Tramadol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. Juli 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schmerzmittel werden in drei Gruppen aufgeteilt: nicht-opiodhaltige, schwach opioidhaltige und stark opioidhaltige. Bei der Schmerzbehandlung wird so vorgegangen, dass mit der ersten Gruppe begonnen wird, die Schmerzen zu lindern. Reichen die Medikamente und Dosierungen in der ersten Gruppe nicht mehr aus, wird zur nächsten Einstufungsgruppe übergegangen, ggf. bis in die dritte Gruppe der starken Opioide. Hierzu zählt Tramadol.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Tramadol?

Tramadol ist ein zentral wirksames Schmerzmittel, welches bei mittelstarken bis starken Schmerzen eingesetzt wird.

Tramadol ist ein zentral wirksames Schmerzmittel, welches bei mittelstarken bis starken Schmerzen eingesetzt wird. Tramadol fällt hier in die mittlere bzw. zweite Gruppe der Schmerzmitteleinteilung. Es handelt sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament.

Nur wenige Pharmaunternehmen stellen die Tabletten in zwei Schichten her, sodass es auch hier möglich ist, die Dosis anzupassen. Tramadol ist eines der wenigen Opioide, welches auch intravenös verabreicht werden kann, was sich besonders nach Operationen oder als Behandlung mit höhreren Dosierungen über einen längeren Zeitraum als vorteilhaft erweist, insbesondere hier auch wieder wegen dem sofortigen Einsetzen der Wirkung.

Pharmakologische Wirkung

Tramadol ist ein zentral wirkendes Schmerzmittel, das heißt es erzielt seine schmerzlindernde Wirkung durch das Andocken an Nervenzellen des Rückenmarks und des Gehirns.

Es schaltet praktisch gewisse Schmerzrezeptoren aus bzw. fährt die Empfindlichkeit herunter, sodass es für einen gewissen Zeitraum zu einer Schmerzfreiheit kommt, da der Schmerz nicht mehr wahrgenommen wird. Aber das ist nicht die einzige Wirkungsweise des Stoffes. Tramdol sorgt dafür, dass die Wiederaufnahme von Noradrenalin gehemmt wird und eine leicht verstärkte Freisetzung von Serotonin erfolgt. Dies führt auch zu einem leicht antidepressiven Effekt des Arzneimittels.

Trotz der zentral wirkenden Eigenschaft eignet sich Tramdol nicht für alle Schmerzformen. Zum Beispiel gibt es bei Muskelschmerzen oder bestimmten Bauchschmerzen eine geringe Wirkungsfähigkeit. Häufig kommt es zu Vorbehalten bei der Behandlung mit Opioiden und es wird zu spät ein solches Mittel erst in Erwägung gezogen.

Die Medikamente können jedoch lange Zeit eingesetzt werden ohne dass eine Toleranzentwicklung eintritt, was eine Dosiserhöhung unvermeidbar machen würde. Ist aber bei Tramadol eine Dosiserhöhung notwendig, so liegt das meistens an tatsächlich stärker gewordenen Schmerzen beim Patienten oder an einer verstärkten Wahrnehmung von Schmerzen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Opioidhaltige Schmerzmittel haben in der Schmerztherapie eine besondere Bedeutung und bei verschiedenen Schmerzformen eine hervorragende Wirkung.

Häufig wird Tramadol im Bereich der Tumorschmerzbehandlung sowie ganz häufig bei stärkeren Rückenschmerzen eingesetzt. Tramadolhydrochlorid wird in Tropfenform oder als Tablette - hierbei meist mit zwei Wirkstufen - verabreicht. Tropfen müssen häufig nachgenommen werden, jedoch haben sie den Vorteil, dass die schmerzlindernde Wirkung sehr schnell eintritt.

Bei den sogenannten Retardtabletten wird ein Teil des Wirkstoffs sofort freigesetzt und der andere Teil erst über einen längeren Zeitraum nach und nach im Körper freigegeben. Das hat den Vorteil einer langen Wirkungsphase, jedoch ist die Dosierung in den überwiegenden Fällen nur durch eine Dosisveränderung bei der Rezeptvergabe möglich, da die meisten der Retardschmerztabletten nicht zerteilt werden können.


Verabreichung & Dosierung

Tramadol ist ein opioides Analgetikum, das zur Behandlung mäßiger bis starker Schmerzen eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Tramadol müssen bestimmte Richtlinien beachtet werden, um eine sichere und effektive Schmerzlinderung zu gewährleisten.

Die Standarddosis von Tramadol für Erwachsene beträgt in der Regel 50 bis 100 mg alle 4 bis 6 Stunden, je nach Bedarf. Die maximale Tagesdosis sollte 400 mg nicht überschreiten. Bei älteren Patienten oder Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion muss die Dosis möglicherweise angepasst werden. Hier kann eine Dosisreduktion oder eine verlängerte Dosierungsfrequenz erforderlich sein.

Tramadol kann oral als Tablette, Kapsel oder Tropfen eingenommen werden. Es ist auch in retardierten Formen erhältlich, die eine einmalige tägliche Einnahme ermöglichen. Die retardierte Form sollte unzerkaut geschluckt werden, um die Wirkstofffreisetzung über einen längeren Zeitraum sicherzustellen.

Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Krampfanfällen, da Tramadol das Risiko für Anfälle erhöhen kann. Zudem sollte Tramadol nicht gleichzeitig mit MAO-Hemmern oder anderen zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol eingenommen werden, da dies zu schweren Nebenwirkungen führen kann.

Bei der Langzeitanwendung von Tramadol besteht das Risiko der Toleranzentwicklung und Abhängigkeit. Daher sollte die niedrigste wirksame Dosis über den kürzest möglichen Zeitraum angewendet werden. Plötzliches Absetzen nach längerer Anwendung sollte vermieden werden, um Entzugserscheinungen vorzubeugen; stattdessen sollte eine schrittweise Reduktion der Dosis erfolgen.

Risiken & Nebenwirkungen

Tramdol ist wenig organtoxisch. Das heißt, es kommt weniger zu Magen-, Darm-, Leber- und auch Nierenschäden, als bei vielen anderen Schmerzmitteln.

Jedoch kann es zu Nebenwirkungen nach der Einnahme kommen, dies sind vor allem Übelkeit und teilweise Erbrechen- insbesondere in Verbindung mit erhöhter körperlicher Aktivität- sowie Schwindelgefühle und Benommenheit wie auch verschwommene Sicht. Man sollte deshalb unter der Einnahme von Tramadol auf das Autofahren oder das Bedienen von Maschinen verzichten, besonders ist dies in der Anfangszeit der Einnahme angeraten, da die Nebenwirkungen hier erhöht sein können. Weitere seltenere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Appetitveränderungen, Fehlempfindungen, verlangsamte Atmung und Koordinationsstörungen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Tramadol kann es zu allergischen Reaktionen wie Juckreiz, Atemnot und Schockreaktionen kommen. Treten diese Nebenwirkungen in Erscheinung, so ist unverzüglich ein Arzt oder Notdienst hinzuzuziehen.

Bei einigen Patienten kommt es insbesondere nach längerer Einnahme zu einer Abhängigkeitsentwicklung, dies ist vor allem beim schlagartigen Absetzen des Arzneimittels beobachtet worden. Die auftretenden Erscheinungsformen des Entzugs sind vor allem: Angst, Nervosität, Zittern und Hyperaktivität.

Sehr selten sind auch Panikanfälle, Halluzinationen, Fehlempfindungen wie Kribbeln und Muskelschmerzen sowie Taubheitsgefühl oder Ohrgeräusche berichtet worden. Diesen Nebenwirkungen nach Absetzen kann durch eine angepasste Dosisreduzierung weitestgehend vorgebeugt werden.

Kontraindikationen

Tramadol ist ein wirksames Analgetikum, das jedoch bei bestimmten Patientengruppen kontraindiziert ist. Eine der Hauptkontraindikationen ist die Überempfindlichkeit gegenüber Tramadol oder einem seiner Bestandteile. Patienten mit einer bekannten Allergie gegen Tramadol sollten das Medikament nicht einnehmen.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist die gleichzeitige Einnahme von Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern) oder die Einnahme dieser Medikamente in den letzten 14 Tagen. Die Kombination kann zu schweren und potenziell lebensbedrohlichen Wechselwirkungen führen.

Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen oder Atemdepression sollten Tramadol ebenfalls vermeiden, da das Medikament die Atmung weiter beeinträchtigen kann. Tramadol ist auch kontraindiziert bei Patienten mit akuter Vergiftung durch Alkohol, Schlaftabletten, Schmerzmittel oder andere Psychopharmaka, da die zentral dämpfenden Effekte verstärkt werden können.

Patienten, die unter nicht ausreichend kontrollierten Epilepsien leiden, sollten Tramadol meiden, da es das Risiko von Krampfanfällen erhöhen kann. Auch Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sollten Tramadol nicht einnehmen, da die Metabolisierung und Ausscheidung des Medikaments beeinträchtigt sein kann.

Zudem ist Tramadol bei der Behandlung von Patienten, die suizidgefährdet sind oder eine Substanzmissbrauchsgeschichte haben, kontraindiziert. Das Risiko für Missbrauch, Abhängigkeit und Suizid kann durch die Einnahme von Tramadol erhöht werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Tramadol interagiert mit verschiedenen Medikamenten, was zu veränderten Wirkungen oder erhöhten Risiken für Nebenwirkungen führen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Monoaminoxidase-Hemmern (MAO-Hemmern). Die gleichzeitige Anwendung von Tramadol und MAO-Hemmern oder die Einnahme von Tramadol innerhalb von 14 Tagen nach Absetzen eines MAO-Hemmers kann schwere Nebenwirkungen wie Serotonin-Syndrom, Krampfanfälle und hypertensive Krisen verursachen.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) und andere serotonerge Medikamente erhöhen ebenfalls das Risiko eines Serotonin-Syndroms, wenn sie zusammen mit Tramadol eingenommen werden. Symptome eines Serotonin-Syndroms können Agitation, Halluzinationen, Koma, Tachykardie, labiler Blutdruck, Hyperthermie und Koordinationsstörungen umfassen.

Tramadol kann die sedativen Wirkungen anderer zentral dämpfender Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepine, Barbiturate und Antipsychotika verstärken. Dies kann zu verstärkter Schläfrigkeit, Atemdepression und in schweren Fällen zu Koma oder Tod führen. Die gleichzeitige Anwendung von Tramadol und Opioid-Analgetika kann ebenfalls das Risiko einer Atemdepression erhöhen.

Carbamazepin, ein Antikonvulsivum, kann die metabolische Clearance von Tramadol erhöhen und somit dessen analgetische Wirkung vermindern. Induktoren von CYP3A4 und CYP2D6, wie Rifampicin und Phenytoin, können die Metabolisierung von Tramadol beschleunigen und seine Wirksamkeit reduzieren.

Die gleichzeitige Anwendung von Tramadol mit Antikoagulanzien wie Warfarin kann die Wirkung der Antikoagulanzien verstärken und das Risiko von Blutungen erhöhen. Regelmäßige Überwachung der INR-Werte ist bei Patienten, die beide Medikamente einnehmen, notwendig.

Tramadol sollte auch nicht gleichzeitig mit Medikamenten eingenommen werden, die die Krampfschwelle senken, wie bestimmte Antidepressiva oder Antipsychotika, da dies das Risiko von Krampfanfällen erhöhen kann.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Tramadol nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung. Nicht-opioide Analgetika wie Paracetamol und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen sind häufige Alternativen zur Schmerzbehandlung. Diese Medikamente wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd, wobei sie oft für leichte bis mäßige Schmerzen eingesetzt werden.

Für Patienten mit neuropathischen Schmerzen können Antidepressiva wie Amitriptylin oder Duloxetin wirksam sein. Diese Medikamente beeinflussen die Neurotransmitter im Gehirn und Rückenmark, was zur Schmerzlinderung beiträgt. Auch Antikonvulsiva wie Gabapentin und Pregabalin werden häufig zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen eingesetzt und können eine Alternative zu opioiden Schmerzmitteln darstellen.

Opioid-Alternativen wie Tapentadol und Buprenorphin bieten schmerzlindernde Effekte mit einem anderen Nebenwirkungsprofil als Tramadol. Buprenorphin, zum Beispiel, ist ein Partialagonist am µ-Opioidrezeptor und hat ein geringeres Risiko für Atemdepression.

Für Patienten, die nicht auf orale Medikamente ansprechen oder diese nicht vertragen, können topische Analgetika wie Lidocain-Pflaster oder Capsaicin-Cremes eine Option sein. Diese Medikamente werden direkt auf die schmerzende Stelle aufgetragen und wirken lokal.

Physikalische Therapien wie Physiotherapie, Akupunktur und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen. Diese nicht-pharmakologischen Ansätze können allein oder in Kombination mit Medikamenten eingesetzt werden, um die Schmerzsymptome zu reduzieren.

In einigen Fällen können auch invasive Verfahren wie Nervenblockaden oder Injektionen mit Kortikosteroiden in Betracht gezogen werden, insbesondere bei chronischen Schmerzen oder bei Versagen anderer Behandlungsansätze.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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