Mediastinum
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Mediastinum entspricht einem Geweberaum der Brusthöhle, in dem alle Brustorgane mit Ausnahme der Lungen unterkommen. Die Organe sind innerhalb des Mediastinum in Bindegewebe eingelagert, das ihre Form erhält und neben Stütz- auch Schutzfunktionen übernimmt. Klinische Relevanz erhält das Mediastinum oft durch Mediastinaltumore, die den Mittelfellraum inklusive der Organe in eine Thoraxhälfte verschieben können.
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Was ist das Mediastinum?
Im menschlichen Brustraum sitzen unterschiedliche Systeme mit lebenswichtigen Funktionen. Neben dem Herz sind beispielsweise der immunologisch relevante Thymus und die Luftröhre in den Brustraum eingebettet. Unter dem Mediastinum versteht der Mediziner einen Geweberaum der Brusthöhle, der alle Brustorgane mit Ausnahme der Lungen beherbergt.
Wörtlich übersetzt, bedeutet Mediastinum so viel wie Mittelfellraum. Die Struktur liegt median innerhalb der Brusthöhle und wird auf der ventralen Seite vom Sternum begrenzt. Die dorsale Begrenzung bildet die Wirbelsäule. Seitlich wird das Mediastinum von den Pleurae eingefasst und kranial liegt die obere Thoraxapertur. Kaudal des Mediastinum befindet sich das Zwerchfell, das ähnlich der Lungen nicht zum Mittelfellraum gehört. Anatomisch betrachtet, wird der Brusthöhlenraum in zwei unterschiedliche Abschnitte unterteilt: in einen unteren und einen oberen Geweberaum. Innerhalb des Mediastinum liegen neben Venen, Arterien und Nerven vor allem Lymphbahnen. Auch Organe wie das Herz sind ein Teil der Struktur.
Anatomie & Aufbau
Die Nervenstrukturen des oberen Bereichs entsprechen dem Nervus phrenicus, dem Nervus vagus und dem Nervus laryngeus recurrens. Als sogenannter Milchbrustgang ist der Ductus thoracicus dem lymphatischen System zuzuordnen. Zwischen dem Aortenbogen und der linken Lungenarterie liegt das sogenannte 'aortopulmonales Fenster': ein Raum, der für die Radiologie eine Rolle spielt. An das obere Mediastinum schließt der untere Mittelfellraum an. Dieser untere Raum untergliedert sich weiter in einen vorderen Abschnitt zwischen Brustbein und Herzbeutel, einen mittleren, das Herz umgreifenden Abschnitt und einen hinteren, zwischen dem Herzen und der Brustwirbelsäule gelegenen Abschnitt.
Der hintere Anteil beheimatet die Speiseröhre, die Aorta und die Vena cava inferior sowie die Vena azygos, die Vena hemiazygos und die Nervenstrukturen des Nervus vagus. In der oberen Schicht des Mediastinum liegen die Ursprünge verschiedener Halsmuskeln. Die Organe liegen in den tieferen Schichten.
Funktion & Aufgaben
Im Mediastinum sind die meisten Organe des Brustraums untergebracht. Die Hauptaufgabe der Struktur ist die Schutzfunktion. Das gesamte Mediastinum ist mit Bindegewebe ausgestattet, das einen idealen Schutzraum für die lebenswichtigen Brustraumstrukturen bildet. Bindegewebe übernimmt im menschlichen Körper vor allem unterstützende Aufgaben und besteht aus vergleichsweise wenigen Zellen. Wegen der großen Zwischenzellmasse von bindegewebigen Strukturen kann das Bindegewebe die Form von Organen aufrechterhalten.
Im Mediastinum schützt die Bindegewebsauskleidung so vor allem die Organe vor Beschädigungen. In der Zwischenzellsubstanz liegen zu diesem Zweck unterschiedliche Fasertypen. Fasern aus fibrillären Proteinen wie Kollagen formen ein enges Maschenwerk aus, das die Organe stützt. Zwischen diesen Fasern liegen stark quellende Proteoglykanen, die Zugkräften widerstehen und zugleich kompressionsdämpfend wirken. Im Zusammenspiel übernehmen das Fasermaschenwerk und der Proteoglykanpuffer des mediastinalen Bindegewebes stützende und schützende Aufgaben für die Brustorgane. Darüber hinaus dient das mediastinale Bindegewebe als Wasserspeicher und übernimmt auch bei der Krankheitsabwehr wichtige Funktionen.
Während die Strukturen des Brustraums durch die Rippen bereits relativ stoßgeschützt sind, ist es der bindegewebige Schutz des Mediastinum, der die Organform und Lokalisation erhält. Damit sind die Organe des Brustraums im Wesentlichen mehrfach geschützt und gesichert. Die Rippen entsprechen einem skelettalen Schutz, während das Mediastinum den feingeweblichen Schutz übernimmt. Der Mehrfachschutz der Brustorgane verweist auf die Lebensnotwendigkeit, die Organen wie dem Herzen im menschlichen Körper zukommt.
Krankheiten
Mediastinaltumore verursachen typische Symptome, indem sie benachbarte Strukturen lokal verdrängen. Häufige Anzeichen für einen Tumor im Mediastinum sind Kompressionserscheinungen der Vena cava superior, die von Heiserkeit begleitet werden. In diesem Szenario verdrängt der Tumor die Vena cava superior sowie den Nervus laryngeus recurrens. Durch die Verdrängung liegen die beiden Strukturen fortan verklemmt, sodass sich Durchblutungsstörungen und Nervenleitstörungen einstellen. Tumore des Mediastinum können außerdem den Symptomkomplex Horner-Syndrom hervorrufen und damit Lähmungen der glatten Augenmuskulatur zur Folge haben.
Durch die tumorbedingten Gewebeverdrängungen kann außerdem ein Zwerchfellhochstand auftreten, der mit zunehmender Luftnot einhergeht. Dieses Szenario entsteht vor allem durch eine tumorbedingte Kompression der Trachea. Unspezifische Begleitsymptome einer gewebeverdrängenden Raumforderung innerhalb des Mediastinum sind Husten sowie die Allgemeinsymptome Nachtschweiß und Fieber. Im Rahmen von Tumorerkrankungen der Mittelfellraumstruktur tritt oft eine Mediastinalverschiebung ein, die einer röntgenologisch darstellbaren Verlagerung des Mediastinum entspricht. Diese Verlagerung verschiebt den Mediastinalraum samt seiner Organe in eine der Thoraxhälften.
Quellen
- Lippert, H. et al: Anatomie. Text und Atlas. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
- Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018