Meptazinol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Meptazinol handelt es sich um einen Arzneistoff, der zur Wirkstoffgruppe der Opioid-Analgetika zählt. Das Medikament kommt im Rahmen der Therapie unterschiedlicher Schmerzzustände zum Einsatz. Anders als die meisten anderen Arten dieser Wirkstoffe steht Meptazinol, wenn es per Injektion verabreicht wird, nicht unter dem Betäubungsmittelgesetz. Besonders häufig wird Meptazinol zur Behandlung von Geburtsschmerzen angewendet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Meptazinol?

Der Wirkstoff Meptazinol kommt in erster Linie zur Therapie von Schmerzen zum Einsatz. Besonders häufig wird das Medikament im Rahmen der Geburt angewendet.

Der Wirkstoff Meptazinol ist unter dem Handelsnamen Meptid® auf dem Markt erhältlich. Der Hersteller des Produkts ist dabei das Unternehmen Riemser Arzneimittel. Bei Meptazinol handelt es sich um ein Opioid-Analgetikum, das für mäßig starke bis starke Schmerzen geeignet ist. Den behandelten Schmerzen können dabei unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Gemeinsam mit den Wirkstoffen Nalbuphin und Tramadol ist Meptazinol das einzige Opioid-Analgetikum, das injiziert werden kann und gleichzeitig nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Die sogenannte analgetische Potenz des Stoffs Meptazinol liegt bei dem 0,1-fachen von Morphin. Aus diesem Grund besteht so gut wie keine Abhängigkeitsentwicklung.

In der Pharmazie kommt in den meisten Fällen das Meptazinol-Hydrochlorid zum Einsatz. Für diesen Stoff existieren unterschiedliche chemische Bezeichnungen. Grundsätzlich liegt der Wirkstoff als aromatische Kohlenwasserstoffverbindung vor. Bei Zimmertemperatur erscheint Meptazinol in der Form eines Feststoffs. Der Schmelzpunkt des Wirkstoffs liegt bei 128 bis 132 Grad Celsius. Liegt Meptazinol als Hydrochlorid vor, steigt der Schmelzpunkt auf ungefähr 183 bis 187 Grad Celsius an.

Zudem existieren vom Wirkstoff Meptazinol zwei verschiedene Stereoisomere, denn das entsprechende Molekül verfügt über ein sogenanntes Stereozentrum. Dabei wird in das R-Enantiomer und das spiegelgleiche S-Enantiomer unterteilt. In jenen Präparaten, die im Handelt erhältlich sind, ist in der Regel ein sogenanntes 1:1-Racemat im Meptazinol vorhanden.

Pharmakologische Wirkung

Bei der analgetischen Wirkung spielt der µ1-Opioidrezeptor eine entscheidende Rolle. Das Meptazinol bindet sich als partieller Agonist an diesen Rezeptor. Dabei besteht lediglich eine geringe Bindung zum µ2-Rezeptor, der Atemdepressionen auslösen kann. Aus diesem Grund ist das Risiko für Atemdepressionen bei einer Therapie mit Meptazinol lediglich gering ausgeprägt. Anders als bei anderen häufig eingesetzten Analgetika unterstützen zentral-cholinerge Mechanismen die analgetische Wirkung von Meptazinol.

Im Rahmen der Synthese des Wirkstoffs Meptazinol spielen zahlreiche Prozesse eine Rolle. Die Ausgangsstoffe für die Herstellung von Meptazinol bilden 2-(3-Methoxyphenyl)butyronitril und 4-Iodbuttersäureethylester. Die beiden Stoffe werden im Rahmen chemischer Vorgänge in andere Verbindungen umgewandelt und mehrmals gespalten. Als Resultat der letzten Reaktion der Stoffe bildet sich der Wirkstoff Meptazinol.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Der Wirkstoff Meptazinol kommt in erster Linie zur Therapie von Schmerzen zum Einsatz. Besonders häufig wird das Medikament im Rahmen der Geburt angewendet. Das Ziel der Verabreichung ist dabei, die Wehenschmerzen erträglicher zu machen.

Das Arzneimittel Meptazinol zeichnet sich, im Gegensatz zu anderen Medikamenten, durch ein besseres Nebenwirkungsprofil aus und löst dabei den Wirkstoff Pethidin zunehmend in den Kreißsälen ab. Der größte Vorzug von Meptazinol liegt darin, dass der Stoff seltener zu Atemdepressionen bei den neugeborenen Babys führt. Kommt es doch zu einer Atemdepression, so ist diese in der Regel weniger stark ausgeprägt.

Neben der Behandlung von Wehenschmerzen zeichnet sich der Wirkstoff Meptazinol noch durch eine Vielzahl anderer Einsatzbereiche aus. So kommt er zum Beispiel als postoperatives Analgetikum zur Anwendung, sofern die bestehenden Schmerzen lediglich schwach bis mittelstark sind. Auch als Basisanalgetikum bei einer opioidgestützten Narkose kommt das Medikament zum Einsatz.

Darüber hinaus wird Meptazinol zum Teil auch bei akuten und traumatischen Schmerzen, etwa in der Notfallmedizin, verwendet. Grund dafür ist, dass die Wahrscheinlichkeit für das Einsetzen einer Atemdepression stark herabgesetzt ist. Außerdem kommt der Wirkstoff Meptazinol als Analgetikum für die Schmerztherapie bei älteren Patienten zur Anwendung.

Meptazinol wird auch im Rahmen von Schmerzsituationen verabreicht, die mit starken Blutverlusten verbunden sind. Dabei wird die adrenerge und leicht kreislaufstimulierende Wirkung ausgenutzt. Zudem wird von der antiarrhythmischen Wirkung des Stoffs profitiert. Da die Beeinträchtigung der Vigilanz (Wachheit) gering ist und sich nur minimal Proteine binden, kommt es bevorzugt als Analgetikum bei mittelstarken Schmerzen zum Einsatz, insbesondere auch bei sehr alten Patienten.

Grundsätzlich entscheidet der Arzt über die Dauer der Anwendung des Wirkstoffs. Sie orientiert sich in der Regel an der Ursache der Schmerzen sowie an der Art der Krankheit. Meptazinol in flüssiger Form wird entweder in den Muskel oder langsam in die Vene injiziert.


Risiken & Nebenwirkungen

Eine Therapie mit dem Wirkstoff Meptazinol kann zu einer Vielzahl von unerwünschten Nebenwirkungen führen. Zu den häufigsten Nebeneffekten zählen Erbrechen und Übelkeit. Auch Müdigkeit tritt im Rahmen der Behandlung oft auf. Diese kann bis zu Benommenheit und Schwindel führen. Darüber hinaus sind Cephalgien (Kopfschmerzen) sowie Magen-Darm-Veränderungen möglich. Häufig klagen die betroffenen Patienten über Bauchschmerzen und Durchfall.

Wird das Medikament Meptazinol verabreicht, müssen diverse Wechselwirkungen zu anderen Substanzen beachtet werden. So sind zum Beispiel Arzneimittel mit einer leberenzyminduzierenden Wirkung in der Lage, die Wirkung von Meptazinol erheblich zu minimieren.

In einigen Fällen ist eine Therapie mit Meptazinol nicht geeignet. Dies gilt insbesondere während der Schwangerschaft, da hier Atemdepressionen beim Kind drohen. Eine Ausnahme bildet hingegen der Geburtsvorgang.

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