphgefäßsystem wiederum besteht aus Lymphkapillaren, in denen die sogenannten Lymphknoten als Filterstationen integriert sind. Es spielt eine wichtige Rolle für den Transport und die Filterung der Körperflüssigkeit. Mithilfe von Untersuchungen der Reaktion des Lymphatischen Systems können viele Krankheiten, angefangen von Infektionen über Autoimmunstörungen bis hin zu Krebs, diagnostiziert werden.
Anatomie & Aufbau
Diese Organe dienen der Bildung und Umwandlung von Abwehrzellen (Lymphozyten). Die sekundären lymphatischen Organe sind vertreten durch die Mandeln, die Milz, die Lymphknoten, die Lymphfollikel, die Peyer-Plaques und den Wurmfortsatz. Sie sind für die spezifische Immunreaktion durch das Zusammentreffen von Lymphozyten und Antigenen verantwortlich.
Außerdem sorgen sie für die Vermehrung der Lymphozyten infolge Zellteilung. Die Milz und das Knochenmark sind darüber hinaus auch für die Bildung, Speicherung und den Abbau von Blutzellen zuständig. Das Lymphgefäßsystem ist ein System aus Lymphkapillaren, welche die Flüssigkeit aus den Organen und den Zwischenzellräumen filtert und transportiert.
Als Filterstationen dienen die sogenannten Lymphknoten. Die Flüssigkeiten aus dem Blutkreislauf und dem Zwischenzellraum stehen über das Lymphgefäßsystem in enger Verbindung. Die Vereinigung der Lymphflüssigkeit mit dem Blut findet in der oberen Hohlvene statt. Alle anderen Organe im Körper besitzen jeweils ein eigenes Lymphatisches System, welches mit dem Gesamtsystem verbunden ist.
Funktion & Aufgaben
Die Funktionen des Lymphatischen Systems umfassen sowohl die Abwehr von Krankheitserregern als auch den Flüssigkeitstransport im Körper. In den primären lymphatischen Organen Thymus und Knochenmark werden aus vorhandenen Vorläuferzellen die T- und B-Lymphozyten ausdifferenziert. B-Lymphozyten sind Bestandteil der weißen Blutkörperchen und sind als einzige Zellen fähig zur Bildung von Antikörpern. Zusammen mit den T-Lymphozyten sind sie der bedeutendste Bestandteil des Immunsystems. Die T-Lymphozyten werden im Thymus gebildet. Sie zerstören als T-Killerzellen kranke Zellen, locken als T-Helferzellen zusätzliche Immunzellen an und verhindern als regulatorische T-Zellen eine überschießende Immunreaktion an körpereigenen Zellen.
Die sekundären lymphatischen Organe sind für die immunologische Reaktion auf körperfremde Eindringlinge durch die Vermehrung der Abwehrzellen und das Zusammentreffen von Antigenen auf immunkompetente Lymphozyten verantwortlich. Die Verteilung der Immunzellen erfolgt über den Blutkreislauf und das Lymphgefäßsystem. Innerhalb des Lymphgefäßsystems steuern die Lymphknoten die Filterung der Lymphe und tragen bei Infektionen durch die Vermehrung der Lymphozyten zur Immunantwort bei. Ersichtlich wird das durch das Anschwellen von Lymphknoten. Das Lymphgefäßsystem ist außerdem für den Transport der Lymphflüssigkeit verantwortlich.
Es gibt allerdings keinen Lymphkreislauf. Über das Lymphgefäßsystem besteht nur eine Verbindung von innerzellulärer Flüssigkeit mit dem Blutkreislauf. Dabei treten Teile des Blutes über die Kapillaren als interzelluläres Gewebswasser aus. In diesen Kapillaren erfolgt der Transport der Flüssigkeit entweder passiv durch die Bewegung der Gliedmaßen oder aktiv durch ungeordnete Kontraktionen einzelner Lymphangione. Das sind Lymphgefäßabschnitte, deren glatte Muskulatur durch Kontraktion Pumpfunktionen übernehmen können. Das Lymphgefäßsystem ist auch dafür verantwortlich, dass Fette aus dem Darm in den Blutkreislauf transportiert werden.
Krankheiten
Bei schweren Infektionen kann es zu einer generalisierten Reaktion des Lymphatischen Systems kommen. Manchmal bestehen chronische Lymphknotenschwellungen, die verschiedene Ursachen haben können. Da das Immunsystem nicht nur Bakterien, Viren oder Pilze, sondern auch krankhafte körpereigene Zellen oder Krebszellen bekämpft, bedarf es oftmals intensiver diagnostischer Untersuchungen des Arztes.
Neben Infektionen führen daher auch Tumoren oder Autoimmunerkrankungen zu Lymphknotenschwellungen. Das Lymphatische System ist auch selber anfällig für Erkrankungen. So kann sich durch eine undifferenzierte Vermehrung von Lymphozyten ein Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) ausbilden. Typische Symptome dieser Erkrankung sind chronische, aber schmerzlose Lymphdrüsenschwellungen, Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust.
Durch eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie hat das Lymphom aber eine gute Prognose. Eine andere im Volksmund als Blutvergiftung bezeichnete Erkrankung ist die Lymphangitis, eine Entzündung des Lymphgefäßsystems. Des Weiteren kann der Abfluss der Lymphe gestört sein. Es entsteht ein Lymphödem, wobei es zur Schwellung der betroffenen Körperregion kommt. Erwähnt werden soll in diesem Zusammenhang noch, dass auch die einzelnen Organe des Lymphatischen Systems individuelle Erkrankungen ausbilden können.
Typische & häufige Erkrankungen
Quellen
- Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
- Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007